Das inklusive „Pour Ensemble“ präsentierte am 12.10.24 im Theater im Depot das Stück „Klein sein und bleiben!“, basierend auf dem Roman „Jakob von Gunten“ von Robert Walser. Das „Pour Ensemble“ überzeugte mit einer eindrucksvollen Mischung aus Schauspiel, Musik und Choreografie und bot eine frische, inklusive Perspektive auf das bekannte Werk.
„Jakob von Gunten“ ist ein Roman von Robert Walser, der 1909 veröffentlicht wurde. Die Geschichte wird in Form eines Tagebuchs erzählt, das der junge Jakob von Gunten führt. Er besucht das fiktive Internat „Benjamenta-Institut“, eine merkwürdige, fast kafkaeske Schule, in der den Schülern Unterwürfigkeit und Demut beigebracht werden. Jakob, ein rebellischer Schüler, hadert mit den strengen Regeln der Schule. Insgeheim ist er in die Lehrerin Lisa Benjamenta verliebt, die Schwester des Institutsleiters Herr Benjamenta.

Wer verkörperte Jakob? Alle auf der Bühne! Das „Pour Ensemble“ entschied sich für ein außergewöhnliches Konzept: Alle Darsteller trugen identische Kostüme und teilten sich die Rolle. Bunte Punkte fanden sich nicht nur auf der Kleidung, sondern auch im Bühnenbild und auf dem Boden wieder, was die Inszenierung visuell aufwertete.
Jakob von Gunten: Die Freiheit im „Klein Sein“
In der Geschichte versucht Jakob von Gunten, sich dem Leistungsdruck zu entziehen. Er will „klein“ bleiben, da er in dieser Kleinheit eine Form von Freiheit und Unabhängigkeit sieht. Anders als viele andere Figuren, die nach Macht, Erfolg oder sozialem Aufstieg streben, empfindet Jakob das Streben nach Größe als belastend. Durch das „klein Sein“ will er den gesellschaftlichen Erwartungen entkommen und seine Identität auf widersprüchliche Weise bewahren. Diese Philosophie spiegelte das „Pour Ensemble“ eindrucksvoll auf der Bühne wider.
Für die gelungene Inszenierung war nicht nur der Regisseur Jakob Fedler verantwortlich, sondern auch das gesamte „Pour Ensemble“. Das Zusammenspiel von Darstellern mit und ohne Behinderung zeigte eine gelungene integrative Leistung. Mit dabei war auch Linus Ebner, der mehrere Jahre Mitglied des Dortmunder Schauspielensembles war.
Die musikalische Begleitung bereicherte die Aufführung enorm. Violine, Akkordeon und Gesang verliehen dem Stück eine alpenländische Atmosphäre, die auch Robert Walser, als Schweizer, gefallen hätte.
„Klein sein und bleiben!“ beeindruckte zusätzlich durch den feinen Humor, den Jakob Fedler in die Inszenierung eingebaut hatte und der sich auf das „Pour Ensemble“ übertrug. Der wohlverdiente Applaus belohnte das „Pour Ensemble“ für einen rundum gelungenen Abend.