Sehnsucht nach Nähe

Das Künstlerhaus am Sunderweg zeigt noch bis zum 25. Juli die Ausstellung “All Tomorrow’s Parties”. Sechs Fotografinnen und Fotografen zeigen ihre Arbeiten, die sich um zwischenmenschliche Beziehungen drehen. Dabei geht es von Partys über Beziehungen zu Puppen bis hin zu Demonstrationen in Hongkong. In Zeiten von Corona steht natürlich die grundsätzliche Frage von Nähe zur Diskussion.

Das Nachtleben von Berlin hat es Miron Zownir angetan. Seit den 80er Jahren fotografiert er für seine Reihe “Berlin Noir” die Protagonisten des Nachtlebens mit ihren Partys und ihrem Lebensstil. Die analogen Schwarz-Weiß-Fotos entwickeln eine enorme Faszination auf den Betrachter.

Auch während der Pandemie wird gefeiert. Natürlich heimlich und unerlaubt. Dennoch schaffte es Constantin Grolig einige Raves im Ruhrgebiet zu fotografieren, ohne die Menschen bloßzustellen. In seinen Fotos wird deutlich, wie vergessene Orte zu einem Platz des gemeinsamen Tanzes werden, immer in Angst vor Entdeckung durch die Behörden.

nche Menschen suchen sehr stark die emotionale Nähe zu Puppen. Julia Steinigeweg schafft Fotos, die beim Betrachter unterschiedliche Gefühle hervorrufen. (Foto: © Julia Steinigeweg)
Manche Menschen suchen sehr stark die emotionale Nähe zu Puppen. Julia Steinigeweg schafft Fotos, die beim Betrachter unterschiedliche Gefühle hervorrufen. (Foto: © Julia Steinigeweg)

Lois Hechenblaiker hatte Glück oder Pech, je nachdem. Er war in Ischgl als die Pandemie dort ausbrach und zum Symbol für Behördenversagen wurde, da Profit über die Gesundheit der Touristen gestellt wurde. Der ausgelebte Hedonismus wird beim Fotografen zu einer Anklage gegen den Umgang des Menschen mit der Natur.

Ein außergewöhnliches Thema hat Julia Steinigeweg für ihre Serie gefunden: Das Verhältnis von Menschen zu Puppen. Steinigeweg hat hier bewusst die sexuelle Komponente außen vor gelassen, um sich auf die tief empfundene Hinwendung zu konzentrieren. Da Puppen mittlerweile sehr menschenähnlich gefertigt werden können, verströmen manche Bilder eine etwas gruselige Atmosphäre.

Sabine Springer zeigt Bilder aus einem Club, in dem Paare ihre Sexualität gemeinsam feiern können. Dabei arbeit sie dank Infrarot sehr diskret. Springer geht es um ein Bild von Sexualität und Verlagen, aber auch um Kommunikation und Verständnis.

Politisch wird es bei Thaddé Comar. Seine Arbeiten “How was your dream?” von 2019 dokumentieren die Proteste in Hongkong. Sein Thema ist die Nichtverfolgbarkeit des Individuums und das Aufgehen des Protestes in einer nicht länger individuellen Identität.

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