Zweihundertzwanzig Frauen, darunter fünfzehn Regisseurinnen, zehn Männer. Um die sechzig Filme. Fünfzig Jahre verschollen.
Erst 2023 fand sich in einem norwegischen Archiv das dokumentarische Bildmaterial zum ersten Frauenfilmfestival, das 1973 in Berlin im „Arsenal“ stattfand, wieder. Die Tonspur tauchte erst später auf. Behutsam wurde das Material aufgearbeitet – von der norwegischen Filmemacherin Vibeke Løkkeberg, die damals drehte, und anderen. Aber das Festival musste ein Seminar sein, denn ein evangelisches Bildungswerk war der Geldgeber. Sei’s drum. Es wurden internationale Filme gezeigt, Regisseurinnen kamen unter anderem aus den USA und Italien, und es wurde diskutiert.
Über Abtreibung und den weiblichen Körper. Über Respekt – und vor allem Respektlosigkeit – in der von Männern dominierten Film- und Fernsehbranche. Über gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit. Klingeln die Ohren? Sind das nicht auch heute noch Themen? Es klingt so bekannt. Sind wir also nicht weiter?
Ein Blick zurück – und wie viel Gegenwart darin steckt
Nun, im anschließenden Podiumsgespräch kommt diese Frage auch auf. Christiane Schäfer-Winkelmann, die damals dabei war, damals beim WDR gearbeitet hatte und sich heute vor allem als Produzentin engagiert (z. B. Fliegende Bilder am Dortmunder U), Stefanie Schulte Strathaus, Vorstand im Arsenal – Institut für Film und Videokunst Berlin, die über dieses Festival auch ihre Magisterarbeit in den Achtzigerjahren schrieb, und Dr. Maxa Zoller, künstlerische Leiterin des Internationalen Frauen* Filmfests Dortmund+Köln, reflektieren dieses erste Festival, ergänzen und kommen zu dem Schluss: Wir sind heute durchaus weiter – aber ein Rollback sei spürbar.
Vielleicht darf Frau heute eher zeigen, dass sie etwas kann, und muss ihre Technikkenntnisse nicht mehr verstecken, damit Männer mit ihr zusammenarbeiten. Vielleicht muss Frau auch nicht verheiratet sein, um mehr Respekt zu bekommen. Fräulein Paul wird nicht mehr Paulinchen genannt. Und vielleicht gilt Frau nicht mehr automatisch als aggressiv, hysterisch oder lesbisch, wenn sie weiß, was sie will.
Aber. Jede kennt ein Aber. Ich bin sicher.

Warum begehen wir heute immer noch einen Equal Pay Day? Dieses Jahr am 7. März.
Warum sitzen im aktuellen Bundestag wieder anteilig noch weniger Frauen als zuvor? 32,4 % jetzt – 34,8 % zuvor. Der Anteil in den Fraktionen reicht von 61,2 % bis zu 11,8 %.
Warum reden alle immer noch über § 218? „Ein Schwangerschaftsabbruch ist in Deutschland gemäß § 218 Strafgesetzbuch (StGB) grundsätzlich für alle Beteiligten strafbar.“ (BMFSFJ). Es gelten Ausnahmen.
Der Einblick in das damalige Festival, die Arbeit und die Diskussionen als Ausgangspunkt auch für Netzwerkarbeit war sehenswert und hörenswert. Protagonistinnen zu kennen und zu treffen – ebenso.
Im Anschluss konnte die filmische Ebene weiter vertieft werden, denn es folgten vier Kurzfilme, zusammengestellt von Dr. Maxa Zoller, unter anderem mit Werken der Festival-Erfinderinnen Helke Sander und Claudia von Alemann. Experimentell, subjektiv, dokumentarisch. Spannend.
Das Programm lief am Sonntag, 06.04.2025, im Roxy-Kino an der Münsterstraße.