Vox Luminis – Barockschmankerl im Reinoldihaus

Bereits 2017 und 2018 begeisterte das Ensemble Vox Luminis die Besucher*innen des Festivals Klangvokal. Sie waren wesentlicher Bestandteil der konzertant aufgeführten Oper „King Arthur“ von Henry Purcell und ein Jahr später präsentierten sie Familienschätze der Musikerfamilie Bach in der Marienkirche.

Nach der langen Pause durch Corona präsentierten Vox Luminis und die Musiker von L’Achéron am 25. November ihr Programm „Dies irae“ im Reinoldisaal. Während die Totensequenz „dies irae“ und ein Requiem für den dunklen November gut gepasst haben, waren die „Sieben Worte Jesu Christi am Kreuz“ eher was für die vorösterliche Fastenzeit. Ich vermute, dass das Konzert eigentlich an einem anderen Datum stattfinden sollte und dann letztendlich auf den Novembertermin verschoben wurde.

Das Programm bestand aus Musik von drei Komponisten, von denen Heinrich Schütz sicherlich der bekannteste ist. Weniger bekannt sind Giovanni Maria Legrenzi und Johann Casper von Kerll, beides Zeitgenossen von Schütz.

Die „Sieben Worte“ von Schütz zeichnen sich dadurch aus, dass die Evangelisten von verschiedenen Stimmlagen gesungen werden, statt sie im Generalbassrezitativ zu lassen.

Das „Requiem“ von Mozart – vor allen natürlich sein „Dies irae“ – ist so bekannt und dominant, dass es sich zunächst fremd anhört, wenn es mit anderer Musik unterlegt wird wie hier von Giovanni Legrenzi. Da der Italiener aber auch ein Opernkomponist war, schafft er der Totensquenz eine lyrische Note zu geben. Teil zart-melodisch, teils wütend-kämpferisch.

Zu seinen Lebzeiten gehörte Kerll zu den bekanntesten Komponsiten, doch nach seinem Tod wurde er schnell vergessen. Gut, dass Vox Luminis ihn etwas aus der Versenkung geholt hat, denn sein „Requiem“ ist ein Spätwerk, genauso wie das von Mozart. Sehr innerlich und sehr faszinierend.

Beteiligte an diesem gelungenen barocken Abend waren von Vox Luminis Zsuzsi Tóth, Victoria Cassano, Korneel van Neste, Jan Kullmann, Olivier Berten, Philippe Froelinger, Jacob Lawrence, Joao Morieira, Sebastian Myrus und der Leiter Lionel Meunier. Tim Braithwaite hat für Jan Kullmann das Stück „Dies irae“-„Prosa pro mortuis“ gesungen.

Auf musikalischer Seite vom Ensemble L‘Achéron spielten Julie Dessaint, François Joubert-Caillet, Andreas Linos, Aude-Marie Piloz, Sarah van Oudenhove (alle Gamben) und Anthony Romaniuk an der Orgel.

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