Eindrucksvolle getanzte Bilder

Boris Eifman zauberte beindruckende Bilder auf die Bühne. (Foto: © Boris Eifman Ballet)
Boris Eifman zauberte beindruckende Bilder auf die Bühne. (Foto: © Boris Eifman Ballet)

Erstaunlich, dass sich das Ballett nicht schon früher mit der Bildhauerei auseinandergesetzt hat, denn bei beiden geht es auch um das künstlerische Bild des Menschen. Sei es aus Stein gehauen oder getanzt. Der russische Choreograf Boris Eifman setzte 2011 dem französischen Bildhauer Auguste Rodin und seiner Geliebten und Muse Camille Claudel mit „Rodin“ ein tänzerisches Denkmal. Zu sehen war es am 11. Oktober 2015 in Dortmund.

Kraftvolle Bilder, starke Tänzer, effektvolles Licht und die französische Musik von Ravel, Saint-Saens oder Massenet: Alle Zutaten waren vorhanden, um einen gelungenen Ballettabend zu feiern. Doch eigentlich hätte das Ballett auch „Claudel“ oder zumindest „Rodin und Claudel“ heißen können, denn im Mittelpunkt stand die nicht immer ganz einfache Beziehung zwischen dem Bildhauer und seiner Muse, die auch seine Geliebte wurde.

Schon der Beginn war beeindruckend: Aus einer Reihe von tanzenden Schülerinnen nimmt sich Rodin ausgerechnet Camille zur Lieblingsschülerin. Ein erster Kampf zwischen den beiden zeigt auch gleich die Richtung an: Einfach wird hier nichts. Denn Rodin ist fest mit seiner Lebensgefährtin Rose Beuret verbunden. Diese Beziehung ist zwar langweilig, Eifman zeichnet die häuslichen Szenen in monochromen Licht, es herrscht quasi eine Art Sprachlosigkeit, während es mit Camille deutlich farbenfroher abgeht.

Was wichtig ist: Eifmann lässt auch Raum für Humor und Slapstik. In Rodins Atelier toben sich seiner Mitarbeiter und seine Modelle aus, bis der Meister Ruhe und Ordnung hineinbringt.
Auch sehr humorvoll ist die „Kritikermeute“ choreografiert, die in ihre roten Mäppchen fleißig hineinschrieben und Rodin somit zu einem Superstar machen. Die Kritiker haben noch ein zweiten, tragischen Auftritt, als sie die Arbeiten von Camille verreißen.
Der hoher Preis, den ein Künstlergenie zahlen muss, wird hier schonungslos offen gelegt.

Sehr eindrucksvoll ist das Solo von Camille, bei dem durch Licht und merkwürdigen Geräuschen die Anfänge ihrer psychischen Erkrankung vorweggenommen wird. Auch der Kampf der beiden Frauen um Rodin gegen Ende des Stückes, als Camille erkennen muss, dass es mit Rodin und ihr nichts wird, ist sehr berührend. Erschreckend und bedrohlich wirkt Camilles Verhaftung und Abtransport in eine psychiatrische Klinik, aus der sie nicht mehr herauskommt. In das Dunkel von Camilles Wohnung dringt eine mit Taschenlampen bewaffnete Gruppe von Männern hinein und nimmt sie fest.

Das Stück ist eine ideale Ergänzung zu den Handlungsballetten von Ballettdirektor Xin Peng Wang und es ist schade, dass es nur am 11. Oktober Tag gespielt wurde.

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