Zeitinsel Gubaidulina – Fokus auf Chorgesang

Das Konzert am Samstagabend, den 04.02.23, war drei Komponisten gewidmet. Orlando di Lasso, Sofia Gubaidulina und Martin Wistinghausen. Doch im Mittelpunkt stand der „Sonnengesang“ von Sofia Gubaidulina, den sie nach den Texten von Franz von Assisi komponiert hatte. Eigentlich ein Konzert für Violoncello, das aber sehr starke Chorpassagen hat. Auch „Lo frate sole“ von Wistinghausen war inspiriert vom „Sonnengesang“, doch die Texte, die Wistinghausen benutzte, stammten überwiegend nicht aus religiösen Texten, sondern von weltlichen Autoren, wie Georg Trakl. Auch verschiedene Sprachen wurden für das Werk benutzt wie Griechisch oder Japanisch.   

Das Stück von Wistingausen war eine Auftragsarbeit des Konzerthauses und war bereits für 2020 geplant, doch Corona machte dem einen Strich durch die Rechnung. Die Musik ist wie bei Gubaidulina neue Musik. Zwei Perkussionisten (Alexander Maczewski und Nicholas Bardach) sorgten für die rhythmische Struktur. Die Texte wurden von dem Chor (Chorwerk Ruhr) nicht nur gesungen, sondern auch geflüstert oder gesprochen.

Chorwerk Ruhr und die beiden Perkussionisten Alexander Maczewski und Nicholas Bardach. (Foto:  (c) Petra Coddington)
Chorwerk Ruhr und die beiden Perkussionisten Alexander Maczewski und Nicholas Bardach. (Foto: (c) Petra Coddington)

Danach setzten wir uns in eine Art Zeitmaschine und landeten im Frühbarock. Orlando di Lasso verzauberte uns mit „Osculetur me“ und Chorwerk Ruhr mit glasklarem Gesang.

Der „Sonnengesang“ von Sofia Gubaidulina ist ein beeindruckendes Werk, das sich durch eine eindringliche Spiritualität und eine experimentelle Instrumentation auszeichnet. Es verwendet ungewöhnliche Klänge und Spieltechniken, um eine mystische Atmosphäre zu schaffen. Die Musik ist oft von Osteuropäischer Folklore und der orthodoxen Kirchenmusik beeinflusst und zeigt Gubaidulinas Interesse an der Verbindung von Klassik und Spiritualität. Daher ist es nicht verwunderlich, dass der musikalische Höhepunkt bei den Worten „altissimo, altissimo“ (Höchster, Höchster) liegt.

Der Cellist hat in diesem Konzert auch weitere Aufgaben. Er spielt nämlich gegen Ende auch Trommel und scheint den Chor mit einer Art singender Säge zu „dirigieren“.

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