Im Museum Ostwall im Dortmunder U eröffnen gleich zwei neue Projekte spannende Perspektiven auf Kunst und Gesellschaft: Die Sonderausstellung „Am Tisch“ widmet sich dem Thema Essen und Trinken in der zeitgenössischen Kunst.Parallel dazu erlaubt das Forschungsprojekt „Wohin gehen all diese Leute?“ seltene Einblicke in die Restaurierung digitaler Medienkunst.
In „Am Tisch“ stehen gemeinschaftliche Mahlzeiten als kulturelle Praxis im Zentrum. Die Werke zeigen, wie Essen Identität, Erinnerung und soziale Begegnung formt.
Schon der Eingangsbereich ist faszinierend. Die Künstlerin Narges Mohammadi hat gemeinsam mit Dortmunder*innen 700 Kilo Halva hergestellt und daraus einen goldglänzenden, sinnlich erfahrbaren Raum geschaffen. Das ist nicht nur gestalterisch aufregend, sondern auch riechbar. Das Künstlerduo Alina und Jeff Bliumis tauschte Kunstwerke gegen Einladungen zum Abendessen und dokumentierte so persönliche Begegnungen mit Dortmunder Haushalten.
Auch weitere Arbeiten zeigen, wie Essen gesellschaftliche Fragen reflektiert: Eine riesige Küchenreibe von Mona Hatoum verweist auf unsichtbare Sorgearbeit vor allem von Frauen hin, während die ukrainische Künstlerin Zhanna Kadyrovas in ihren steinernen Broten politische Botschaften in Kriegszeiten transportiert. Die Ausstellung lädt auch zum Mitmachen ein: In der KunstKüche können Besucher*innen Fotos machen, mit KI ihren „kulinarischen Typ“ erkunden oder selbst mit Esspapier kreativ werden.

Während die japanische Teezeremonie einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt hat, ist die koreanische Teezeremonie weitgehend unbekannt. In ihrer Arbeit „Until our tea strainer gets dry“ widmet sie sich den Lebensgeschichten von Gastarbeiter*innen aus Südkorea und Vietnam.
Der schönste Platz ist immer noch an der Theke? Na ja, das galt früher, denn das Kneipensterben hat auch im Ruhrgebiet massiv Einzug gehalten. Marie Donike und Johannes Specks werden ihre Tresenskulptur unter dem Titel „Kulisse“ an drei Terminen zum Leben erwecken. Passend, denn das Dortmunder U war früher ein Kühlturm der Dortmunder Union-Brauerei.
Gleichzeitig zeigt das Museum im benachbarten Galeriebereich das Forschungsprojekt „Wohin gehen all diese Leute?“. Es untersucht die 2000 entstandene Installation „Dove va tutta ’sta gente?“ der Künstlergruppe Studio Azzurro – ein interaktives Kunstwerk, das auf Besucher*innen reagiert. Die Restaurierung stellt das Museum vor besondere Herausforderungen, da veraltete Technik, sich wandelnde Sehgewohnheiten und komplexe Programmierungen berücksichtigt werden müssen. Im Rahmen des internationalen Forschungsprojekts wird das Werk probeweise aufgebaut und öffentlich zugänglich gemacht.
Beide Projekte zeigen exemplarisch, wie das Museum Ostwall künstlerische Ausdrucksformen sammelt, erforscht und vermittelt. Die Ausstellung „Am Tisch“ ist bis zum 20. Juli zu sehen, der Eintritt beträgt 5 Euro, ermäßigt 3 Euro. Der Zugang zum Forschungsraum ist kostenlos.
Weitere Informationen zu Sonderveranstaltungen unter: www.dortmunder-u.de