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Auf der Suche nach der eigenen Identität

Bühne und Ensemble sind in Schwarz-Weiß-Grau gehalten. (Foto: © Anja Cord)
Bühne und Ensemble sind in Schwarz-Weiß-Grau gehalten. (Foto: © Anja Cord)

Inspiriert durch den Film „La Grande Bellezza“ (Die große Schöne) von Paolo Sorrentino entwickelte Choreograph Marcus Grolle mit dem Ensemble des Seniorentanztheaters das Stück „blick zurück nach vorn“. Im Film sinniert ein in die Jahre gekommener Kulturjournalist über sein Leben und die High Society in Rom. Die Premiere des Stückes ist am 11. Juni 2015 um 20 Uhr im Schauspielhaus.

Die Klammer des Tanzstückes bildet eine sich wiederholende Geburtstagsfeier, bei der immer neue Erinnerungen geweckt werden. In verschiedenen Tanzszenen werden Rückblicke in die Vergangenheit und Visionen der Zukunft erlebbar gemacht. Wiederholt bauen die Tänzer Mauern aus unzähligen Papierkörben auf, um sie mit Macht wieder einzureißen. Ähnlich wie sich manchmal auch im Leben Hindernisse in den Weg stellen oder man sich selbst welche Mauern baut, die dann mühsam wieder eingerissen werden müssen, um weiter zu kommen. Rollkoffer, mit denen die Tänzer wunderschöne Sequenzen tanzen stehen für die Lebensreise des Einzelnen. Die Musik ist mal fröhlich und mitreißend, mal ein melancholischer Walzer.

Die Hälfte der aktiven Tänzer, die zwischen 55 und 78 Jahre alt sind, kommt aus dem Umkreis Dortmunds, Münster, Gelsenkirchen, Schwerte und Iserlohn. Durch den Tanz werden Kopf und Körper gefordert und trainiert. Trainiert wird immer Montags sieben Stunden, mit zwei Pausen.

Neben dem 11. Juni gibt es eine weitere Vorstellung am 12. Juni, ebenfalls um 20 Uhr im Schauspielhaus.

Karten kosten 15 € (ermäßigt 10 €) und sind erhältlich an der Theaterkasse, telefonisch unter 0231 5027222 oder im Internet unter www.theaterdo.de

Manchmal muss man Mauern einreißen. (Foto: © Anja Cord)
Manchmal muss man Mauern einreißen. (Foto: © Anja Cord)

Die dunkle Seite der Macht

Zwischen Treue und Verrat: Mccbeth in der Inszenierung des Seniorentanztheaters. (Foto: © Susanne Diesner)
Zwischen Treue und Verrat: Mccbeth in der Inszenierung des Seniorentanztheaters. (Foto: © Susanne Diesner)

Am 16. Mai 2014 war das Seniorentanztheater (Ballett Dortmund) mit ihrer Uraufführung von „Macbeth – eine Versuchung“ wieder einmal Gast im Schauspielhaus Dortmund.

Die 18 Tänzerinnen und 5 Tänzer transformieren unter der choreographischen Leitung von Marcus Grolle auf Grundlage von William Shakespeares „Macbeth“ (1606) mit einer Verbindung von Tanz, Text und Action die dunkle Seite von Macht und Ehrgeiz in unsere heutige Zeit. Dabei geht es auch um die dunkle Seite in uns.

Die Tragödie „Macbeth“ beschreibt den Aufstieg des königlichen Heerführers Macbeth zum König von Schottland , seinen Wandel zum Tyrannen und seinen Fall. Er hat einerseits einen Hang zu „Treue und „Ehrenhaftigkeit“, andererseits auch einen schon fast neurotischen Ehrgeiz und eine wahnhafte Fantasie.

Die Inszenierung weist das Publikum ziemlich schnell auf einen anderen Despoten der jüngeren Vergangenheit hin. Wenn die Darsteller/innen vom Seniorentanztheater „Heil Macbeth“ rufen

ist klar, dass sie auf die Zeit des zweiten Weltkrieges und auf Hitler Bezug nehmen.

Kommen wir aber zunächst zum Bühnenbild und die Kostüme. Zur Bühnenausstattung von Marcus Grolle gehörten vier weiße Tische. Auf der rechten Seite stand ein Glaskelch mit roter Flüssigkeit. Darauf war eine Krone platziert. Die Tische wurden im Laufe der Aufführung geschickt von den Akteuren multifunktional verwendet. Die rote Flüssigkeit wurde symbolhaft für Blut und Blutvergießen während der Inszenierung in das Gesicht der Schuldigen verteilt.

Die Darsteller/innen waren alle in schwarz, aber individuell gekleidet. In der Funktion von Macbeth oder seiner ebenfalls sehr ehrgeizigen Frau „Lady“-Macbeth wurden durch schwarze T-Shirts mit dem entsprechenden Namen gekennzeichnet. Beeindruckend wurden lange Holzstäbe von den Tänzerinnen und Tänzern als Symbol für Gewaltherrschaft und Widerstand eingesetzt.

Die Musik von Maryanne Amacher bis hin zu den Einstürzenden Neubauten war vielfältig und der jeweiligen Situation angemessen gut ausgewählt. Mal psychedelisch, bedrohlich oder dazwischen Swing und heitere irische Folk-Musik. Ein besondere Idee war sicherlich, als alle Darsteller/innen mit einem Glas in der Hand noch begeistert vom „König“ zu den irischen Klängen tanzten. Die Bedrohung und der Stimmungswechsel wurde von einem Tänzer mit weißer „gespenstischer“ Maske eingeleitet.

Die Aufführung beginnt mit dem Einzug der Tänzer in kleinen Gruppen mit ganz persönlichem Leiden und Jammern. Die anfängliche „Heilerwartung“ durch den neuen König schlägt in Desillusionierung und Ablehnung im Verlauf der Aufführung um.

Am Ende berichtet einer der Darsteller von dem ganz persönlichen Erleben einer Familie nach der Befreiung durch die Amerikaner. Alle Mitwirkenden bliesen währenddessen Seifenblasen in den Raum. Das kann als Freunde interpretiert werden, aber es symbolisiert auch die Fragilität des „Friedens“. Das Böse und Dunkle geht zu uns als Teil der Gesellschaft.

Ein großes Kompliment für die Inszenierung und die beeindruckende Leistung des Seniorentanztheaters. Sie zeigten auch als Senioren ein hohes Maß an Beweglichkeit auch bei modernen Tanzchoreographien und schauspielerisches Talent.

Auf der Suche nach der dunklen Seite

Das Ensemble bei der Probe zu "Macbeth - eine Versuchung". (Foto: © Theater Dortmund/Diesner)
Das Ensemble bei der Probe zu „Macbeth – eine Versuchung“. (Foto: © Theater Dortmund/Diesner)

Das Seniorentanztheater wird fünf Jahre alt und präsentiert dieses Jahr ihre fünfte Produktion. Diesmal hat sich das 24-köpfige Ensemble mit einem Klassiker der Literatur auseinandergesetzt. Am 16. und 17. Mai 2014 steht „Macbeth – eine Versuchung“ auf dem Spielplan des Dortmunder Schauspielhauses. Inszeniert hat das Stück der Düsseldorfer Choreograph Marcus Grolle, der bereits im vergangenen Jahr die Inszenierung von „glücklich?!“ geleitet hat.

 

„ Jeder Mensch hat auch dunkle Seiten“, so Grolle und wo werden sie besser herausgearbeitet als bei Shakespeares Macbeth. Das Stück, in dem die Hauptfigur zunächst zwischen Treue und Ehrgeiz hin und her gerissen ist, bis der Wille zur Macht durchbricht, bietet eine gute Möglichkeit, die dunklen Seiten des Lebens auszuloten. Der Nebentitel „eine Versuchung“ zeigt deutlich, dass hier keine reine Literaturumsetzung geplant ist, sondern es geht um einen Versuch bzw. um eine Annäherung an das Stück.

 

Der biografische Erfahrungsschatz der Tänzerinnen und Tänzer fließt in die choreografische Literaturbearbeitung ein. Und dieser Erfahrungsschatz ist nicht gering, denn beim Seniorentanztheater sind zur Zeit Frauen und Männer von 55-78 Jahren aktiv. So sind Texte entstanden, die vom Kriegsende berichten und wie es in der Nachkriegszeit weiterging. „Macbeth stirbt, aber das Leben muss irgendwie weiter gehen“, so Grolle.

 

Tische und Stöcke werden auf der Bühne als Requisiten eingesetzt, es gibt eine Videoeinspielung und die Musik stammt hauptsächlich von zeitgenössischen Komponisten wie Maryanne Amacher, Angelo Badalamenti oder James Fulkerson.

 

Für die aktuelle Produktion mussten die 19 Frauen und fünf Männer einiges an Zeit investieren. Seit Oktober 2013 gab es wöchentliche Proben sowie zweimal jährlich viertägige Intensivwochenenden von freitags bis montags.

 

Infos und Karten unter www.theaterdo.de oder telefonisch 0231 5027222.