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Klangvokal 2018 – Musikerfamilie Bach

Wenn es ein Name verpflichtet Musiker zu werden, dann ist es wohl „Bach“. Knapp 80 Musiker haben eifrige Familienforscher ausmachen könne, angefangen vom Stammvater Veit Bach, der Bäcker und Amateurmusiker(!) war. Vox Luminis aus Belgien präsentierten am 12.Mai 2018 in der Marienkirche Motetten aus dem „Familienalbum“ des Bachs, die im übrigen ihren Söhnen gerne den Vornamen „Johann“ gaben.

So erklangen zunächst zwei Motetten von Johann Bach (1604-1673) , den Begründer der Erfurter Linie: „Sei nun wieder zufrieden“ und „Unser Leben ist ein Schatten“. Gerade die erste Motette lies die Inspiration von Komponisten wie Schütz erahnen, denn auch Bach arbeitet mit dem Raumklang und ließ einen Chor aus großer Entfernung singen.

Weiter ging es mit vier Motetten von Johann Michael Bach (1648-1994) und zwei von Johann Christoph Bach (1642-1703).

Vox Luminis präsentierte Musik der Familie Bach in der Marienkirche. (Foto: © Bülent Kirschbaum)
Vox Luminis präsentierte Musik der Familie Bach in der Marienkirche. (Foto: © Bülent Kirschbaum)

Danach war ein Zeitgenosse von Johann Sebastian an der Reihe: Johann Ludwig Bach (1677-1731). Die schätzen auch einander und Johann Sebastian führte einige Kantaten seines Verwandten auf. Zu Gehör kamen seine beiden Motetten „Das Blut Jesu Christi“ und „Das ist meine Freude“.

Den Schlusspunkt setzte der berühmteste Bach: Johann Sebastian (1685-1750). mit seinem Werk „Jesu, meine Freude“.

Es war ein sehr inspirierendes Konzert in der Marienkirche, denn die Musik der Vorgänger von Bach hört man in den Konzertsälen nicht allzu oft, denn es ist auch sehr wenig überliefert. Dennoch konnten die Zuhörer einen kleinen Einblick in die musikalische Entstehung der Barockmusik bekommen – von den Anfängen bei Johann Bach bis hin zur Vollendung bei Johann Sebastian.

Vox Luminis konnte wie im vergangenen Jahr bei „King Arthur“ wieder mit ihren wunderbaren Stimmen überzeugen.

All you need is love and Britain

[fruitful_alert type=“alert-success“]Cupid (Sophie Junker) erwärmt das Frostelementar (Sebastian myrus). (Foto: © Barton Kirchmann)[/fruitful_alert]

„King Arthur“ von Henry Purcell in der Reinoldikirche. Eines der Höhepunkte des diesjährigen Festivals „Klangvokal“. Trotz der etwas ungewohnten Form eines Erzählers verzaubert die Oper heute noch. Vor allem, weil sie so herrlich un-opernhaft ist.

Die Legende von König Artus kennen Sie sicher. Auch von Merlin werden Sie vielleicht gehört haben. Beide kommen als Gesangsrollen aber nicht vor. Henry Purcell hat die Artus-Legende noch ein wenig mit Figuren wie Schäferinnen und Schäfer, Pan, Comus, Venus angereichert, so dass eigentlich eine kleine Nummern-Revue entstanden ist. Vaudeville aus der Barockzeit. Viel Liebe und im Schlussakt eine gehörige Portion Patriotismus.

So kommt es, dass ein Frostelementar, eine der berühmtesten Arien „What power art thou“ singt. Manchen ist die Arie auch unter „Cold song“ bekannt, das durch Klaus Nomi in den 80er Jahren bekannt wurde. Nomi, der kein „Pop-Barde“ war, wie das Programmheft suggerieren will, sondern Countertenor mit klassischem Hintergrund, hat die Arie in den 80er Jahren bekannt gemacht und auch den Countertenor in den Fokus der Öffentlichkeit.

Ein weiterer Spaß am Rande: In der Arie sind Comus (in der Mythologie ein Sohn von Dionysos) ein Schmählied auf die Kirchenabgaben. „Warum sollte der Dummkopf [gemeint ist der Pfarrer] den Zehnten bekommen“. Das in einer Kirche…Musikalisch ist das Lied auch ein schönes Beispiel wie Purcell und die Volksmusik sich beeinflusst haben müssen, denn das Lied könnte heute zum Repertoire einer jeden Folk-Band gehören.

Da passt es ganz gut, dass ein Erzähler, François van Eeckhaute, uns die Geschichte dazu erzählt. Den größten Teil übernehmen die Sängerinnen und Sänger und das Orchester: Vox Luminis aus Belgien.

Man spürte schnell, dass alle Beteiligten großen Spaß an der Inszenierung hatten. Es wurde gealbert, aber auch ernsthaft gesungen. Sophie Junker verzauberte als „Cupid“, wir froren mit dem Frostelementar (Sebastian Myrus) und feierten mit Comus (Robert Buckland). Alle Solisten bildeten bei bedarf auch den Chor, beispielsweise den der siegesfrohen Sachsen gleich Beginn.

Das Orchester fügte sich nahtlos in die gute Vorstellung ein. Herauszuheben waren Rudolf Lörinc und Moritz Görg an der Trompete sowie Mariana Soroka an den unterschiedlichen Percussions.

Auch wenn es ein wunderbarer Abend war: Mein Traum wäre „King Arthur“ in einer Inszenierung mit dem Puppentheater „Buchty a loutky“, die Händels „Acis und Galatea“ aufgeführt haben.