Archiv der Kategorie: Darstellende Kunst

Nein, das esse ich nicht!

Als Eltern am Tisch: Matthias Damberg und Birgit Götz.
Als Eltern am Tisch: Matthias Damberg und Birgit Götz.

Welche Eltern haben diesen Satz von ihren Kindern schon gehört? Ich nehme mal an, die meisten von ihnen. Was gestern noch mit Appetit gegessen wurde, wird heute verschmäht. Warum, wieso, weshalb? Das Tanztheaterstück „Edda mag nicht“, das am 17.Mai um 15.00 Uhr im Theater im Depot Premiere hat, will keine Antworten geben, aber Lust auf Lebensmittel machen.

„Es ist kein pädagogisches Lehrstück“, betonte Regisseurin Cordula Hein. „Wir wollen Kinder auf bestimmte Lebensmittel neugierig machen“, ergänzte Choreographin Birgit Götz. Denn Edda, die Titelheldin, ist extrem wählerisch geworden. die Möhren sind ihr zu orange und die Erbsen zu rund. Ständig nörgelt sie über das Essen und niemand kann es ihr Recht machen.

Das Stück wird aus zwei Perspektiven erzählt: Zum einen aus der Sicht der Eltern, die Angst um ihre Tochter haben und ständig neue und exotischere Lebensmittel ausprobieren. Zum anderen aus der Sicht der Lebensmittel, die frustriert im Kühlschrank vor sich hin warten,weil Edda sie nicht mehr essen mag.

In „Edda mag nicht“ geht es nicht vordergründig um den Gegensatz zwischen „gesunden“ und „ungesunden“ Lebensmittel und auch nicht darum, dass man alles mögen muss. Denn Hand auf Herz: Auch für Erwachsene gibt es Lebensmittel, die sie nicht mögen und die daher nicht auf den Tisch kommen.

Daher ist „Edda mag nicht“ kein reines Kinderstück, sondern ebenso geeignet für die Eltern. Das Stück ist für Kinder ab fünf Jahre.

Wer die Premiere leider verpasst: Es ist geplant, das Stück im September wieder aufzunehmen.

Rückmeldungen aus Robotermund

Paul Hess zeigte eine grandiose tänzerische Leistung. (Foto: © Guntram Walter)
Paul Hess zeigte eine grandiose tänzerische Leistung. (Foto: © Guntram Walter)

„Wir sind die Roboter“, sagen bereits Kraftwerk in den 70er Jahren und die Robotertechnik scheint ja immer weiter voranzuschreiten. Rolf Dennemann hat nach seinem „Rosinenblues“ mit „Feed back“ ein Stück auf die Bühne des Theaters im Depot gebracht, das Tanz und Schauspiel miteinander verbindet. Ars tremonia war in der Vorstellung am Sonntag.

 

„Feedback“. Das ist (unter anderem) eine verbalisierte Rückmeldung an eine Person über ihr Verhalten. Vier Schauspieler, ein Tänzer. Video und Musik sorgten für viele Rückmeldungen. Ein Abend für alle Sinne.

 

Die Rahmenhandlung spielte in einem „Institut für angewandte Manipulation“. Die Probanden spielten vier Robotor, die in unterschiedlichen Dienstleistungsuniformen wie Müllwerker, Krankenhausmitarbeiter, Security Dienste oder Kellner. Ein kleiner Seitenhieb darauf, dass in der Zukunft vielleicht die Straße von einem Roboter gefegt oder die Pflege im Altenheim automatisiert wird. Horror-Vorstellung oder lieber Roboter-Pflege als gar keine Pflege?

 

Kleine Besonderheit des Stückes: Über einen Knopf im Ohr bekamen die Schauspieler Texte vorgesprochen, die sie sofort wiedergeben mussten. Daraus entfiel natürlich die sprachliche Bearbeitung.

Bei den Müllmännern (und -frauen) stand die Debatte um den „Freien Willen“ im Mittelpunkt. Der „Security-Dienst“ beschäftigte sich beispielsweise mit dem Thema „Kunst“. Dabei wurden keine Theatertexte vorgelesen, sondern wissenschaftliche Statements, politische Aussagen oder Zitate von Personen aus Kunst und Gesellschaft. Klingt merkwürdig, funktioniert aber.

 

Eingerahmt wurde diese Veranstaltung durch die wirklich virtuosen Tanzdarbietungen von Paul Hess, der allein den Besuch des Stückes wert ist. Der Höhepunkt war die äußerst witzige Adaption eines Dressurritts mit Passagen und Piaffen und allem, was dazugehört.

 

Matthias Hecht, Thomas Kemper, Elisabeth Pleß und Nicole Janze spielen ihre roboterhaften Gegenstücke fast perfekt. Mit den typischen ruckartigen Bewegungen und den Irritationen, wenn die Sensoren nicht genau wissen, was sie nun zu tun haben. Aber bei allem stammen diese Roboter wohl weder aus den Terminator-Filmen noch aus „Westworld“. Dafür haben sie alle noch ihre kleinen Macken.

 

Das Problem bei den Texten: Redet mehr als ein Schauspieler, wird es schwierig, sich zu entscheiden, wem man folgt. Doch das passiert glücklicherweise nicht zu oft. Ansonsten merkt man, wie grotesk es manchmal ist, was Politiker so von sich geben. Ein gutes Beispiel ist Bundespräsident Gauck, der die Bankenkritik „unsäglich“ nannte.

 

Ein Abend, der mehr Zuschauer verdient hätte. Denn – wie erwähnt – die Tanzeinlagen von Paul Hess waren große Klasse. Auch die Leistung der vier Schauspielerinnen und Schauspieler konnte überzeugen.

Die Kraft der Freundschaft

Götz Vogel von Vogelstein (als verführerische Löwin Batavia) und Steffen Happel (als Boltan). ©Birgit Hupfeld
Götz Vogel von Vogelstein (als verführerische Löwin Batavia) und Steffen Happel (als Boltan).
©Birgit Hupfeld

Am 9. Mai 2014 hatte „Ein Freund für Löwe Boltan“ von Erik Schäffler und Uwe Schade nach dem bekannten Buch von Klaus Kordon und Pieter Kunstreich im Kinder-und Jugendtheater Dortmund Premiere.

Peter Kirschke inszenierte die Geschichte um die Freundschaft zwischen dem stolzen, aber einsamen Löwen Boltan und dem weitgereisten Kamel Murat lebendig mit einem gelungenen Mischung aus Spiel, Komik, Slapstick und Tanz, sowie von der Regieassistentin Veronika Metz passend um-getexteten bekannten Musiktiteln. Zum Beispiel „New York, New York“ von Frank Sinatra in „Boltan, Boltan“ oder zum Schluss „My Way“ als Freundschaftslied .

Kurz zur Geschichte für Menschen ab 5 Jahren: Der Löwe Boltan lebt einsam und gefürchtet von den anderen Tieren um seine Oase. Da kommt plötzlich ein durstiges Kamel vorbei und weckt sein Interesse. Anstatt es zu fressen, lässt Boltan Kamel Murat trinken und hört sich seine spannenden Reise-Erlebnisse an. Die beiden werden Freunde, doch sie müssen sich vor allem durch den Wüstenfuchs Abdul hämische Bemerkungen über die „unpassende Freundschaft“ anhören. Sie geraten in eine gefährliche Situation, und die Freundschaft wird auf eine harte Probe gestellt. Dann verliebt sich Boltan auch noch in die Löwin Batavia.

In der Mitte der Bühne tauchte vor dem Publikum ein zunächst mit dunkler Plane abgedecktes großes rundes Stück Rasen als Oase auf. Eine Palme , ein großer Eimer, eine Gießkanne und eine Sitzgelegenheit mit einem plüschigem Kissen rundeten das Bild ab. Riesengroße Strohhalme dienten als „Wasserleitung“. Ein wichtige Rolle spielte ein vielseitig verwendbarer großer , zweiteiliger Kofferschrank mit einigen Requisiten. Auf seiner Rückseite befanden sich zwei Strandkorb-ähnliche offene Sitzgelegenheiten. Es wurde zum Beispiel als zeitweiliges „Gefängnis“ für Boltan oder später mit Hilfe eines Leinentuches zwischen den beiden Teilen auch für ein Schattenspiel.

Die beiden Schauspieler des KJT Steffen Happel als Boltan und Götz Vogel von Vogelstein als Murat mussten flexibel von der Erzähler-Ebene in ihre Rollen schlüpfen. Das gelang ihnen mit nur wenigen Requisiten. Verzichtet wurde auf Tiermasken, und die beiden Schauspieler, vor allem von Vogelstein mussten viel mit Mimik arbeiten, was ihnen wunderbar gelang. Köstlich zum Beispiel Götz Vogel von Vogelstein mit schiefen Mund als Kamel. Die Tiere wurden nur durch spezielle Kleidung dargestellt. So hatte Happel eine Art blaue Anorak mit hellem Kunstpelzbesatz und Vogel von Vogelstein eine sandfarbene Hose und ein Wildlederjacke mit zwei Dreiecken am Rücken als Höcker auf dem Rücken. Den Beiden wurde sowohl von der Tanz-Choreografie, Slapstick und Gesang einiges abverlangt. Mit Spaß und komischen Talent bewältigten sie ihre Aufgabe, wobei auch für die kleinen leisen, nachdenklichen Momente Raum blieb. Einer der Höhepunkte war sicherlich Vogel von Vogelsteins Auftritt als verführerische Löwin Batavia im Kostüm mit Brustaufsatz und französischem Akzent.

Das Stück machte die Bedeutung von Freundschaft und Vertrauen deutlich, zeigte aber auch, das das „Fremde“ nicht nur Angst machen muss, sondern unseren Horizont auch erweitern kann. Ein herrlich komisches Stück mit zwei gut aufgelegten Schauspielern, bei denen man spürte, dass sie mit viel Herzblut bei der Sache waren.

Dem Publikum hat die gelungene Aufführung gefallen und belohnte sie mit viel Beifall.

Weitere Aufführungstermine sind: So, 11. Mai 2014, So, 18. Mai 2014, Mo, 19. Mai 2014, Di, 20. Mai 2014, Di, 27. Mai 2014, Mi, 28. Mai 2014, So, 01. Juni 2014, Mo, 02. Juni 2014, Fr, 06. Juni 2014, So, 08. Juni 2014, Mi, 11. Juni 2014, Fr, 20. Juni 2014, So, 22. Juni 2014 und So, 29. Juni 2014.

Karten und Informationen unter 0231 50 27222 oder www.theaterdo.de

Mit Theater-Kraft voran

Die Objekte der Begierde (Spielzeithefte 2014/15) sind ab sofort erhältlich.
Die Objekte der Begierde (Spielzeithefte 2014/15) sind ab sofort erhältlich.

Mit Frische und voller Kraft wollen die Intendanten und Direktoren der fünf Sparten des Theater Dortmund in die neue Spielzeit 2014/2015 gehen. „Wir wollen dem Publikum nach der erfolgreichen Spielzeit 2013/2014 ein leistungsstarke neue Spielzeit bieten“,erklärte die Geschäftsführende Direktorin Bettina Pesch. Ars tremonia stellt einige Höhepunkte der kommenden Spielzeit vor.

„Wir wollen im Vergleich zur letzten Spielzeit noch eine Schippe darauf setzen. Wir bieten etwas für Kopf, Herz und Seele“; so Intendant der Oper Jens-Daniel Herzog. Im Opernhaus wird mit der Premiere am Sonntag, den 19.10.2014, der berühmten Musical-Rock-Oper „Jesus Christ Superstar“ von Andrew Lloyd-Webber als Highlight ein echter „Superstar“ mitwirken: Alexander Klaws, der erster Sieger von „Deutschland sucht den Superstar“ singt und spielt die Hauptrolle

Davor kommen Fans von Giuseppe Verdi bei „Ein Maskenball (Un ballo in maschera) auf ihre Kosten. Premiere ist am Samstag. den 13.09.2014, mit Generalmusikdirektor Gabriel Feltz als Dirigent.Feltz wird auch den „Rosenkavalier“ von Richard Strauss dirigieren. Die Premiere ist am Sonntag, den 25.01.2015.

Mit der Premiere von Paul Abrahams Vaudeville-Operette „Roxy und ihr Wunderteam“ am 29.11.2014 trägt die Oper dem wachsenden Interesse für diese Operetten aus den 30iger Jahren des letzten Jahrhunderts Rechnung.

Mozart-Fans können sich auf die Premiere von „Don Giovanni“am 08.03.2015 unter der Regie Jens-Daniel Herzog und Gabriel Feltz als Dirigent freuen.

Das Ballett Dortmund bietet mit der Premiere des „Zauberberg“ nach Thomas Mann am Samstag, den 08. 11.2014, unter der Leitung von seinem Direktor Xin Peng Wang eine interessante neue Aufführung . Die zweite Neuaufführung ist „Drei Streifen:Tanz“ mit Choreographien von Benjamin Millepied, DemisVolpi und Jiri Bubenicek. Premiere ist am Samstag, den 14.02.2015.

Die beliebte Internationale Ballettgala XX findet am Samstag und Sonntag, den 27. und 28.09.2014 statt. Die Internationale Ballettgala XXI wird am Samstag und Sonntag, den 13. und 14.06.2015 stattfinden.

In neuen Fassungen wird „Schwanensee“ am Donnerstag, den 04.12.2014 und „Der Traum der roten Kammer“ am Freitag, den 01.05.2015 aufgeführt.

Was gibt es im Schauspiel Interessantes? Mit der Premiere von William Shakespeares „Hamlet“ am Freitag, dem 12.09.2014, will der Regisseur und Intendant des Schauspielhauses Kay Voges zusammen mit dem Videokünstler Daniel Hengst Hamlets Geheimnis auf die Schliche kommen.

Spannend verspricht unter anderem sicherlich die Aufführung von „Nosferatu lebt“im Studio des Schauspielhauses unter der Regie von Jörg Buttgereit nach Stoker, Murnau, Galeen und Schreck. Die Uraufführung findet am Samstag, den 29.11.2014 statt.

Besonders interessant hört sich auch die Verbindung von Punk und Operette bei „Häuptling Abendwind und Die Kassierer“, nach Johann Nestroy und Jacques Offenbach mit Musik der Ruhrgebiets Punk-Band „Die Kassierer“ an. Die Premiere ist am Samstag, den 24.01.2015 zu erleben.

Ein einmaliges Erlebnis wird wohl auch „ The Madhouse of Ypsilantis“, einem Mysery-Crime-Science Fiction-Hospital-Theater und Web-Adventure in sieben Teilen von Alexander Kerlin, Anne-Kathrin Schulz und Kay Voges.

Die Uraufführung im Schauspiel Dortmund und im World Wide Web ist am Samstag, dem 16.05.2015.

Das Kinder-und Jugendtheater startet mit der Premiere von „Ich bin nicht Siegfried-Ein Nibelungenlied“ von Jürgen Függe am Freitag, den 29.08.2014.

In diesem Jahr wird als Weihnachtsmärchen mit „Peters Reise zum Mond“von dem Direktor des KJT, Andreas Gruhn eine moderne Fassung von „Peterchens Mondfahrt“(Gerdt von Bassewitz) aufgeführt.

Mit „Sneewitte“(Schneewittchen) von Sophie Kassies und Jens Joneleit wird es auch wieder eine Koproduktion mit der Jungen Oper geben.

Gespannt dürfen wir auf das Ergebnis eines „Pottcamps“ von Jugendlichen sein. Das Projektergebnis von „pottfiction“ wird am 3.6.2015 zu sehen sein.

Das übergreifende Thema der „Philharmonischen Konzerte“ (im Konzerthaus Dortmund) ist in der neuen Spielzeit „held_innen_leben“. Auch in der neuen Spielzeit wird es wieder Konzerte für junge Leute geben. So zum Beispiel „Groove Symphonie“ mit den Dortmunder Philharmoniker & Super Flu.“ unter dem Titel „Schilder einer Baustelle“. Das Konzert findet am Montag, den 17.11.2014 im Konzerthaus statt.

Es gibt natürlich wieder Kammerkonzerte, Wiener Klassik Konzerte und vieles mehr.

Nach „Nosferatu“ gibt es auch diesmal wieder ein Sonderkonzert „Stummfilm mit Live-Orchester“ zu erleben. Am Mittwoch, 11.03.2015 wird im Konzerthaus Fritz Langs „Metropolis“ aus dem Jahr 1927 in einer restaurierten Fassung (2010) auf der großen Leinwand zu sehen sein und live von den Dortmunder Philharmonikern unter der Leitung von Gabriel Feltz musikalisch begleitet werden.

Ab heute liegt das neue Spielplan-Heft 2014/2015 bei allen Sparten aus. Abonnements sind ab dem 15.05.2014 erhältlich, der Vorkauf für die Spielzeit 2014/15 startet ab dem 16.07. 2014, für Abonnenten bereits ab dem 02.07.2014.

Feedback der besonderen Art

Science-fiction oder Spiel mit dem Theater? (v.l.n.r.) Paul Hess (Tanz, Choreographie), Nicole Janze (Schauspielerin), Rolf Dennemann (künstlerischer Leiter), Thomas Kemper (Schauspieler) und Elisabeth Pleß (Schauspielerin).
Science-fiction oder Spiel mit dem Theater? (v.l.n.r.) Paul Hess (Tanz, Choreographie), Nicole Janze (Schauspielerin), Rolf Dennemann (künstlerischer Leiter), Thomas Kemper (Schauspieler) und Elisabeth Pleß (Schauspielerin).

Der berühmte Mann im Ohr spielt eine wichtige Rolle im Tanz- und Theaterabend „Feedback“ nach einer Kreation von Rolf Dennemann. Die Premiere ist am 09. Mai um 20 Uhr im Theater in Depot.

 

Worum geht es? Einerseits geht es um die Frage, ob wir eigentlich noch alles begreifen können, weil die Informationsflut so riesig ist, dass wir resignieren und uns damit abfinden. Andererseits dreht sich in der Rahmenhandlung von „Feedback“ alles um das Thema Robotik. Es spielt im „Institut für angewandte Manipulation“. Dass alle vier Schauspieler in Kleidung von Servicekräften auf der Bühne stehen, ist kein Zufall. Denn Dennemann geht es um die Dienstleistungsgesellschaft und ihre Zukunft. „In Japan experimentieren sie bereits mit Pflegerobotern“,so Dennemann. Werden wir also von Robotern gepflegt und ist das besser oder schlechter als möglicherweise überhaupt nicht mehr gepflegt zu werden? Diese Wahl wird den Zuschauern nicht abgenommen, sie müssen selber eine Antwort finden.

 

Für das Stück „Feedback“ hat Dennemann dafür als kleinen Kniff den „Mann im Ohr“ reaktiviert. Die Schauspieler lernen keinen Text auswendig, sondern müssen den Text wiedergeben, der ihnen ins Ohr geflüstert wird. Damit ist eines der wesentlichen Merkmale eines Schauspielers negiert: Das besondere Betonen des Textes, denn dafür ist er viel zu beschäftigt. „Durch den Verlust an Interpretation gewinnt der Text eine neue Dimension“, erklärt Dennemann. Die Texte sind keine Theatertexte. Zitate von Angela Merkel, Gregor Gysi, aber auch von Jenny Elvers und anderen Personen aus Politik und Talk werden benutzt. Für die vier Schauspieler wirkt es ein wenig wie eine Simultanübersetzung.

 

Auf der Bühne wird es eine Mischung zwischen Tanz, Schauspiel, Ton, Bild und Video geben. Für Ton und Tanz ist der Tänzer und Choreograph Paul Hess zuständig, spielen werden Matthias Hecht, Thomas Kemper, Elisabeth Pleß und Nicole Janze.

 

Neben der Premiere am Freitag um 20 Uhr gibt es eine weitere Vorstellung am Sonntag um 19 Uhr.

Der Eintrittspreis beträgt im Vorverkauf 13 € (ermäßigt 8 €) und an der Abendkasse 15 € (ermäßigt 10 €).

Das Theater im Depot befindet sich in der Immermannstraße 29 in 44147 Dortmund.

Wenn Angst ein schlechter Ratgeber ist

Wie? Die Stadtgesellschaft ist mit unseren Entscheidungen nicht hochzufrieden? (v.l.n.r. Uwe Schmieder, Bettina Lieder, Julia Schubert, Carlos Lobo, Ekkehard Freye und Eva Verena Müller). Foto: ©Birgit Hupfeld
Wie? Die Stadtgesellschaft ist mit unseren Entscheidungen nicht hochzufrieden? (v.l.n.r. Uwe Schmieder, Bettina Lieder, Julia Schubert, Carlos Lobo, Ekkehard Freye und Eva Verena Müller). Foto: ©Birgit Hupfeld

„Autschland d’amour“ wurde am 03. Mai zusammen im Doppelpack mit Gogols Komödie „Der Revisor“ aufgeführt. Aus „Stadt der Angst“ wurde „Stadt in Angst“, denn die Stadtverwaltung erwartet die Ankunft eines Revisors. Und jeder hat Dreck am Stecken.

Nicolai Gogol schrieb die Komödie zwar schon 1835, um die Verhältnisse im zaristischen Russland auf die Schippe zu nehmen, doch seien wir ehrlich: Solange es Korruption gibt, bleibt sein Stück brandaktuell wie damals.

Wenn die goldenen Jacken nicht gewesen wären, hätte man denken können, die Schauspieler hätten sich für einen Film von Tim Burton zurechtgemacht mit ihren schwarzen dunklen Ringen um die Augen. Diese Ästhetik wurde dadurch noch verstärkt, in dem im Hintergrund düstere schwarz-weiß Zeichnungen von Dortmunder Sehenswürdigkeiten über eine Leinwand flimmerten. So konnte der geneigte Zuschauer den RWE-Tower, das Dortmunder U oder das Westfalenstadion erkennen, um auch visuell zu zeigen: Ja, wir sind in Dortmund.

Regisseur Marcus Lobbes hatte sich für den „Revisor“ etwas besonderes ausgedacht. Die Stadtverwaltung, bestehend aus sechs Schauspielerinnen und Schauspieler, sprach wortwörtlich mit einer Stimme. So wurde aus einem individuellem versagen eine Art kollektives Versagen. Der Dortmunder Sprechchor, der auf dem oberen Rang des Schauspielhauses platziert war, sprach die Rolle der Stadtgesellschaft, die die Handlungen der Stadtoberen kommentierte. Wenn man so will, ein Duelle zweier Sprechchöre. Die Rolle des Chlestakow, des vermeintlichen Revisors, wurde unter den Akteuren auf der Bühne verteilt. Mittels einer Maske wurde deutlich gemacht, dass Chlestakow spricht. Neben dem erwähnten Dortmunder Sprechchor spielten auf der Bühne Ekkehard Freye, Bettina Lieder, Carlos Lobo, Eva Verena Müller, Uwe Schmieder und Julia Schubert mit viel Gefühl für Komik und Ironie.

„Der Revisor“ ist ein schönes Beispiel dafür, was Ängste aus Menschen macht, die ansonsten alles im Griff zu scheinen haben. Rationales Denken? Fehlanzeige. Kritisches Nachfragen? Nö, warum? So konnte Chlestakow, der eigentlich ein einfacher kleiner Beamter ist und zudem überhaupt kein Geld hat, für einen Revisor gehalten werden. Darüber hinaus schien es für die Stadtoberen so, als ob die übliche Herangehensweise (Schmiergelder) auch hier verfängt. Und wer hätte sich nicht über die großzügigen Geldgeschenke gefreut, die ihm die Stadtoberen förmlich aufdrängten? Sogar die Frau des Bürgermeisters, die ebenfalls von allen gesprochen wurde, wäre freiwillig mit dem „Revisor“ in die Hauptstadt geflüchtet.

Sind wir nicht alle etwas Autsch?

Die Gastgeber der Autsch-Verleihung: Carlos Lobo und Julia Schubert. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Die Gastgeber der Autsch-Verleihung: Carlos Lobo und Julia Schubert. (Foto: © Birgit Hupfeld)

„Stadt der Angst“ heißt die kleine Reihe, die am 03. Mai 2014 im Schauspielhaus Dortmund Premiere hatte. Als Trilogie konzipiert, bestand sie auf dem „Double Feature“ Autschland d’amour“ und Gogols Werk „Der Revisor“ sowie „4.48 Psychose“ von Sarah Kane im Studio. Die Reihe stellt die Frage nach unseren Ängsten. Was können wir verlieren? Genügen wir uns selber? Den Beginn machte die Uraufführung von „Autschland d’Amour“.

 

Eine Dramödie in drei Gesängen“ nennt Autor Fred Hundt sein Werk. Der erste Teil weckt leichte Erinnerungen an den Film „2001“. Mit dem Unterschied, dass der Steinzeitmann ständig von Arbeitszeitverdichtung, Optimierung und ähnlichen begriffen redet und statt eines Monolithen stehen rund 20 berühmte Deutsche (Boris Becker, Luther, Max und Moritz) auf der Bühne.

 

Dann verändert sich die Bühne. Wir sind bei einer Preisverleihung. Konfettikanonen lassen schwarz-rot-goldene Schnipsel auf die Zuschauer hinab-regnen. Carlos Lobo und Julia Schubert sind unsere Gastgeber. Verliehen wird der Autsch 2014. Und wie so oft, fängt das Moderatorenteam an, dem Publikum zunächst unverfängliche Fragen zu stellen wie „Wurden Sie heute eingeladen oder sind Sie der Gastgeber?“ Schnell gingen die Fragen in die entscheidende Richtung: Treffen wir die richtigen Entscheidungen in unserem Leben? Macht uns unsere Arbeit kaputt? Auch Prokrastination, das Aufschieben von unangenehmen Tätigkeiten, wird angesprochen. Es geht darum,wie viel Stress machen wir uns oder lassen wir uns vom äußeren Gesellschaftsdruck aufzwingen? Und wer gewinnt nun den Autsch? Natürlich Autschland. In allen Kategorien. Im Endeffekt also wir alle. Begleitet wurde die „Show“ von Bildern, die auf einem Beamer projiziert werden. Sie hatten den Charme einer Informationsprospekt eines Medikamentenherstellers. Schöne Bilder wurden mit teilweise läppischen Botschaften kombiniert und liefen gegen ende des zweiten teils immer schneller ab.

 

Zum Schluss wurde wieder über Burnout diskutiert, aber diesmal von zwei „jammernden“ deutsche Gartenzwergen. Die verzerrten Stimmen waren manchmal etwas schwer zu verstehen.

 

Drei Szenen, drei völlig unterschiedliche Herangehensweisen an das Thema Depression und Burn-out. Mal direkt, mal subtil und mal verschroben.

Im Krieg des Bewusstseins

Das ist nicht das Holodeck der "Enterprise". In dem Würfel wird das Stück gespielt. Rechts zu sehen sind: Lucas Pleß, Stefan Kögl, Anne-Kathrin Schulz, Mario Simon und Tommy Finke. (Foto: ©Edi Szekely)
Das ist nicht das Holodeck der „Enterprise“. In dem Würfel wird das Stück gespielt. Rechts zu sehen sind: Lucas Pleß, Stefan Kögl, Anne-Kathrin Schulz, Mario Simon und Tommy Finke. (Foto: ©Edi Szekely)

Der dritte Teil der Stadt der Angst Trilogie am 03. Mai spielte im Studio. Sarah Kanes „4.48 Psychose“ unter der Regie von Kay Voges war eine radikale Innensicht in einen Menschen, der an Depressionen litt.

 

Depression, Psyche, Seele. Wie behandelt man Krankheiten der Seele? Gibt es die Seele überhaupt? Kann man sie irgendwie fassbar machen? Angeblich soll sie ja 21 Gramm wiegen, wie der amerikanische Arzt Duncan MacDougall 1901 zu beweisen schien. Leider waren seine Experimente aus heutiger Sicht völlig unbrauchbar.

Aber das Messen von Körperfunktionen ist im Kommen. „Self-Hacking“ heißt der neue Trend. Immer und überall sind die Daten verfügbar Puls, Gewicht, Blutdruck, EKG oder Muskelspannung. Hier spannt sich der Bogen zum Stück „4.48 Psychose“. Die drei Akteure Merle Wasmuth, Uwe Rohbeck und Björn Gabriel sind verkabelt und liefern ständig die Aktuellen Daten an die Außenseite eines riesigen Würfels.

Die Wände des Würfels bestehen aus Gaze, so dass sie einen Blick ins Innere gewähren, aber auch die Möglichkeit bieten, etwas darauf zu projizieren. Die Zuschauer sitzen in vier Ecken, so dass die Blickwinkel unterschiedlich sind.

 

Das Stück selbst ist radikal und führt in die Tiefe einer depressiven Frau. Kane schreibt hier ihre Leidensgeschichte auf, die geprägt ist von Klinikaufenthalten und Behandlungen mit Psychopharmaka. Die Medikamente schützen sie die meiste Zeit vor ihrem Wahn, doch zerstören ihren Geist. Nur zwischen 4.48 und 6.00 Uhr besitzt sie Klarheit (oder Wahn).

 

„4.48 Psychose“ ist eine eindringliche und schonungslose Dokumentation eines Menschen, der leidet und den die Ärzte nicht helfen können. Vielleicht weil sich niemand wirklich für Kanes Schicksal interessiert. Oder weil die glauben, dass man durch biochemische Eingriffe, seelische Erkrankungen heilen kann.

 

Es gibt nicht nur eine Kane, alle drei Schauspielerinnen und Schauspieler übernehmen im Prinzip die Rolle der Erzählerin. Merle Wasmuth brilliert mit körperlichen Einsatz, aber auch Björn Gabriel und Uwe Rohbek spielen sehr eindringlich.

 

Das Stück gibt natürlich keine Antwort auf die Frage, ob es eine Seele gibt oder wo sie ist. Es ist eher eine Art Kriegsberichterstattung. Das Bewusstsein führt Krieg gegen sich selbst. Und die Bilder sind drastisch. Blut fliesst, Haare werden abgeschnitten, man spürt die Verzweiflung, aber auch die zwischendurch aufflackernde Zärtlichkeit Kanes in jeder Zeile.

 

Bei der Produktion waren der Choasclub Dortmund sowie Mario Simon für die Videos beteiligt. Tommy Finke generierte die Musik dazu. Darüber hinaus erklang Wagnerische Musik und das „Lux aeterna“ aus Mozarts Requiem.

 

Ein Abend, der mal wieder bewies, warum Dortmund zurecht als Theaterlabor der Nation bezeichnet werden kann.

Kulturkonflikt und Liebeswirren

Bei der Matinee zu Wolfgang Amadeus Mozarts Singspiel „Entführung aus dem Serail“ am 04. Mai 2014 erfuhr das Publikum einiges zum Hintergrund, Musik und der Inszenierung von Opernintendant Jens- Daniel Herzog. Außerdem gab es wie immer kleine musikalische Kostproben. Die Premiere ist am Samstag, den 17. Mai 2014 um 19:30 Uhr im Opernhaus Dortmund.

Kurz zum Inhalt: Bei einem Piratenüberfall wird Konstanzes von ihrem Geliebten Belmonte getrennt, der sie nun verzweifelt sucht. Bassa Selim erwirbt auf dem Sklavenmarkt Konstanze und deren Dienerin Blonde sowie den Diener Pedrillo. Bassa selbst ist schnell von Konstanze angetan, und macht seinem Vorarbeiter Osmin mit Blonde ein besonderes Geschenk. Diese ist nicht gewillt , obwohl juristisch das Eigentum von Osmin, ihren Freund Pedrillo für einen Türken sitzen zu lassen. Keine guten Bedingungen für eine Verständigung und Dialog der Kulturen. Belmonte versucht sehr trickreich, seine Freude aus dem Serail zu entführen. Konflikte und Liebeswirren sind vorprogrammiert…..

„Bei unserer Inszenierung steht vor allem der kulturelle Konflikt und die beiden Liebesbeziehungen aus verschiedenen Gesellschaftsschichten im Mittelpunkt. Konstanze steht ja zwischen ihrem geliebten Belmonte und dem interessanten Bassa Selim. Wir nehmen hier auf das sogenannte „Stockholm-Syndrom“ Bezug, bei dem sich das Opfer später mit dem Täter sympathisiert. Auf der anderen Seite steht wiederum Blonde zwischen Osmin und Pedrillo. Wir haben die Handlung in die Gegenwart verlegt, und bei uns ist Bassa Selim der Chef eines türkischen Unternehmens. Die „Gefangenen“ sind bei ihm Angestellt“, erklärte Herzog.

Bei Mozarts Singspiel gibt es 6 Hauptrollen, aber nur 5 Sänger/innen. Die Sprechrolle von Bassa Selim übernimmt der auch aus der „Heute-Show“ bekannte deutsch-türkische Kabarettist Serdar Somuncu. Besonders freut es den Intendanten, dass auch Menschen aus der Dortmunder türkischen Gemeinschaft bei der Aufführung teilnehmen. Das Bühnenbild wird ein sehr realistisches sein, wie man es in den Hinterhöfen unsere Städte vorfinden kann.

Der für die musikalische Leitung verantwortliche erste Kapellmeister Motonori Kobayashi verriet: „Das ist eine ehrgeizige, anspruchsvolle Musik mit21 sehr unterschiedlichen Stücken.“ Wie anspruchsvoll die halsbrecherischen Koloraturen und wie hoch der Stimmumfang sind, davon konnte sich das Publikum bei den Kostproben von der Mozart-erprobten Eleonore Marguerre (Konstanze) überzeugen.

Geschichte über Freundschaft und Vertrauen

Götz Vogel von Vogelstein und Steffen Happel (Foto: ©Birgit Hupfeld)
Götz Vogel von Vogelstein und Steffen Happel
(Foto: ©Birgit Hupfeld)

Am 9. Mai 2014 geht es im Sckelly des Kinder-und Jugendtheaters um 18.00 Uhr los mit der Premiere des Stücks „Ein Freund für Löwe Boltan“ nach dem Bilderbuch von Klaus Kordon und Pieter Kunstreich. Das Stück ist für Kinder ab fünf Jahre.

Bearbeitet wurde die Geschichte von Erik Schäffler und Uwe Schade. Regie führt Peter Kirschke, der zum Beispiel als Regisseur von „Radiomänner“ (2006) im KJT schon gut bekannt ist. Die Dramaturgin Isabel Stahl und der Regisseur erzählten vorab: „Es geht um den Löwen Boltan, den einsamen, aber stolzen absoluten Herrscher seiner Oase. Alle anderen Tiere haben zwar Respekt, fürchten sich aber auch vor dem Löwen. So will niemand mit ihm befreundet sein. Eines Tages kommt das durstige Kamel Murat zu seiner Oase. Er ist gerade nicht besonders hungrig und beschließt, es erst einmal nicht aufzufressen und aus seiner Quelle trinken zu lassen. Da Murat so interessante Dinge von seinen Abenteuern erzählen kann, ist Boltans Neugier geweckt und er freundet sich langsam mit dem Kamel an. Was würden aber die anderen Tiere über diese Freundschaft denken? Vor allem der (hinter)listige Wüstenfuchs redet ihm ein , das er sich lächerlich macht. Auch vor der Löwin Batava möchte Boltan einige Bewährungsproben bringen Klarheit in diese turbulente Geschichte um Freundschaft, Vertrauen und Solidarität…..

„Boltan ist eigentlich ein Gefangener der Oase, deshalb interessieren ihn die Geschichten von Murats Abenteuer aus entfernten Gebieten hinter der Wüste“, fügte Kirschke hinzu.„Stefan Happel und Götz Vogel von Vogelstein, zwei Schauspieler vom KJT, werden vom Erzählermodus in unterschiedliche Rollen springen. Darunter unter anderem der Wüstenfuchs. Dabei kommen Handpuppen und Schattenspiele sowie Musik zu Einsatz“, verriet Stahl in der Pressekonferenz.

„Bei der Entwicklung der Musiktexte zeigte die Regieassistentin Veronika Metz besonderes Talent“, freut sich der Regisseur. Es wird Musik aus der Konserve geben, dabei wird aber live gesungen.

Es wird aber in den 60 Minuten nicht nur erzählt, gespielt und gesungen, sondern unter der Choreografie von Mark Hoskins auch getanzt. Zur Ausstattung von Jula Reindell wurde nur soviel verraten: Es wird erst ein noch leere Raum zu sehen sein, dann wird nach Dunkelheit plötzlich eine Oase erscheine. Außerdem spielt ein großer Schrankkoffer mit allem notwendigen Dingen als Raum eine besondere Rolle.

Die Premiere ist schon ausverkauft. Weitere Aufführungstermine sind: So, 11. Mai 2014, So, 18. Mai 2014, Mo, 19. Mai 2014, Di, 20. Mai 2014, Di, 27. Mai 2014, Mi, 28. Mai 2014, So, 01. Juni 2014, Mo, 02. Juni 2014, Fr, 06. Juni 2014, So, 08. Juni 2014, Mi, 11. Juni 2014, Fr, 20. Juni 2014, So, 22. Juni 2014 und So, 29. Juni 2014.

Karten und Informationen unter 0231 50 27222 oder www.theaterdo.de