Barocker Nabucco

Das Auftaktkonzert am 13. Mai 2016 des diesjährigen Klangvokals gehörte einem wiederentdeckten Juwel der Barockmusik. In der Reinoldikirche wurde „Il Nabucco“ in der deutschen Erstaufführung von Michelangelo Falvetti gespielt.

Mit Verdis berühmten Oper aus dem Jahre 1842 hat das Oratorium von Falvetti fast gar nicht zu tun. Kein Gefangenenchor, keine Liebesgeschichte. Falvetti (1642-1692) erzählt etwas ausgeschmückt die biblische Geschichte von Nebukadnezar und den drei Jungen, die er in den Ofen schmeißen lässt, weil sie seine Statue nicht anbeten. Quasi eine Art Wilhelm-Tell-Geschichte. Wobei die Jungen kein Apfelschuss rettet, sondern Gott.

Falvetti, war nicht nur Komponist, sondern auch katholischer Pfarrer. Er arbeitete vor allem in Palermo und Messina und viel seiner Musik scheint durch die sizilianische Volksmusik beeinflusst worden zu sein. So ist es nicht überraschend, dass Dirigent Leonardo Garcia Alarcón mit der Cappella Mediterranea orientalische Instrumente wie Ney, Kaval und Duduk integriert, schließlich spielt das Stück ja in Babylon, dem heutigen Irak. Die fremdartigen Instrumente passen sich wunderbar in das musikalische Gesamtbild mit ein.

Nebukadnezar spielt im Oratorium eine Nebenrolle, die Hauptfiguren sind die Helden Anania, Azaria und Misaele. Mit Mariana Flores, Caroline Weynants und Lucia Martin Carton hat man für die Rollen auch echte Glücksgriffe getan. Aber auch Fernando Guimarães (Nabucco), João Fernandez (Daniele) und Raffaele Pé als Ratgeber Nabuccos überzeugen konnten. Allein Matteo Bellotto hätte als Personifikation des „Euphrats“ ein wenig „wilder“ sein können. Der „Chœur de Chambre de Namur“ unterstützte als „Volk“ das Werk.

Eine gute Idee der Organisatoren war, die (deutschen) Texte auf zwei Leinwände zu projizieren, dazu wurde der Altarraum der Reinoldikirche in unterschiedliche Farben getaucht. Als die drei Jungen in den Ofen geschickt wurden, natürlich in Rot.

Ein gelungener Auftakt in ein spannendes Festival.

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