Ars tremonia

Fiona Banner und das künstlerische Spiel mit Gegensätzen

Auf der 3. Etage des Dortmunder U hat der Hardeware MedienKunstVerein (HMKV) sein Zuhause. In den nächsten Monaten, vom 17.09.2022 bis 29.01.2023 können dort Besucherinnen und Besucher die Ausstellung „Pranayama Typhoon (Soft Parts Wing Flap Fin)“ der britischen Künstlerin Fiona Banner aka (genannt) The Vanity Press sehen und erleben.

Wie Dr. Inke Arns beim Pressegespräch verriet, wurde sie bei eben dieser Ausstellung der Künstlerin im April dieses Jahres in einer Kirche aufmerksam.

Das Fiona Banner (*1966) mit Gegensätzen spielt, wird schon beim Titel deutlich. Das Wort „Pranayama“ ist eine uralte Atemtechnik, während „Typhoon“, ein immer häufiges auftretendes Naturphänomen, aber gleichzeitig den Namen eines hochmodernen Kampfflugzeuges beinhaltet.

Die Ambivalenz manifestiert sich auf besondere Weise in die „kalten Tötungsmaschinen“ und dem „weichen Stoff“ der Attrappen. Assoziationen zu (aktuellen) Kriegen kommen da manchen Betrachtenden wohl in den Sinn.

Die Künstlerin nutzt unterschiedliche Medien als Ausdrucksform.

So befinden sich mitten im Raum (3. Etage HMKV) aufgeblasene graue Flugzeugteile in Originalgröße (Außenhülle, Planen) als gemütliche weiche Sitzgelegenheiten. Das weiche Material steht hier wieder als Gegensatz zum martialischen Kampfflugzeug.

Frontal ist das ungefähr zehnminütige Video „Pranayama Organ (2021), gedreht an der südenglischen Küste (am Kanal) auf einer großen Leinwand zu sehen. Es zeigt zwei aufblasbare Flugzeug-Attrappen in Originalgröße, eine Typhoon und eine Falcon. Im Morgengrauen tauchen zwei Figuren auf, gekleidet als die beiden Kampfflugzeuge. Sie sind in eine Art kämpferischer Bindung gefangen. Gleichzeitig treibt sie ein unerfülltes Verlangen nach Intimität. Es ist ein Ritual aus Balz und Kampf. Die in einer Londoner Kirche aufgenommen Orgelklänge (verweisen auf den Kult-Song „Wild ist the Wind“) sowie Geräusche des Winds unterstreichen die Spannung des Werks.

An der rechten Seite befindet sich ein „atmende“ aufgeblasene Kampfflugzeug-Attrappe in Originalgröße.

Verteilt über den Raum sind unter dem Titel „Fallstop Sea Scapes (2020-20222) fünf kleine gefundenen Gemälde, die das Meer zeigen zu sehen. Banner hat hier die ursprünglichen Motive, Seeschiffe, Schlachtschiffe oder Zerstörer, übermalt und stattdessen durch schwarze, in Öl gemalte Punkte (Interpunktion) ersetzt. Das sorgt für eine besondere Strukturierung.

„Runway“ (September 2021) stammt aus einer Serie für die koreanische Vogue, als die Künstlerin für Seoul ausstellte. Sie nutzt das Magazin-Format als skurrile, Performance-Raum, indem sie aufblasbare Flugzeuge als Ersatz für Kostüme und Requisiten einsetzt. Sie verweist so auf den Laufsteg als theatralischen Mode-Raum und zudem als Startrampe für ein Fluggeräte.

„Dear Bathos, Love…“ (2022), ein Film auf einem Monitor, zeigt eine ISBN-Nummer (2009 gab sich die Künstlerin selbst eine ISBN-Nummer und registrierte sich als Publikation unter ihrem eigenen Namen) auf einer Art Liedtafel wie sie es in Kirchen gibt. Es wurde der Verlauf des Sonnenlichts auf der Tafel im Laufe des Tages beim Dreh in ihrem Atelier aufgezeichnet. Ein verweis auf einen Zustand oder Gefühl.

Die Ausstellungseröffnung findet am Freitag, den 16.09.2022 um 17:00 -22.00 Uhr auf der 3. Etage des Dortmunder u statt.

Führungen: Immer am Sonntag um 16:00 Uhr! Online-Führungen immer zweimal im Monat.

Weitere Infos zur Ausstellung auf der Seite des HMKV.