Wohnen in Stahl

Mitte der 60er Jahre gab es ein ungewöhnliches Produkt: Die Firma Hoesch produzierte Fertighäuser aus Stahl. Tatsächlich wurden etwa 200 Einfamilienhäuser errichtet, von denen ungefähr 50 noch existieren, davon sieben in Dortmund-Kleinholthausen. Der Fotograf Philipp Robien (FH Dortmund) hat diese Häuser dokumentiert und zeigt sie in der Ausstellung „Zum Aufhängen eines Bildes reicht ein Magnet“ vom 03. Februar bis zum 7. April 2019 im Hoesch-Museum.

Fertighäuser aus Stahl gibt es schon seit den 1920er Jahren. Der Zweite Weltkrieg unterbrach dies Entwicklung, aber danach stieg die Stahlproduktion und neue Ideen zur Vermarktung des Stahls wurden gesucht. Der Häuserbau in Fertigbaumethode wurde in Angriff genommen. Hoesch hatte die idee, mit dem Werkstoff PLATAL (plattierter Stahl) zu arbeiten. PLATAL war ein mit PVC beschichteter Werkstoff. Der Plan war, ein schlüsselfertiges Haus in vier Wochen zu errichten, dank standardisierter Wände und Dächer im Bungalowstil. Die Oberflächen waren abwaschbar und zum Aufhängen eines Bildes benötigte man nur Magnete.

Zunächst wurden 1963/64 in Kleinholthausen sechs Stahlfertighäuser vom Typ K109 gebaut. Sie waren unterkellert und hatten Garten und Garage. 1966 kam mit dem Prototypen L141 ein weiteres Stahlhaus dazu. Das L141 (die 141 bezeichnete die Quadratmeterzahl) hat damals 125.000 DM gekostet. Dieses Haus ist noch im Originalzustand erhalten, während die anderen Eigentümer ihre Häuser nach ihren Bedürfnissen umgebaut haben mit Satteldach, Holzverkleidung oder Wintergarten.

Philipp Robien (2.v.l.) fotografierte außergewöhnliche Architekturgeschichte aus dem Dortmunder Süden. Mit dabei (v.l.n.r.) Dr. Karl Lauschke, Isolde Parussel und Dr. Jens Stöcker (Leiter des Museums für Kunst und Kulturgeschichte)
Philipp Robien (2.v.l.) fotografierte außergewöhnliche Architekturgeschichte aus dem Dortmunder Süden. Mit dabei (v.l.n.r.) Dr. Karl Lauschke, Isolde Parussel und Dr. Jens Stöcker (Leiter des Museums für Kunst und Kulturgeschichte)

Dass die Fertighäuser aus Stahl kein großer Renner wurden lag laut Museumsleiterin Isolde Parussel hauptsächlich an den hohen Kosten. Darüber hinaus waren sie sehr hellhörig. Das Raumklima war ebenfalls gewöhnungsbedürftig, denn die wärme kam von unten, so dass die Bewohner eine Art „Umluft-Heizung“ hatten.

Die Fotoserien von Philipp Robien (Jahrgang 1988) entstanden als ein Wochenprojekt der FH Dortmund im Rahmen eines Austausches mit der University of Teheran. Der Fotograf bedient sich Elementen der Neuen Sachlichkeit wie beispielsweise die serielle Arbeitsweise, eines einheitlichen Himmels und größtmöglichen Betrachtungsabstandes. Überrascht war Robien von der Entwicklung seines Wochenprojektes in eine Ausstellung im Hoesch-Museum. „Das hätte ich nicht für möglich gehalten“, so der Fotograf.

Dazu plant das Hoesch-Museum einen ganz besonderen Coup: Eines der Stahlhäuser aus Kleinholthausen soll in die Nordstadt transloziert, also abgebaut und originalgetreu wieder ausgebaut werden. Auf dem Gelände neben dem Hoesch-Museum könnte der Stahlbungalow als zusätzliche Ausstellungsfläche im nächsten Jahr zur Verfügung stehen. Die Verhandlungen mit den erben und ThyssenKruppSteel sollen bis Ostern abgeschlossen sein. Der Kostenrahmen ist auch schon abgesteckt. „Die Translokation wird einen kleinen sechstelligen Betrag kosten“, schätzt Dr. Karl Lauschke, der Vorsitzende der Freunde des Hoesch-Museums.

Die Öffnungszeiten des Hoesch-Museums sind Dienstag und Mittwoch von 13.00 bis 17.00 Uhr, Donnerstag von 09.00 bis 17.00 Uhr und Sonntag von 10.00 bis 17.00 Uhr.

Der Eintritt ist frei.

Die Eröffnung der Ausstellung findet am 03. Februar um 11 Uhr statt.

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