Im Dortmunder U ist im Schaufenster des Museums Ostwall auf der Ebene 5 vom 01.03. bis zum 16.06.2024 die Ausstellung „Lautfiguren“ des israelischen Multimediakünstlers Dani Gal zu sehen und erleben.
Gal ist 1975 in Jerusalem geboren und lebt seit längerer Zeit in Berlin.
In seinen Arbeiten setzt sich der Künstler mit der Beziehung zwischen Bild, Ton und Text bei der Konstruktion eines kulturellen Gedächtnisses und dessen medialen Verbreitung auseinander. Wer wird daran gehindert, seine Geschichte zu erzählen? Aus welcher Position heraus wird gesprochen? Wie wirken sich unterschiedliche Voraussetzungen auf die Bedeutung des Gesagten aus und was hat das für Folgen? Er „spielt“ und speziellen Arrangements mit Video, Sprache und Musik.
In die Arbeit „The Shooting of Officer” (nach einem Buch über fatale Missverständnisse in der Luftfahrtkommunikation) etwa bekommt der Satz des Arbeitstitels in einer Leuchtfigur je nach Betrachtungswinkel eine ganz unterschiedliche Bedeutung.
Das Werk „Personal Curves“ (Personalkurven) mit 35 großen Messingformen an einer schwarzen Wand gehören zu den noch nie gezeigten neuen Arbeiten Dani Gals in der Ausstellung. Sie geht auf die „Personal Curves“ des Leipziger Phonetikers und Linguisten Eduard Sievers aus dem Jahr 1915 zurück.
Die im Original kleineren, von Menschen in zwei Händen gehaltenen Messingdrahtformen, sollen sich während diese den Text (damals von Schiller) lasen, angeblich in der intendierten Tonalität und Betonung des Autors angepasst haben. Die Frage der Belegbarkeit bleibt unbeantwortet.
Der neue Kurzfilm „Three Works for Piano” (2020) beleuchtet kritisch die Rolle des Schweigens, Verstummens und des Zuhörens in politisch gewollten nationalen Narrativen.
Das Setting des Videos bildet ein „Café“, in dem ein Interview nachgestellt wird. Die Geschichte beruht auf einem wahren Fall. Ein ehemaliger Soldat der israelischen Armee beteuert nicht seine Unschuld, sondern gibt sich dort explizit die Schuld an einem brutalen Vorfall in Hebron gegen einen Palästinenser. Er berichtet, dass ihm von seinem Vorgesetzten und der Öffentlichkeit nicht geglaubt wurde.
Unterteilt wird das Interview durch die eindringlich lebendige Rekonstruktion dreier historischer Klavieraufführungen der Avantgarde des 20. Jahrhunderts. 1. John Cages Werk „4‘33“ (Ende der 1970-iger Jahre in Tel Aviv). Dort wurde die beabsichtigte Stille der Arbeit durch spontane Darbietung eines nationalistischen Liedes durch das israelische Publikum unterbrochen.
2. Die Konfrontation des Publikums mit einer geladenen Pistole durch den radikalen Pianisten George Antheil (Budapest 1923) oder 3. Der ersten dokumentierten Kunstperformance einer Klavierzerstörung durch die Wiener Gruppe 1959. Alles vermittelt durch Zeitzeugen.
Ein Vorhang (L’inhumaine -Die Unmenschliche) mit kubistischen Motiven (eine Requisite aus der Konzertszene mit Antheil aus Gals Film) unterteilt den Ausstellungsraum.
Davor platziert ist ein interessantes Möbelstück mit zwei nebeneinander liegenden Schallplattenspieler samt Schallplatten. Die Mixed-Media Arbeit und Ton (2024) mit dem Titel „Furniture Music Etc. Ect.“ konfrontiert die französische „Möbelmusik“ (Musik im Hintergrund) des Komponisten Erik Satie (1866 – 1925) mit der „Furniture Music Etcetera“ von John Cage in zufälligen Variationen.
An der Seite in Marmor gemeißelt steht als Mahnung aus den 1930iger Jahren in den Bars von Italien „Politische Diskussionen sind verboten“.
Die Ausstellung wird am 29. Februar 2024 um 18.30 Uhr eröffnet.
Am Mittwoch, dem 17.04.2024 findet von 17.00 – 18.00 U eine spezielle Führung durch Kuratorin Stefanie Weißhorn-Ponert statt.
Am Mittwoch, dem 15.05.2024 ist von 18:00 – 20.00 Uhr ein Filmscreening mit Dani Gal vorgesehen. Dort wird sein neuester Film „Dark Continent“ (2023) – der sich mit kolonial geprägter Geschichte beschäftigt – vorgestellt.