Das 8. Philharmonische Konzert bot dem Publikum am 15. und 16. April 2025 in Dortmund ein seltenes und musikalisch eindrucksvolles Erlebnis. Im hiesigen Konzerthaus stand der komplette Zyklus „Mein Vaterland“ von Bedřich Smetana (1824–1884) unter dem Titel „Entlang der Moldau“ auf dem Programm.
Im Mittelpunkt stand nicht nur die bekannte, emotional-musikalische Reise entlang der Moldau – von der Quelle bis zur Mündung –, sondern das Gesamtwerk in seinen sechs sinfonischen Dichtungen. Dieses stellt ein musikalisches Monument der tschechischen Identität und ihres Strebens nach Selbstbestimmung und Unabhängigkeit dar. Der als Einheit konzipierte Zyklus ist ein eindrucksvolles Klangbild aus Naturverehrung, Tradition, Mythen und politischem Aufbruch. Zur Zeit seiner Entstehung gehörte Tschechien noch zur Habsburger Monarchie. Smetana folgte inhaltlich einer konkreten Idee der sinfonischen Dichtung, wie sie programmatisch geprägt war.
Visionär-musikalischer Zyklus der Romantik
Den Dortmunder Philharmonikern unter der Leitung des mit tschechischer Musik bestens vertrauten kanadischen Dirigenten Charles Olivieri-Munroe gelang es auf beeindruckende Weise, dieses große Werk mit klanglicher Sensibilität und Tiefe darzubieten.
Als Ouvertüre eigener Art fungierte das erste Stück „Vyšehrad“. Der Titel bezieht sich auf den sagenumwobenen Prager Fürstenberg – der Legende nach der Sitz der Seherin Libuše – und steht als Symbol für die Größe und Hoffnung der tschechischen Nationalbewegung. Das eröffnende Harfenthema, ein prophetischer Gesang (bekannt aus Smetanas Oper Libuše), zieht sich wie ein Leitmotiv durch das gesamte Stück – ein musikalisches Drama zwischen Glanz und Verfall.

Im folgenden Teil „Die Moldau“ wird der Lauf des Flusses poetisch und eindringlich nachgezeichnet – mit all seinen Stromschnellen und ruhigen Passagen, spürbar und unmittelbar erlebbar für die Zuhörenden.
Mythisch und kämpferisch zeigt sich das dritte Stück „Šárka“, das die Geschichte einer schönen Amazonenkriegerin erzählt, die mit List und mit Hilfe ihrer Gefährtinnen eine feindliche Ritterschar besiegt – herbeigerufen durch den Klang eines Horns.
„Aus Böhmens Hain und Flur“, der vierte Teil, ist eine liebevolle und facettenreiche musikalische Landschaftsbeschreibung der böhmischen Heimat.
Dramatisch und historisch bedeutungsvoll werden schließlich die beiden abschließenden, eng miteinander verbundenen Stücke „Tábor“ und „Blaník“. Hier verweist Smetana auf die Hussitenkriege, die für das tschechische Nationalgefühl eine zentrale Rolle spielen. Ihr Auslöser war die Hinrichtung des Reformators Jan Hus im Jahr 1415.