Ars tremonia

The Tenebrae Consort – Gregorianischer Choral und Musik aus der Tudorzeit

Schon 2017 war das „Tenebrae Consort“ zu Gast beim Klangvokal-Festival und eigentlich waren sie auch gebucht, um am 20. Mai 2020 in der Marienkirche zu singen. Doch Corona machte wie so oft einen dicken Strich durch die Rechnung und so mussten die Liebhaber englischer Chormusik zwei Jahre warten, um das Konzert zu erleben. Am 17. Mai 2022 war es am geplanten Ort – der Marienkirche – soweit.

The Tenebrae Consort gelang ein beeindruckendes Konzert in der Marienkirche. (Foto: © Bülent Kirschbaum)
The Tenebrae Consort gelang ein beeindruckendes Konzert in der Marienkirche. (Foto: © Bülent Kirschbaum)

Zu hören gab es neben alten gregorianischen Gesängen, Musik der englischen Komponisten John Sheppard, William Byrd, John Blitheman und Thomas Tallis. Alle Vier komponierten in der Zeit, in der England zwischen dem katholischen Glauben und der Reformation stand, so komponierte Tallis beispielsweise zu Beginn noch für die katholische Messe, danach für die protestanische. Darüber hinaus gab es in der Regierungszeit von Maria (1553-1558) eine kurze katholische Restaurationszeit.

Laut Programmheft sollte das Konzert den Tagesablauf eines Mönches in einer mittelalterlichen englischen Kathedrale darstellen. Das Konzert selbst faszinierte mehr durch die Gegensätze zwischen den schlichten, aber kraftvollen gregorianischen Chorälen und dem polyphonen Gesang des 16. Jahrhunderts. Hier zeigte vor allem Tallis seine Meisterhaft, die vom Chor exzellent rezipiert wurde. Die fünf Sänger und die Sängerin nutzen den Klangraum, den die Marienkirche bot gut aus und zeigten, dass diese Art von Gesang auch den richtigen Ort braucht, um zu klingen.

Persönlich fand ich den gregorianischen Gesang „Komplet in der Fastenzeit“ zu Beginn ein wenig zu lang, hingegen waren beide „Lamentations of Jeremiah“ von Tallis eines der Höhepunkte des Konzertes.

Ein gelungener Ausflug in die Spätrenaissance an einem geeigneten Ort. Gesungen haben Martha McLorinan (Mezzosopran), Jeremy Budd (Tenor), Nicolas Madden (Tenor), Joseph Edwards (Bariton), Nigel Short (Bariton & Leitung) und Tom Herring (Bass).