Wet resistance – Der Widerstand, der mit Wasser gefüllten Beutel

Die Künstliche Intelligenz (KI) scheint immer mehr Bereiche des Menschen zu dominieren. Sie kann besser Schach spielen und ist in Logik und Effizienz anscheinend dem Menschen überlegen. Dennoch haben die Menschen (noch?) mehrere Trümpfe. Ihre Kreativität in Kunst und Kultur, die Liebe und den Humor. Die Ausstellung „Wet resistance“ zeigt Arbeiten von neun KünstlerInnen in Dortmunder Kunstverein. Sie ist bis zum 30. Oktober 2022 zu sehen.

Die Arbeiten in der Ausstellung wurden von José Montealegre und Rebekka Seubert kuratiert und zeigen das Irrationale, Feuchte, Moosige, Wuchernde. Dazu wird das saubere, technische, rationale kontrastiert.

Der Titel der Ausstellung „wet resistance“ erinnert an ein Zitat aus Star Trek Folge „Ein Planet wehrt sich“  mit Picard als Captain. Dort bezeichnete eine anorganische Lebensform die Menschen als „Mit Wasser gefüllte Beutel“. Wie sieht uns die sich immer schneller entwickelnde KI? Bis etwas ähnliches wie Commander Data Realität ist, wird es sicher noch einige Zeit dauern, aber dann?

Gleich zu Beginn erwartet die BesucherInnen eine Überraschung. Denn die Fliesen scheinen nicht sachgerecht gelegt worden zu sein. Doch das ist gewollt. Die Arbeit von José Montealegre macht die Schritte der BesucherInnen hörbar. Zudem baut der Künstler eine alte Tomatenform aus Kupfer. Kupfer steht hier für die Technologie.

„Cup with stains“ von Anna Solal zeigt eine Kaffeetasse, die überall im Raum Flecken hinterlassen hat. Ihre Flecken bestehen unter anderem aus kaputten Smartphonebildschirmen, die wie Vögel aussehen. 

Darling Lopez-Salinas benutzt gefundene Materialien für ihre „Wasserpistole“. Das harmlos aussehende Gerät hat es in sich, denn darin befindet sich giftiges Wasser aus einem See in Managua (Nicaragua).

Die Arbeit von Tetsumi Kudos ist geprägt durch die Atombombenabwürfe auf Japan und die Möglichkeit der Auslöschung der Menschheit. Durch den Ukrainekrieg hat die Symbolik von „Souvenir de la mue“ eine neue Aktualität bekommen…

Mit dem Aussterben von Spezies beschäftigt sich auch Julian Irlinger. In seiner Fotoserie „before time“ kombiniert er Dinosaurierspielzeug mit Milch, die von Säugetieren produziert wird.

Die im Raum aufgestellten Fallen von Hanna-Marie Hammari wirken einerseits bedrohlich, sind aber zerbrechliche Objekte aus Keramik.

Die Arbeit von James Krone „Waterhome Series“ besteht aus zwei Teilen. Zum einen ein Aquarium, das vor Jahren mit Wassergefüllt wurde und danach von Algen überwuchert. Vom Mikrokosmos des Wassers inspiriert schuf Krone eine Reihe von Gemälden, die durch Schichtung von Farbe entstanden sind. Zu sehen sind einige Bilder mit ihrer Vorderseite (schwarz) und andere von ihrer Rückseite, auf der die Flecken der durchkommenden Farbe sichtbar sind.

Begrüßt werden die BesucherInnen von einer Plastik, die eine Art Meerjungfrau darstellt. Die Arbeit von Zoe Williams soll den Betrachter in eine Art Zwischenwelt ziehen. Ihre weiteren Zeichnungen spielen mit dem Gegensatzpaar Ekel und Anziehung.

Welche Mittel benötigen wir, um unser Dasein zu verlängern? Schon seit längerem nutzen wir Technik wie Herzschrittmacher, Dialyse oder eben Atemmasken, die die mexikanischer Künstlerin Berenice Olmedo für ihre Arbeiten „Homonyme“ und „Askésis“ benutzt. Auch hier bleibt ein dystopischer Gedanke bestehen: Was werden wir in Zukunft für Hilfsgeräte benutzen müssen, um hier weiterexistieren zu können.

 

José Montealegre_ Pagina 295_2022_Photo Roland Baege

PROGRAMM

Freier Eintritt zu allen Veranstaltungen

DO, 8. SEPTEMBER, 19 UHR 
KLEINER FREITAG 
LA DERNIÈRE SÉANCE #19
19 Uhr: Kuratorinnenführung im Kunstverein
20 Uhr: Filmvorführung im Kino im U: Mundane History (82’), Regie: Anocha Suwichakornpong, Thailand, 2009, Sprache: Thai mit englischen Untertiteln
Kuratiert von Julian Irlinger  

MO, 12. SEPTEMBER, 10-13 UHR 
KÜNSTLER*INNENFRÜHSTÜCK #2
Gastvortrag: Noor Mertens, Kunstmuseum Bochum
Anmeldung unter: artistled@dortmunder-kunstverein.de

DO, 6. OKTOBER, 19 UHR 
KLEINER FREITAG
VIDEOVORTRAG + Q&A
Dr. Astrida Neimanis (Kulturtheoretikerin und Professorin an der UBC Okanagan, Kanada) über ihr Sachbuch „Bodies of Water: Posthuman Feminist Phenomenology“ (2017), Hybridveranstaltung, moderiert von Rebekka Seubert und José Montealegre

SO, 9. OKTOBER, 17 UHR 
SLOW READING CLUB #4
mit Bryana Fritz und Henry Andersen für deutsch- oder englischsprachiges Publikum
Mit philosophischen und literarischen Texten zur Ausstellung schaffen die Lesesessions des Slow Reading Clubs ein kollektives körperliches Erlebnis: Durch Lichtstimmung, Sound, Interventionen und ein besonderes räumliches Setting werden künstliche Situationen erzeugt, in denen gemeinsam gelesen wird.
Anmeldung: visit@dortmunder-kunstverein.de

Dortmunder Kunstverein
Rheinische Straße 1
44137 Dortmund

Öffnungszeiten
Dienstag bis Freitag        15 – 18 Uhr
Samstag und Sonntag    11 – 18 Uhr
sowie nach Vereinbarung

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