Schlagwort-Archive: Künstlerhaus

Frischer Blick auf neue Kunst

Zehn Studierende und Alumni der Hochschule für bildende Künste in Essen zeigen 23. Februar bis 7. April 2019 Positionen im Künstlerhaus Dortmund unter dem Titel „45257//44147“. Dass die Postleitzahlen als Ausstellungstitel benutzt werden, zeigt, dass es kein Thema oder Motto gab. Es sollte die Grenzen der Disziplin ausgelotet werden. Die Leitung des Studienganges Fotografie und Medien hat Prof. Carsten Gliese, der zusammen mit Peter Schmieder vom Künstlerhaus das Konzept und die Organisation übernommen hat.

Ruben S. Bürgam wurde durch die „Wisch-Bewegungen“, die Interaktion mit Smartphones und Co., zu ihrer Arbeit „serial.interfaces“ inspiriert. Durch Positionierung und Ausrichtung der Bildträger aus Glas und Orthopädieschaum, wird die Projektion vervielfältigt und entwickelt sich dadurch zur multiperspektivischen Installation.

Bei den Arbeiten von Annette Hiller stehen Struktur, Form,Licht und Raum im Vordergrund. Sehr spannend sind ihre dreidimensionalen Bilder. Hierbei nimmt sie das Bild als Material für einen weiteren Prozess und baut aus Kartons einen weiteren Raum. Zusätzlich ist sie mit ihren Reliefbildern im Künstlerhaus zu sehen.

Annette Hiller macht aus zweidimensionalen Fotos dreidimensionale Objekte.
Annette Hiller macht aus zweidimensionalen Fotos dreidimensionale Objekte.

Zum Thema „Fake News“ hat sich Diana Hommel Gedanken gemacht,. „Das große Durcheinander“ aus der Reihe „Fake News oder stille Post für Fortgeschrittene“ zeigt eine Flut von Bildmanipulationen eines Ortes im digitalen Zeitalter, Sie wirken wie Originale, die keine Originale sind.

„Schönheit der Physik“ – so könnte man die Installation „Inertia“ von Loïc Hommel. Hier sind zwei Pendel in einer Konstruktion angebracht, die sich in einem bestimmten Zeitintervall für einen kurzen Augenblick um ihre eigene Zentralachse drehen. An beiden enden des Pendels ist eine Lichtquelle angebracht, die einen Lichtpunkt über die Oberfläche einer darunterliegenden phosphoreszierenden Fläche wirft.

Dirk Krüger zeigt im Keller des Künstlerhauses den Film „Verzaubert“, bei dem der Protagonist Tom über sein Leben erzählt. Tom ist sehr eloquent und der Betrachter muss entscheiden, in wie weit er Toms Erzählungen vertrauen möchte.

So schön kann Physik sein. "Inerta" von Loïc Hommel.
So schön kann Physik sein. „Inerta“ von Loïc Hommel.

Kritik an der mediale Schönheitsideal übt Meike Poese. Sie fotografierte über 90 verschiedene Menschen aus dem gesamten Ruhrgebiet, um zu zeigen, wie unterschiedlich und einzigartig jeder Einzelner ist. Zu sehen sind etwa 50 Schwarz-Weiß-Bilder im Künstlerhaus.

Neben einer skulpturalen Arbeit zeigt Gabi Rottes zwei Videoinstallationen, bei der sie zwei Räume seziert und auseinander nimmt. „Ich entnehme die Details und stelle sie neu zusammen“, so die Künstlerin. In „MIES.movin .curtain“ und „Mies.misian motion“ lässt sie den Betrachter duch Räume fliegen, deren Grundlagen der Barcelona-Pavillion, das Farnsworth House oder die Neue Nationalgalerie sind.

„Elemente stehen immer in Beziehung“ – so lautete der Titel der Arbeit von Simon Tretter übersetzt. Im „untitled – elements are always relatet“ geht es ihm um das Verhältnis von Kunst und Betrachter. In der dreigeteilten Arbeit wird eine wartezimmerähnliche Situation dargestellt. Fremdartig, aber doch irgendwie vertraut.

Xiamo Wang fragt nach den Unterschieden und Gemeinsamkeiten zwischen zwei urbanen Zentren wie Dortmund und ihrer Heimatstadt Chengdu, Für Wang ist die nächtliche Stadtlandschaft attraktiver und mysteriöser als am Tag. In zwei Fotobüchern präsentiert sie ihre Entdeckungen und entwickelt so etwas wie einen Chat zwischen den beiden Städten.

Simon Badura zeigt Räume, die ihn in seiner Kindheit geprägt haben und die er den Betrachtern vorstellt. Somit haben die Besucher die Gelegenheit, an seinen Erinnerungen teilzuhaben oder aber eigene Ideen zu entwickeln.

Die Öffnungszeiten der Ausstellung im Künstlerhaus sind von Donnerstag – Sonntag von 16 – 19 Uhr.

Facettenreichtum großformatiger Malerei im Künstlerhaus Dortmund

Im Zeitraum vom 01.12.2018 bis 20. 01.2019 zeigt das Künstlerhaus Dortmund in seinen Räumlichkeiten unter dem Titel „Zur Größe bestimmt –Großformatige Malerei“ facettenreiche „Großmalereien“ (Farbe auf Malgrund) von elf Künstlern aus ganz Deutschland (von Nürnberg bis Berlin).

Das Konzept und die Organisation stammt von Kurator Cornelius Grau. Nach einer allgemeinen Ausschreibung im Sommer hatten sich über 300 Künstler (verschiedene Altersstruktur) mit ihren Exponaten für die Ausstellung beworben. Letztendlich wurden elf davon ausgewählt.

Diese Gruppenausstellung lotet die Möglichkeiten und verschiedenen Facetten großformatiger Malerei aus.. Die KünstlerInnen bringen ihre ganz individuelle Sichtweise, ob mit Mischtechnik, Acryl –Aquarell – oder Öl, in ihre großflächigen Arbeiten ein.

Mit dabei sind:Stefan Brock, Friedhelm Falke, Julia Gutinka, Peter Nikolaus Heikenwälder, Thomas Hoffmann, Martina Justus, Franziska Klötzler, Jannine Koch, Ludwig Kupfer, Patricia Sandonis und Sebastian Troeger.

Manchmal stehen dabei strukturelle und formalistische Aspekte im Vordergrund, aber oft auch aktuelle Themen wie die Digitalisierung und Angstphobien im Angesicht der gegenwärtigen Bedrohungsszenarien durch Flüchtlinge, Krieg und Umweltzerstörung. Oft kontrastieren sie bewusst und irritieren so die Betrachter, mal farbenfroh, dann wieder düster und surrealistisch.

Die großen Bilder bieten nicht nur die Möglichkeit, immer neue Details zu entdecken, sie wecken unterschiedliche Emotionen und Assoziationen in den jeweils Betrachtenden.

Beeindruckend ist zum Beispiel das aus mehreren kleineren, zu einem riesigen, 300 x 900cm Fläche einnehmende Großbild zusammengesetzten Werk „Die grosse Angst“ (2016, Öl und Acryl auf Leinwand) von Sebastian Tröger aus Nürnberg. Augenscheinlich ist unter anderem der Rückgriff auf Picassos „Guernica“ oder Géricaults „Floß der Medusa“ und viele andere symbolische Ausdrucksformen der Kunst zu erkennen.Es bleibt dem Betrachter selbst überlassen, was er in der eher düsteren schwarz-weiß Malerei sieht,zumal es leider wieder eine traurige Renaissance der Angst in unserer Zeit gibt.

Stefan Brock setzte den Dortmunder Hafen künstlerisch um. Titel: "Am Petroleumhafen Dortmund"
Stefan Brock setzte den Dortmunder Hafen künstlerisch um: „Am Petroleumhafen Dortmund“  

Einen anderen gesellschaftspolitischen Zugang wählte Stefan Brock aus Dresden. Ein Besuch in Dortmund (am Hafen) inspirierte ihn zu seinem 200 x 160 cm großen Gemälde(Acryl und Vinylfarben) mit dem Titel „Helen, Piet und Kasimir“. Barocke Malerei verbindet er mit knallbunt-farbigen und Comicfiguren ähnelnden Personen.(Rechte?) Glatzköpfe sitzen lachend oder dösend am Ufer des Hafens.

Gegensätze treffen bei ihm aufeinander. Eiscreme-Werbungbegegnet bei ihm etwa sozialistischen Realismus, Napoleon Bonaparte wird zum Dosenbier trinkenden Dynamo Dresden-Fan. Politische Korrektheit ist nicht seine Sache. In seiner Gemäldeserie „Rosenkrieg“ verteilt er auch mal Tiefschläge an „Wutbürger“ und Neonazis.

Für Franziska Klötzler ist die Welt in Ordnung, wenn Ordnung herrscht. Zumindest in ihren Arbeiten. Hier konstruiert sie sich Normen und Konventionen, die sie in farbenfrohen Schablonen und Filtern umsetzt.

Thomas Hoffmann aus Remscheid bevorzugt bei seiner Arbeit „Blut weinen“ (2018; Öl auf Leinwand, 140 x 225 cm) die prägnante Linien und eine bewusste Reduktion auf das Wesentliche. Es fallen die oberflächlich fröhliche Farben, Strukturen und eine gewisse Plakativität in seinem Bild auf. Der Stil ist von Popart, Surrealismus und Expressionismus beeinflusst. Erscheint der Bildinhalt zunächst vordergründig harmlos, verbirgt er doch eine alles andere als harmlose Aussage. Das gibt sich hier schon beim Titel wieder. Viele Assoziationsketten werden in Gang gesetzt.

Franziska Klötzler zeigt ihre Arbeit "Legit" von 2012, Mischtechnik auf Leinwand.
Franziska Klötzler zeigt ihre Arbeit „Legit“ von 2012, Mischtechnik auf Leinwand.

Das sind nur wenige Beispiele aus der facettenreiche Gruppenausstellung,die uns in entweder in das große Bild hineinziehen, vereinnahmen,oder einfach überwältigen können.

Die Eröffnung der der Ausstellung findet im Künstlerhaus Dortmund, Sunderweg 1, 44147 Dortmund am Freitag, den 30.11.2018 um 20 Uhrstatt.

Parallel im Laboratorium: Grauomenta Spotlight # 4: Andreas Jonak .

Gezeigt werden Skulpturen des Künstlers aus Düsseldorf, die stets auf etwas Inneres und etwas ihnen zugrundeliegendes verweisen. Das umschließende Material folgt einem bestimmten Prinzip. Was es Verbirgt, zeichnet sich an der Oberfläche unscharf ab.

Mehr unter www.kh-do.de

Eigensinn – autonome Arbeiten im Künstlerhaus

Das Künstlerhaus Dortmund zeigt vom 17. März 2018 bis 22. April unter dem Titel „Eigensinn – autonom und subversiv“ eine besondere Ausstellung. Organisierte das Künstlerhaus bisher in der Regel thematisch festgelegte Gruppenausstellungen, zeigen jetzt Künstlerinnen und Künstler unabhängig und frei entstandene Zeichnungen, Fotografie, Skulpturen, Installationen oder mediale Video-Arbeiten. Sie sind dabei autonom und die Besucher werden in die Situation „hineingeworfen“. Eigensinn bekommt einen „eigenen Sinn“. Die Künstler lassen den Betrachtern ohne einen Titel oder Themenvorgabe Freiheit für ihre persönlichen Assoziationen.

Konzept und Organisation übernahmen Elly Valk-Verheijen und Willi Otremba. Beim Konzept der thematischen Gruppenausstellung wurde versucht, übergreifende Gemeinsamkeiten aufzudecken. Dieser inszenierte Dialog zwischen den einzelnen Arbeiten lädt zum Vergleichen der Einzelpositionen ein. Zusammenhänge sollen scheinbar verständlicher werden. Dabei wird aber die autonome Wirkung der einzelnen Werke relativiert. Mit diesen künstlerischen Arbeiten können sich die Betrachter „frei“ ohne Begrenzungen durch Vorgaben auseinandersetzten.

Zu den KünstlerInnen:

Bei Peter Dobroschkes (Berlin) Zweikanalinstallation „Études à deux“ sieht man die Hände des Künstlers beim Zeichnen. Es werden – mit der Linken und der rechten Hand synchron – alle Spielge aus dem eigenen Besitz porträtiert. Diese Ansicht wird auf zwei Kameras aufgeteilt. Ein Bildschirm präsentiert die Linke, einer die Rechte. Ein Spiegelstreifen ist senkrecht auf die Mitte des Blattes gestellt und verdeckt jeweils einen Großteil der benachbarten Hand sowie die gesamten benachbarte Papierfläche. Die Mitte schafft absolute Symmetrie. Dem Künstler kommt es, wie er sagt, auf den Schaffensprozess als solchen an.

Peter Dobroschke vor seiner Arbeit "Étude à Deux", 2013, Zweokanalinstallation, miniDV.
Peter Dobroschke vor seiner Arbeit „Étude à Deux“, 2013, Zweokanalinstallation, miniDV.

Erich Füllgrabe stellt in einer komplexen technischen Konstruktion von Messeinrichtungen in seiner Installation (2015) ein Modell zur Prüfung „letteraler Osmoseprozess“ dar. Es geht um die Transformierung von verbalen Sequenzen, zum Beispiel Buchstaben wie E, I, G, N, oder S, als akustisch hörbare Frequenz erfahrbar zu machen. Er verschränkt Kunstsprache und Wissenschaftssprache und schafft so die Möglichkeiten für einen anderen Zugriff auf Realität. Eine interessante Diskussionsgrundlage.

Paul Hempt (Düsseldorf/Wien) stellt Objekte wie etwa Wegweiser-und Orientierungshilfen in der Schifffahrt in neue Zusammenhänge. Leise Hinweise für mehr Achtsamkeit. Dem Betrachter lässt er den Freiraum für die eigene Interpretation.

Michael Johansson beschäftigt sich in ungewöhnlicher Weise mit Dingen, die wir kennen. Er verdichtet und verwandelt zum Beispiel Objekte wie Bücher oder Koffer in Quader, die er präzise stapelt. So schafft er er eine Verbindung zu einem neuen Ort und kreiert neue Bedeutungen. Dabei spielt für ihn auch die passende Farbwahl eine wichtige Rolle. Diese starre Ordnung separiert die Gegenstände von ihrem Gebrauch. Das Gewöhnliche trifft das Ungewöhnliche.

Charlotte Mumm (Amsterdam) erschafft aus verschiedene Materialien Skulpturen. Sie ertastet konsequent deren Zwischenräume, sozusagen das „innere“ Eigenleben jenseits der äußeren Erscheinung. Das auszuloten ist ihr wichtig. Lesbare Strukturen sind eng verwoben mit abstrakten Strukturen. Widersprüche werden von ihr nicht gegeneinander ausgespielt oder neutralisiert.

Julia Oschatz (Berlin ) hat für ihre Arbeit einen besonderen Platz im Künstlerhaus. Die „Totenkammer“ der ehemaligen Zeche ist Ort für „Mit Toten tauschen, Tinte auf Papier und Videostill, 2016“. Wie sie verriet, hat sie das Gemälde „Die Grablegung Christi“ von Michelangelo Merisi da Caravaggio als Grundlage für ihre komplexe Arbeit genommen. Sie nimmt Einzelheiten aus dem Gemälde und transformiert sie einzeln in verschiedene künstlerische Ausdrucksformen wie Videos, Zeichnungen oder Malereien und stellt sie in den besonderen Raumzusammenhang. Im Zentrum ihrer Arbeit steht jeweils eine Figur mit eigentümlicher Maske aus diversen Materialien wie Pappe, Holz oder Schaumstoff, die den Kopf verdecken und zugleich auch erweitern.

Zu sehen ist auch eine Arbeit von Eva Chytilek (Wien). Sie hat eine raumgreifende Installation aus zwei Konstruktionen ähnlich einem Wascheständer. Darüber hängt eine Plastikplane, die mit aufgedruckten Fotografien bemalt sind. Die Blickperspektive wird jeweils verändernd auf die Objekte.

 

Die Eröffnung der Ausstellung findet im Künstlerhaus Dortmund am Freitag, den 16. März um 20:00 Uhr statt.

Öffnungszeiten: Do-So 16-19 Uhr

Weitere Informationen unter www.kh-do.de

Die Trinität von Farbe, Licht und Raum im Künstlerhaus

Das Künstlerhaus Dortmund zeigt in seinen speziellen Räumlichkeiten vom 27.01. – 04.03.2018 eine Ausstellung, die sich als Gesamtkonzept mit der scheinbar untrennbaren Trinität von Farbe .Licht.Raum. beschäftigt. Die sinnliche Seherfahrung, die uns das Licht ermöglicht, ist ein bildgebender Bestandteil der Raum bezogenen künstlerischer Arbeiten. In diesen kann das Licht selbst wiederum zur Farbe werden. So vereint das Konzept der Ausstellung künstlerischen Positionen der Malerei, Skulptur und Installation, um den Betrachtern fantasievolle gedankliche und visuelle Räume in und mit den Kunstwerken zu eröffnen.

Beteiligt sind acht gestandene freie Künstlerinnen und Künstler aus Dortmund, Düsseldorf, Breda oder Berlin. Jeder bringt sich in seiner eigenen künstlerischen Position ein.

Die Dortmunder Malerin Sybille Hassinger nutzt Farbe und Licht als wichtige Faktoren für die Bildfindung. Ihre großformatigen Bilder, zumeist Ölfarben auf Leinwand, sind durch Dynamik, filigranen Gitterfeldern, Kreisen oder Kreisformen und dem Dialog von einerseits pastellzarten Farben und kräftigen Farbflächen und mehreren Schichtungen gekennzeichnet.

Interessant sind die Zeichnungen auf Aluminium der Berliner Künstlerin Nicole Jana. Ob als Bindeglied zwischen Malerei und Plastik und eigenständige Objekte. Auf mehreren Schichten mit Papier sind reliefartige Strukturen angelegt und spiegeln das Licht auf eigenartige und reizvolle Weise. Farbe wird von der Hinterseite aufgetragen. Der Betrachter wird durch die Spiegelungen Teil des Reflexionsraumes.

In der Arbeit von Rainer Splitt erobert die gelbe Farbe den Raum. (Foto: © Künstlerhaus Dortmund)
In der Arbeit von Rainer Splitt erobert die gelbe Farbe den Raum. (Foto: © Künstlerhaus Dortmund)

Der Maler und Zeichner Arjan Janssen aus Breda stellt ausgewählte Großformate mit einer konstruktiven Bildaufteilung aus weißen, grauen und schwarzen Farbflächen körperhaft gegenüber und spielt mit feinsten Farbnuancen.

Der Düsseldorfer Maler Paul Schwer sucht mit seiner Installation im Kellergewölbe des Künstlerhauses Auswege aus der monochromen Malerei. Er lässt eine Reihe von Plexiglas-Scheiben, die mit einer Buttermilch-und verschiedenen natürlichen Farben bemalt wurden, längere Zeit mit Baustrahlern erhitzen, bis diese am Ende in Stücke zerplatzen. Alles ist der Flüchtigkeit unterworfen.

Die Berliner Malerin Elisabeth Sonneck nutzt die Spann- und Schwerkraft und das Eigenverhalten von Papier. Sie lässt zehn Meter lange spiralförmig ineinander verschlungene Papierbahnen mit unterschiedlichen Färbungen, einseitig mit Ölfarbe bemalt, als Schlaufe von der Wand herabhängen. Wie bei einem Mobile ändern sich die Lichtverhältnisse und Sichtweisen für den Betrachter.

Die Berliner Künstlerin Claudia Vogel bespannt in ihrer Werksgruppe hölzerne Rahmen mit Schichten von feinmaschigen Textilien oder Netzen. Durch das feinmaschige, rasterartige Gewebe reibt sie bunte Farben (Öl oder flüssige Kunstharze) von der Bildrückseite, die an der Oberfläche die Bildstruktur hervorbringt.

Eine spezielle Installation für die Ausstellung hat der Berliner Künstler Ulrich Vogl mit „Das Fenster zum Hof“ entwickelt. Ein Fenster zum Tiefkeller im Künstlerhaus dient als Projektionsfläche für eine mit Ventilatoren bewegte Pflanze aus dem Dortmunder Umfeld. Es entsteht ein geheimnisvolles Spiel mit Licht und Schatten.

Die Invasion des Raumes durch Farbe ist bezeichnend für die temporäre Arbeit des Berliner Künstlers Rainer Splitt. Flüssige schwefelgelbe Farbe aus zwei Komponenten ergießt sich auf den Boden an der linken Wand des Raumes. Das Zusammenspiel von Farbe und Raum zeigt sich auch in zwei korrespondierenden Paperpool. Zwei zu Schachteln gefaltete Papiere werden hier mit Farbe gefüllt, entleert und anschließend zurück in die Fläche gefaltet.

Die Eröffnung der Ausstellung ist am Freitag, den 26.01.2018 um 20:00 Uhr. Öffnungszeiten Donnerstag bis Sonntag 16 – 19 h

Informationen und Anmeldung zu den Ausstellungsbegleitenden Veranstaltungen bis zum 02.02.2018 unter http://www.kh-do.de

 

Das Fenster zum Code – künstlerischer Blick auf moderne Bildwelten

Digitale Technologien beherrschen nicht nur unseren modernen Alltag, sie erweitern unsere Wahrnehmung und entfremden uns von physisch-analogen Wirklichkeit. Neun Studierende der Kunstakademie Münster haben sich im Rahmen des Seminars „Das Fenster zum Code“ mit der Geschichte des Bildermachens von Leonardo Da Vincis Camera Obscura, (Panorama, Futurama) oder dem Cyclorama als Vorläufer moderner Projektoren (VR-Videos) beschäftigt.

Sie haben die Entwicklung virtueller Realitäten hinterfragt und sich in neu Positionen mit ihren künstlerischen Arbeiten mit der Konstruktion von Wirklichkeit und dem Einfluss virtueller Spielräume auseinander gesetzt. Dabei spielen die Auswirkungen digitaler Scheinwelten und Ambivalenz zwischen analoger und digitaler Welt im Allgemeinen eine Rolle. Ihre kreativen Installationen und Performances sind nun in einer Ausstellung im Dortmunder Künstlerhaus (Sunderweg 1) vom 2. Dezember 2017 bis zum 14. Januar 2018 zu sehen.

Als kleiner Eindruck seien hier nur zwei Beispiele für die unterschiedlichen neun Positionen genannt. Als erste Position wird Lisa Tschorn bei der Eröffnung der Ausstellung am Freitag, dem 1. Dezember 2017 um 20:00 Uhr ihre zwanzig minütige Performance und Wandmalerei „all colors are beautiful“ (2017) live vorführen.

Sie setzt sich kreativ mit der Kulturtechnik des Copy&Paste auseinander. Auf einen noch leere schwarze Wandtafel schreibt sie mit Kreide in gleichen Abständen immer wieder den Satz „all colors are beautiful“. Zum einen sind in der Farbe Weiß alle Farben enthalten, zum anderen als ästhetisches Urteil zu verstehen. Wie a beim „Copy&Paste“ wird dabei keine exakt gleiche „Wiedergabe“ des Textes möglich sein. Das Setting erinnert an das Intro zur Zeichentrickserie „Die Simpsons“. Hier schreibt Bart Simpson immer wieder den selben Satz an die Tafel. Ein Hinweis auf seinen Charakter.

Sowohl analoge und digitale Technik verbindet Judith Kaminski in ihrer „Doppelarbeit“: System 1 (Arbeitstitel), Wandmalerei mit Ölmalerei auf Leinwand (2016-2017) und die dazu entstandene animierte Videosequenz „welcome“ (2017).

Judith Kaminski und ihre Arbeit "System". Zu sehen aktuell im Künstlerhaus Dortmund.
Judith Kaminski und ihre Arbeit „System“. Zu sehen aktuell im Künstlerhaus Dortmund.

Ihre Konzeption einer 9 m langen und 4 m hohen Wandmalerei ist durch mehrere Arbeiten auf Leinwand erweitert. Die Kanten der Leinwände sind, entsprechend der dreidimensional anmutenden Motive, farbig gefasst. So werden die Werke optisch in die Wandmalerei integriert. Die Wandmalerei bildet zusammen mit den Kanten ein System, in welchem die Werke vereint werden. Eine unabhängige Betrachtung ist so nicht möglich und dieses System ist nicht geschlossen. Es können Arbeiten hinzugefügt oder weggenommen werden.

Die hier angerissenen Fragen von Digitalität werden in der animierten Videoarbeit „welcome“ vertieft. Kaminski übernimmt die blumigen Motive und das Ebenen-Spiel aus ihrer „analogen“ Malerei und übersetzt sie mit Hilfe des Computers in eine faszinierende digitale und räumliche Bildwelt. Der Betrachte wird durch die Bildwelt geführt und und taucht visuell in die Animation ein.

Beteiligte Künstlerinnen und Künstler: Katharina Sophie Heck, Judith Kaminski, Juli Lee, Tamara Malcher, Raoul Morales-Marquez, Cristina Prims, Vicario, Lioba Schmidt, Veronika Simmering, Lisa Tschorn.

Weitere Termine:

Samstag, den 2.12.2017 – 15:00 bis 19:00 Uhr: Digitale Aktionen für Kinder und Jugendliche. Anmeldung bis zum 30.11.2017 (siehe Website)

Sonntag, den 14.01.2018 – ab 17:00 Uhr: Finissage mit KünstlerInnenführung.

Kuratiert von: Johanna Reich und Adriane Wachholz.

Weitere Informationen erhalten Sie unter www.kh-do.de

Kunst als kollektiver interaktiver Prozess

[fruitful_alert type=“alert-success“]Drei der vier Künstlerinnen von KARARO sind anwesend: (v.l.n.r.) Lydia Paasche, Heehyun Jeong und Anna Jacobi. Es fehlt Anne-Kathrin Loth.[/fruitful_alert]

Die Künstlerinnenkooperation KARARO, bestehend aus vier Frauen, entwickelte auf Einladung des Dortmunder Künstlerhauses unter dem Titel „Krake – eine zeit- und ortsbezogene Installation“ eine raumbezogene Arbeit in Form einer 100 m² großen installativen Malerei. Diese interaktive Arbeit der vier Künstlerinnen Anna Jacobi, Heehyun Jeong, Lydia Paasche und Anne-Kathrin Loth ist und vom 6. Mai – 11. Juni 2017 im Künstlerhaus zu sehen und zu erkunden.

Die vier Künstlerinnen sahen sich zuerst die Räumlichkeiten an, um sich von den örtlichen Gegebenheiten einen genauen Eindruck zu verschaffen.

Im Künstlerdorf Worpswede, so Paasche, wurden dann das ersten Schritt zum interaktiven künstlerischen Projekt getan. In der Natur entstand in gemeinsamer Arbeit ein auf einer Fläche von 20 m auf stabilem Kulissenpapier schwarze Tuschzeichnungen. Diese sind halb abstrakt und naturbezogen gehalten.

Als Grundkonsens musste die Gruppe sich über die zu verwendenden Materialien und Farben methodisch einigen. Die eigen individuelle künstlerische Handschrift tritt im Schaffensprozess zurück und es entsteht etwas überraschend gemeinsames Neues. Das birgt einerseits ein erhöhtes, aber gewolltes künstlerisches Risiko beim offenen Arbeitsprozess, ist aber durchaus spannend im Ergebnis.

Auf der anderen Seite des Raumes liegen auf Pappplateaus aus Salzteig geschaffene, halb abstrakte, bemalte Figuren. Auch an der Wand befestigt, befinden sich diese Salzteig-Skulpturen. Sie lassen viel Raum für Assoziationen. Egal, ob sie zunächst an Dinge aus der Meeresnatur erinnern oder bei längerer Betrachtung weitere Assoziationsketten hervorrufen, bleibt dem Betrachter überlassen.

Wir geben kein bestimmtes Thema wie etwa „Meerestiere“ oder „Flüchtlinge“ vor, sondern es geht um die Emotionen, die die Gesamtinstallation im Raum bei den Besuchern der Ausstellung hervorrufen,“ erklärte Jacobi.

Der Raum als Ganzes , vom Boden bis zur Decke, wird zu einer kollektiven Installation. Im hinteren rechten Teil des Raumes wurden zwei große Installationen aus stabiler, weiß bemalter Pappe platziert. Im hinteren Bereich hängen offene, naturbezogene Installationen aus weiß bemalter Pappe. Das Schwarz der Tuschezeichnungen interagieren miteinander.

Es ist eine Ausstellung, die man als „Gesamtpaket“ auf sich wirken lassen muss.

Die Eröffnung der Ausstellung findet am Freitag, den 5. Mai 2017 um 20:00 Uhr im Künstlerhaus Dortmund statt. Begrüßung & Einführung durch Dr. Peter Schmieder, Lisa Domin (Konzeption) und die Künstlerinnen.

Weitere Informationen erhalten Sie unter www.kh-do.de oder telefonisch unter: 0231/820 304.

Spiel mit der Uneindeutigkeit

Im Künstlerhaus Dortmund ist vom 4. März bis 9. April 2017 die Ausstellung „Ohne Netz und doppelten Boden“ (Über die Uneindeutigkeit von Bildern) zu sehen. Es wurden Werke und korrespondierende Werkgruppen von verschiedenen KünstlerInnen zusammengeführt. Kuratorin der Ausstellung ist Elly Valk-Verheijen.

Auf unterschiedliche Weise setzen sich die vier Künstler Sebastian Bartel, Christof John, Katharina Maderthaner und Christoph Westermeier mit dem Verhältnis von Bild und vermittelter scheinbarer Wirklichkeit auseinander. Bilder entstehen immer im Stil der Zeit sowie der jeweiligen Präsentation und lassen Spielraum für Interpretationen. Ein Mittel der Künstler ist die Überspiegelung von realen Strukturen und Täuschungen. So wird zum Beispiel bei Christoph Westermeiers „Ringberger Marmor“ „vorgetäuscht“, dass eine im 18. Jahrhundert als chic geltende Ottomane, ein kombiniertes Sitz-und Liegegelegenheit, ein orientalisches Möbelstück sei.

Bezogen ist die Arbeit aber nur mit fotografischen Abbildungen gemalten Marmors. Auf den Komfort einer bequemen Sitzgelegenheit wird dabei verzichtet. Seine Fotografien zeigen zum Beispiel Spiegelungen kleinen Stadtausschnitten durch Autofenster und als formale Verlängerung den nackten Torso eines Tänzers mit seinem Astralkörper.

Bartels und die gebrochenen Strukturen

Sebastian Bartels ist nach eigener Aussage begeistert von gebrochenen Strukturen wie wir sie etwa von Bildern ferner Planeten kennen. Seine Bilder in der Installation „Observations are restricted to the Surface“ zeigen neben unterschiedlichen geologischen Erscheinungsformen der Erdoberfläche zudem die Spur menschlicher Eingriffe auf seine Umwelt. Die Perspektive aus Vorder-, Mittel und Hintergrund wird durch die Abbildung von Oberflächenstrukturen aufgebrochen. Die Perspektive von oben ermöglicht eine Wahrnehmung der Strukturen in einer abstrakten Form. Es gibt dem Betrachter die Gelegenheit, die Oberfläche zu durchdringen. Die individuelle Fantasie und persönliche Auseinandersetzung mit dem Werk wird angeregt. Zu der Installation gehören auch zylindrische, unebene und mit gebrochene Strukturen überzogene Kunstwerken auf dem Boden.

Christof John bekommt den Startimpuls für seine Kunst aus seinen alltäglichen Beobachtungen. Zwischen geometrischen Strukturen und informellen Abstraktionen im Hintergrund z.B. In Regenbogenfarben lotet er sensibel nonverbale Gedanken- und Stimmungsräume aus.

Maderthaner spielt mit visuellem Zierrat

Die Künstlerin Katharina Maderthaner konnte bei dem Pressrundgang nicht anwesend sein. In ihren Werken, zum Beispiel „ZickZack, 2910“ Acryl auf Holz arbeitet sie mit dem Mittel der Sublimierung. Formen, Texturen, Mustern und Oberflächen aus der Umwelt werden erst reduziert, verdichtet und eingekocht bis zum Mark. Maderthaner war bereits vor zwei Jahren im Künstlerhaus bei der Ausstellung „Artist Sweethearts“ mit Arbeiten zu sehen.

Die Vernissage ist am Freitag, den 3. März 2017 um 20 Uhr im Künstlerhaus, Sunderweg 1 in 44147 Dortmund.

Weitere Informationen erhalten sie unter www.kh-do.de

Schnittkanten und Leerstellen

"Die Treppe" ist eine Arbeit von Katja Pfeiffer.
„Die Treppe“ ist eine Arbeit von Katja Pfeiffer.

Nein, das Dortmunder Künstlerhaus verwandelt sich nicht in einen Friseurladen. Die Ausstellung „cut & go“ präsentiert nicht die schönsten Künstlerfrisuren, sondern es geht um den Prozess des Trennens und Zerschneidens. Was bleibt übrig? Wie sieht es an den Schnittkanten aus? Sieben Künstlerinnen und Künstler haben sich darüber Gedanken gemacht. Zu sehen ist diese Ausstellung bis zum 15. September 2016.

Petra Johanna Barfs kommt aus Emden und beschäftigt sich mit maritimen Themen. In ihren Arbeiten teilt sie ein Bild, das sie aus Bildbänden entnimmt und reißt es entzwei. Während der obere Teil das Originalbild ist, besteht der zweite Teil aus der umgedrehten Fotokopie des ersten Bildes.

Wie sieht unser Bild der Natur aus, fragt sich Regula Dettwiler. In der Serie „Herbarium No. 1 – Drawn from Matisse“ werden die einzelnen herbarisierten Blätter so bearbeitet, als wenn sie aus den Arbeiten von Matisse stammen.

Substraktiv arbeitet Andrea Pesendorfer, denn sie fügt nichts hinzu, sondern nimmt weg. Statt eine Leinwand zu bemalen, entfernt sie die Fäden. Somit bekommt die Arbeit durch die Schwerkraft und leichte Luftbewegungen einen zarten, fragilen Charakter. Zudem verwandeln sie sich aus ihrem zweidimensionalen Zustand in eine skulpturale Wesenheit.

Katja Pfeiffer ist fasziniert von modernen Ruinen. Dabei hat sie aber nicht den oft morbiden Charme der Innenräume im Sinn, sondern die Provisorien, mit denen die Außenbereiche vor dem Zusammenstoß gesichert werden. Wie Zahnspangen sehen diese Befestigungen manchmal aus, die die Aufgabe haben, die Mauern nicht einstürzen zu lassen. Dieses Fragmentarische wird in der Installation „Treppe“ besonders schön zum Ausdruck gebracht.

Moderne Schnittmuster scheint Hansjörg Schneider zu produzieren, doch auf den zweiten Blick drehen sich die Motive seiner Werkreihe „Global Ground“ um Ausschnitte urbaner Infrastruktur in globalen Metropolen. Der Gegensatz zwischen glatten und grob faserigen Flächen erzeugt ein Relief. Eingearbeitete Pigmente verstärken den Eindruck von Wasser, Land oder Erde.

Holger Stark nutzt den vorhandenen Raum im Künstlerhaus. Seine Arbeit „2/3 Zoll“ referenziert an die unterschiedlichen Deckenhöhen in der ehemaligen Waschkaue.

Noch weiter geht Ella Ziegler. Sie hat kein Atelier, sondern begreift den offenen Raum als ihren künstlerischen Arbeitsplatz. Sie schafft dennoch ein bemerkenswertes narratives Potential. Dies ist zum Beispiel in ihrer Arbeit „Reisertausch“gut zu sehen. Dabei geht es um den Austausch von Reisern – Zweigen, die zur Baumveredlung benutzt werden – zwischen Tschechien und Deutschland.