Ars tremonia

Ein musikalisches Denkmal für Palestrina

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Zwei Tage, zwei Welten: Am 3. Juni pulsierende westafrikanische Rhythmen mit Habib Koité im domicil – am 4. Juni geistliche Klanglandschaften der Renaissance in der Marienkirche. Der britische Vokalchor Stile Antico widmete sein Programm ganz dem Werk Giovanni Pierluigi da Palestrinas und entführte das Publikum in eine Welt voll klanglicher Klarheit und spiritueller Tiefe. Ein Abend, der zur inneren Einkehr einlud – mit geschlossenen Augen und offenen Ohren.

Das Konzert fand im Rahmen des Klangvokal Musikfestivals Dortmund statt, das jedes Jahr internationale Vokalensembles und Solist:innen in die Stadt bringt. Die stimmungsvolle Atmosphäre der Marienkirche bildete den idealen Raum für dieses besondere Programm.

Palestrina (ca. 1525–1594), Hofkapellmeister in Rom, gilt als Inbegriff der katholischen Kirchenmusik nach dem Konzil von Trient. Seine Kompositionen stehen für Ausgewogenheit, Klarheit und spirituelle Tiefe – und genau diese Qualitäten brachte das zwölfköpfige Ensemble in beeindruckender Weise zur Geltung. Die sorgfältig zusammengestellte Werkauswahl reichte von bekannten Motetten wie Sicut cervus oder Tu es Petrus bis hin zu Auszügen aus der berühmten Missa Papae Marcelli.

Stile Antico brachten den Zuhörenden die Musik der Spätrenaissance Palestrinas näher. (Foto: (c) Fiona Bischof)
Stile Antico brachten den Zuhörenden die Musik der Spätrenaissance Palestrinas näher. (Foto: (c) Fiona Bischof)

Doch das Programm blieb nicht bei Palestrina allein: Auch Stücke seiner Zeitgenossen wie Josquin Desprez (Salve Regina) oder Tomás Luis de Victoria (Trahe me post te) fanden ihren Platz – ebenso wie selten aufgeführte Werke etwa von Felice Anerio oder Gregorio Frances. Besonders spannend: Der Ausflug in die Gegenwart mit A Gift of Heaven, einer Komposition der Britin Cheryl Frances-Hoad. Hier zeigte sich, wie geistliche Musik auch heute noch neue Wege gehen kann.

Stile Antico: Klangliche Perfektion

Was Stile Antico so besonders macht: Ein ausgewogener, klarer Chorklang, bei dem jede Stimme ihren Platz hat, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Fein nuancierte Dynamik, perfekte Intonation und ein Höchstmaß an Präzision prägten den Abend.

Der Auftritt in der Marienkirche war nicht nur ein Tribut an einen der wichtigsten Komponisten der Musikgeschichte, sondern auch ein Plädoyer für die zeitlose Schönheit der Vokalmusik. Wer dabei war, dürfte tief beeindruckt gewesen sein – und vielleicht auch ein kleines bisschen geerdeter aus diesem musikalischen Raum der Stille herausgetreten sein.