Rhythmische amerikanische Nacht

Alle Beteiligten zeigen eine hervorragende Leistung. (Foto: © Sandra Spitzner)
Alle Beteiligten zeigen eine hervorragende Leistung. (v.l.n.r.) Kenneth Overton, Indira Mahajan, Wayne Marshall, Angela Renée Simpson und Roland Samm. (Foto: © Sandra Spitzner)

Ein Abend zum Mitwippen. Die „American Night“ im Rahmen des Festival Klangvokal hatte Rhythmus. Vor allem Gershwins „Porgy and Bess“ versetzte mit den ersten Takten der Ouvertüre das Dortmunder Konzerthaus am 31. Mai 2015 die Beine in Bewegung. Wenn dann noch exzellente Musiker, Sänger und ein herausragender Chor hinzukommen, hat man alle Zutaten für einen gelungenen Abend zusammen.

Leonard Bernstein und George Gershwin. Zwei Meister der amerikanischen klassischen Moderne. Zu Bernsteins bekanntesten Werken gehört das Musical „West Side Story“, das die „Romeo und Julia“ Geschichte in die 50er Jahre der USA bringt, Gershwin hat in seiner Musik oft mit Jazzelementen gearbeitet wie beispielsweise in seiner „Rhapsody in Blue“.

Den Beginn des Abend spielte das WDR Funkhausorchester unter dem Dirigenten Wayne Marshall vier der bekanntesten Lieder der „West Side Story“ wie beispielsweise „Maria“ oder „Somewhere“. Tenor Lucian Krasznec und Indira Mahajan (Sopran) zeigten in den Duetten, dass sie stimmlich gut zusammenpassen. Krasznec, der als Sänger zum Ensemble des Opernhauses Dortmund gehört, kam das stärker klassisch gehaltene Stück mit seiner „italienischen“ Tenorstimme entgegen.

Danach wurde „Porgy and Bess“ in einer Konzertsuite von Wayne Marshall aufgeführt. Die „Folk-Oper“ behandelt die Situation der Afroamerikaner in den 30er Jahren in einer heruntergekommenen Straße in Charleston in South Carolina. Der verkrüppelte Porgy verliebt sich in Bess, die aber eine schlechte Hand bei ihren Männern hat. Ihr ursprünglicher Freund Crown ermordet einen Menschen und muss fliehen. Zu allem Übel lässt sich Bess zum Schluss lieber mit dem Drogendealer Sporting Life ein und geht mit ihm nach New York, obwohl Porgy Bess vor Crown beschützt hat. Zum Schluss geht Porgy ebenfalls nach New York, um Bess zu finden.

Die Oper enthält viele Arien, die als Jazzlieder weltberühmt geworden sind. „Summertime“, „It Ain’t Necessarily So“, oder „I Got Plenty o‘ Nuttin'“. Für die Konzertsuite sangen die Solisten Kenneth Overton, Indira Mahajan, Angela Renée Simpson und Roland Samm. Unterstützt wurden sie vom Philharmonischen Chor des Dortmunder Musikvereins unter der Leitung von Granville Walker.

Bariton Overton sang den Porgy. Seine Stimme vereinte Fröhlichkeit „I Got Plenty o‘ Nuttin'“ mit Verzweiflung in „Bess, O Where’s My Bess?“ bis hin Entschlossenheit im Schlusslied „O Lawd, I’m on My Way“. Samm sang überwiegend den Drogendealer Sporting Life und hatte viel Freude an dem windigen Charakter. Besonders seine Duette mit Bess, die er verführen versucht, waren ein Höhepunkt des Abends. Mahajan sang nicht nur die Bess, sondern auch die Fischersfrau Clara, die mit „Summertime“ natürlich einen Evergreen im Repertoire hatte. Simpson hatte mehrere Rollen, unter anderem Serena, deren Mann von Crown ermordet wurde. „My Man’s Gone Now“ sang sie auf eine sehr berührende Art.

Eine gewichtige Rolle in „Porgy and Bess“ spielt der Chor, der die unzähligen Bewohner der Catfish Row, wie die Straße heißt, singt. Der Chor war hervorragend eingestellt von Walker und stahl mit seinem Gesang hin und wieder den Solisten die Show.

Man kann allen Beteiligten für diesen überaus gelungenen Abend nur gratulieren und die begeisterte Reaktion des Publikums sprach für sich.

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