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Seniorentanztheater und das Sinnhafte im Eigensinnigen

Unter der Leitung und tatkräftigen Unterstützung von Barbara Huber sowie des erfahrenen Choreografen Mark Hoskins bereichert das Dortmunder Seniorentanztheater schon in der zehnten Spielzeit das kulturelle Leben in unserer Stadt. Die fitten Seniorinnen und Senioren (57 bis 82 Jahre) sind keine Profitänzer, sondern haben, wie man sehen und spüren kann, enormen Spaß an Bewegung und Tanz.

In ihrer neuesten Produktion „We don‘t need no (s) education“ (frei nach Pink Floyd), an der sie über Monate zusammen gearbeitet haben, geht es darum, gegen überkommene Vorstellungen über „ältere Menschen“ mit Mut und das Leben möglichst lange selbstbestimmt und autonom anzugehen.

Ein aktuelles Thema aus dem Erfahrungsbereich der älteren Generation. Der demografische Wandel zeigt deutlich, das die Zahl der Senioren in den nächsten Jahren stetig ansteigen wird. Die individuelle Situation und Fähigkeiten sind bei ihnen sehr unterschiedlich und lassen sich nicht über einen Kmm scheren.

Wie schafft man es, lange selbstbestimmt Leben zu können? Eines der Fragen, die das Seniorentanztheater beschäftigte. (Foto: ©Piotr Gregorowicz)
Wie schafft man es, lange selbstbestimmt Leben zu können? Eines der Fragen, die das Seniorentanztheater beschäftigte. (Foto: ©Piotr Gregorowicz)

Die dreiundzwanzig beteiligten Personen (sechzehn Frauen und sieben Männer) waren alle mit einer Art weißen Kittel (ähnlich einem Engels-oder Krankenhauskittel) anonym und wie „unsichtbar“ gekleidet. Nur bunte Fäden ihren Köpfen brachten kleine zaghafte Farbtupfer hinein.

Passend zum ernsten Thema war die energiegeladenen Musik von Igor Strawinskys „Sacre du printemps“ sowie natürlich Ausschnitten aus Pink Floyds „The Wall“ sehr gut ausgewählt.

Strawinky beschwört in seinem legendären Ballett ein vorzeitliches Ritual und feiert die stete Erneuerung der Natur. Für die älteren Menschen, die schon einige Frühlinge und Sommer hinter sich haben, wird aus dem Frühlings- ein Herbstopfer

Der Druck von außen, wie man als älterer Mensch zu sein und sich zu verhalten hat, wurde sehr plastisch und eindringlich tänzerisch dargestellt. Widerstand entwickelt sich erst langsam nach und nach.

Das Leben wird als Spiel auf Leben und Tod erfahren, bei der Humor nicht auf der Strecke bleiben darf.

Im Laufe der Aufführung werden dann den Beteiligten in goldenen Kelchen „rote Nasen“ gereicht und sie werden zu Clowns. Glücklich sind sie damit nicht, mit den roten Nasen lächerlich gemacht zu werden. Sie sind keine Narren, sondern haben eine Art Freibrief.

Wenige Videoprojektionen dienten zwischendurch als Hintergrund. Am Eindrucksvollsten war dabei die bunte „Wall“, die Risse bekam. Beim Song „We don‘t need no education“ rockte das Ensemble die Bühne .

Es gab wohl bisher keiner Produktion des Seniorentanztheaters, wo die tänzerisch und motorischen Anforderungen für alle so hoch waren. Viele Elemente des modernen Balletts waren darin eingeflossen.

Ein großes Kompliment für diese Leistung!

Eine besondere Zeitreise mit dem Seniorentanztheater

Das Dortmunder Seniorentanztheater hat sich mit ihrer neuen Produktion „Believe it or not“ unter der Leitung des Choreografen Mark Hoskins und der Organisation durch Barbara Huber auf eine besondere Zeitreise begeben. Ars tremonia war am 01.07.2018 (ein Tag nach der Premiere) im Schauspielhaus anwesend.

Die Gruppe bestand aus 21 Frauen und und 6 Männern im Alter zwischen 58 und 82 Jahren. Gemeinsam gingen sie tänzerisch und spielerisch der Frage nach, was sich in unserem leben eigentlich Unglaubliches ereignet hat. Ein Abend in mehreren Akten.

Dabei standen bestimmte Zeiträume und Zeitgeschehen unserer Historie im Mittelpunkt. Flott los ging es mit den Roaring Twenties, dem Tanz auf dem Vulkan und Lebensgier kurz vor dem Abgrund und den Tänzen der Zeit. Mit dem ständigen Wechsel von Gruppentanz, Tanz zu zweit oder auch mal ausdrucksstarke Solotanz-Einlagen bei der Aufführung entwickelte sich immer wieder eine ganz eigene Dynamik. Bedrohlich wurde die Stimmung dann mit dem aufkommenden Schrecken und Grauens des Nationalsozialismus bis in die Zeit des kalten Krieges. Das Publikum konnte den Fall der Mauer und das Ende der Ost-West-Konfrontation ebenso wie das Aufkommen nie für möglich gehaltener Technologien und Personen im Weißen Haus empathisch in Bewegung dargestellt erleben.

Lothar Porschen hatte, wie schon im letzten Jahr bei „Knockin‘ On Heaven‘s Door“ (damals als „Gott“) , eine besondere Rolle als US-Präsident Donald Trump. Er tanzte nicht nur, sondern sprach und spielte diesen auch drastisch als narzisstisch, infantil und selbstherrliche Person.

Mit voller Energie sorgte das Ensemble des Seniorentanztheaters für einen gelungenen Abend. (Foto: © Piotr Gregorowicz)
Mit voller Energie sorgte das Ensemble des Seniorentanztheaters für einen gelungenen Abend. (Foto: © Piotr Gregorowicz)

Bei einem anderen Zeitabschnitt, vor dem Bau der Berliner Mauer, wurde die Original-Stimme von Walter Ulbricht (1961) „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“ von Band eingespielt.

Die Musik war wunderbar auf das Handlungsgeschehen ausgerichtet. Oft als rhythmische Untermalung als Geräuschkulisse, aber auch als Ausdruck der Lebensfreude und Hoffnung in den Zwischenphasen.

Die Auswahl umfasste Musik von Max Richter, Divan Gattamorta, Joey Scarbury, Rachel Barry, Johannes Gockel und anderen. Scarbury hatt einen Hit mit dem Ttiel des Stücks „Believe it or not“, die die Titelmelodie zur Serie „The Greatest American hero“ war.

Es war erstaunlich, wie beweglich und mit welcher Ausdruckskraft die „rüstigen Senioren“ agierten. Ob als Solotänzer, zu zweit oder als Gruppe bewiesen sie Mut sowie Tanz und Spielfreude. Mit starker Mimik und Gestik, wie etwa beim „Ich hab noch einen Koffer in Berlin“ (Bully Buhlan) überzeugten sie auch in romantischen und traurigen Momenten.

Moderner Technik in Form vom passenden Video-Bildern und Sequenzen wurde geschickt Verstärker auf der Leinwand im Hintergrund eingesetzt. Sehr eindrucksvoll vor allem als Hintergrund für die aufkommende Technologie. (Darstellung des Menschen als Hologramm).

Ein Kompliment auch für die gelungene Kostümideen von Mark Hoskins und Barbara Huber. Das schöne am Tanztheater ist, dass es viel Assoziationsräume für das Publikum lässt. Die Akteure wurden jedenfalls vom Publikum am Schluss gebührend gefeiert.

Zwischen Lebenslust und Melancholie

[fruitful_alert type=“alert-success“]Jeder fragt sich, was erwartet einen am Ende des Lebens? Geht man mit erwartungsvoller Freude oder mit Angst? (Foto: © Seniorentanztheater)[/fruitful_alert]

Bei der Premiere von „KNOCKIN‘ ON HEAVEN‘S DOOR“ am 30.06.2017 im Ballettzentrum unter der Leitung von Barbara Huber und der Choreografie von Mark Hoskins zeigten die zweiundzwanzig Akteure (63 bis 81 Jahre alt) des Dortmunder Seniorentanztheaters nicht nur ihre körperliche Fitness, sondern bewiesen neben Humor vor allem Spaß an Tanz und Bewegung.
In einer zunehmend älter werdenden Gesellschaft setzen sie sich mit einem brisanten Thema auseinander, was uns alle betrifft. Was kommt nach dem irdischen Leben und wie geht man seinen Ängsten und Hoffnungen um? „Das kann doch nicht alles gewesen sein“, frei nach Wolf Biermann.
Auf der Bühne steht eine blaue „Himmelspforte“ und zweiundzwanzig nummerierte Stühle. Sie symbolisieren die Plätze, die Menschen in ihrem Leben einnehmen. An der Seite prangt ein Schild „No Exit“ (Kein Ausgang). Lothar Porschen, einer der Beteiligten, hat eine besondere Rolle. In einem weißen Anzug, ähnlich dem von Morgan Freeman in dem Kinofilm „Bruce allmächtig“ (2003), stellt er eine Art höheres Wesen oder „Gott“ dar. Dieser holt die Personen auf der Bühne nach und nach hinter die Himmelstür. Diese gehen mehr oder weniger freiwillig mit ihm mit. Sie schwanken alle zwischen verhohlener Neugierde auf das, was sie dahinter erwarten könnte und ihrer Lebenslust. Sie haben zumeist noch offene Lebensträume und verrückte Ideen, die sie verwirklichen möchten. Musikalisch drückt sich das besonders gut in dem „Highway to Hell“ (AC/DC) aus, den sie mit einer wunderbaren Choreografie zelebrieren.
Die gelungene Musikauswahl reicht von AC/DC (mit Hells Bells ein weiterer Klassiker) über Bob Dylan, Glenn Miller, Eddy Arnold, Queen, Sting bis hin zum Ende mit klassisch-sakralen Klängen der britischen Gesangsgruppe All Angels.
Die leisen melancholisch-nachdenklichen Momente wechselten sich mit starken Ausdrucksformen von Lebenslust und Freude ab. Stühle wurde dabei gehörig durch die Gegend bewegt und verrückt. Beim furiosem Ende singen alle zusammen den aus dem „Leben des Brian“ (Monty Python) bekannten Song von Eric Idle „Always look on the bright side of life“ (Karaoke).
Das zeigt, worum es geht: nämlich das Leben im hier und jetzt bewusst und bestmöglich zu gestalten.

Vor dem Verfallsdatum?

Unter der Regie des südafrikanischen Choreografen Mark Hoskins und der Leitung von Barbara Huber hat das Seniorentanztheater des Balletts Dortmund die neue Produktion „Knockin‘ on heavens door“ (nach dem Song von Bob Dylan) entwickelt. Die begeisterten und rüstigen 22 Tänzerinnen und Tänzer im Alter zwischen 63 und 81 Jahren habe dafür seit Oktober 2016 geprobt.
In einem Abend voll Witz und Hintersinn hat sich die Gruppe mit einer im gesetzteren Alter naheliegenden Frage tänzerisch auseinander gesetzt. Was erwartet uns im „Wartesaal des menschlichen Verfallsdatum“ an der Schwelle zum Tod? Ist da die Stille des Nichts oder oder lockt ein befreiendes Willkommen? Da hat so jeder seine eigenen Vorstellungen.
Choreograf Hoskins verriet die dahinter steckenden Fragen: „Gibt es ein Ablaufdatum wie bei Lebensmitteln auch für Menschen? Die Tür geht nur in eine Richtung: vorwärts. Was ist hinter der Tür? Gibt es ein noch anderes Ablaufdatum?“ Es klopfen ja nicht nur die Toten an die „Himmelstür“, sondern jeder Schlag an die Pforte kann auch ein Zeichen des Lebens sein.
„Eine herausgestellte Figur übernimmt Lothar Porschen (67 Jahre) als eine Art „Gott“ oder „Übersinnliches Wesen“ in einem weißen Anzug. Er kann auch als Sinnbild für das Leben gesehen werden,“ so Hoskins.
Ein Herzinfarkt vor nicht allzu langer Zeit hat ihm das Thema näher gebracht als ihm lieb war. Seiner guten Kondition durch das Tanzen hat ihn unter anderem am Leben erhalten.
Die Musikauswahl ist von melancholisch bis heiter gemischt. Sie geht von AC/DC , Dinah Washington & Max Richter, Glenn Miller, Queen , Bob Dylan bis hin zu Eric Idle.

Die Premiere am Freitag, den 30.06.2017 im Ballettzentrum Dortmund und am 02.07.2017 sind schon ausverkauft.
Karten gibt es aber noch für die Vorstellung am Samstag, den 01.07.2017 um 20:00 Uhr und am 07. sowie den 08.07.2017 jeweils um 20:00 Uhr.
Informationen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de

Herzschmerz kennt kein Alter

Sehnsucht und Verlangen. Vier Mitglieder des Ensembles bei der Probe. (Foto: © Anke Sundermeier)
Sehnsucht und Verlangen. Vier Mitglieder des Ensembles bei der Probe. (Foto: © Anke Sundermeier)

Bei der neuesten Produktion des Seniorentanztheaters „Lechts und Rinks kann mann(n) nicht velwechsern“ nach einem Gedicht von Ernst Jandl, handelt vom Leben als Zufall und dem Zufall, der zum Leben wird. Die Premiere fand am 11. Juni 2016 im Ballettzentrum Dortmund statt.

Trotz des Namens ist das Ballettzentrum im Westfalenpark Dortmund ein eher ungewöhnlicher Ort für die Aufführung des Seniorentanztheaters. Aber die Bühne des Schauspielhauses, sonst Ort der Inszenierungen, stand nicht zur Verfügung, so dass man ausweichen musste. Das hatte den Vorteil, dass die Besucher die Tänzerinnen und Tänzer fast hautnah erleben konnten.

Die Themen des Stückes waren zeitlos: Das Verlieben, das sich wieder trennen, verzweifelte Versuche, den Partner wieder zu bekommen. Hier standen zwei Paare im Mittelpunkt, bei der sich der Mann in die Frau des zweiten Paares verliebte und letztendlich zwei verletzte Menschen zurückließ. Aber auch die Frage wurde behandelt: Wie verschafft man sich im Alter wieder Lust auf Sex?

Stilistisch wurden den Mitgliedern des Seniorentanztheaters einiges abverlangt: Neben kleinen Choreografien gab es Ausflüge zum Tango und in den höfischen Tanz. Alles wurde vom Choreografen Mark Hoskins entwickelt.

Sehr humorig wurde ein Westernduell zwischen Männern und Frauen dargestellt, die sich bei Musik von Ennio Morricone mit Handküsschen duellierten.

Am 17. und 19. Juni gibt es noch die Möglichkeit, sich das Stück im Ballettzentrum anzuschauen. Mehr Infos unter www.theaterdo.de

Auf den Weg zur eigenen Identität und inneren Heimat

Neben Eimern spielten Koffer eine große Rolle im Stück. Hier das Seniorentanztheater bei der Probe. (Foto: © Anja Cord)
Neben Eimern spielten Koffer eine große Rolle im Stück. Hier das Seniorentanztheater bei der Probe. (Foto: © Anja Cord)

Mit ihrer diesjährigen Aufführung „blick zurück nach vorn“ setze sich das Seniorentanztheater Ballett Dortmund unter der Choreographie von Marcus Grolle mit dem Begriff „innere Heimat“ auseinander. Premiere hatte die Aufführung am 11.Juni 2015 im Schauspielhaus Dortmund.

Zum Stück: Die agilen und sehr rüstigen zweiundzwanzig Akteure, darunter vier Männer, nehmen den Geburtstag von Karin zum Ausgangspunkt für eine Lebensbilanz. Die Gelegenheit wurde genutzt, um Sehnsüchte sowie Wünsche für die verbleibende Zukunft zu formulieren. Karin ist die einzige Person, die jugendlich dynamisch mit ihrem Koffer in der Hand auf Inline-Skates durch die Gegend fährt. Die Männer sind in weißen Sakkos gekleidet, die restlichen Frauen haben schwarz-weiße Sachen an. Alle haben am Anfang einen Koffer bei sich und gehen auf ihre Lebensreise. Die Wege der Darsteller kreuzen sich oder gehen konträr zueinander, streben aber immer ihrem individuellem „Ort der inneren Heimat“ entgegen.

Als Bühnenrequisiten spielten viele weiße und schwarze Eimer eine tragende Rolle als helle und dunkle Elemente des Lebens. Ziemlich schnell wird die Wand aus diesen Eimern von den Tänzern durchbrochen und auf der Bühne verteilt, später aber auch wieder als eine Art Schutzmauer aufgebaut. Dahinter ziehen sich die Akteure öfter blitzschnell festlich um und tanzen euphorisch zu Samba-Klängen und anderer Musik. Das Leben und der Augenblick werden gefeiert. Per Band hören die Zuschauer philosophische Abhandlungen zum Thema. So heißt es zum Beispiel: „Ich Blicke in meine Vergangenheit, um daraus etwas positives für die Zukunft zu entwickeln“. Andere wollen nicht zu sehr zurückblicken, sondern mutig nach vorne blicken. Wichtig ist, was mache ich angesichts der Endlichkeit meines Daseins mit meinem Leben?

Karin wird gleich drei Mal zu ihrem Geburtstag gratuliert. Sie wünscht sich, das ihre männlichen Gäste für sie zaubern und ihr den Wunsch vom Fliegen auf der Bühne ermöglichen. Außerdem will sie mit allen ausgelassen feiern und ausgiebig tanzen.

Die Musikauswahl war mit „Far L’amore Club Mix (Bob Sinclair & Raffaela Carra), „Happyness“ (Jónsi und Alex) oder etwa „Kaffee und Karin“ (Element of Crime) dementsprechend passend ausgewählt worden.

Der Tod und die vielen Ängste im Leben, vor Krankheit, Krieg. korrupten Politikern u.s.w. wurden nicht ausgespart, sondern begleiteten die Akteure per Aufnahmegerät während einer Tanz-und Bewegungs-Performance. Dem gegenüber gestellt wurde, was den Menschen Glücksmomente vermittelt. Es wurden beispielsweise Schokolade, ein Sonnenuntergang oder Liebe genannt.

Der ist für alle Menschen unterschiedlich, und am Ende öffnen alle Darsteller ihre Koffer, und setzen sich mit den ganz persönlichen Dingen, die ihnen wichtig sind auf eine kleine Decke.. Egal, ob ein BVB-Schal, Strickzeug oder sonst etwas.

Eine beachtliche Leistung aller jung gebliebenen Akteure.

Auf der Suche nach der eigenen Identität

Bühne und Ensemble sind in Schwarz-Weiß-Grau gehalten. (Foto: © Anja Cord)
Bühne und Ensemble sind in Schwarz-Weiß-Grau gehalten. (Foto: © Anja Cord)

Inspiriert durch den Film „La Grande Bellezza“ (Die große Schöne) von Paolo Sorrentino entwickelte Choreograph Marcus Grolle mit dem Ensemble des Seniorentanztheaters das Stück „blick zurück nach vorn“. Im Film sinniert ein in die Jahre gekommener Kulturjournalist über sein Leben und die High Society in Rom. Die Premiere des Stückes ist am 11. Juni 2015 um 20 Uhr im Schauspielhaus.

Die Klammer des Tanzstückes bildet eine sich wiederholende Geburtstagsfeier, bei der immer neue Erinnerungen geweckt werden. In verschiedenen Tanzszenen werden Rückblicke in die Vergangenheit und Visionen der Zukunft erlebbar gemacht. Wiederholt bauen die Tänzer Mauern aus unzähligen Papierkörben auf, um sie mit Macht wieder einzureißen. Ähnlich wie sich manchmal auch im Leben Hindernisse in den Weg stellen oder man sich selbst welche Mauern baut, die dann mühsam wieder eingerissen werden müssen, um weiter zu kommen. Rollkoffer, mit denen die Tänzer wunderschöne Sequenzen tanzen stehen für die Lebensreise des Einzelnen. Die Musik ist mal fröhlich und mitreißend, mal ein melancholischer Walzer.

Die Hälfte der aktiven Tänzer, die zwischen 55 und 78 Jahre alt sind, kommt aus dem Umkreis Dortmunds, Münster, Gelsenkirchen, Schwerte und Iserlohn. Durch den Tanz werden Kopf und Körper gefordert und trainiert. Trainiert wird immer Montags sieben Stunden, mit zwei Pausen.

Neben dem 11. Juni gibt es eine weitere Vorstellung am 12. Juni, ebenfalls um 20 Uhr im Schauspielhaus.

Karten kosten 15 € (ermäßigt 10 €) und sind erhältlich an der Theaterkasse, telefonisch unter 0231 5027222 oder im Internet unter www.theaterdo.de

Manchmal muss man Mauern einreißen. (Foto: © Anja Cord)
Manchmal muss man Mauern einreißen. (Foto: © Anja Cord)

Die dunkle Seite der Macht

Zwischen Treue und Verrat: Mccbeth in der Inszenierung des Seniorentanztheaters. (Foto: © Susanne Diesner)
Zwischen Treue und Verrat: Mccbeth in der Inszenierung des Seniorentanztheaters. (Foto: © Susanne Diesner)

Am 16. Mai 2014 war das Seniorentanztheater (Ballett Dortmund) mit ihrer Uraufführung von „Macbeth – eine Versuchung“ wieder einmal Gast im Schauspielhaus Dortmund.

Die 18 Tänzerinnen und 5 Tänzer transformieren unter der choreographischen Leitung von Marcus Grolle auf Grundlage von William Shakespeares „Macbeth“ (1606) mit einer Verbindung von Tanz, Text und Action die dunkle Seite von Macht und Ehrgeiz in unsere heutige Zeit. Dabei geht es auch um die dunkle Seite in uns.

Die Tragödie „Macbeth“ beschreibt den Aufstieg des königlichen Heerführers Macbeth zum König von Schottland , seinen Wandel zum Tyrannen und seinen Fall. Er hat einerseits einen Hang zu „Treue und „Ehrenhaftigkeit“, andererseits auch einen schon fast neurotischen Ehrgeiz und eine wahnhafte Fantasie.

Die Inszenierung weist das Publikum ziemlich schnell auf einen anderen Despoten der jüngeren Vergangenheit hin. Wenn die Darsteller/innen vom Seniorentanztheater „Heil Macbeth“ rufen

ist klar, dass sie auf die Zeit des zweiten Weltkrieges und auf Hitler Bezug nehmen.

Kommen wir aber zunächst zum Bühnenbild und die Kostüme. Zur Bühnenausstattung von Marcus Grolle gehörten vier weiße Tische. Auf der rechten Seite stand ein Glaskelch mit roter Flüssigkeit. Darauf war eine Krone platziert. Die Tische wurden im Laufe der Aufführung geschickt von den Akteuren multifunktional verwendet. Die rote Flüssigkeit wurde symbolhaft für Blut und Blutvergießen während der Inszenierung in das Gesicht der Schuldigen verteilt.

Die Darsteller/innen waren alle in schwarz, aber individuell gekleidet. In der Funktion von Macbeth oder seiner ebenfalls sehr ehrgeizigen Frau „Lady“-Macbeth wurden durch schwarze T-Shirts mit dem entsprechenden Namen gekennzeichnet. Beeindruckend wurden lange Holzstäbe von den Tänzerinnen und Tänzern als Symbol für Gewaltherrschaft und Widerstand eingesetzt.

Die Musik von Maryanne Amacher bis hin zu den Einstürzenden Neubauten war vielfältig und der jeweiligen Situation angemessen gut ausgewählt. Mal psychedelisch, bedrohlich oder dazwischen Swing und heitere irische Folk-Musik. Ein besondere Idee war sicherlich, als alle Darsteller/innen mit einem Glas in der Hand noch begeistert vom „König“ zu den irischen Klängen tanzten. Die Bedrohung und der Stimmungswechsel wurde von einem Tänzer mit weißer „gespenstischer“ Maske eingeleitet.

Die Aufführung beginnt mit dem Einzug der Tänzer in kleinen Gruppen mit ganz persönlichem Leiden und Jammern. Die anfängliche „Heilerwartung“ durch den neuen König schlägt in Desillusionierung und Ablehnung im Verlauf der Aufführung um.

Am Ende berichtet einer der Darsteller von dem ganz persönlichen Erleben einer Familie nach der Befreiung durch die Amerikaner. Alle Mitwirkenden bliesen währenddessen Seifenblasen in den Raum. Das kann als Freunde interpretiert werden, aber es symbolisiert auch die Fragilität des „Friedens“. Das Böse und Dunkle geht zu uns als Teil der Gesellschaft.

Ein großes Kompliment für die Inszenierung und die beeindruckende Leistung des Seniorentanztheaters. Sie zeigten auch als Senioren ein hohes Maß an Beweglichkeit auch bei modernen Tanzchoreographien und schauspielerisches Talent.

Auf der Suche nach der dunklen Seite

Das Ensemble bei der Probe zu "Macbeth - eine Versuchung". (Foto: © Theater Dortmund/Diesner)
Das Ensemble bei der Probe zu „Macbeth – eine Versuchung“. (Foto: © Theater Dortmund/Diesner)

Das Seniorentanztheater wird fünf Jahre alt und präsentiert dieses Jahr ihre fünfte Produktion. Diesmal hat sich das 24-köpfige Ensemble mit einem Klassiker der Literatur auseinandergesetzt. Am 16. und 17. Mai 2014 steht „Macbeth – eine Versuchung“ auf dem Spielplan des Dortmunder Schauspielhauses. Inszeniert hat das Stück der Düsseldorfer Choreograph Marcus Grolle, der bereits im vergangenen Jahr die Inszenierung von „glücklich?!“ geleitet hat.

 

„ Jeder Mensch hat auch dunkle Seiten“, so Grolle und wo werden sie besser herausgearbeitet als bei Shakespeares Macbeth. Das Stück, in dem die Hauptfigur zunächst zwischen Treue und Ehrgeiz hin und her gerissen ist, bis der Wille zur Macht durchbricht, bietet eine gute Möglichkeit, die dunklen Seiten des Lebens auszuloten. Der Nebentitel „eine Versuchung“ zeigt deutlich, dass hier keine reine Literaturumsetzung geplant ist, sondern es geht um einen Versuch bzw. um eine Annäherung an das Stück.

 

Der biografische Erfahrungsschatz der Tänzerinnen und Tänzer fließt in die choreografische Literaturbearbeitung ein. Und dieser Erfahrungsschatz ist nicht gering, denn beim Seniorentanztheater sind zur Zeit Frauen und Männer von 55-78 Jahren aktiv. So sind Texte entstanden, die vom Kriegsende berichten und wie es in der Nachkriegszeit weiterging. „Macbeth stirbt, aber das Leben muss irgendwie weiter gehen“, so Grolle.

 

Tische und Stöcke werden auf der Bühne als Requisiten eingesetzt, es gibt eine Videoeinspielung und die Musik stammt hauptsächlich von zeitgenössischen Komponisten wie Maryanne Amacher, Angelo Badalamenti oder James Fulkerson.

 

Für die aktuelle Produktion mussten die 19 Frauen und fünf Männer einiges an Zeit investieren. Seit Oktober 2013 gab es wöchentliche Proben sowie zweimal jährlich viertägige Intensivwochenenden von freitags bis montags.

 

Infos und Karten unter www.theaterdo.de oder telefonisch 0231 5027222.