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Friedenskonzert für die Ukraine

Die politische Situation in der Ukraine ist mehr als verworren. Ost gegen West, Separatisten erst auf der Krim, dann auch in der Ost-Ukraine. Die Menschen in der Ukraine sind zum Spielball fremder Interessen geworden. Wer blickt da noch durch? Eines ist sicher, der Konflikt darf nicht zum großflächigen Brand werden. Daher veranstaltet das Internationale Konservatorium am Phoenix See ein Friedenskonzert am 21. Mai 2014 um 19:30 Uhr im Opernfoyer des Opernhauses.

Das Friedenskonzert wird mit Werken russischer und ukrainischer Komponisten bestritten. Im Mittelpunkt des Konzertes steht das Klaviertrio Nr.2 von Dimitry Schostakowitsch, aber auch Werke von Evegeni Orkin oder Myroslaw Skoryk stehen auf dem Programm.

Zu den Ausführenden gehört Alexander Ostrovski an der Violine. Er ist auf der Krim geboren und ist künstlerischer Leiter des Internationalen Konservatoriums. Darüber hinaus stehen David Grigorian (Cello), Tamilla Guliyeva (Klavier), Evgeni Orkin (Klarientte) und Elena Hajfiz (Sopran) auf der Bühne.

Hannelore Kraft, die Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen, ist Schirmherrin der Veranstaltung, Bürgermeisterin Birgit Jörder wird das Grußwort sprechen.

Die Karten kosten 21 €, ermäßigt 11 €.

Wer das Konzert in Dortmund verpasst, kann auch am 26. Mai 2014 nach Münster (Hörsaal H1 der Westfälischen Wilhelms-Universität) oder am 06. Juni in den Blauen Saal im Rathaus nach Soest.

Beeindruckender Abschluss der Zeitinsel Dvořák

Am vierten Tag der „Zeitinsel Dvořák“ stand mit dem Konzert für Violoncello und Orchester h-moll op. 104 ein weiterer musikalischer Höhepunkt ins Konzerthaus. Hier wurde einmal mehr deutlich, welch Einfallsreichtum Dvořák besaß.Mit Daniel Müller-Schott war ein Solist zu Gast, der Dvořáks Melodienreichtum auf seinem Cello zum Hörgenuss werden ließ.

 

Wie beim Klavierkonzert am Samstag, ist das Violinkonzert für den Solisten fordernd, aber diese Anforderungen sind nie reiner Selbstzweck. Für Dvořák war das Zusammenspiel zwischen dem Solist und dem Orchester wichtiger als irgendwelche Fingerübungen.

Der erste Satz, das „Allegro“ ist um zwei Hauptthemen aufgebaut. Wobei vor allem das lyrische zweite Thema mit dem Horn-Solo im Gedächtnis bleibt.

 

Im zweiten Satz verarbeitet der tschechische Komponist sein Lied „Lass mich allein in meinen Träumen gehen“, eine Reminiszenz an seine Schwägerin Josefa Kaunitzová.

 

Der dritte Satz, das „Finale“ fasst in schwungvoller Art und Weise die Themen des ersten und zweiten Satzes zusammen.

 

Zusammenfassend kann man durchaus sagen: Mit dem Budapest Festival Orchestra unter der Leitung von Iván Fischer konnten die Besucher eine eindrucksvolle Zeitinsel erleben. Dvořák wurde in den vier Tagen in vielen Facetten präsentiert, mit Musik, die aus der slawischen Folklore entlehnt ist wie bei „Rusalka“, tiefgründig und ernst beim „Requiem“ oder als eine Art Mentor der aufkommenden amerikanischen Musik mit seiner 9. Sinfonie.

Eine gute Wahl traf man auch bei der Auswahl der Solokünstler Stephen Hough und Daniel Müller-Schott wurden vom Publikum des Konzerthauses zu Recht begeistert gefeiert. Ebenso wie der Tschechische Philharmonische Chor Brünn beim „Requiem“.

Romantischer Ausflug in die neue Welt

Nach den beiden Tagen der „Zeitinsel Dvořák“, bei denen Dvořáks Vokalschaffen im Mittelpunkt stand, drehte sich gestern alles um sein Klavierkonzert und die berühmte 9. Sinfonie. War der erste Tag mit der Oper „Rusalka“ sehr slawisch geprägt, sein Requiem einen Tag später eine Melange von verschiedenen musikalischen Stilen mit einer großen Portion gregorianischer Vokalmusik, erlebten die Zuhörer am Samstag, dem 17. Mai im Konzerthaus einen Dvořák, der mit seiner 9. Sinfonie Musik „aus der neuen Welt“ in sein kompositorisches Schaffen integriert. Vor der Pause brillierte Stephen Hough für den erkrankten Garrick Ohlsson als Solokünstler beim Klavierkonzert op. 33.

Dvořáks Klavierkonzert g-moll op.33 aus dem Jahre 1876 ist ein klar durchstrukturiertes romantisches Werk, aber der tschechische Komponist macht etwas besonderes: Er integriert das Klavier in den orchestralen Zusammenhang und verlässt damit die Wege, die durch Liszt oder Chopin en vogue wurden: Den Pianist ist Teil des Orchesters und nicht irgendetwas, was über allem schwebt. Dennoch ist der Klavierpart sehr anspruchsvoll und Stephen Hough zeigt eindrucksvoll sein Können. Hough gab noch eine Zugabe in Form eines kurzen Stückes von (natürlich!) Dvořák.

Nach der Pause stand dann Dvořáks berühmte 9. Sinfonie auf dem Programm. Es ist mit Fug und Recht sein bekanntestes Werk und kombiniert amerikanische und slawische Folklore-Elemente. Das Hauptthema mit ihren Fanfarenstößen im ersten Satz nach der Einleitung weckt Bilder von der großen amerikanischen Weite und hat mit Sicherheit einige Komponisten von Western-Filmen inspiriert. Im zweiten Satz, dem „Largo“ steht eine andere, sehnsuchtsvolle und träumerische Melodie im Mittelpunkt. Der dritte Satz, das „Scherzo“ nimmt wieder die rhythmischen Synkopen aus dem ersten Satz auf, während das „Finale“ alle Themen der Sinfonie in furioser Weise verarbeitet.

War das alles? Nein, zu Beginn des Konzertes erklangen zwei Slawische Tänze (Nr.1 und Nr.2) und direkt nach der Pause „Legendy“ op. 59 Nr.6.

Zur Qualität und zum Können des Budapest Festival Orchestra habe ich mich bereits in den vergangenen Rezensionen zu „Rusalka“ und dem Requiem positiv geäußert. Auch beim dritte Tag der „Zeitinsel Dvořák“ zeigten weder Dirigent Iván Fischer noch das Orchester irgendeine Form der Müdigkeit. Im Gegenteil: Das „Finale“ der 9. Sinfonie brach wie eine Urgewalt über das Publikum herein. Tosender Applaus war der verdiente Lohn für alle Beteiligten.

Starker Chor bei Dvořáks Requiem

Die lateinische Totenmesse hat viele Komponisten inspiriert. Denken wir an das wohl berühmteste Requiem von Mozart, das „Deutsche“ von Brahms oder an das „War Requiem“ von Britten. Auch Antonín Dvořák komponierte 1890 ein Requiem, was am zweiten Tag seiner Zeitinsel am 16. Mai 2014 aufgeführt wurde. Im Gegensatz zu „Rusalka“ einen Tag zuvor waren kaum slawische Klänge zu hören.

 

Das Requiem von Dvořák ist musikalisch sehr spannend, denn der Komponist nimmt einerseits Rückgriffe auf den typischen gregorianischen Gesang, der vor allem im erstenTeil, aber auch im „Offertorium des zweiten Teils hörbar wird. Andererseits sind deutliche spätromantische Einflüsse deutlich erkennbar oder Rückgriffe auf andere Musikstile wie der Wiener Klassik. Es erscheint, als hätte Dvořák aus dem Fundus der Vergangenheit das für ihn wichtigste herausgenommen, um sein Requiem zu schreiben.

 

Durch seine klaren Rückgriffe auf die Gregorianik bekommt das Werk einen ehrwürdigen, fast archaischen Charakter. Besonders im ersten Teil, der die Angst der armen Sünder für dem Tag der Abrechnung beschreibt, bekommt Dvořáks Musik einen beklemmenden Ton. Im zweiten Teil, der mehr von der Bitte um Vergebung geprägt ist, wird die Musik hoffnungsvoller, ja fast froher.

 

Dvořáks Requiem steht und fällt mit einem Chor. Hatte der Tschechische Philharmonische Chor Brünn noch bei „Rusalka“ eine fast unbedeutende Nebenrolle gespielt, übernimmt sie im Requiem die Hauptrolle und drängt die Solisten in den Hintergrund. Nicht das Juliane Banse (Sporan), Jolana Fogašová (Mezzosporan), Peter Berger (Tenor) oder Alejandro Marco-Buhrmester (Bass) in irgendeiner Weise schlecht gesungen hätten, auf keinen Fall, doch gegen die Stimmgewalt des Chores, die in beinahe magischer Weise die Töne in Energie umwandelten, die unter die Haut ging, waren sie zweiter Sieger.

 

Ein Chor braucht auch jemanden, der sie lenkt. Dirigent Iván Fischer meisterte die Aufgabe, sein Orchester, das Budapest Festival Orchestra,  und den Chor zu einer kompletten musikalischen Einheit zu schmieden.

 

Auch wenn mir „Rusalka“ musikalisch noch einen Tick besser gefallen hat, der zweite Abend der „Zeitinsel Dvořák“ enttäuschte auf keinen Fall.

Kein Happy-End für Rusalka

Da hat sich das Töchterchen Rusalka (Pavla Vykopalová) etwas in den Kopf gesetzt, trotz der Warnungen von Papa Wassermann (Peter Mikuláš). Am Dirigentenpult ist Iván Fischer zu sehen. (Foto: © Pascal Amos Rest)
Da hat sich das Töchterchen Rusalka (Pavla Vykopalová) etwas in den Kopf gesetzt trotz der Warnungen von Papa Wassermann (Peter Mikuláš). Am Dirigentenpult ist Iván Fischer zu sehen. (Foto: © Pascal Amos Rest)

Das Leben ist kein Disney-Film und tschechische Märchen gehen auch nicht immer gut aus. Anders als bei Arielle ist Rusalka und dem Prinzen keine gemeinsame Zukunft beschieden. Die gleichnamige Oper von Antonín Dvořák stand am Anfang der vierteiligen „Zeitinsel Dvořák“ und setzte Maßstäbe. Die Aufführung am 15. Mai 2014 im Konzerthaus in tschechischer Sprache mit dem Budapest Festival Orchestra unter der Leitung von Iván Fischer erntete verdientermaßen Beifallsstürme.

 

Ein ziemlicher Wermutstropfen gleich vorweg: Die Aufführung von „Rusalka“ war natürlich eine konzertante Oper. Etwas anderes ist im Konzerthaus Dortmund kaum möglich, damit verschenkt man aber durch die fehlende schauspielerische Interaktion der Sängerinnen und Sänger mindestens eine Ebene, vom Bühnenbild oder einer besonderen Inszenierung ganz zu schweigen. Als Ausgleich dazu konnten sich die Zuhörer auf die Musik und den Gesang konzentrieren.

 

Zur Geschichte: Rusalka, ein Wasserwesen, möchte menschlich werden, um ihren geliebten Prinz näherzukommen. Trotz der Warnungen ihres Vaters, dem Wassermann wird sie der Hilfe der Hexe Ježibaba ein Mensch, unter der Bedingung, dass sie fortan stumm ist. Sollte sie die Liebe des Prinzen nicht bekommen, muss sie ins Wasserreich zurückkehren und ihrem Prinz den Tod bringen. Rusalka lässt sich auf den Handel ein und muss feststellen, dass sich ihr Prinz nach den Anfangstagen in eine andere Frau verliebt hat und Rusalka als ehemaligem Wasserwesen menschliche Gefühle fremd sind. Ihr Vater, der Wassermann, nimmt Rusalka wieder mit ins Wasser, wo sie als Irrlicht den Menschen Tod und Verderben bringen muss. Sie steht zwischen der mystischen Welt der Elementarwesen und der Menschenwelt. Der Prinz kehrt reumütig zurück nachdem ihm die andere Frau verlassen hat und bittet Rusalka um Vergebung. Rusalka, die in der Wasserwelt wieder ihre Stimme wiedergefunden hat, warnt den Prinz, dass sie ihm den Tod bringt, aber der Prinz besteht auf den tödlichen Kuss, da er in der Menschenwelt nicht mehr leben will.

 

Dvořák präsentiert uns mit seiner intensiven Musik die slawische Seele. Vor uns liegt ein spätromantisches Werk, dass einige expressionistische Züge trägt, wenn beispielsweise der See musikalisch beschrieben wird und die Wellenbewegungen von der Harfe imitiert werden. Eine weitere Besonderheit ist die „Erkennungsmelodie“ der Hauptfiguren mittels eines bestimmten musikalischen Themas ist jeder Charakter bereits akustisch identifizierbar. Seine 1900 entstandene Oper nimmt den Titel „lyrisches Märchen“ wörtlich. Folkloristisch, romantisch, manche Arien sind gar zum Mitsingen geeignet und die erste Arie von Rusalka an den Mond hat es über die Oper hinaus geschafft.

 

Am besten gefallen hat bei beim Sängerensemble Aleš Briscein als Prinz. Seine Stimme wechselte vom Verlangen nach Rusalka über die Verwirrung über ihr merkwürdiges Verhalten bis hin zur reumütigen Rückkehr und seinem sehnsuchtsvolle Todeswunsch. Gut war auch Jolana Fogašová in der Doppelrolle als Hexe Ježibaba und fremde Fürstin, die dem Prinz den Kopf verdreht. Sie ist das Gegenteil von Rusalka, Hitze statt Kälte, Leidenschaft statt Gleichgültigkeit. Fogašová brachte eine Prise Erotik in die Oper, gut zu hören bei ihrer Arie beim Kochen des Zaubermittels.

Pavla Vykopalová als Rusalka zeigt ebenfalls eine sehr gute gesangliche Leistung. Neben der Mond-Arie im ersten Satz wird sie ja vom Librettisten durch ihre Unfähigkeit zu sprechen außer Gefecht gesetzt, bekommt aber gegen ende des zweiten und vor allem im dritten Satz die Möglichkeit, ihr Können zu zeigen. Peter Mikuláš sang seine Rolle als Wassermann warm und routiniert.

 

Iván Fischer und seinem Budapest Festival Orchestra merkte man von der ersten bis zur letzten Note an, dass sie große Lust auf diese Oper hatten.

Internationale Tanzfolklore im Dietrich-Keuning-Haus

Freuen sich aufs Tanzfestival 2014: (v.l.n.r.) Ayşe Şentürk, Sema Taşa Günlü, Michaela Gans, Juergen Wörl, Memi Kartina, Horst Ramisch, Kartika Warno, Nuran Ozdemir Aşan.
Freuen sich aufs Tanzfestival 2014: (v.l.n.r.) Ayşe Şentürk, Sema Taşa Günlü, Michaela Gans, Juergen Wörl, Memi Kartina, Horst Ramisch, Kartika Warno, Nuran Ozdemir Aşan.

Es ist wieder so weit. Am Samstag, den 24. Mai 2014 ab 14:00 Uhr präsentieren die unterschiedlichsten Herkunftsländer zum 5. Mal mit insgesamt 23 Beiträgen traditionelle Folkloretänze und kulinarische Leckerbissen aus den verschiedenen Regionen vor dem Dietrich-Keuning-Haus (bei schlechten Wetter im DKH).

Bei diesem Festival zeigen sich viele verschiedene Kulturkreise mit ihren Tänzen und kulinarischen Spezialitäten der Bevölkerung in ihrer Vielfalt. Was hat das Internationale Tanzfestival Tanz Folk 2014 zu bieten? In diesem Jahr sind mehr als 20 Gruppen mit Tänzen und Musik aus folgenden Herkunftsländern vertreten: Argentinien, Griechenland, Indonesien, Iran, Korea, Palästina, Polen, Portugal, Russland, Serbien, Türkei. Neu dabei aus Deutschland die Trachten-Tanzgruppe des Bayernvereins Einigkeit Dortmund e.V. und eine bulgarische Tanzgruppe aus Münster.

Juergen Wörl vom Bayernverein Einigkeit Dortmund e.V. erklärte: „Unser Verein wurde von unseren Vorfahren aus Bayern hier in der Nachbarschaft in Witten gegründet. Die dem Bierbrauen zugetanen „Zugereisten“ fanden hier in diesem Bereich ihre Arbeit. Der im gleichen Jahr gegründete Fußball-Verein BVB hat übrigens damals sein 25-jähriges Bestehen bei uns in der Gaststätte Bayernverein Haus Almfrieden gefeiert.“

Von Anfang an dabei und zu den Mitveranstaltern gehören die Vertreter/innen vom „Treffpunkt der Indonesischen BürgerInnen in Dortmund. Kartika Warno und Memi Kartina von der Tanzgruppe Kharisma verrieten: „Wir wollen mit unseren beiden Tänzen und mit traditioneller indonesischer Musik und Essen unsere Kultur den Menschen hier näher bringen. Der erste Beitrag ist von bescheidenen, aktiven und fröhlichen Bewegungen geprägt. Der zweite Beitrag ist ein Fächertanz nur für Frauen. Das Publikum wird ein besonderes Instrument „Angklung“aus Bambusstäben. Jedes einzelne Instrument bringt nur einen speziellen Ton hervor. Für ein gelungenes Klangerlebnis braucht es die ganze Gruppe. Da das Instrument so auch das Gemeinschaftsgefühl stärkt, wurde es früher verboten.“

Stark vertreten sind die türkischen Tanzgruppen mit der anatolischen Volkstanzgruppe DOHEM und drei Tanzgruppen des Türkischen Bildungszentrums. Gezeigt werden Tänze aus verschiedenen Regionen der Türkei, traditionell und modern, mit jungen und älteren weiblichen wie männlichen, zum Teil professionellen Tänzern. Dabei tanzen sie, wie die Vertreterinnen des Türkischen Bildungszentrums erklärten, sowohl als Geschlechter getrennt oder aber auch zusammen.

Die Musik für die Tänzer/innen wird zumeist von einer CD kommen. Live-Musik wird es bei den Tanzgruppen aus Bulgarien, Griechenland und Portugal geben. Der Eintritt bei dem Internationalen Tanzfestival ist frei.

Neben einer großen Breite unterschiedlicher internationaler Tanzgruppen, Musik und leckerem Essen bietet das Festival vielleicht auch die Gelegenheit, ab und zu einmal beim bei einem Tanz mitzumachen und angenehme Gespräche mit unbekannten Menschen zu führen. Ende offen.

Konzerthaus lässt das Nashorn los

Die Zeitinsel mit Nils Landgren wird im März 2015 stattfinden. (Foto: © Sebastian Schmidt)
Die Zeitinsel mit Nils Landgren wird im März 2015 stattfinden. (Foto: © Sebastian Schmidt)

Schluss mit der Botschaft Klassik sei leicht. Konzerthaus-Intendant Benedikt Stampa steht zu seiner Meinung, dass Klassik ein komplexes Produkt sei und sagt: „Man muss sich ihr stellen“. Das neue Programm für die kommende Spielzeit bietet in jedem Fall genug Möglichkeiten für Mutproben.

 

Obwohl das Konzerthaus seit zwölf Spielzeiten schon viele hochkarätige Gäste begrüßen konnte, gibt es immer noch Künstler und Orchester, die ihre Premiere feiern. So werden das Chamber Orchestra of Europe und das Philadelphia Orchestra genauso ihre Debüts feiern wie Tenor Jonas Kaufmann oder Bassist René Pape.

 

Zwei neue Abos bieten neue Einblicke in die klassische Musik jenseits von Mozart oder Beethoven. Die Reihe „Musik für Freaks“ ist eine Spielwiese für verschiedenste Arten von Musik. Neue Musik, alte Musik, auf ausgefallenen Instrumenten oder aus fremden Kulturen. „Stell dich der Klassik“ ist für all diejenigen gedacht, die klassische Musik als Herausforderung ansehen. Quasi für Klassik-Abenteurer.

 

Zwei Zeitinseln stellen wieder Komponisten oder Musiker in den Blickpunkt. In der Spielzeit 14/15 wird es zunächst Sergej Prokofjew sein, der vom 30. Oktober bis zum 01. November vorgestellt wird. Mit Nils Landgren wird ein Jazz-Posaunist in den Fokus gerückt. Seine Zeitinsel geht vom 06. bis zum 08. März.

 

Eine kleine Beruhigung für alle, die vielleicht nicht so mutig sind: Natürlich stehen Mozart und Beethoven weiterhin auf dem Spielplan des Konzerthauses. Selbst für Menschen, die nicht so sehr auf Klassik stehen, bietet das Konzerthaus mit World Music, JazzNights und dem Pop-Abo einige musikalische Alternativen an.

 

Das neue Spielzeitheft liegt ab sofort im Konzerthaus aus.

Klangfarbenreicher Streifzug durch die Epochen

Beim vierte Kammerkonzert am 12.05.2014 im Orchesterzentrum Dortmund zeigte das Bläserquintett der Philharmoniker unserer Stadt nicht nur ihr Können an ihren unterschiedlichen Instrumenten. Sondern sie gaben dem Publikum mit einem Streifzug durch verschiedene Epochen von der Renaissance bis hin zur Moderne auch einen vielseitigen Einblick in unterschiedliche musikalische Stilrichtungen und Entwicklungen im Laufe der Geschichte.
Zu den fünf Musikern gehörten Balázs Tóth, 1. Solo-Trompeter, Wechseltrompeter Mitsugu Hotta, der 1. Solo-Hornist Jan Golebiowski, der stellvertretende Soloposaunist Dirk Ellerkamp, sowie der Tubist Thomas Kerstner von der Dortmunder Philharmoniker.

Den Auftakt machten sie mit „Galliard Battaglia von Samuel Scheidt (1587 – 1653) aus der Renaissance. Hier zeigte sie das perfekt das gemeinsame Zusammenspiel im ursprünglichen Sinn von Blechbläser. Ein kleiner Eindruck in das damalige musizieren auf öffentlichen Plätze etwa bei Aufmärschen oder eventuell zu Festen ( z.B.Weihnachten).

Sehr virtuos, aber friedlicher geht es da bei dem vielen bekannten feierlichen „Jesus bleibt meine Freude (arrangiert von Michael Allen)“ von Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) zu. Dort treten die etwas halsbrecherische Trompetenstimmen bei dem barocken Arrangement in den Vordergrund.

Einen Zeitsprung gibt es mit der „Sonatine“ des französischen Neo- Klassizisten Eugène Bozza (1905 – 1991). Es ist variationsreich mit einem leichten, etwas jazzigen Sound, wobei der zweite und vierte Teil „Andante ma non troppo“ und „Largo Allegro“ eine hellere, klare Stimmung verbreiteten.
Ähnlich verhält es sich beidem „Quintett Nr.3 in Des-Dur von dem russischen Komponisten Viktor Ewald (1860 – 1935), wobei nach einem eher dissonanten Beginn ein melodiöseres und harmonischeres „Moderato“ und „Andante“ bis zu zum furiosen „Vivo“ folgte.

Nach der Pause ging es deutlich jazzorientierter mit Eric Ewazens (geb. 1954) „A Western Fanfare“ weiter. Anspruchsvolles Zusammenspiel, Gegen- und Miteinander sowie anspruchsvolle Solo-Partien verlangten dem Bläserquintett einiges ab.
Bei dem „groovigen“ „Jive for Five“, einem Klassiker von Paul A. Nagle (geb. 1947) konnte dabei im mittleren Teil Thomas Kerstner mit einem Solopart auf der Tuba brillieren.

Auch ein Gassenhauer durfte mit „A Night in Tunesia (Arr: Thomas Huber) von der Jazz-Legende Dizzy Gillespie nicht fehlen.

Der Abend endete schwungvoll mit einer Mischung aus Klassik, Jazz und Folklore. Die „Suite Americana No.1“ von Enrique Crespo (geb. 1941). Mit Ragtime – Bossa Nova -Vals Peruano – Zambo Gaucho – fand das Konzert musikalisch folkloristisch und mit rasant wechselnden Tempi bis hin zum mexikanischen Showdown „Son de Mexiko“ ein temperamentvolles Finale.

Ein interessanter und aufschlussreiches Kammerkonzert, der die Qualität des Bläserquintett der Dortmunder Philharmoniker eindrucksvoll bewies und die vielfältigen Möglichkeiten der Blasinstrumente dokumentierte.

Wie ein Praktikum an der Oper

Serdar Somuncu spielt den Bassa Selim in der Dortmunder Inszenierung von Mozarts Oper "Die Entführung aus dem Serail".
Serdar Somuncu spielt den Bassa Selim in der Dortmunder Inszenierung von Mozarts Oper „Die Entführung aus dem Serail“.

Der in Istanbul geborene, aber schon seit dem Alter von zwei Jahren in Deutschland lebende Serdar Somuncu wird die Sprechrolle des Bassa Selim in der Inszenierung von Wolfgang Amadeus Mozarts Singspiel „Die Entführung aus dem Serail“ übernehmen. Die Premiere ist am 17.Mai 2014 in der Oper Dortmund. Dabei hat er schon vor ungefähr zehn Jahren in Münster Erfahrungen mit dieser Rolle machen können.

Sein Engagement im Dortmunder Opernhaus empfindet der vielseitige Kabarettist (z.B. „heute Show“), Schauspieler, Musiker, Autor und Regisseur Somuncu wie eine Art Praktikum.

„Es war reizvoll für mich, mal wieder an einer Oper zu arbeiten und bin gespannt, was mich hier weiter erwartet. In Dortmund habe ich ein Opernhaus mit großen Ambitionen und einem klugen Intendanten vorgefunden, wo ein frischer Wind weht“, erklärte Somuncu.

Besonders interessant für ihn ist die Kombination von Spiel, Gesang und Musik bei der Oper. „Zunächst wusste ich gar nicht, dass Oper so schön sein kann.“, verriet der Künstler. In seiner Sprechrolle versteht er sich als Bindeglied zwischen Schauspiel, Gesang und Opernmusik. „Es ist bei meiner Sprechrolle durchaus hilfreich, dass ich etwas von Musik verstehe. Ein gewisses Verständnis erleichtert zum Beispiel die richtigen Einsätze“, so Somuncu.

Zu seiner Rolle als Bassa Selim erklärte er: „Es ist schwierig, jemanden zu spielen, den ich eigentlich nicht sonderlich mag. Das aus der damalige Zeit stammende klischeehafte Türkenbild ist zur Zeit Mozarts heraus verständlich, aber es ist für mich eine Herausforderung, wie man eine unterschwellige Kritik in einer geeigneten Form aus meiner heutigen Sicht unterbringt.“

Somuncu ließ weiterhin durchblicken, dass er sich gut vorstellen könnte, bald auch Regie bei einer Oper zu führen.

Romantische Klänge im Konzerthaus

Das 9. Philharmonische Konzert am 7. Mai 2014 stand ganz unter dem Einfluss der Romantik.

Das Motto „ferne_geliebte“ mit den Facetten ferne, getrennte Liebe und der Sehnsucht nach ihr war Programm. Nach dem Interview mit dem Dirigenten Marco Comin und Guy Braunstein (Solovioline) ist ein Zeit für einen Konzertbericht vom Mittwoch.

Zunächst wurde dem Publikum eine vielen nicht so bekannte Seite von Ludwig van Beethoven (1770 – 1827) näher gebracht. Der war nämlich nicht nur ein begnadeter Instrumentalkomponist, sondern hat auch ein umfangreiches Lied-Repertoire geschaffen, das 79 deutsche Gesänge und einige italienische Stücke umfasst.

Seine Vertonung des Liederzyklus „An die ferne Geliebte“-nach ein Liederkreis von Alois Jeitteles für Singstimme und Klavier op.98 (1816) wurde von dem mexikanischen Bariton Gerardo Garciacano vom Dortmunder Opern-Ensemble (Seit Spielzeit 2011/2012) und begleitet von dem Pianisten Michael Gees am Klavier mit Feingefühl dargebracht.

Dabei ist die Bezeichnung „Liederzyklus“ eigentlich etwas irreführend. Hier übersteigt die Konzeption alle anderen Zyklen, wie zum Beispiel Franz Schuberts „Schöne Müllerin“, wo einzelne Gedichte zu einer lockeren Geschichte zusammengefasst sind.. Die sieben vertonten Liedverse gehen bei Beethoven wie fließend ineinander über, beginnend mit „Auf dem Hügel sitzt ich spähend“ bis „Nimm sie hin denn , diese Lieder“.

Er variiert die Musik von einer Strophe zur nächsten, wobei der strophische Charakter der Dichtung für die Zuhörer dabei nicht verloren geht.

Ludwig van Beethoven bezieht jeweils zwei Lieder in der Tonart aufeinander. Das erste und letzte Lied zum Beispiel in Es-Dur. Die Mittel-Lieder in As-Dur. Er schrieb sie jedoch in unterschiedlichen Taktarten.

Garciacano, viel aus den Mozart Inszenierungen „Cosi fan tutte“ oder „Le Nozze di Figaro“ und anderen in bester Erinnerung, begeisterte mit seiner warmen Stimme und den sensiblen Vortrag das Publikum.

Die fällige Zugabe mit dem „Kuss“ von Ludwig van Beethoven nach dem Text von Christian Felix Weisse gab es übrigens schon vorab.

 

Danach war das Violinkonzert Nr.1 von Max Bruch an der Reihe. Guy Braunstein an der Sologeige zeigte seine Virtuosität. Bruchs wohl berühmtestes Werk ist eine Mischung zwischen sehnsuchtsvoller Romantik, die man vor allem beim Adagio hören konnte, und einer hohen Anforderung für den Solisten. Im Gegensatz dazu ist der dritte Satz, dass „Allegro energico,“ dynamisch pulsierend, tänzerisch fast. Auch hier zeigt sich Braunstein nicht nur als Meister der leisen, sondern auch der dynamischen Töne. Ein Könner seines Fachs, der erst nach zwei Zugaben von der Bühne gehen durfte.

 

Nach der Pause kam Mendelssohn-Bartholdys dritte Sinfonie, die sogenannte „Schottische“ zu Gehör. Zwar ist seine „Italienische“, die vierte Sinfonie ein klein wenig bekannter, aber die „Schottische“ braucht sich keinesfalls zu verstecken. Unter der Leitung von Marco Comin begann die Sinfonie düster, neblig, tastend. Im zweiten Satz hat der Zuhörer das Gefühl, ein schottisches Volkslied zu hören, ob die Klarinettenmelodie ein originales Volkslied ist oder von Mendelssohn erfunden, bleibt offen. Beeindruckend ist der vierte Satz, der mit seinem energischen Hauptthema der Violinen über die Köpfe der Zuhörer hinwegzubrausen scheint.

 

Ein gelungener Abend mit frischer Musik, einem exzellenten Solisten, engagierten Gastdirigenten und spielfreudigen Dortmunder Philharmonikern.