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In die Falle gegangen?! – Ausstellung „Trap“ im Künstlerhaus zeigt 17 Positionen

Vom 24. Oktober bis zum 29. November präsentiert das Künstlerhaus Dortmund eine besondere Ausstellung. Hier zeigen 17 KünstlerInnen des Kunstmentorats NRW ihre Arbeiten. Neben 13 Mentees waren auch vier Mentoren beteiligt, namentlich Gerd Borkelmann, Elisabeth Brosterhaus, Brigitte Heidtmann und Klaus Schmitt.

Doch die Ausstellung „Trap“, die von den Mentees Jennifer Lubahn, Nadjana Mohr, Anna Schütten und der Mentorin aus dem Künstlerhaus Annett Frontzek kuratiert wurde, hat noch ein weiteres Merkmal. Jeder der teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler bekam jeweils eine fremde Position zugeordnet, mit der sie sich auseinandersetzen mussten. Die so entstandene zweite Ebene wird im Katalog zur Ausstellung deutlich.

In der Ausstellung selbst gibt es viele unterschiedliche Materialien und Herangehensweisen. Videos, Objekte, Malerei oder Fotografie – alles ist in den Räumen des Künstlerhauses vorhanden.

Gleich zu Beginn wird der Besucher von der Arbeit „Feine Backware“ von Thomas Kuhn empfangen. Doch Vorsicht, in den Backformen steckt Schwefel und kein Kuchenteig. Schwefel hat eine mystische Komponente, sein Material sieht in der Arbeit verlockend aus, ist aber nicht genießbar, sondern nur als Kunstobjekt. Zudem präsentiert Anna Schütten „on screens II“, bei der sie Sound und projizierte Farben zu einem Kunstwerk verschmilzt.

Im Hintergrund sind die Arbeiten von Gerd Borkelmann, Elisabeth Brosterhaus und Klaus Schmitt zu sehen. Im Vordergrund die Mentees und Kuratorinnen (v.l.n.r.) Jennifer Lubahn, Nadjana Mohr und Anna Schütten.
Im Hintergrund sind die Arbeiten von Gerd Borkelmann, Elisabeth Brosterhaus und Klaus Schmitt zu sehen. Im Vordergrund die Mentees und Kuratorinnen (v.l.n.r.) Jennifer Lubahn, Nadjana Mohr und Anna Schütten.

Im großen Raum haben sich Brigitta Heidtmann, Gerd Brockelmann und Klaus Schmitt gleich drei Mentoren versammelt. Schmitt zeigt mit „O-T. 9.15“ ein großformatiges Objekt aus PVC und Holz und erschafft dabei eine Beziehung zwischen Raum, Objekt und dem Betrachter. Brigitta Heidtmann arbeitet stark konzeptionell. Sie greift in ihrer Arbeit – ähnlich wie Schmitt – die Beziehung zwischen Raum und Objekt auf. Brockelmann hingegen arbeitet mit Papier auf einem kleineren Format. Die Arbeiten enthalten fast immer einfache geometrische Mittel wie Linien, Gitter und Kreise und sind farblich reduziert. In dem Raum hat auch noch Lisa Klinger Platz gefunden. Ihre Arbeit „Infidelity“ (Untreue) ist vor Ort im Künstlerhaus entstanden. Ihre zweidimensionalen Grafiken entwickeln beim Betrachter eine Dreidimensionalität und stellen wie Schmitt und Heidtmann eine Beziehung zum Raum her.

Im Raum nebenan zeigt Roya Noorinezhad ihre Fotoarbeiten aus der Serie „Transformation“. Dadurch, dass sie das Fotopapier unterschiedlich biegt, entsteht ein anderer Eindruck des fotografierten Objektes. Gegenüber zeigt Ale Bachlechner ihre Videoarbeit, in denen sie politische, und gesellschaftliche Themenkomplexe bearbeitet.

Hinter dem Korridor begrüßt uns die Arbeit von Nadjana Mohr. Vereinnahmung von Flächen und Räumen durch den Betrachter ist das Thema ihres malerischen Werks in der Ausstellung. Bei der Videoarbeit „Re Source“ von Melanie Windl stehen biologische Prozesse im Mittelpunkt. Sie greift das Missverhältnis zwischen Mensch und Ozean auf, bei der der Mensch die wichtige Ressource Wasser kapitalisiert. Für die Arbeit von Maurits Boetther „The Presense of Absense“ braucht man ein wenig Geduld, denn der Künstler befasst sich mit dem Thema Zeit als Medium.

Im Keller gibt es weitere Arbeiten. Jennifer Lubahn zeigt uns in „Do o.T.“ quasi die Entstehung und das Ende eines Lichtspaltes, der in einen dunklen Raum dringt. Es entstehen während des Videos viele kleine Spannungsmomente, die den Betrachter zum Weiterschauen verleitet.

In der ehemaligen Waschkaue wird die Videoarbeit „BODY IN SPACE“ gezeigt. Die Künstlerin verarbeitet die alltägliche Realität. Dabei verwendet sie unter anderem Google Maps, um Wege aufzuzeigen, die sie zurückgelegt hat, die für sie eine gewisse Bedeutung haben. Ihr geht es dabei um soziale, politische und ökologische Ebenen aufzudecken.

Alle beteiligten Künstlerinnen und Künstler: Ale Bachlechner, Maurits Boettger, Gerd Borkelmann, Elisabeth Brosterhus, Stefani Glauber, Brigitta Heidtmann, Alwina Heinz, Lisa Klinger, Thomas Kuhn, Jennifer Lubahn, Tonka Malekovic, Nadjana Mohr, Roya Noorinezhad, Stefanie Pluta, Klaus Schmitt, Anna Schütten und Melanie Windl

Mehr Infos unter www.kuenstlerhaus-dortmund.de

Jenseits der Oberfläche

In der Ausstellung „Schichten-Stränge-Stofflichkeiten“ zeigt das Künstlerhaus Dortmund vom 13. Dezember 2019 bis zum 2. Februar 2020 Positionen von Mirjam Elburn, Esther Hagenmaier und Simona Koch. Alle drei Künstlerinnen haben sich auf unterschiedlichster Weise mit der Zeitlichkeit und dem Material auseinandergesetzt. Durch die Entscheidung der Kuratorin Denise Ritter nur drei Künstlerinnen auszuwählen, hat jede von ihnen mehr Raum zur Verfügung. Das tut der Ausstellung gut.

Sehr interessant sind die Arbeiten von Mirjam Elburn. Sie arbeitet mit unterschiedlichen Materialien wie beispielsweise Wurstpellen, die sie zu einer Art Kokon zusammennäht. Auch mit Polaroids beschäftigt sich die Künstlerin. Ihr Interesse gilt dabei den verschiedenen Schichten und Chemikalien in dem Polaroid-Film. Ein ganz besonderes Interesse hat Mirjam Elburn an menschlichen Haaren, die in verschiedenen Objekten wiederkehren. Ganz besonders in den „Biestern“, bei denen die Haare aus einer Seifenkiste zu wuchern beginnen, ähnlich wie pelziger Schimmel. Die Haare werden von ihr in mühevoller Kleinarbeit gefilzt. Aber genau diese Zeitlichkeit ist ihr in ihren künstlerischen Arbeiten wichtig.

Die Künstlerinnen lassen sich bewusst Zeit mit dem Material. (v.l.n.r.) Simona Koch, Kuratorin Denise Ritter und Mirjam Elburn.
Die Künstlerinnen lassen sich bewusst Zeit mit dem Material. (v.l.n.r.) Simona Koch, Kuratorin Denise Ritter und Mirjam Elburn.

Die Arbeiten von Esther Hagenmaier sind am besten unter dem Begriff „Fragmentierung von Architektur“ zusammenzufassen. Hierbei reduziert die Künstlerin die durch die Wahl des Bildausschnittes die fotografierte Architektur. Anschließend schneidet sie die Außenkanten radikal weg. So entwickelt Esther Hagenmaier ihre Photographie weiter zum Objekt, das durchaus dreidimensionale Anklänge zeigt. Manche Werke wirken durch den Kontrast auch wie in einem Puzzlespiel oder wie in einem Tetris-Spiel.

Kunst und Wissenschaft verbindet Simona Koch. Sie ist sozusagen für die Stränge zuständig und hat ein „universellen Stammbaum“ aufgestellt. Dieses imposante Kunstwerk besteht unter anderem aus 8000 Meter Sisal-Seilen. In einem Nebenraum befindet sich eine Art wissenschaftlicher Tisch mit verschiedenen gesammelten Objekten aus der Natur, aber auch Auszeichnungen der Künstlerin. Ebenso beeindruckend ist der Stop-Motion-Film „Organismus 8 Wachstum #3“, bei der Simona Koch 2000 Zeichnungen auf einem Blatt Papier aufgenommen hat. Hier ist wieder die zeitliche Komponente zu finden, die auch Mirjam Elburn in ihren Arbeiten benutzt. Statt auf Automation zu setzen, wird bewusst die Arbeit mit dem Material bevorzugt, auch wenn es länger dauert.

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Mirjam Elburn, Biester, 2009, 24 Seifenkisten, menschliches Haar gefilzt

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Esther Hagenmaier, „form_03, 2018“ und „rhythm_04, 2018“

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Simona Koch zeigt u.a. einen „Experimentiertisch“ mit verschiedenen Objekten.

Passend dazu gibt im Künstlerhaus Dortmund eine Materialwerkstatt für Kinder und Jugendliche von 10 bis 14 Jahre am 21. und 22. Dezember von 11 bis 18 Uhr. Die Künstlerin Mirjam Elburn leitet diese Werkstatt. Anmeldungen bis zum 17. Dezember unter m.elburn@gmx.de

Mehr Infos finden Sie unter www.kh-do.de

Scheinbare Sicherheit

Das Künstlerhaus Dortmund präsentiert mit “Human Impact” fotografische Arbeiten zum Thema “Sicherheit und Gesellschaft”

Vom 25. Oktober bis zum 01. Dezember 2019 zeigt das Künstlerhaus Dortmund die Ausstellung “Human Impact – Sicherheit und Gesellschaft” im Rahmen des f2 Fotofestivals in Dortmund. Fünf internationale Positionen zum Thema Sicherheit werfen einen frischen und überraschenden Blick auf das Thema. Nichts scheint wie es ist..Fotografie ist doch Abbild der Realität oder nicht? Verlassen Sie ihre Komfortzone und schauen Sie genauer hin. 

Fotografie ist der Erzeuger der Realität. Oder etwa nicht? Fälschungen von Fotos sind natürlich seit der Erfindung der Fotografie bekannt und Bildbearbeitungsprogramme wie Photoshop sind für viele zugänglich. Das Schweizer Künstlerduo Cortis und Sonderegger führen das Prinzip der Fälschung noch eine Stufe weiter. Ikonische Bilder wie der Fußabdrücke auf dem Mond oder die brennende Hindenburg werden im Studio nachgestellt, so dass der Betrachter den Eindruck bekommen könnte, auch die Ursprungsbilder seien gefaked. So werden Fake News ironisch als überdeutlich inszenierte Fälschungen kontaktiert. 

Der berühmte "Fußabdruck auf dem Mond". Echt oder im Studio nachgestellt? Cortis und Sonderegger spielen mit der Dekonstruktion unserer Erinnerungen.
Der berühmte „Fußabdruck auf dem Mond“. Echt oder im Studio nachgestellt? Cortis und Sonderegger spielen mit der Dekonstruktion unserer Erinnerungen.

Der Ire David Farrell beschäftigt sich mit dem Begriff der “unschuldigen Landschaft”. Seine Landschaftsbilder muten auch sehr ruhig, fast pastoral an, wenn sich dort nicht Tatorte aus der Zeit des irischen Bürgerkrieges verbergen würden. So verändert sich plötzlich die Landschaft und wird zum Zeugen eines Verbrechens. Es gibt keine unschuldige Landschaft, solange sich Menschen je  auf ihr bewegt und gehandelt haben. 

Sehr bedrückend sind die Fotos der Norwegerin Andrea Gjestvang. Hier geht es um den 22. Juli 2011, als der rechtsextreme Attentäter Brevik 77 Menschen ermordete. Gjestvang fotografierte die Überlebenden und ihre Wunden – äußerliche wie innere. An diesen Bildern sieht man: Hier war die Bedrohung nicht fiktiv, sondern real. 

Die internationale Prepper-Szene trainiert solche Bedrohungen. Dem Künstlerduo Hahn+Hartung aus Deutschland ist es gelungen, einige Prepper und ihre Gedankenwelt zu fotografieren. Prepper denken, dass der Ernstfall (Krieg, Terror oder Seuchen) bald eintreten wird und sie sich darauf vorbereiten müssen. In diesen Kreisen ist die Bedrohung und Unsicherheit zuhause. Aber auch staatliche Stellen wie der THW müssen sich auf Katastrophen vorbereiten.  

Wie aus einem Science-Fiction Film erscheinen manche Relikte aus dem Kalten Krieg, die der russische Fotograf Danila Tkachenko auf seinen Reisen durch Osteuropa aufgenommen hat. Seine Serie “Restricted Areas” dreht sich um Orte, die vorher nicht betreten werden durften, jetzt aber meist als “lost places” gelten. Wie ein UFO wirkt beispielsweise das Busludscha-Denkmal in Bulgarien.Tkachenko isoliert das Gebäude und lässt es in einem weißen, verschneiten Umfeld stehen. Dadurch wirken die Bilder beim betrachter äußerst kühl. 

Die Öffnungszeiten des Künstlerhauses sind Donnerstag bis Sonntag von 16 bis 19 Uhr. Weitere Informationen unter www.kh-do.de

Die Internetseite des Fotofestivals Dortmund (07. bis 24. November 2019) finden Sie unter www.f2-fotofestival.de

Ausstellung in Künstlerhaus entdeckt Bildräume

Mit der Ausstellung „room with a view“ präsentiert das Künstlerhaus vom 7. September bis zum 13. Oktober fünf Künstlerinnen und Künstler, die mit ihren Fotografien neue Bildräume schaffen oder imaginäre kreieren.

Die Fotografie macht in der Regel aus einem dreidimensionalen Raum einen zweidimensionalen. Schon früh haben Fotografen nach einem Weg gesucht, die „verschwundene“ Räumlichkeit wieder herzustellen, beispielsweise durch Stereografie. Chris Engman (USA), Emma Hart (GB), Katharina Kiebacher (D), Alexandra Leykauf (D) und Susa Templin (D) beschäftigen sich auf der künstlerischen Wege mit der Thematik.

Der Amerikaner Chris Engman zeigt beispielsweise seine Videoarbeit „Sunrise to Sunset“. Sie besteht eigentlich aus zwei Videos. Es ist das gleiche Motiv 24 Stunden aufgenommen, aber auf dem einen Bild läuft die Zeit vorwärts, auf dem anderen Bild rückwärts. Es gibt also nur zwei Zeitpunkte, an dem beide Bilder gleich sind. Spannend ist auch eine weitere Arbeit von ihm. Das großformatige Bild sieht zunächst aus wie ein Naturbild, bis dem Betrachter Unstimmigkeiten auffallen. Plötzlich ist in der Felsformation ein Fenster eingebaut. In Wirklichkeit hat Engman das Naturfoto ähnlich einer Fototapete riesig ausgedruckt und in einer Garage geklebt, so dass ein verwirrender Effekt entsteht.

Die Fotografie, die ja die Wirklichkeit abbilden soll, fehlt es an Räumlichkeit und Körperlichkeit, findet Katharina Kiebacher und zeigt in ihren Arbeiten, wie sie mit diesen Manko umgeht. Im Mittelpunkt steht das Ei. „Das Ei hat eine wandelbare Form“, begründet Kiebacher die Wahl ihres Motivs. In einer Skulptur lässt sie den Betrachter quasi hinter das Bild schauen und zeigt das Ei vorher und nachher. Das Körperliche wird auch in der anderen Skulptur deutlich. Statt ein zweidimensionales Foto auszustellen, gewinnt das Bild eine Räumlichkeit und dringt in den Raum ein.

Beim Aufbau der Arbeiten von Susa Templin (links) helfen Paul Pape und Katharina Kiebacher.
Beim Aufbau der Arbeiten von Susa Templin (links) helfen Paul Pape und Katharina Kiebacher.

Emma Hart präsentiert einen Loop aus verschiedenen Fotos, auf denen die Fotografierten den Betrachter unvermittelt anschauen. So wird der Zuschauer plötzlich zum unerwünschten Eindringling oder Paparazzi, der das traute Familienleben stört. Zusätzlich zeigt sie beeindruckende Skulpturen, die auf Fotografien alter Kinosäle beruhen.

Die Arbeiten von Alexandra Leykauf sind über der Kante gebrochen. Das Video als auch die beiden Bilder benötigen vom Betrachter einen gewissen Standpunkt. Viele ihrer Arbeiten spielen mit dem Übergang von einem dreidimensionalen Objekt zur Oberfläche des Bildes und zurück.

Abstrakte Werke schafft Susa Templin mit ihren Arbeiten. Zu Beginn stehen Fotos von Häusern, Treppenhäusern und anderen architektonischen Elementen, die die Künstlerin auf Kapa-Platten zieht und daraus malerische Räume entwickelt. Daraus entstehen assoziative und gleichzeitig reale Räume, die sich auflösen und abstrakt werden. Aus der Ferne wirken die Arbeiten wie geometrisch abstrakte Kunstwerke, erst beim näheren Hinsehen, wird deutlich, dass die Farbflächen in Wirklichkeit Fotos sind.

Room with a view

07. September bis 13. Oktober 2019

Künstlerhaus Dortmund, Sunderweg 1

Die Öffnungszeiten des Künstlerhauses sind Donnerstag bis Sonntag von 16 bis 19 Uhr.

Die Vernissage ist am 06. September um 20 Uhr.

Ausstellung im Künstlerhaus erinnert an Christine Refke

Eine beeindruckende Werkschau von Christine Refke ist zur Zeit im Dortmunder Künstlerhaus zu sehen. Die Dortmunder Künstlerin starb im November 2017 mit nur 57 Jahren. Unter dem Titel „Wo komm ich her, wo gehe ich hin“ haben ihre Kinder Nehle und Manuel gemeinsam mit Freunden aus dem Nachlass eine wunderbare Auswahl an Grafiken, Malereien, Skizzen und Skulpturen zusammengestellt, die die große Begabung von Christine Refke aufzeigt.

Im Andenken an Christine Refke weicht das Künstlerhaus vom Konzept ausschließlich Gruppenausstellungen zu zeigen ab, und stellt die gesamte Ausstellungsfläche für mehr als 100 Werke zur Verfügung. Die Objektdesignerin arbeitete von 1988 bis 1994 im Künstlerhaus.

Die Organisation vor Ort übernahmen Peter Schmieder und Mira Posingies vom Künstlerhaus, die Laudatio am Abend der Vernissage hielt Hans Dieter Christ, heute stellvetetender Kurator des Württembergischen Kunstvereins Stuttgart. Er war zeitgleich mit Christine Refke im Künstlerhaus tätig.

Bei der Sichtung des Nachlasses reifte bei den Kinder Nehle und Manuel Refke und den Freundinnen Claudia Schurian, Dina Nur und Ulla Illerhaus der Entschluss das umfangreiche Werk von Christine Refke in einer Ausstellung zu zeigen.

Künstlerkollegen Dina Nur, Hans Dieter Christ und Claudia Schurian (links) und die beiden Kinder Manuel und Nehle Refke präsentieren Arbeiten von Christine Refke. (Foto: © Anja Cord)
Künstlerkollegen Dina Nur, Hans Dieter Christ und Claudia Schurian (links) und die beiden Kinder Manuel und Nehle Refke präsentieren Arbeiten von Christine Refke. (Foto: © Anja Cord)

Monatelang sichteten, fotografierten und katalogisierten die Geschwister die über 1000 Werke von Christine Refke und waren immer wieder von der großen Bandbreite der Arbeit ihrer Mutter beeindruckt.

Christine Refke studierte Objektdesign an der Fachhochschule Dortmund mit den Schwerpunkten Malerei und Bildhauerei. Sie beteiligte sich an zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen, war häufig in der Ausstellung zum Dortmunder Kunstkalender zu sehen und ihre Bilder wurden mehrfach für den Kalender ausgewählt.

Seit 2001 arbeitete sie im Fachbereich Architektur der FH Dortmund im Bereich Mediendidaktik und Visualisierung. Dass ihre künstlerische Arbeit dadurch nur noch eingeschränkt möglich war, war für sie manchmal schwer zu ertragen.

Während die älteren Bilder und Grafiken sich sehr mit düsteren und melancholischen Themen beschäftigen, sprühen die Bilder ihres späteren Schaffens voll Lebensfreude in hellen, grünen und rosa Farben. Bilder dieser Periode waren in ihrer letzten Ausstellung im Torhaus Rombergpark zu sehen. Ein immer wiederkehrendes Motiv ist der „Meaux“. Fabeltiere oder Ungeheuer, manchmal wie vorwitzige Comicfiguren gezeichnet und doch in keinem Fall eindimensional tauchen in den verschiedensten Varianten und Zusammenhängen immer wieder auf. Die Faszination der „Meaux“ packte die Künstlerin während der Besichtigung französischer Kirchen und der skurrilen Anmutung der Wasserspeier.

Wenn man von Raum zu Raum wandelt und die Kraft und Dynamik der Bilder sich dem Besucher mitteilt, wird es nie langweilig. Die Kunstwerke bieten dem Betrachter immer neue Anknüpfungspunkte um einen Einstieg in das jeweilige Bild zu finden. Ein Oeuvre, das einmal mehr bedauern lässt, dass es keine Fortsetzung erfahren wird.

Die wunderbaren Bilder von Christine Refke sind noch von Donnerstag (25. 7.) bis Samstag 27.7.) jeweils von 16 Uhr bis 19 Uhr zu besichtigen. Am Sonntag den 28. 7. beginnt die Finissage um 17 Uhr.

Dokumentarfotografie stellt Menschen in den Mittelpunkt

Mit der Ausstellung „encounters“ präsentieren vier Dokumentarfotografen des DOCKS Collective vom 22. Juni bis 14. Juli 2019 im Künstlerhaus Dortmund ihre Arbeiten. Behandeln ihre Werke unterschiedliche Themen, so ist doch immer der Mensch im Mittelpunkt. Ob Klimawandel, Naturkatastrophe oder dörfliche Sitten und Gebräuche: Überall prägt der Mensch durch sein Tun und Handeln seine Umgebung. Zum Guten, aber auch zum Schlechten. Die Ausstellung zeigt eindrucksvolle Bilder von aktuellen Langzeitprojekten.

Arne Piepke fotografierte Schützenvereine und die dazugehörigen Schützenfeste seiner Heimat im Sauerland. Er hat seinen Bildern den übergreifenden Titel „Für Glaube, Sitte, Heimat“ gegeben, ein Motto, das noch auf manchen Vereinsflaggen zu sehen ist. Warum haben die Schützenvereine in den Dörfern noch eine Bedeutung, wollte Piepke hinterfragen. Sie sind vor allem identitätsstiftend. Für Jugendliche ist es oft der einzige Weg, sich in die Dorfgemeinschaft zu integrieren. Es besteht schon ein gewisser Gruppenzwang. Piepke, der die Schützenvereine drei Jahre lang begleitet hatte, erkannte deutliche Unterschiede: Es gebe konservative Vereine und weniger konservative, bei denen die Gemeinschaft wichtiger sei als das Beharren auf Werte. Seine Bilder geben einen Einblick in eine Welt, die oft nach bestimmten choreografischen Regeln arbeitet.

Mit „Incendio“ behandelt Fabian Ritter das Thema des verheerenden Waldbrandes in Portugal 2018. Dabei vermeidet er Sensationsbilder und fragt sich eher, wie geht es den Menschen jetzt. Seine Bilder sind an zwei Wänden aufgehängt und zeigen Fotografien kurz nach dem Brand und welche, die sechs Monate später aufgenommen wurden. Während die Natur sich ganz langsam erholt, schwanken die Menschen zwischen Resignation und Wiederaufbau. Die Landschaftsfotografien von Ritter erinnern wegen der Farbe und dem Licht manchmal an Landschaftsmalerei aus der Renaissance, aber ohne zu romantisieren.

Nicht nur in Dortmund gibt es „Horrorhäuser“, auch in Göttingen. Das „Iduna-Zentrum“ ist ein Relikt aus den 70er Jahren, als man vorhatte, ein luxuriöses Hochhaus zu errichten mit allen Besonderheiten wie Sicherheitsdienst, Pförtner oder Sauna. Doch die finanziell Bessergestellten nahmen das Projekt nicht an und so verwandelte sich das Vorzeigeobjekt zum sozialen Brennpunkt. Seit zweieinhalb Jahren begleitet Ingmar Björn Nolting, der mehrere Monate selbst dort lebte, mit seiner Reihe „Hinter Fassaden“ die Bewohner der Appartements im Kampf ums Überleben. Suchtkranke, SozialhilfeempfängerInnen, Geflüchtete und Menschen in Altersarmut prägen die Nachbarschaft. Noltings Bilder geben eindrucksvoll Zeugnis vom Kampf um ein klein wenig Würde in ihrer privaten Lebenswelt ohne voyeuristisch zu sein. Nolting ergänzt seine Bilder mit selbstverfassten Gedanken der Bewohner des Hochhauses zu ihrer Situation.

Ein See wird zur Wüste. Die ökologische Katastrophe rund um den Urmia-See im Nordwesten Irans ist in der Öffentlichkeit weitgehend ungekannt. War der See vor einiger Zeit noch zehnmal größer als der Bodensee, mittlerweile ist er auf ein Zehntel seiner ursprünglichen Größe geschrumpft. Das führt zu vielen Problemen: Zunächst stieg der Salzgehalt sehr stark an und ist mittlerweile mit dem Toten Meer zu vergleichen. Darüber hinaus gibt es regelrechte Salzstürme, die die Felder schädigen. Die Konsequenz: Bald könnten über 5 Millionen Menschen aus der unwirtlicher werdenden Gegend fliehen. Maximilian Mann Fotoreihe „Lake Urmia“ beschäftigt sich mit den sich verändernden Lebensgrundlagen der Menschen und möchte damit auf das Schicksal des Sees und der ihn umgebenden Bevölkerung aufmerksam machen.

Mehr Informationen zum DOCKS Collective unter https://dockscollective.com

Künstlerhaus Dortmund Sunderweg 1 | 44147 Dortmund
Öffnungszeiten Ausstellung Do – So 16 – 19 h

Ausstellung zu Perspektiven und Zukunft analoger und digitaler Bücherkunst

Das Dortmunder Künstlerhaus zeigt vom 04.05. bis zum 02.06.2019 in der Ausstellung „Vom Blättern und Wischen“ 90 analoge und 5 digitale (Buch)-Exponate in zwei getrennten Bereichen.

Das Buchlabor der Dortmunder Fachhochschule beschäftigt sich schon seit einiger Zeit mit den kreativ-interaktiven Möglichkeiten im Bereich des digitalen Buches. Für Ausstellungsgestaltung und Konzept ist Bianca Reimann verantwortlich.

Bekannt sind vielen die im Urlaub praktischen E-Books, die zum Beispiel das lästige Mitschleppen von schweren Büchern im Urlaub unnötig machen. Wie sind die Entwicklungen im digitalen Bereich des Buchgeschäftes? Ist die Zukunft des Buches digital und wie steht es mit der Daseinsberechtigung der „begreifbaren“ und die Fantasie anregenden analogen Bücher? Kommt es eventuell nur darauf an, beides je nach praktischem Zweck intelligent einzusetzen? Das sind nur einige der Fragen, die die gezeigten analogen und digitalen Bücher von Studierenden und Ehemaligen des Fachbereichs Design aufwerfen.

Lea Schütze nähe rote Fäden (Threads) in das analoge Buch „Das Ich und die Abwehrmechanismen“ von Anna Freud.
Lea Schütze nähe rote Fäden (Threads) in das analoge Buch „Das Ich und die Abwehrmechanismen“ von Anna Freud.

Die Ausstellung beinhaltet 95 Exponate, die eine spielerische Auseinandersetzung mit dem Medium herbeiführen möchten. Dabei werden die BesucherInnen permanent mit Entscheidungssituationen konfrontiert.

Im großen Eingangsbereich mit seinen zahlreichen Wänden befindet sich der digitale Bereich. Er lädt dazu ein, die interaktiven und intuitiv bedienbaren Oberflächen der ausgestellten E-Books und speziellen Buch-Apps zu erforschen und zu erleben. Dazu sollten die Besucherinnen und Besucher sich Zeit nehmen. Den praktischen Einsatz etwa im Bereich Fotobuch verdeutlicht das Mode-Fotobuch von Martin Kretzschmann eindrucksvoll. Auch bei Kinderbüchern oder großen Datenmengen wie zum Beispiel „50 Jahre Gleichstellung“ bieten sich eine digitale Buchpräsentation an. Es gibt unzählige Weg, seinen individuellen Interessen zu folgen und dich in das „digitale Buch“ zu vertiefen.

Lena Bluhm verbindet am Ende analoges und digitales Buch.
Lena Bluhm verbindet am Ende analoges und digitales Buch.

Im analogen Bereich laden zahlreiche Sitzmöglichkeiten zum Verweilen und schmökern bei einer Tasse Kaffee ein. Unter großen Überschriften wie „linear oder non-linear“, „aktiv oder passiv“, „Bild oder Text“, oder „blätttern oder wischen“ liegen auf verschieden Tischen selbst entwickelte analoge Bücher der Studierenden. So wurde zum Beispiel von Lea Schütze (Kommunikationsdesign / Bachelor 5. Semester) auf Grundlage des Buches „Das Ich und die Abwehrmechanismen“ von Anna Freud (Tochter von Psychoanalytiker Sigmund Freud) aus den 1930-iger Jahren ein spezielles Buch entwickelt. Um elf Abwehrmechanismen des Menschen begreifbar zu machen, nähte sie rote Fäden zu jedem Abschnitt in verschieden enger Vernetzung ein, um so den jeweiligen unterschiedliche Grad des Abwehrmechanismus sinnlich fassbar darzustellen.

Jedes der vielen Bücher behandelt einen speziellen Aspekt und hat etwas Überraschendes.

Lena Bluhm verbindet am Ende analoges und digitales Buch in einem Zusammenhang in ihrer Arbeit „Intertwined.“ Sie verarbeitet 6 Songs der bekannten englischen Sängerin Dodie Clark in 6 Kapiteln zunächst in einem kleinen Büchlein. Darunter befindet sich das analoge Buch als digitale Version mit Sound zum Eintauchen.

Die Vernissage diese spannende Ausstellung ist am Freitag, den 03.05.2019 ab 20:00 Uhr im Künstlerhaus Dortmund. Dort gibt es eine Vorstellung ausgewählter Bücher in Form einer Pecha – Kucha – Präsentation.

Abschluss ist am Sonntag, den 02.06.2019 ab 17:00 Uhr.

Geöffnet von do – so, 16:00 – 19.00 Uhr.

Künstlerhaus, Sunderweg 1, 44147 Dortmund

Frischer Blick auf neue Kunst

Zehn Studierende und Alumni der Hochschule für bildende Künste in Essen zeigen 23. Februar bis 7. April 2019 Positionen im Künstlerhaus Dortmund unter dem Titel „45257//44147“. Dass die Postleitzahlen als Ausstellungstitel benutzt werden, zeigt, dass es kein Thema oder Motto gab. Es sollte die Grenzen der Disziplin ausgelotet werden. Die Leitung des Studienganges Fotografie und Medien hat Prof. Carsten Gliese, der zusammen mit Peter Schmieder vom Künstlerhaus das Konzept und die Organisation übernommen hat.

Ruben S. Bürgam wurde durch die „Wisch-Bewegungen“, die Interaktion mit Smartphones und Co., zu ihrer Arbeit „serial.interfaces“ inspiriert. Durch Positionierung und Ausrichtung der Bildträger aus Glas und Orthopädieschaum, wird die Projektion vervielfältigt und entwickelt sich dadurch zur multiperspektivischen Installation.

Bei den Arbeiten von Annette Hiller stehen Struktur, Form,Licht und Raum im Vordergrund. Sehr spannend sind ihre dreidimensionalen Bilder. Hierbei nimmt sie das Bild als Material für einen weiteren Prozess und baut aus Kartons einen weiteren Raum. Zusätzlich ist sie mit ihren Reliefbildern im Künstlerhaus zu sehen.

Annette Hiller macht aus zweidimensionalen Fotos dreidimensionale Objekte.
Annette Hiller macht aus zweidimensionalen Fotos dreidimensionale Objekte.

Zum Thema „Fake News“ hat sich Diana Hommel Gedanken gemacht,. „Das große Durcheinander“ aus der Reihe „Fake News oder stille Post für Fortgeschrittene“ zeigt eine Flut von Bildmanipulationen eines Ortes im digitalen Zeitalter, Sie wirken wie Originale, die keine Originale sind.

„Schönheit der Physik“ – so könnte man die Installation „Inertia“ von Loïc Hommel. Hier sind zwei Pendel in einer Konstruktion angebracht, die sich in einem bestimmten Zeitintervall für einen kurzen Augenblick um ihre eigene Zentralachse drehen. An beiden enden des Pendels ist eine Lichtquelle angebracht, die einen Lichtpunkt über die Oberfläche einer darunterliegenden phosphoreszierenden Fläche wirft.

Dirk Krüger zeigt im Keller des Künstlerhauses den Film „Verzaubert“, bei dem der Protagonist Tom über sein Leben erzählt. Tom ist sehr eloquent und der Betrachter muss entscheiden, in wie weit er Toms Erzählungen vertrauen möchte.

So schön kann Physik sein. "Inerta" von Loïc Hommel.
So schön kann Physik sein. „Inerta“ von Loïc Hommel.

Kritik an der mediale Schönheitsideal übt Meike Poese. Sie fotografierte über 90 verschiedene Menschen aus dem gesamten Ruhrgebiet, um zu zeigen, wie unterschiedlich und einzigartig jeder Einzelner ist. Zu sehen sind etwa 50 Schwarz-Weiß-Bilder im Künstlerhaus.

Neben einer skulpturalen Arbeit zeigt Gabi Rottes zwei Videoinstallationen, bei der sie zwei Räume seziert und auseinander nimmt. „Ich entnehme die Details und stelle sie neu zusammen“, so die Künstlerin. In „MIES.movin .curtain“ und „Mies.misian motion“ lässt sie den Betrachter duch Räume fliegen, deren Grundlagen der Barcelona-Pavillion, das Farnsworth House oder die Neue Nationalgalerie sind.

„Elemente stehen immer in Beziehung“ – so lautete der Titel der Arbeit von Simon Tretter übersetzt. Im „untitled – elements are always relatet“ geht es ihm um das Verhältnis von Kunst und Betrachter. In der dreigeteilten Arbeit wird eine wartezimmerähnliche Situation dargestellt. Fremdartig, aber doch irgendwie vertraut.

Xiamo Wang fragt nach den Unterschieden und Gemeinsamkeiten zwischen zwei urbanen Zentren wie Dortmund und ihrer Heimatstadt Chengdu, Für Wang ist die nächtliche Stadtlandschaft attraktiver und mysteriöser als am Tag. In zwei Fotobüchern präsentiert sie ihre Entdeckungen und entwickelt so etwas wie einen Chat zwischen den beiden Städten.

Simon Badura zeigt Räume, die ihn in seiner Kindheit geprägt haben und die er den Betrachtern vorstellt. Somit haben die Besucher die Gelegenheit, an seinen Erinnerungen teilzuhaben oder aber eigene Ideen zu entwickeln.

Die Öffnungszeiten der Ausstellung im Künstlerhaus sind von Donnerstag – Sonntag von 16 – 19 Uhr.

Facettenreichtum großformatiger Malerei im Künstlerhaus Dortmund

Im Zeitraum vom 01.12.2018 bis 20. 01.2019 zeigt das Künstlerhaus Dortmund in seinen Räumlichkeiten unter dem Titel „Zur Größe bestimmt –Großformatige Malerei“ facettenreiche „Großmalereien“ (Farbe auf Malgrund) von elf Künstlern aus ganz Deutschland (von Nürnberg bis Berlin).

Das Konzept und die Organisation stammt von Kurator Cornelius Grau. Nach einer allgemeinen Ausschreibung im Sommer hatten sich über 300 Künstler (verschiedene Altersstruktur) mit ihren Exponaten für die Ausstellung beworben. Letztendlich wurden elf davon ausgewählt.

Diese Gruppenausstellung lotet die Möglichkeiten und verschiedenen Facetten großformatiger Malerei aus.. Die KünstlerInnen bringen ihre ganz individuelle Sichtweise, ob mit Mischtechnik, Acryl –Aquarell – oder Öl, in ihre großflächigen Arbeiten ein.

Mit dabei sind:Stefan Brock, Friedhelm Falke, Julia Gutinka, Peter Nikolaus Heikenwälder, Thomas Hoffmann, Martina Justus, Franziska Klötzler, Jannine Koch, Ludwig Kupfer, Patricia Sandonis und Sebastian Troeger.

Manchmal stehen dabei strukturelle und formalistische Aspekte im Vordergrund, aber oft auch aktuelle Themen wie die Digitalisierung und Angstphobien im Angesicht der gegenwärtigen Bedrohungsszenarien durch Flüchtlinge, Krieg und Umweltzerstörung. Oft kontrastieren sie bewusst und irritieren so die Betrachter, mal farbenfroh, dann wieder düster und surrealistisch.

Die großen Bilder bieten nicht nur die Möglichkeit, immer neue Details zu entdecken, sie wecken unterschiedliche Emotionen und Assoziationen in den jeweils Betrachtenden.

Beeindruckend ist zum Beispiel das aus mehreren kleineren, zu einem riesigen, 300 x 900cm Fläche einnehmende Großbild zusammengesetzten Werk „Die grosse Angst“ (2016, Öl und Acryl auf Leinwand) von Sebastian Tröger aus Nürnberg. Augenscheinlich ist unter anderem der Rückgriff auf Picassos „Guernica“ oder Géricaults „Floß der Medusa“ und viele andere symbolische Ausdrucksformen der Kunst zu erkennen.Es bleibt dem Betrachter selbst überlassen, was er in der eher düsteren schwarz-weiß Malerei sieht,zumal es leider wieder eine traurige Renaissance der Angst in unserer Zeit gibt.

Stefan Brock setzte den Dortmunder Hafen künstlerisch um. Titel: "Am Petroleumhafen Dortmund"
Stefan Brock setzte den Dortmunder Hafen künstlerisch um: „Am Petroleumhafen Dortmund“  

Einen anderen gesellschaftspolitischen Zugang wählte Stefan Brock aus Dresden. Ein Besuch in Dortmund (am Hafen) inspirierte ihn zu seinem 200 x 160 cm großen Gemälde(Acryl und Vinylfarben) mit dem Titel „Helen, Piet und Kasimir“. Barocke Malerei verbindet er mit knallbunt-farbigen und Comicfiguren ähnelnden Personen.(Rechte?) Glatzköpfe sitzen lachend oder dösend am Ufer des Hafens.

Gegensätze treffen bei ihm aufeinander. Eiscreme-Werbungbegegnet bei ihm etwa sozialistischen Realismus, Napoleon Bonaparte wird zum Dosenbier trinkenden Dynamo Dresden-Fan. Politische Korrektheit ist nicht seine Sache. In seiner Gemäldeserie „Rosenkrieg“ verteilt er auch mal Tiefschläge an „Wutbürger“ und Neonazis.

Für Franziska Klötzler ist die Welt in Ordnung, wenn Ordnung herrscht. Zumindest in ihren Arbeiten. Hier konstruiert sie sich Normen und Konventionen, die sie in farbenfrohen Schablonen und Filtern umsetzt.

Thomas Hoffmann aus Remscheid bevorzugt bei seiner Arbeit „Blut weinen“ (2018; Öl auf Leinwand, 140 x 225 cm) die prägnante Linien und eine bewusste Reduktion auf das Wesentliche. Es fallen die oberflächlich fröhliche Farben, Strukturen und eine gewisse Plakativität in seinem Bild auf. Der Stil ist von Popart, Surrealismus und Expressionismus beeinflusst. Erscheint der Bildinhalt zunächst vordergründig harmlos, verbirgt er doch eine alles andere als harmlose Aussage. Das gibt sich hier schon beim Titel wieder. Viele Assoziationsketten werden in Gang gesetzt.

Franziska Klötzler zeigt ihre Arbeit "Legit" von 2012, Mischtechnik auf Leinwand.
Franziska Klötzler zeigt ihre Arbeit „Legit“ von 2012, Mischtechnik auf Leinwand.

Das sind nur wenige Beispiele aus der facettenreiche Gruppenausstellung,die uns in entweder in das große Bild hineinziehen, vereinnahmen,oder einfach überwältigen können.

Die Eröffnung der der Ausstellung findet im Künstlerhaus Dortmund, Sunderweg 1, 44147 Dortmund am Freitag, den 30.11.2018 um 20 Uhrstatt.

Parallel im Laboratorium: Grauomenta Spotlight # 4: Andreas Jonak .

Gezeigt werden Skulpturen des Künstlers aus Düsseldorf, die stets auf etwas Inneres und etwas ihnen zugrundeliegendes verweisen. Das umschließende Material folgt einem bestimmten Prinzip. Was es Verbirgt, zeichnet sich an der Oberfläche unscharf ab.

Mehr unter www.kh-do.de

Performances und Installationen in den Räumen des Künstlerhauses

Mit der Ausstellung „there is no point in being dramatic“ loten acht Künstler und Künstlergruppen vom 01.09.2018 bis zum 23,09.2018 im Dortmunder Künstlerhaus den Raum in Form von künstlerischer Begegnung von bildender und darstellender Kunst aus. Mit Installationen, Situationen und Performances schaffen sie eine bühnenhafte Konzentration, verändern Atmosphären, bestimmen und Entgrenzen die Dimensionen durch Aktion, Illusion und Simulation oder einfach durch Leere und Einrichtung. Bei dieser experimentellen interaktiven Kunstform werden die Besucherinnen und Besucher hineingezogen.

In ihrer Performance und Installation „das Mütterliche“ inszenieren Sujin Bae und Jonathan Lemke eine konstruierte Konfliktsituation. In einem begehbaren Installationsraum treten Figuren und Wesen auf, die das mit dem „Mütterlichen“ verbundene Verlustgefühl zum Ausdruck bringen.

Diese besondere, enge Beziehung zur Mutter ist mit Ängsten, Wünschen und dem Schicksal als Einzelmensch und der Selbstlosigkeit, die nicht zur Ruhe zu bringen ist, verbunden.

BBB ist ein technologisch sehr fortschrittliches interdisziplinäres Projekt, das an der Schnittstelle von Musik, Performance, Kunst, Design und zeitgenössischer Philosophie angesiedelt ist. In der aktuellen Arbeit „FullyAccessibleBody“ stellt die Künstlergruppe digitale Kopien von sich selbst her und lassen diese als Hologramme auf der Bühne performen. Die BesucherInnen werden in die Situation einer „Fanscene“ gebracht und können mit den Hologrammen wie mit einem „Popstar“ chatten. Auf das Geschehen nehmen sie durch ihren Herzschlag per Pulsmessung (am Handgelenk) aktiv Einfluss und werden so zum eigentlichen Motor der Show.

Die Corporation of people‘s situations (COPS) arbeiten mit Situationen, Performances und Lectures zum thematischen Cluster Besitz, Gemeinschaft und kollektivem Handlungsraum. Wie kann man den Stimmen von Menschen gerecht werden, die ihre unterschiedlichen Positionen vertreten und doch einen Lebensraum teilen? Wie werden gemeinschaftliche Handlungsräume und Möglichkeiten durch gesellschaftliche Vorgaben beeinflusst? Vom 13. bis 16.09.2018 ist die Performance durchlaufend während der gesamten Öffnungszeit zu erleben.

Heike Gallmeier zeigt Materialien, Objekte und Bilder ihres "Travelogue".
Heike Gallmeier zeigt Materialien, Objekte und Bilder ihres „Travelogue“.

Heike Gallmeier verarbeitet mit ihrer Arbeit „Travelogue (2017)“ gefundene Materialien zu skulpturalen Installationen.. in einem dauernden Prozess entstehen immer neue Arrangements. Materialien, Objekte und Bilder befinden sich in Bewegung. Ausgangspunkt war eine Reise von Berlin nach Northampton. In einem zum mobilen Wohnatelier umgebauten Transporter baute sie täglich neue Installationen aus gefundenen Materialien. Die Fotos von Fundorten und bearbeiteten Fundstücken wurden zu einem dichten Netz von Bezügen gruppiert.

Kalinka Gieseler simulierte mit der Verführungskraft des (fotografischen) Bildes im Großformat mit „Opening soon“ 2013 in Leipzig die scheinbare Eröffnung eines „Prada“-Ladens in dieser Stadt. Zu sehen im Künstlerhaus.

Deidra O‘Leary legt mit ihrer Installation „Mockingbird“ die gegenseitige Abhängigkeit von Mensch und Objekt offen. Es werden Strukturen abgebildet, die Optionen, Entwicklungen und Transformationen zulassen.

Achim Lengerer lädt in Gesprächen und Workshops zu „Proben zu Peter Weiss/The Trotzki Rehearsals (Gasworks London 2013) ein. Es geht dabei um die politischen Wirkungs- und Funktionsweisen von Sprache und Text. Öffentliche Termine werden rechtzeitig bekannt gegeben.

In seiner Videoinstallation Tannhäuser Gate“ zeigt Rustan Söderling in dem Kellergewölbe des Künstlerhauses einen nur scheinbar verlassenen Ort. Regentropfen auf der Linse beleben jedoch subtil die endlosen Wiederholungen der Kamerafahrten um Objekte. Er zeugt gleichermaßen von Anwesenheit und Abwesenheit des Menschen und seiner Objekte, als Raum zwischen Vergangenheit und Zukunft, Vision und Fiktion.

Die Eröffnung der Ausstellung findet am Freitag, den 31.08.2018 um 20:00 Uhr im Künstlerhaus statt. (Ab 22:00 Uhr Konzert Bomberjacke)