Einmal in der Woche abends Hausarrest für Männer?

In dem aktuellen Stück „Reset. A night without men“ von Studio Trafique geht es um die revolutionäre Idee, alle Männer für eine Nacht in der Woche von den Straßen zu verbannen. Inszeniert von Björn Gabriel als eine Art Newsredaktion eines TV-Studios sezierte das Schauspielensemble den Vorschlag der fiktiven feministischen Partei FAM. Ars tremonia war am 25. November 2022 im Theater im Depot dabei.

Machen wir uns nicht vor: Nicht nur in Deutschland ist der öffentliche Raum für Frauen nicht nur ein angenehmer Raum. In einer Umfrage der Stadt Lausanne gaben 72 Prozent der befragten Frauen zwischen 16 und 25 Jahren an, innerhalb von 12 Monaten zumindest einmal auf der Straße belästigt worden zu sein. Andere Umfragen ergeben ein ähnliches Resultat: Frauen sind regelmäßigen und zahlreichen Belästigungen ausgesetzt und oft finden diese im öffentlichen Raum statt. Ein Teil der Gesellschaft hat die Macht zu kommentieren, zu bewerten, sexuelle Anspielungen zu machen. Der andere Teil kann es im besten Fall ignorieren.

Da kommt der Vorschlag der FAM gerade recht: Männer werden an einem Tag nachts von der Straße verbannt. Die Newsredaktion, gespielt von Nikos Konstantakis, Fiona Metscher und Robin Berenz analysieren Vor- und Nachteile des Vorschlags der FAM-Chefin (gespielt von Anna Marienfeld). Was tun beispielsweise Männer, die sich als Frau sehen? Anderen geht dieser Vorschlag nicht weit genug, so fordert die FAM-Mitstreiterin (dargestellt von Franziska Schmitz) den kompletten Ausschluss von Männern im öffentlichen Raum. Auch die Frage, ob der Kampf um Partikularinteressen nicht den Blick auf das große Ganze verstellt, wird angeschnitten.

Dabei ist das Stück kein Polittheater. Es gibt keine angeblichen Lösungen oder platte Forderungen. Hier müssen die Besucher*innen selbst darüber nachdenken, wie der öffentliche Raum für Frauen sicherer gemacht werden kann.

Was für Produktionen von Studio Trafique typisch ist, ist die Kombination von Personen auf der Bühne und im Film. Nur auf der Leinwand waren Franziska Schmitz, Anna Marienfeld, Eduard Luis Hauswirth und Sebastian Kuschmann zu sehen.

Ein eindringliches Stück, das zum Nachdenken anregt, da das Problem, wie können Frauen sich im öffentlichen Raum sicher fühlen, leider immer noch aktuell ist. Ob es mit der radikalen Methode, die Männer einen Tag quasi unter Hausarrest zu stellen, besser würde, ist zu bezweifeln. Aber es muss weiter daran gearbeitet werden.

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