Phantomschmerz – Geschichten über Verlust und Widerstand

Mit „Phantomschmerz“ hatte der letzte Teil der Trilogie über die Existenz der Frau Premiere, die das Sepidar Theater auf die Bühne brachte. Nach „Ich bin schon tot“ (2021) und „Hosenrolle“ (2022) ging es bei „Phantomschmerz“ feministischen Kämpfe und Wunden von Frauen. Das Solostück für Bahar Sadafi hatte am 26. Mai 2023 im Theater im Depot Premiere.

Wer hat die Macht über den Körper der Frau? Gewalt gegen den Körper der Frau hatte in der Geschichte viele Formen angenommen. Von Säureangriffen über Fußbinden im alten China, Narben- und Brandmarkierungen, um äußerlich zu zeigen, zu welcher Gemeinschaft die Frau gehört reicht das (sicherlich nicht vollständige) Repertoire. Doch eine der schlimmsten Formen der weiblichen Verstümmlung ist die der Genitalverstümmlung, die immer noch praktiziert wird.   

Phantomschmerz von Sepidar Theater. Bild: (c) Parva Zahed)
Phantomschmerz von Sepidar Theater. Bild: (c) Parva Zahed)

Um diese Genitalverstümmlung drehte sich der Anfang der Performance von „Phantomschmerz“. Eindrucksvoll berichtet Sadafi als Erzählerin von der Beschneidung ihrer älteren Schwester, wobei deutlich wird, dass auch Frauen dieses barbarische Ritual unterstützt haben.

Die zweite Geschichte handelt von einer kämpferischen Frau, die im Gefängnis versucht, sich individuelle Freiräume zu erkämpfen, was aber – auch durch die Mitinsassinnen – niedergeschlagen wird. Das Abschneiden ihrer Haare ist auch eine Form der Verstümmelung.

Das Stück hat natürlich auch eine positive Perspektive. Denn wenn Frauen sich gegen jegliche Verstümmelung und Aneignung ihres Körpers zur Wehr setzen, diesen „Phantomschmerz“ über den Verlust in Wut und Energie umsetzen, dann können sie den Kampf gewinnen. Im Stück präsentiert Sadafi folgende Analogie: Bei Schere-Stein-Papier gewinnt die Schere gegen das Papier. Aber das Papier wird zerschnitten und die Streifen werden immer mehr.

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