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Theatrale Aktualisierung des Kultfilms „Taxi Driver“

Als erste Eigenproduktion in der neuen Spielzeit hat „Taxi Driver. Die totale Mobilmachung“ im Dortmunder Theater im Depot am Freitag, den 25.09.2020 um 20:00 Uhr seine Premiere.

In Kooperation mit dem Prinz Regent Theater und unter der Regie von Alexander Olbrich wird der Kultfilm „Taxi Driver“ (Regie: Martin Scorsese) aus dem Jahr 1976 als moderne Überschreibung, kombiniert mit terroristischen Manifesten, Fremdtexten und Videokunst als Theaterstück mit drei Schauspieler*innen auf die Bühne gebracht.

Der Klassiker aus dem Jahr 1976 behandelt beispiellos offen die Radikalisierung eines stillen Außenseiters (traumatisierter junger Vietnam-Veteran), der zu einem fragwürdigen Helden und gleichzeitig zum Mörder wird. Nur eine der Ambivalenzen, die der Film offenlegt. Protagonist Bickle ist einerseits sensibel, andererseits manchmal hart und von einem fehlgeleiteten Männlichkeitsideal (Macho) geprägt. Seine Liebe zur Wahlkampfhelferin des demokratischen Präsidentschaftskandidaten muss scheitern.

Regisseur Alexander Olbrich (links) und Dramaturg Berthold Meyer zeigen eine Überschreibung von "Taxi Driver".
Regisseur Alexander Olbrich (links) und Dramaturg Berthold Meyer zeigen eine Überschreibung von „Taxi Driver“.

Die von Gewalt, Drogenhandel, Prostitution, Vereinsamung, Entfremdung oder Korruption geprägte Gesellschaft der New Yorker Großstadt, erscheint durch seine Erfahrungen bei seinen nächtlichen Taxifahrten mehr und mehr als Projektionsfläche seiner psychischen Verfassung.

Das Theaterstück überschreibt den Plot in unsere heutige aktuelle Situation. Olbrich verstärkt die politische Dimension des Stückes.

Mit dabei sind als Akteure Denis Merzbach, Chris Nonnast und Brit Purwin, die Dramaturgie übernimmt Bertold Meyer.

Neben der Premiere am 25.09.2020 gibt es weitere Aufführungen am 26.09., 03.10. und 04.10. 2020.

Informationen zu Karten gibt es unter www.depotdortmund.de

Tanztheaterwerkstatt auf den Spuren von „Menschen und anderen Tieren“

Die vierzehn Frauen der Tanztheaterwerkstatt im Depot (KOBI) haben sich unter der Leitung von Birgit Götz (Konzept und Choreografie) mit ihrem neuen Projekt „Von Menschen und anderen Tieren“ einem spannenden Thema gewidmet. Die fast alle noch berufstätigen beteiligten Frauen, haben dieses Programm seit September 2019 zusammen mit Birgit Götz erarbeitet. Am 08.02.2020 fand die Premiere dieses neuen Tanztheaterprojekts im Dortmunder Theater im Depot statt.

Ganz in schwarzer sportlicher Kleidung hörten die vierzehn Projektteilnehmerinnen, ebenso wie das Publikum, zunächst einen von außen eingespielten Text über die evolutionäre Entwicklung hin zum Menschen über zig Millionen Jahre. Es wird davon berichtet, dass der Mensch sich durch die Fähigkeit zu Reflexion von den „anderen Tieren“ unterscheidet. Das ist der Startschuss für die Frage, wie viel Tier steckt in uns Menschen oder eben umgekehrt.

Das Tanztheaterwerkstatt auf den Spuren von Geparden. (Foto: © Sonja Berkemann )
Die Tanztheaterwerkstatt auf den Spuren von Geparden. (Foto: © Sonja Berkemann )

Mit starken Choreografien sowie vielseitiger musikalischer Begleitung sowie nachdenklichen Texteinwürfen wurde das Thema angegangen. So erhielt das Publikum neben Fakten über das Gehirn verschiedener Tieren im Vergleich zum Menschen auch Informationen über deren Sozialverhalten. Die nicht artgerechte Tierhaltung wurde genauso angesprochen wie das Thema vegetarische (oder vegane) Ernährung.

Bereichert wurde das Ganze mit Video-Projektionen. Im Hintergrund sah man zum Beispiel eine Alm-Alpenlandschaft, während auf der Bühne ein dazu passendem Tanz mit schwarz-weißen Kuhflecken-Pantoffel aufgeführt wurde. Es gab sogar eine Video-Einspielung aus einer alten Sendung mit Bernhard Grzimek samt Geparden.

Um sich in die Rollen von Leoparden, Schlangen oder Affen hinein zu versetzen, wurde einfache Requisiten wie Tücher mit Wildtiermuster, enge Pullover mit Schlangenmuster oder einfach Federn als eine Art Handschuh benutzt. Mit Humor, Ironie und eindringlich stellten sie zum Beispiel menschliche Verhaltensweisen und „kleine Schwächen“ dar.

Das System eines Großkonzerns wurde anschaulich mit dem Tierreich verglichen. Die oberste Etage war die „Elefantenetage“ samt „Vorzimmer-Drachen“. Darunter das „Haifischbecken“, wo jeder nach oben strebt und die Konkurrenten „wegbeißen“ will. Unten befindet sich die „Affenetage“. Die werden zumeist ausgepresst und ausgenutzt.

Sowohl als Gruppe, die in immer wieder neuen Konstellationen zusammen agierten, wie auch mit ihrer Individualität konnte die Gruppe überzeugen und bekam ihren verdienten langanhaltenden Beifall.

Es ist schon erstaunlich, was Birgit Götz mit ihrer Tanztheaterwerkstatt im Depot immer wieder auf die Beine bringt.

Weitere Aufführungstermine gibt es am Sonntag, den 09.02.2020 (18 Uhr), Dienstag den 11.02.2020 und Mittwoch, den 12.02.2020 (jeweils 20 Uhr).

Kartenreservierung unter Tel.:0231/9822336 oder ticket@theaterimdepot.de

Heidi – Der Berg ruft!

„Heidi“, Geißen, Gipfel, Sensationen lautet der Titel der neuesten Theaterproduktion vom Theater im Depot. Die klassische Vorlage des Romans von Johanna Spyri erfährt eine fulminante Überarbeitung durch Regisseur und Autor Stefan Keim.

Der Plott der bekannten Erzählung bleibt im Grunde erhalten. Die junge Heidi wird von ihrer Tante Dete zum Öhi auf die Alm abgegeben. Sie hat Arbeit in Frankfurt gefunden und kann sich um das Kind nicht mehr kümmern. Der Öhi gilt allgemein als ungesellig und etwas sonderlich. Heidi hat jedoch ein sonniges Gemüt und kommt gut mit dem Großvater klar. Erleichtert wird die Eingewöhnung durch den Geißenpeter und einige Ziegen, die zu hüten sind. Nach einiger Zeit erscheint Dete wieder auf der Bildfläche und nimmt Heidi mit nach Frankfurt, um sie als Kameradin der behinderten Klara einzusetzen. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten arrangiert sich Heidi mit den Gegebenheiten, vermisst jedoch das freie Leben auf der Alm. Nach einiger Zeit in der fremden Stadt wird sie vor Heimweh krank und kann kurz darauf in die Berge zurück. Nun muss sie allerdings Klara zurücklassen, was Heidi auch nicht leicht fällt. Nach einigen Monaten kommen Klara und deren Großmutter Frau Stresemann zu Besuch auf die Alm. Durch gute Bergluft und eine Eifersuchtstat des Geißenpeters schafft es Klara auf der Alm wieder laufen zu lernen.

Stefan Keim beginnt sein Stück mit einer Szene im Reisebüro. Ein Paar sucht einen Urlaubsort der beiden zusagt. Nach längerem Hin und her entscheiden sie sich fürs „Heidiland“. Inklusive Alphornklängen und Geißenkuscheln. Im Hintergrund ist eine Alpenkulisse auf eine Videowand projiziert. Hier schallen schon die ersten Lacher des Publikums Richtung Bühne. Danach beginnt die Erzählung über Heidis Abenteuer.

Vorbei mit der Alpenromantik! In Frankfurt muss Heidi (Cordula Hein, mitte) lernen wie man mit Messe und gabel isst. Angeleitet von Frl. Rottenmeier (Sandra Wickenburh) und Klara (Thorsten Strunk). (Foto: © Anja Cord)
Vorbei mit der Alpenromantik! In Frankfurt muss Heidi (Cordula Hein, mitte) lernen wie man mit Messe und gabel isst. Angeleitet von Frl. Rottenmeier (Sandra Wickenburg, links) und Klara (Thorsten Strunk). (Foto: © Anja Cord)

Die drei SchauspielerInnen Cordula Hein (Heidi/Arzt), Sandra Wickenburg (Der Öhi/Fräulein Rottenmeier) und Thorsten Strunk (der Geißenpeter/Tante Dete/Klara/Großmutter) besetzen alle vorkommenden Rollen. Mit Bravour wechseln sie in kürzester Zeit Outfit und Haltung um in die jeweils nötige Rolle zu schlüpfen. Besonders witzig und toll inszeniert ist der Auftritt der Herde, ebenfalls genial durch die drei Schauspieler dargestellt. Beinah jede Szene brachte das Publikum zum Kichern. Die Tiere stehen auf einer leicht schrägen Fläche und kommentieren alle Vorkommnisse auf der Alm. Dabei verhalten sie sich wie Nachbarn die sich über den Gartenzaun oder aus dem Fenster heraus miteinander unterhalten. Klatsch und Tratsch des Tages werden kommentiert. Kreativ unterhalten sie sich durch Muuhs und Määhs, variieren den Tonfall und beschreiben damit alles was Sie bewegt. Als Übersetzungshilfe für das Publikum wird der ausführliche Text, man glaubt ja nicht wie geschwätzig so eine Herde sein kann, im Videobild aufgeschrieben.

Die aktuelle Heidi ist ein aufgewecktes Kind, mit einem heiteren Gemüt und einem positiven Blick auf die Menschen. Sie lässt sich auch vom Großvater nicht einschüchtern der bei ihrem ersten Auftauchen mit einer Axt auf sie und ihre Tante losgeht. Sandra Wikenburg verkörpert den Öhi genauso glaubwürdig wie die Rolle des geifernden Fräulein Rottenmeier. Thorsten Strunk stellt so viele Figuren da, das er kurzfristig im Ablauf der Handlung auf der Bühne vom Geißenpeter zur Klara mutiert.

Mit neuen Texten versehen geben die Akteure zwischendurch kurze Gesangseinlagen, wie zum Beispiel zu „La Montanara“ oder „Frankreich, Frankreich“ von den Bläck Föös umgedichtet in „Frankfurt, Frankfurt“. Auch das klassische Titellied zum Film Heidi durfte natürlich nicht fehlen.

Die Dialoge sind spritzig, Ironie tropft aus jeder Szene und es tut gut, wenn alles mal nicht so ernst genommen wird

Das begeisterte Publikum belohnte die Darsteller mit anhaltendem Applaus.

Die nächsten Vorstellungen sind am 8. Und 9. November, jeweils 20h, am 10. November um 16h und am 22. Und 23. November wieder um 20h.

Heidi – Abenteuer eines Schweizer Naturkinds

Nach “Aschenbrödel – Nuss mit lustig” entführt uns Stefan Keim diesmal in die Welt der Schweizer Alpen. Mit seiner Version von “Heidi” von Johanna Spyri geht es mit Cordula Hein, Thorsten Strunk und Sandra Wickenburg um Almöhis, Ziegen und Kühe. Die Premiere ist am 02. November 2019 um 20 Uhr.

“Heidi” von Johanna Spyri ist ein Weltbestseller und hat das Bild über die Schweiz nachhaltig geprägt. In Deutschland ist der Stoff sicher vielen von der japanischen Zeichentrickserie bekannt, die im Fernsehen von 1977 bis 1978 lief. Aber “Heidi” ist immer noch sehr aktuell, 2015 wurde ein Spielfilm produziert mit keinem geringeren als Bruno Ganz als Almöhi.

Die Geschichte in Kurzform: Die Waise Heidi wird von ihrer Tante, die in Frankfurt bei einer Familie als Dienstmädchen arbeitet, zu ihrem Großvater auf die Alm geschickt. Nach Anfangsschwierigkeiten freunden sich beide an, einen Freund findet Heidi auch beim Geissenpeter. Nach einigen Jahren holt Heidis Tante ihre Nichte zu sich nach Frankfurt, wo Heidi als Gesellschafterin der gelähmten Klara werden soll. Beide werden Freundinnen. Dennoch fühlt Heidi sich immer schlechter in der Stadt und wird letztendlich wieder nach Hause geschickt.

Sandra Wickenburg als Almöhi, dessen grantige Art von Heidi abgemildert wird. (Foto: © Stefan Keim)
Sandra Wickenburg als Almöhi, dessen grantige Art von Heidi abgemildert wird. (Foto: © Stefan Keim)

Der Regisseur Stefan Keim bleibt nah am Buch. Das Stück “Heidi – Geissen, Gipfel, Sensationen” ist ähnlich wie die Vorgängerproduktion „Aschenbrödel“ eine kleine Hommage an den bekannten Stoff. Ein paar kleine Feinheiten hat sich Keim einfallen lassen. So gibt es einen Prolog im Reisebüro, der sich um die Frage dreht: Warum fährt man in die Berge? Darüber hinaus dienen drei Kühe als Erzähler.

Auch spielt das Stück in der Jetztzeit, wobei sich auf der Alm relativ wenig geändert hat, Frankfurt hingegen ist modern. Cordula Hein spielt die Heidi, während die anderen fünf Hauptfiguren wie der Geissenpeter oder Klara von Thorsten Strunk und Sandra Wickenburg gespielt werden.

Wer durch die Zeichentrickserie der 70er sozialisiert wurde, der hat auch das Titelstück “”Heidi” von Gitti und Erika noch im Ohr. Auch das wird wieder auftauchen, aber die Musik hat eine größere Bandbreite, die von alpinen bis modernen Klängen reicht.

Im Gegensatz zu “Aschenbrödel” wird “Heidi” etwas technischer, denn es gibt Videos zu sehen. Die Aufnahmen der Schweizer Berge entstanden im Sommer.

Für Keim und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter ist “Heidi” kein reines Kinderbuch. Zunächst gehe es auch darum, dass junge Menschen tun und lassen können, was sie wollen. Außerdem hat die Originalversion von Spyri Buch durchaus dunkle Seiten. So ist der Almöhi nicht sofort der nette Opi und auch die erzwungene Abreise Heidis nach Frankfurt ist bedrückend. Daher ist das Stück auch erst für Kinder ab acht Jahre konzipiert.

Während „Aschenbrödel“ ein Stück ist, dass nur zur Weihnachtszeit passt, kann „Heidi“ dagegen das ganze Jahr aufgeführt werden. Damit könnte „Heidi“ zum legitimen Nachfolger vom abgespielten „Moby Dick“ werden.

Das Stück hat eine Pause und dauert insgesamt zwei Stunden.

Premiere:

SA 02.11.2019 | 20 Uhr

Eintritt Premiere:
VVK 15 € / 8 € erm.
AK 17 € / 10 € erm.
Kinder bis 14 J. VVK + AK 5 €

Weitere Vorstellungen:
SO 03.11.2019 um 16 Uhr
FR 08.11.2019 um 20 Uhr
SA 09.11.2019 um 20 Uhr
SO 10.11.2019 um 16 Uhr
FR 22.11.2019 um 20 Uhr
SA 23.11.2019 um 20 Uhr

Eintritt:
VVK 14 € / 8 € erm.
AK 16 € / 10 € erm.
Kinder bis 14 J. VVK + AK 5 €

Identität – Auf der Suche nach dem Menschsein

Was macht den Menschen aus? Sein Kontostand? Sein Status? Was passiert, wenn plötzlich durch einen Hacker-Angriff sämtliche Daten gelöscht werden? Im Stück „Identität“ von Sir Gabriel Trafique wird sich genau diese Frage gestellt. Doch keine Angst. Es wird nicht ganz Bierernst. Auch (oder vor allem) im Chaos darf gelacht werden. Die Dortmund-Premiere ist am 05. Oktober 2019 im Theater im Depot.

Nach Stücken, die eine Literaturvorlage haben wie „Die Räuber“, stehen hier wieder selbstgeschriebene Texte im Mittelpunkt. Die Rahmenhandlung ist schnell erzählt: Eine TV-Produktionsfirma will eine „geile Show“ machen und setzt durch einen Cyberangriff alles außer Kraft. Es gibt keine Banken, keine Identitäten. Dann wird dem Hackerkollektiv der Prozess gemacht. Die vier Schauspieler sind gleichzeitig Ankläger, Zeugen und Täter. Oder ist vielleicht alles nur inszeniert?

"Identität": Das Produktionsteam bei der Arbeit. (v.l.n.r.) Anna Marienfeld, Kevin Wilke, Mirka Ritter und Dominik Hertrich. (Foto: © Solms / Sir Gabriel Trafique)
„Identität“: Das Produktionsteam bei der Arbeit. (v.l.n.r.) Anna Marienfeld, Kevin Wilke, Mirka Ritter und Dominik Hertrich. (Foto: © Solms / Sir Gabriel Trafique)

Was würde wohl passieren, wenn durch eine Katastrophe wie einen Hackerangriff oder ähnliches das gesellschaftliche Leben in ihren Grundfesten erschüttert würde? Es gäbe sicher wie nach allen Revolutionen Gewinner und Verlierer. Welche Utopien können sich durchsetzen oder werden Dystopien zur Wirklichkeit. Gibt es die Möglichkeit eines Neuanfangs? Die besucher können sich auf 110 interessante Minuten freuen.

Mit dabei sind: Dominik Hertrich, Anna Marienfeld, Mirka Ritter und Kevin Wilke. Die Videos stammen von Alexander Huegel, Text und Regie hat Björn Gabriel übernommen.

Die Termine sind 05. Oktober2019 (20 Uhr), 06. Oktober 2019 (18 Uhr) und 16. November (20 Uhr).

Reminiszenz an das Original Jürgen von Manger

Am Sonntag, dem 29.09.2019 wurden im Dortmunder Theater im Depot mit einem Tegtmeier-Abend unter dem Motto „Dat is vielleicht ein Dingen“ (Idee von Schauspieler Carsten Bülow & Sven Söhnchen), viele Erinnerungen an den vor 25 Jahren verstorbenen Schauspieler, Kabarettisten und Komiker Jürgen von Manger (*6. März 1923 in Ehrenbreitstein, gestorben 15. März 1994 in Herne) wach gerufen. Neben Bülow war die Nichte von Jürgen von Manger, Monika von Manger mit von der Partie.

Die in den 1960iger Jahren beliebt gewordene Kultfigur des Ruhrgebiets-Kleinbürgers Kumpel „Adolf Tegtmeier“ (von Jürgen von Manger kreiert) , machte den vielseitigen Schauspieler über Bühnenauftritte, Fernsehen, Radio und Schallplatten in weiten Kreisen bekannt. Uwe Lyko („Herbert Knebel“), Didi Hallervorden und viele andere sind von ihm beeinflusst. Mit seinem bewusst abgebrochenen Sätzen, speziellen Gedankengänge und der eingebauten gehobene „Popanz-Sprache“ machten die Besonderheit der Figur aus Seine Kappe reichte als Wiedererkennung, und ansonsten arbeitete von Manger viel mit Gestik und Mimik.

Den großen Applaus vom Publikum verdienten sich Carsten Bülow und Monika von Manger bei ihrer Hommage an Jürgen von Manger alias Adolf Tegtmeier.

Den Duktus von Tegtmeier hatte Carsten Bülow sehr gut drauf, obwohl der eher schlaksige Schauspieler äußerlich sonst eher weniger Ähnlichkeit mit Tegtmeier hat. Eine ganz persönliche Note bekam der Abend durch die Beteiligte Monika von Manger. Sie verriet im Gespräch mit Bülow kleine privaten Geschichten von ihrem berühmten Onkel. So erfuhr das Publikum etwa, dass dieser mittlere von drei Brüdern „Jü“ genannt wurde. Sein Lebensweg wurde mit eingeblendeten Fotos dokumentiert, und auch die halbseitige Gesichtslähmung, seine Werbetätigkeit etwa für die Sparkasse, und der Schlaganfall (1985) wurden angesprochen.

Monika von Manger fungiert als Schirmherrin des jährlichen Wettbewerbs „Tegtmeiers Erben“ in Herne. Als Überraschung spielte sie an diesem Abend noch in dem Sketch „Der gestohlene Schlüssel“ als die bestohlene Staatsanwältin mit.

Im Fernsehen war von Manger mit der Reihe „Tegtmeiers Reisen“ (1972–1980) erfolgreich. Mit Ironie Witz und Hintergrundinformation unterhielt (auch mit Co-Moderator Professor Tegtmeier)

Das Publikum konnte mit Carsten Bülow als Adolf Tegtmeier die Tücken und besonderen Erlebnisse einer „Mallorca-Reise“ von Tegtmeier mit seinem Arbeitskollegen miterleben.

Jürgen von Manger war neben seinen Schauspielerfahrung in Bochum oder Gelsenkirchen auch an der deutschen Oper am Rhein als „Frosch“ in der Operette „Die Fledermaus“ tätig.

In den Jahren 1981 bis 1983 gab es 14 Folgen von „Tegtmeier klärt auf“ mit „Enkelin Roswitha“.

Auf das Ruhrgebiet zugeschnitten, dem er bis zu seinem Lebensende treu verbunden blieb, textete er bekannte Schlager um. So sorgte Bülow auch gesanglich mit „Dat bisken Frühschicht (1978)“, frei nach „Da bisschen Haushalt „ (Johanna von Koczian), „Bottroper Bier“ nach „Griechischer Wein (Udo Jürgens) oder mit der Ruhrpott-Persiflage auf „Die kleine Kneipe“ (Peter Alexander).

Beeindruckend, wie lebendig Carsten Bülow das Publikum mit der recht langen „Rede an den Gesangverein Lyra 07 (Schönheit ist heilbar)“ unterhielt.

Ein unterhaltsamer Abend mit einem liebevollen Blick voller Respekt auf dieses Original.

Wer den Tegtmeier-Abend live erleben möchte, hat am 20.10.2019 um 20:00 Uhr im Theater im Depot (Immermannstr. 29, 44147 Dortmund) noch Gelegenheit dazu.

Reservierungen: 0231/ 9822336

ticket@theaterimdepot.de

Jugendtheaterstück um die Mechanismen und Folgen von Cybermobbing

Die Premiere der neuen Produktion des jungen Ensembles Kulturbrigaden unter der Leitung von Rada Radojcic „Alle außer das Einhorn“ (Kirsten Fuchs) befasste sich am 27.09.2019 im Theater im Depot (Dortmund) eindringlich mit den Mechanismen und Folgen von Cybermobbing.

Erzählt wird die Geschichte von der Schülerin Netti (genannt das Einhorn), die von einer Mädchen-Gang um die neue in der Klasse „Fever“ (eigentlich Gesine) auf das Übelste gemobbt und gedemütigt wird. Die die von Fever gegründete Chatgruppe nennt sich bezeichnenderweise „Alle außer das Einhorn“. Selbst ihr bester Freund Julius wird zum Mitläufer und lässt sie im Stich. Lügen, Hasskommentare, Beleidigungen und Drohungen werden in dem anonymen Chatraum im Netz immer dreister. Kontrolle ist nicht mehr möglich. Die Eltern, Lehrer oder der Busfahrer sind hilflos, denn Netti öffnet sich nicht wirklich mit ihrem Problem.

Gerade wurde mit der Klasse eine Projektwoche zum Thema „Mobbing“ durchgeführt. Die Ergebnisvorstellung und ein Kostümfest soll das Projekt beenden. Als die besorgte Mutter von Netti die Hasskommentare im Handy ihrer Tochter entdeckt, stellt die Lehrerin die SchülerInnen zur Rede.

Das Einhorn wird Opfer von Cybermobbing. Das eindringliche Stück der Kulturbrigaden zeigt die Folgen. (Foto: © Kulturbrigaden/Rada Radojcic)
Das Einhorn wird Opfer von Cybermobbing. Das eindringliche Stück der Kulturbrigaden zeigt die Folgen. (Foto: © Kulturbrigaden/Rada Radojcic)

Sie lässt sich aber zu gerne von den Schülern erzählen, dass die Mobbing-Attacken auf Netti nur ein Experiment waren.

Der Name „Netti“ (Janette) kann hier als Synonym für lieb und nett gesehen werden. Netti will nur ein Teil der Gemeinschaft sein. Im Laufe des Abends gewinnt sie jedoch, wohl auch weil ihr alter Freund Julius wieder zu ihr hält, an Stärke und Widerstandskraft. So ändert sich alles am Tag des Kostümfests. Eigentlich soll „das Einhorn“ dann endlich mal so richtig auf das Horn kriegen, dann steckt aber jemand anderes in Nettis Kostüm…

Die sechs SchauspielerInnen plus Rada Radojcic als Nettis Mutter spielten ihre Rollen intensiv und glaubhaft. Das Publikum konnte auf einem Monitor immer die eingehenden Hassbotschaften verfolgen. Die wurde oft von den SchauspielerInnen dann auch noch einmal gesprochen.

Die Mädchen-Gang um Fever stachelten sich immer wieder in einer Gewaltspirale an, um sich um so stärker zu fühlen. Julis machte lange Zeit mit schlechtem Gewissen mit.

Deutlich wurde bei Fever, dass frühere Opfer oft selbst zum Täter werden. Sie haben eine große Angst davor, wieder zu einem „verletzlichen Einhorn“ zu werden. Die Opfer schweigen oft aus Scham, zweifeln im schlimmsten Fall an sich selbst, und vertrauen nicht auf die Hilfe von Lehrern, Eltern oder Polizei und anderen. Wie wichtig ein Freund ist, zeigt diese Geschichte.

Die Unsicherheit der Lehrerin und die Verzweiflung der überforderten Mutter kamen durch die Schauspielerinnen gut rüber.

Eine transparente Trennwand symbolisierte den Abstand zwischen Tochter und Mutter treffend. Trotz großer Anstrengungen schafft es die Mutter nicht, mit ihrer Tochter in ein konstruktives Gespräch zu führen und eventuell Hilfe von professioneller Seite zu suchen und zu finden.

Die Inszenierung wurde mit eingespielten Pop oder auch Rap-Songs aufgelockert. Eine schöne Choreografie und unterschiedliche Tiermasken sorgten für den Showdown.

Am Ende wird noch wird noch per Monitor Hilfsadressen für betroffene von Cybermobbing eingeblendet.

Ein hochbrisantes und aktuelles Thema, deren Folgen sogar schon Menschen in den Tod getrieben hat.

Wäre zu wünschen, das dieses Stück an vielen Schulen gezeigt würde!

Weitere Informationen zum Programm des Theaters im Depot unter 0231/ 9822336 oder aus dem Programmheft vor Ort in der Immermannstr. 29 in Dortmund.

Freies Theater glassboth präsentiert „Willems wilde Welt“

Nach ihrem Erfolg mit „Container Love“ (Gewinner des Petra Sonderpreis 2015) zeigt das freie Theater glassbooth ihre neue Stückentwicklung „Willems wilde Welt“ unter Leitung von Jens Dornheim als Premiere am Samstag, den 08.06.2019 um 20:00 Uhr im Dortmunder Theater im Depot.

Die Theatergruppe arbeitet in unterschiedlichen Besetzungen und zeichnet sich oft durch ihre ungewöhnlichen oder kontroversen Stücke aus.

Bei dieser Produktion sind sechs SchauspielerInnen auf der Bühne, darunter auch der Co-Autor Dominik Hertrich. Er ist auch maßgeblich an der Entwicklung des Hauptcharakters Willem beteiligt gewesen. Zunächst waren nur verschiedene Textfragmente vorhanden, die mit einem roten Faden verbunden werden mussten.

Willem ( Dietmar Meinel ) hat scheinbar gute Laune. (Foto:© Oliver Mengedoht)
Willem ( Dietmar Meinel ) hat scheinbar gute Laune. (Foto:© Oliver Mengedoht)

„Nach unseren bisherigen dramatischen Adaptationen sollte es diesmal eine Komödie mit ein paar ernsten Tönen werden“, so der Regisseur. Es darf also bei dieser Stückentwicklung über die (Un-) Möglichkeiten auch gelacht werden.

Der Protagonist Willem gerät mit Mitte 30 in eine Sinnkrise und fragt sich zunächst bei einer Therapeutin, was in seinem Leben schiefläuft, welche Möglichkeiten er verpasst hat und was er jetzt braucht, um sein Glück zu finden. Daraufhin begibt er sich auf eine Reise, die ihn in allerlei skurrile Situation führt. Er trifft auf verschiedene Figuren, die seine Wahrnehmung auf die Probe stellen. Die Grenzen zwischen Erinnerung, Wunsch und Wahrheit verschwimmen…

Die musikalisch-atmosphärische Begleitung liegt in der Verantwortung von Danny-Tristan Bombosch.

Ein 20-köpfige Gruppe semiprofessioneller Schauspielerinnen im Alter von 8 bis 80 Jahren hat sich außerdem an der Entwicklung von sechs Videofilmsequenzen (2 bis 5 Minuten) beteiligt.

Für die Bühnenausstattung war Sabine Bachem zuständig. Vier hohe und praktische Garderoben auf drehbaren Rollen sind, was ihr wichtig ist, auf kleinen Raum multifunktional einsetz- und dann später auch abbaubar.

Außer bei der Premiere kann das Publikum „Willems wilde Welt“ noch am Sonntag, den 09.06.2019 und am Sonntag, den 22.09.2019 jeweils um 18:00 Uhr erleben.

Tickets gibt es unter ticket@theaterimdepot.de oder 0231 / 9822336 (AB) oder an allen bekannten Vorverkaufsstellen. 

Choose Your Granny – die assoziative Castingshow

Am 30. April 2019 feiert die nächste Produktion von artscenico Premiere im Theater im Depot: „Choose Your Granny“. Eine ganz besondere Castingshow, um die Wahl der „richtigen“ Großmutter. Dass bei Stücken von Mastermind Rolf Dennemann nicht alles glatt über die Bühne geht, sollte regelmäßigen Besuchern von artscenico Produktionen nicht überraschen.

Castingshows sind beliebt. „Deutschland sucht den Superstar“, „Germany‘s next Topmodel“ oder auch simpel „Der Bachelor“, überall wird der oder die ideale Kandidat(in) gesucht. Warum also nicht die ideale Großmutter? Die Zutaten für diesen Abend sind ein Alleinunterhalter (Guido Schlösser), ein junger Moderator (Rodolfo Parra) und einige Grannys, also Großmütter. Die Großmütter stellen sich vor und zeigen ihre Vorzüge. Doch auch Opas haben sich unter die Kandidatinnen gemischt.

Es wäre sicherlich ein langweiliger Abend, wenn nicht einiges aus dem Ruder laufen würde, verspricht Beate Conze, die Produktionsleiterin. Es passieren Sachen, mit denen man nicht rechnet. Daher ist das Stück nicht bis in alle Einzelheiten „durchkomponiert“, es ist eher ein optisches Konzert und bietet viel Platz für freie Assoziationen. Dennoch stehen die Figuren im Mittelpunkt und aus den assoziativen Texten entwickelt sich eine traurige Poesie,

Da hat der Moderator (Rodolfo Parra) aber noch viel Auswahl. Wer wird denn nun die Oma oder der Opa? (Foto: © Guntram Walter)
Da hat der Moderator (Rodolfo Parra) aber noch viel Auswahl. Wer wird denn nun die Oma oder der Opa? (Foto: © Guntram Walter)

Ebenso für artscenico typisch ist die Mischung zwischen Profischauspielern und Laiendarstellern. Mit an Bord ist die Familie um die venezolanische Schauspielerin Cynthia Scholz. Ihr Mann, ihr Sohn und ihre Tochter sind an dieser Produktion beteiligt. Ansonsten stehen Laiendarsteller auf der Bühne, die sich selbst präsentieren.

Das Stück ist sehr musikalisch, nicht nur durch das klassische Bild des Alleinunterhalters, der mit Samba und Schlagern für Stimmung sorgt, sondern auch die Omas selber präsentieren ihre musikalische Seite mit Saxophon oder Blockflöte. Selbstverständlich darf „Oma so lieb“ von Heintje nicht fehlen.

Wer jetzt denkt, die Idee mit der idealen Großmutter ist ja völlig aus der Luft gegriffen, in Dortmund existiert die Initiative „Dortmunder Wunschgroßeltern“. Hier werden Familien mit jungen Kindern und Seniorinnen und Senioren zusammengeführt, sodass vor allem die Kinder die Rolle des Opas oder der Oma kennenlernen können. Denn es kann durchaus passieren, dass die „echten“ Großeltern weiter weg wohnen und ihre Enkel nicht regelmäßig besuchen können. Die Organisatorin der „Wunschgroßeltern“ ist Rosemarie Sauer, die artscenico nicht nur beratend zur Seite stand, sondern auch ins Stück integriert wurde.

Omas und Opas werden übrigens immer noch händeringend gesucht. http://www.muetterzentrum-dortmund.de/Angebote-Projekte/Wunschgrosseltern/139631,1031,139581,-1.aspx

Neben der Premiere am 30. April 2019 um 20 Uhr gibt es weitere Vorstellungen am 01. Mai und AM 30. Juni 2019 jeweils um 18 Uhr im Theater im Depot statt.

Tickets gibt es unter ticket@theaterimdepot.de oder 0231/9822336 (AB).

Eine Sommernacht –Schräge Romanze aus Edinburgh

Die Grundfrage alle 30somethings – war‘s das oder kommt noch etwas? Für die Protagonisten von „Eine Sommernacht“, Helena und Bob, ist es ein Gefühl wie es Kettcar im Song „Im Taxi weinen“ beschreibt: „Es ist auch die Angst, die bellt, wenn ein Königreich zerfällt“. Die Theatergruppe „dispodispo!“ zeigt das Stück im Theater im Depot. Die Premiere ist am 06. April 2019 um 20 Uhr.

Es geht um folgende Geschichte: Helena und Bob treffen sich in einer Bar, sie erfolgreiche Scheidungsanwältin, er Kleinganove. Nach einem enttäuschenden One-Night-Stand treffen sich die beiden irgendwann wieder, Helena im vollgekotzten Brautjungfernkleid, Bob mit 15.000 Pfund in der Tasche. Eine schräge Abenteuerreise in der Mitsommernacht von Edinburgh beginnt.

„Es ist ein intensives Stück mit bitter-süssen Momenten“, beschreibt Regisseurin Eva Zitta das Stück. Aus dem zufälligen zusammentreffen zweier sehr unterschiedlicher Menschen entwickelt sich das Gefühl, das Türen aufgehen. Eigentlich ungewohnt für die Generation 30+, die in Angst lebt, dass manche Türen für immer verschlossen bleiben. Daher bietet die intensive, mit beißendem Humor versehene Geschichte wieder Perspektiven.

Helena (Tanja Brügger) und Bob (Dominik Hertrich) erleben eine ganz besondere Mitsommernacht in Edinburgh. (Foto: © Svea Schäfer)
Helena (Tanja Brügger) und Bob (Dominik Hertrich) erleben eine ganz besondere Mitsommernacht in Edinburgh. (Foto: © Svea Schäfer)

Dabei wird die Geschichte in „Eine Sommernacht“ nicht chronologisch erzählt. Der Zuschauer hat das Gefühl, als ob die beiden die Geschichte schon öfter erzählen, sich dabei unterbrechen und Details einflechten. Daher wirkt das Stück etwas episodenhaft und sprunghaft, so Zitta.

„Eine Sommernacht“ von David Greig und Gordon McInyre legt die Schmerzpunkte in einer Beziehung frei. Dies war auch der Grund, warum sich die Theatergruppe „dispodispo!“ gerade dieses Stück ausgesucht hat. Denn das Credo der Gruppe lautet, Stücke zu spielen, die nah am Menschen sind. Die Rolle von „Bob“ wird von Dominik Hertrich gespielt, der den Besuchern des Theaters im Depot von Produktionen mit „Sir Gabriel Trafique“ bekannt sein dürfte.

„Helena“ wird von Tanja Brügger dargestellt, die seit 2008 Mitglied im Theater Narrenschiff Unna ist.

Der vollständige Titel lautet: „Eine Sommernacht – ein Stück mit Musik“. Die Originalmusik gefiel Regisseurin Zitta jedoch nicht, daher hat Musiker Markus Krieger die Songs neu komponiert und getextet.

Neben der Premiere am Samstag gibt es noch weitere Vorstellungen am Sonntag (07.04.19) um 18 Uhr sowie am Mittwoch (15. Mai 2019) um 20 Uhr.

Karten und weitere Informationen unter 0231 /9822336 oder ticket@theaterimdepot.de.