Mit Bartóks experimenteller Klangarchitektur und Bruckners kraftvoller Sechster präsentierte das 9. Philharmonische Konzert im Dortmunder Konzerthaus zwei Meisterwerke, die abseits des üblichen Repertoires liegen – und genau darin ihre besondere Faszination entfalten.
Das 9. Philharmonische Konzert lockte das Dortmunder Publikum und zahlreiche Musikinteressierte am 6. und 7. Mai 2025 unter dem Titel „Geheimtipp“ ins hiesige Konzerthaus. Da Generalmusikdirektor Gabriel Feltz aus gesundheitlichen Gründen nicht dirigieren konnte, gelang es glücklicherweise, kurzfristig Mateusz Moleda als temperamentvoll-engagierten Ersatz für die beiden Abende zu gewinnen.
Auf dem Programm standen zwei Werke, die in unserer Region eher selten zu hören sind: Béla Bartóks Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta (1936) sowie Anton Bruckners Sinfonie Nr. 6 A-Dur, ein Werk, das etwas im Schatten seiner populären Siebten steht, die Bruckner unmittelbar danach komponierte.
Zwischen Architektur und Expressivität: Bartók und Bruckner
Bartóks Komposition entstand in der düsteren Zeit des aufkommenden Faschismus in Mitteleuropa und zeichnet sich durch eine damals völlig neuartige Instrumentierung aus: Zwei gleichwertige Streichergruppen, links und rechts auf dem Podium positioniert, werden durch ein zentrales Ensemble aus reichhaltigem Schlagwerk, Harfe (links), Klavier und Celesta ergänzt. Ein derartiges Klangbild war in der Musikgeschichte bis dahin ohne Vorbild.
Musikalisch changiert das Werk zwischen präziser Struktur und expressiver Emotionalität, zwischen Tradition und Avantgarde. Die Schlaginstrumente prägen den rhythmisch-perkussiven Charakter des Stücks entscheidend. Das Fugenthema des Kopfsatzes beginnt in mittlerer Tonlage; die weiteren Einsätze steigen und fallen fächerartig jeweils um eine Quinte – ein Prozess, der den gesamten Tonraum öffnet, bis sich im Höhepunkt der Klang bündelt und anschließend zurückentwickelt. Es entfaltet sich ein Wechselspiel aus instrumentalen Dialogen, verschachtelten Strukturen und einem machtvollen Gesamtklang.

Der dritte Satz wirkt geheimnisvoll, fast sphärisch. Im vierten Satz schließlich wird Bartóks Liebe zur ungarischen Volks- und Bauernmusik besonders deutlich – das Werk strebt in einem raschen, energiegeladenen Finale seinem Abschluss entgegen.
Wie Bartók ist auch Bruckner ein Meister musikalischer Architektur und des Kontrapunkts. Seine 6. Sinfonie besticht nicht nur durch die ungewöhnliche Tonart A-Dur, sondern auch durch ihre eigenwillige Form. Choralartige Passagen, sonst typisch für Bruckner, fehlen hier weitgehend. Stattdessen beginnt das Werk mit einem markanten, klopfenden Rhythmus, der sofort Aufmerksamkeit erzeugt.
Der zweite Satz – ein melancholisch-feierliches Adagio – entfaltet sich langsam und würdevoll. In den folgenden Sätzen steigert sich das Werk sukzessive zu voller Klangpracht. Die Bläser übernehmen eine zentrale Rolle und verleihen der Musik stellenweise einen bedrohlich-militärischen, fast bombastischen Charakter – ein dramatischer Höhepunkt eines in jeder Hinsicht besonderen Konzertabends.