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250 Jahre Lokaljournalismus in Dortmund

Die aktuelle Ausgabe der „Heimat Dortmund“ beschäftigt sich mit dem Lokaljournalismus in dieser Stadt von 1769 bis heute. Der Lokaljournalismus begann holperig, hatte eine starke Phase und befindet sich momentan in einer Krise.

Im Jahre 1769 begann es. An diesem Datum erschien zum ersten mal eine gedruckte Zeitung in Dortmund. Die „Dortmundischen Vermischten Zeitungen“ wurden herausgegeben vom Stadtdrucker Gottschalk Diedrich Baedecker. Moment, Baedecker kommt dem einen oder anderen bekannt vor. Richtig, das war der Großvater des berühmten Karl Baedecker, der die Reisebücher herausgab.

Warum erst so spät? Dortmund war nach dem 30-jährigen Krieg zu einem kleinen Ackerbürgerstädtchen herabgesunken mit rund 8.800 Einwohnern. Da gab es keinen großen Bedarf für Zeitungen.

Präsentierten die neue Ausgabe von "Heimat Dortmund" (v.l.n.r.) Autorin Astrid Blome  (Institut für Zeitungsforschung), Dr. Stefan Mühlhofer (Geschäftsführender Direktor der Kulturbetriebe Dortmund) und Adolf Miksch, der Vorsitzender des Historischen Vereins für Dortmund und die Grafschaft Mark e.V..
Präsentierten die neue Ausgabe von „Heimat Dortmund“ (v.l.n.r.) Autorin Astrid Blome (Institut für Zeitungsforschung), Dr. Stefan Mühlhofer (Geschäftsführender Direktor der Kulturbetriebe Dortmund) und Adolf Miksch, der Vorsitzender des Historischen Vereins für Dortmund und die Grafschaft Mark e.V..

Das Ende des 19. Jahrhunderts und der Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Hochzeiten der Lokalpresse. Durch die Industrialisierung wuchs Dortmund sehr stark und das Offsetdruckverfahren machte Zeitungen für die Masse erschwinglich. Vor allem der „General-Anzeiger“ war eine der auflagenstärksten Zeitungen in ganz Deutschland. Die Presse war in dieser Zeit noch weltanschaulich und parteipolitisch stark getrennt, so dass jeder nach seiner politischen Meinung die entsprechende Zeitung lesen konnte. Das änderte sich mit der Machtergreifung der Nazis.

Doch wie sieht es heute aus? Drei Artikel beschäftigen sich mit der Frage, wie der Lokaljournalismus im 21. Jahrhundert weiterentwickelt werden kann. Sind staatliche Stiftungen die Lösung oder übernehmen Blogs wie die Nordstadtblogger oder auch in bescheideneren Rahmen ars temonia die Funktion? Und da sind wie wieder am Anfang im Jahre 1769. Baedecker und später Arnold Mallinckrodt (Westfälischer Anzeiger) aus Eigeninitiative Zeitungen herausgebracht. Als Baedecker starb, starb auch seine Zeitung und Mallinckrodt hatte irgendwann die Kämpfe mit der Zensur satt. Auch viele Blogs, die lokaljournalistisch unterwegs sind, leben durch die Eigeninitiative ihrer Macher. Es bleibt zu hoffen, dass es für manche ein Zukunftskonzept gibt.

Das Heft ist übrigens das letzte, das im Klartextverlag erscheint, die kommenden Hefte erscheinen im Aschendorff-Verlag. Der Preis für diese Ausgabe beträgt 5 €.