Ars tremonia

Gabriella Wollenhaupt – Ein böses Haus

Der neue Kriminalroman (grafit) von der Dortmunder Autorin Gabriella Wollenhaupt, mit dem provozierenden Titel „Ein böses Haus“, führt die Leser*innen in das „gutbürgerliche“ Kreuzviertel der Stadt.

In einem Haus „am Graben“ (wer in Dortmund lebt, welche Straße gemeint ist) wird die ältere Schwester der Lektorin Alix mit mehreren Messerstichen ermordet. Unter Tatverdacht steht ausgerechnet ihre zehnjährige und unmündige Nichte Lilli.  Ein vernachlässigtes Kind mit dem Asperger-Syndrom.

Ein faszinierend verworrener und verstörender Fall.

Alix zweifelt und macht mit einer Nachbarin („guter Geist des Hauses“) und geht mit dem ermittelnden Kommissar auf Spurensuche. Im Haus wohnen die unterschiedlichsten Menschen: Eine Prostituierte, ein Nerd, ein Geistlicher, ein Pianist bis hin zum Ex-Bandenchef. Die Lektorin kommt der (für die Lesenden) überraschenden Wahrheit und dem Kommissar näher…

Wollenhaupt erzählt die Geschichte gewohnt lakonisch und mit Ironie. Das unterstreicht und konterkariert gleichzeitig die grausamen Ereignisse.

Ihr gelingt es ausgezeichnet, sich nicht nur in die Story durch die Ich-Erzählerin Alix hinein zu versetzen, sondern auch in die so unterschiedlichen Figuren und Charaktere. Dabei ist ihr Blick differenziert ohne Schwarz-Weiß-Denken.

Kleine Seitenhiebe gegen die penetrante Pressezunft und deren verstärkend- aufheizende Stimmungsmache, aber auch eine Portion Selbstironie bleiben nicht aus.

Ein Kriminalroman, der seine Leserinnen und Leser mit sich subtil steigender Spannung, einer einzigartigen Figurenkonstellation, sowie seinem völlig unerwarteten Ende hineinzieht und packt.

Gabrielle Wollenhaupt
Ein böses Haus
Kriminalroman
Graft in der Emons Verlag GmbH 2023
ISBN 978-3-98659-005-5
224 Seiten
€ 13,00