Sevdah-Musik, die Herzen berührt

Im Dortmunder domicil trat am 09.10.2021 der bekannte „König des Sevdah-Musik“ (Balkan-Blues) Damir Imamović mit zwei Kollegen Greg Cohen (Kontrabass, spielte schon mit Tom Waits) und dem türkischen Premium-Solisten auf der Kemenҫe (Türkische Laute) im Rahmen des Klangvokal Festivals auf. Imamović selbst fungierte als Sänger mit dem Tambur.

Der in 1978 in Sarajevo geborene Damir Imamović bot aus seinem Programm „Singer of Tales“ (2020) mit seinen Freunden eine beeindruckende Kostprobe des weitgefasstem Repertoires an Sevdah-Songs. Da zeigt sich die kulturelle Vielfalt. Das geht von Liedern aus den 1930er – 1990er Jahren, ein auf Ladino gesungenem jüdischem Stück (beruht u. a. in Bosnien eingewanderten sephardischen Juden im 16. Jahrhundert) bis sowie einer Komposition aus dem 19. Jahrhundert mit türkischem Einfluss.

Gesungene Geschichten aus Bosnien von Damir Imamović (mitte), links steht Greg Cohen am Kontrabass, rechts ist Derya Türkan an der Kemençe. (Foto: © Bedzina Gogiberidze)
Gesungene Geschichten aus Bosnien von Damir Imamović (mitte), links steht Greg Cohen am Kontrabass, rechts ist Derya Türkan an der Kemençe. (Foto: © Bedzina Gogiberidze)

Der bosnische Künstler ist nicht nur ein Geschichtenerzähler, sondern er sucht fortwährend neue musikalische Wege, diese Musik in ihre reiche Vergangenheit für unsere Gegenwart und die Zukunft zu transformieren. Die Songs werden in einem originellen Umfeld mit drei Saiteninstrumenten kombiniert und arrangiert.

Das Publikum wird durch die kraftvolle, helle und frisch klingende Stimme zum Hinhören verführt und in den Bann gezogen.

Die Interaktion zwischen den Musikern und ihren Instrumenten klappt sehr gut, ob als Trio oder mal als Duo.

Themen sind Emigration sowie Rückkehr, Mutterliebe und Bräuche zwischen Mann und Frau in den verschiedenen Epochen.

Ein wichtiges Anliegen ist Hoffnung auf ein friedliches Miteinander der verschiedenen Kultur in der von Gewalt und Krieg so gebeutelten Balkanregion. In Zukunft sollen in seiner Heimat alle Gefühlswelten jenseits von Herkunft und Religion platz haben.

Die Eigenkomposition „Čovjeku moje zemlje“ (Für die Leute meines Landes) legen Zeugnis davon ab. Persönlich wird es, wenn er von „Sarajevo“ singt.

Obwohl der Balkan-Blues oft traurig-melancholisch klingt, schwingt bei Imamović auch Optimismus und manchmal Humor mit.

Mit Augenzwinkern wurde zum Beispiel von ihm ohne instrumentaler Begleitung ein Song vorgetragen, bei dem ein Mann und eine Frau in einem Bett schlafen sollen, sich dabei aber nicht berühren dürfen.

Zum Abschluss gab es noch eine stimmungsvolle Kurz-Session der drei Künstler mit ihren Instrumenten. Da konnten sie noch einmal ihr ganzes musikalisches Können zeigen.

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