Jenseits der Oberfläche

In der Ausstellung „Schichten-Stränge-Stofflichkeiten“ zeigt das Künstlerhaus Dortmund vom 13. Dezember 2019 bis zum 2. Februar 2020 Positionen von Mirjam Elburn, Esther Hagenmaier und Simona Koch. Alle drei Künstlerinnen haben sich auf unterschiedlichster Weise mit der Zeitlichkeit und dem Material auseinandergesetzt. Durch die Entscheidung der Kuratorin Denise Ritter nur drei Künstlerinnen auszuwählen, hat jede von ihnen mehr Raum zur Verfügung. Das tut der Ausstellung gut.

Sehr interessant sind die Arbeiten von Mirjam Elburn. Sie arbeitet mit unterschiedlichen Materialien wie beispielsweise Wurstpellen, die sie zu einer Art Kokon zusammennäht. Auch mit Polaroids beschäftigt sich die Künstlerin. Ihr Interesse gilt dabei den verschiedenen Schichten und Chemikalien in dem Polaroid-Film. Ein ganz besonderes Interesse hat Mirjam Elburn an menschlichen Haaren, die in verschiedenen Objekten wiederkehren. Ganz besonders in den „Biestern“, bei denen die Haare aus einer Seifenkiste zu wuchern beginnen, ähnlich wie pelziger Schimmel. Die Haare werden von ihr in mühevoller Kleinarbeit gefilzt. Aber genau diese Zeitlichkeit ist ihr in ihren künstlerischen Arbeiten wichtig.

Die Künstlerinnen lassen sich bewusst Zeit mit dem Material. (v.l.n.r.) Simona Koch, Kuratorin Denise Ritter und Mirjam Elburn.
Die Künstlerinnen lassen sich bewusst Zeit mit dem Material. (v.l.n.r.) Simona Koch, Kuratorin Denise Ritter und Mirjam Elburn.

Die Arbeiten von Esther Hagenmaier sind am besten unter dem Begriff „Fragmentierung von Architektur“ zusammenzufassen. Hierbei reduziert die Künstlerin die durch die Wahl des Bildausschnittes die fotografierte Architektur. Anschließend schneidet sie die Außenkanten radikal weg. So entwickelt Esther Hagenmaier ihre Photographie weiter zum Objekt, das durchaus dreidimensionale Anklänge zeigt. Manche Werke wirken durch den Kontrast auch wie in einem Puzzlespiel oder wie in einem Tetris-Spiel.

Kunst und Wissenschaft verbindet Simona Koch. Sie ist sozusagen für die Stränge zuständig und hat ein „universellen Stammbaum“ aufgestellt. Dieses imposante Kunstwerk besteht unter anderem aus 8000 Meter Sisal-Seilen. In einem Nebenraum befindet sich eine Art wissenschaftlicher Tisch mit verschiedenen gesammelten Objekten aus der Natur, aber auch Auszeichnungen der Künstlerin. Ebenso beeindruckend ist der Stop-Motion-Film „Organismus 8 Wachstum #3“, bei der Simona Koch 2000 Zeichnungen auf einem Blatt Papier aufgenommen hat. Hier ist wieder die zeitliche Komponente zu finden, die auch Mirjam Elburn in ihren Arbeiten benutzt. Statt auf Automation zu setzen, wird bewusst die Arbeit mit dem Material bevorzugt, auch wenn es länger dauert.

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Mirjam Elburn, Biester, 2009, 24 Seifenkisten, menschliches Haar gefilzt

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Esther Hagenmaier, „form_03, 2018“ und „rhythm_04, 2018“

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Simona Koch zeigt u.a. einen „Experimentiertisch“ mit verschiedenen Objekten.

Passend dazu gibt im Künstlerhaus Dortmund eine Materialwerkstatt für Kinder und Jugendliche von 10 bis 14 Jahre am 21. und 22. Dezember von 11 bis 18 Uhr. Die Künstlerin Mirjam Elburn leitet diese Werkstatt. Anmeldungen bis zum 17. Dezember unter m.elburn@gmx.de

Mehr Infos finden Sie unter www.kh-do.de

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