Trotz (oder gerade wegen) des Angriffskrieges Russland auf die Ukraine stand das erste Philharmonische Konzert der Spielzeit 22/23 im Zeichen russischer Musik. Schtschedrin, Glasunov und Strawinsky hießen die Komponisten, die gespielt wurden. Dazu dirigierte die russischstämmige Anna Skryleva und Solist des Abends war Alexander Prushinskiy, der zwar in Novosibirsk geboren wurde, aber ein Heimspiel hatte, denn er ist der 1. Konzertmeister der Dortmunder Philharmoniker.
Das also zur angeblichen Dämonisierung russischer Kultur, als ob Glasunow, Strawinsky oder Schriftsteller wie Tschechow oder Dostojewski etwas für die aktuelle Politik der russischen Regierung könnten.
Eine Neuerung gab es auch, denn die Philharmonischen Konzerte beginnen jetzt eine halbe Stunde eher. Für manche Besucher*innen kam das überraschend, so dass einige erste nach der Pause in das Konzert kamen. Dennoch blieben manche Plätze unbesetzt. Schade, denn die Musik war grandios.
Gleich zu Beginn entführte uns Rodin Schtschedrin mit seiner „Alten russischen Zirkusmusik“ in den Zirkus. Atemlose Spannung bei den Artisten, fröhliche Musik bei den Clownereien. Wie auch bei seiner „Carmen-Suite“ hat der Komponist wieder eine Vielzahl an Perkussion-Instrumente eingesetzt, die die Dortmunder Philharmoniker auch mit Begeisterung einsetzten.
Noch benebelt von der Zirkuswelt wurde es romantisch. Denn Alexander Glasunov mit seinem spätromantischen Konzert für Violine und Orchester in a-moll war an der Reihe. Hier zeigte der andere Alexander, nämlich Prushinskiy, warum er einst zu den russischen Wunderkindern gehörte. Meisterhaft bewerkstelligte er die anspruchsvolle Partitur.
Nach der Pause erklang die Ballettmusik zu „Petrushka“ von Igor Strawinsky. Geschrieben nur sechs Jahre nach Glasunows Violinkonzert, scheinen musikalisch aber Jahrzehnte dazwischen zu liegen, auch wenn die Bearbeitung von 1947 gespielt wurde. Modern und frisch präsentieren die Dortmunder Philharmoniker die tragische Geschichte von Petrushka (der russischen Version vom Kasper).
Musikalisch war es ein abwechslungsreiches Konzert, das durchaus mehr Besucher*innen verdient hätte.