In den Räumlichkeiten des Dortmunder Kunstvereins (neben Haltestelle Westentor) ist die multimediale und performative Ausstellung „But who is Ulrike Mandrake“ des jungen französischen Künstlers Nils Alix-Tabeling (1990 *) vom 25.06.2023 bis 10.09.2023 zu sehen und erleben.
Die Besuchenden erwartet beim Eintreten ein mystisch-sakral wirkender Raum. Durch die besondere räumliche Anordnung verschiedener, aus unterschiedlichsten Stoffen zusammengearbeiteter Gegenständen mit einem vielfältigen symbolhaften visuellem Vokabular wird der Geist der titelgebenden fiktiven Figur „Ulrike Mandrake“ in den großzügigen Raum des Kunstvereins gebracht. Man hat die Möglichkeit, die weiße Sitze mit gebetsartig verschränkten Beinen und an Gehirne erinnernde Stoffkissen zu benutzen.
Der Künstler benutzt eine ambivalente und symbolhafte zum Nachdenken anregende Sprache.
Der Name der Figur setzt sich aus dem Vornamen der Journalistin und RAF-Terroristin Ulrike Meinhof (1934 – 1976) und der giftigen Heil -und Ritualpflanze Alraune (engl: mandrake) zusammen. Deren Pfahlwurzel ähnelt nicht nur einer Menschengestalt, sondern zieht sich als pflanzliche Kontinuität durch die Ausstellung. Der Name suggeriert eine semantische Verbindung zwischen Meinhof und der giftigen Ritualpflanze. Der Titel verweist zudem auf die menschliche Sehnsucht, die vermeintliche Wurzel des Bösen durch Wissenschaft auszumachen.
Alix-Tabelings Kunst drückt sich im Zusammenspiel von bildhauerischen, malerischen, akustischen und performativen Werken aus.
Das Vokabular reicht von Zitaten aus Science-Fiction, historischen Referenzen, Mobiliar, Mode, Schamanismus, Drag und 3d-Drucken. Dabei kombiniert er fein gearbeitete holzbildhauerische Element e mit gefundenen Objekten, Textilien mit Heilkräutern aus seinem Garten.
Humorvolle Verweise auf Homophobie finden sich etwa bei den kopulierenden Feuerkäfern (frz. Gendarme) im Gemälde „Aubépine“ (Spiral, Violence), deren Rückenzeichnung bei genauerem Hinsehen das Wort „Police“ ergibt.
Es geht um Gewalt gegen queere und weibliche Körper damals wie heute.
Sind patriarchalischen (nicht männliche) Gewaltstrukturen in der Vergangenheit und noch heute ursächlich für stärker werdenden Verzweiflung, Widerstand im Angesicht der existenziellen Bedrohungen und ungerechten Verhältnissen?
Ein beeindruckender Teil der Ausstellung ist das zu hörende fiktive Gefängnisgespräch zwischen Ulrike Meinhof (aus Briefen während ihrer zerstörerischen Isolationshaft 1973/1974) und Briefen aus der Haft von Rosa Luxemburg (1871 – 1919). Die eine nahm sich verzweifelt das Leben, die andere wurde zusammen Karl Liebknecht von Angehörigen der Garde-Kavallerie- Schützen-Division ermordet.
Die Eröffnung der Ausstellung findet am Samstag, den 24.06.2023 um 17.00 Uhr statt