Utopie oder Dystopie – Wie sieht das Paradies aus?

Der HMKV zeigt Arbeiten von Niklas Goldbach unter dem Titel „Paradise Machine“ vom 16. März bis zum 11. August 2024.

Wie stellen sich Menschen das Paradies vor? Lassen wir die biblische Vorstellung vom Garten Eden mal weg, wird sicherlich oft eine Südseeinsel vor dem geistigen Auge auftauchen mit blauer See und weißem Sandstrand. Niklas Goldbach nimmt in seinen Arbeiten „A State of Happiness“ reale Bilder aus den echten Badelandschaften der Center Parcs und lässt eine Künstliche Intelligenz (KI) die Bilder weiterrechnen.  Erstaunlicherweise wird aus dem paradiesischen Traum bei der KI schnell eine Ruine. Der Verfall ist scheinbar immer mit eingerechnet.

Bleiben wir beim Stichwort „Center Parcs“. Diese Ferienparks faszinierten Goldbach sehr. Gegründet wurden sie vom niederländischen Unternehmer Piet Derksen, die Ferienhäuser hat der Architekt Jacob Bakema gestaltet, die in den Anfangsjahren eine gewisse Modernität ausstrahlten. Eine große Inselküche konnten sich in den 50er/60er Jahren wohl kaum jemand leisten. In seinem Video „Into the Paradise Machine“ macht Goldbach aber auch die Schattenseiten deutlich. Alle Ferienhäuser sehen gleich aus, die Uniformität springt ins Auge und man erwartet beinahe, dass alle Bewohner gleich aussehen wie in einem Horror- oder Science-Fictionfilm.

Abbildung: Niklas Goldbach, Tropicarium Frankfurt, 2023, aus der Serie „Permanent Daylight“, © VG-Bild-Kunst, Bonn, 2024, Gestaltung: Ten Ten Team
Abbildung: Niklas Goldbach, Tropicarium Frankfurt, 2023, aus der Serie „Permanent Daylight“, © VG-Bild-Kunst, Bonn, 2024, Gestaltung: Ten Ten Team

Goldbach kombiniert sein Video mit gesprochnenen Tagebuchaufzeichnungen des Architekten Bakema, der ab 1943 in einem Internierungslager der Deutschen saß und immer wieder befürchten musste, in ein Konzentrationslager deportiert zu werden.

Eine ähnliche Arbeit ist „1550 San Remo Drive“. Hier zeigt Goldbach in einem Video das Exilhaus von Thomas Mann in Kalifornien und kombiniert es mit Texten aus Manns Tagebüchern.

Der Wechsel zwischen Paradies und Verfall ist das Kernthema von Goldbachs Arbeiten im HMKV. In dem fast eine Stunde dauernden Video „Paradise Now“ zeigt der Künstler Großprojekte in Vietnam und Kambodscha, die ein neues Paradies versprechen flankiert von Bildern verfallener Gebäude aus der französischen Kolonialzeit.     

Seine Fotoserie „Permanent Daylight“ behandelt ebenfalls architektonische Wünsche und Realitäten auf der ganzen Welt. Dort treffen auf dem Reißbrett entstandene Stadtviertel oder künstlich angelegte Inseln auf die Dörfer verschlingende Grube des Braunkohlebergbaus Garzweiler.

Das Paradiese schnell zu Abträumen werden, zeigt „A Date with Destiny“. Hier drehte Goldbach ein Video über die Ferienorte am Salton See, der durch einen Unfall entstand, in den 50er Jahren zu einem mondänen Urlaubsort wurde und sich durch Austrocknung zu einem ökologischen Desaster entwickelte.

Zur Ausstellung gibt es öffentliche Führungen:

17.03.2024, 16:00 – 17:00 Uhr

24.03.2024, 16:00 – 17:00 Uhr

Den Veranstaltungsflyer zur Ausstellung können sie sich auf dieser Seite unter: https://hmkv.de/ausstellungen/ausstellungen-detail/niklas-goldbach-the-paradise-machine.html herunterladen.

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