Ars tremonia

Emotionale Verdi-Oper mit starken Stimmen

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Es ist schon erstaunlich, welche „Opernschätze“ Torsten Moosgraber und sein Team jedes Jahr aufs Neue für das Klangvokal Musikfestival Dortmund ausfindig machen – und dazu internationale Opernstars für deren Interpretation gewinnen können.
Am 06.06.2025 stand Giuseppe Verdis (1813–1901) lange übersehenes Meisterwerk Stiffelio (1850) mit dem Libretto von Francesco Maria Piave auf dem Programm im Dortmunder Konzerthaus.
Musikalisch einfühlsam begleitet wurde die konzertante Oper in drei Akten vom WDR Funkhausorchester unter der temperamentvollen Leitung des italienischen Dirigenten Lorenzo Passerini. Stimmungsvoll unterstützt wurde die Handlung zudem vom WDR Rundfunkchor (Einstudierung: Rustam Samedov).
Schon bei der Ouvertüre war der „typische Verdi“ musikalisch erkennbar – mal beschwingt, dann wieder dramatisch, dazwischen intensiv-leise Passagen.

Starke Besetzung, packende Emotionen

In den Hauptrollen glänzten hochkarätige Opernstars: die südafrikanische Sopranistin Pretty Yende (Lina, Stiffelios Frau), der italienische Tenor Angelo Villari (Stiffelio), der südkoreanische Bariton Insik Choi als Vertretung für den erkrankten Gabriele Viviani (Stankar, Linas Vater, Oberst und Reichsgraf) sowie der portugiesische Tenor Carlos Cardoso (Raffaele, Leuthold und Verführer Linas).
Die wichtigen Nebenrollen waren ebenfalls überzeugend besetzt: mit dem in Tiflis geborenen George Andguladze (markanter Bass) als Jorg (Geistlicher), der jungen Mezzosopranistin Verena Kronbichler aus Südtirol (Dorotea, Linas Cousine) sowie dem in Russland geborenen Tenor Anton Kuzenok (Linas Vetter).

Lorenzo Passerini war der Dirigent des intensiven Verdi-Abends. (Foto: Oliver Hitzegrad)
Lorenzo Passerini war der Dirigent des intensiven Verdi-Abends. (Foto: Oliver Hitzegrad)

Das packende Drama um Liebe, Ehebruch, Rache, Vergebung und religiösen Fanatismus wurde dem Publikum nicht nur durch die leidenschaftliche und intensive Stimmkraft der Interpret*innen ausdrucksstark vermittelt.
Jede Geste und jede Mimik spiegelte Schuldgefühle, Qualen und tiefe Emotionen wider.
Eine besonders eindrucksvolle Wirkung – gerade durch die hervorragende Akustik des Konzerthauses – erzielte zudem der effektvolle Einsatz der Orgel.

Ein gelungener und musikalisch anspruchsvoller Verdi-Opernabend.