Angelehnt an die Tragikomödie „Biedermann und die Brandstifter“ (Uraufführung 1958) von Max Frisch entwickelte das Workshop-Ensemble Fletch Total 16+ unter der Regie von Ulla Riese eine moderne Fassung des Stoffes, die aktueller nicht sein könnte. Die Premiere fand am 17.01.2025 im Theater Fletch Bizzel in Dortmund statt. Musikalisch untermalt wurde die Inszenierung live von einer Band unter der Leitung von Florian Krebs (Keys). Mit dabei waren außerdem Leo Weichert (Bass), Carlotta Räker (Cello und, gemeinsam mit Christian Fischer als Diener sowie Clara Quebbemann als Polizistin, Teil des mahnenden Chors), Andreas Homann (Saxofon) und Fabian Strunck (Drums).
Die Musik bot eine breite Palette von Rock-Pop, Rap, Jazz bis hin zu Country und wurde von den Schauspielenden auf der minimalistisch gestalteten Bühne als zusätzliches Ausdrucksmittel eingesetzt. Bis auf den deutschen Text „Wir bringen euch den Hass“ waren alle Songs in englischer Sprache. Für die kleinen, aber prägnanten Tanzeinlagen zeigte sich Marie Militzer verantwortlich.

Wachsamkeit und Widerstand: Zeitlose Botschaften
Das Stück beginnt mit einem Nachspiel. Haarwasserfabrikant Gottlieb Biedermann (Mareike Sieding) und seine Frau Babette (Gianna Cusano) erwachen in der Hölle und müssen sich vor der Presse rechtfertigen. Warum haben sie die Brandstifter gewähren lassen und sie sogar noch bei ihrer Tat unterstützt?
Bezüge zur heutigen Zeit, geprägt von globalen Zerwürfnissen und gesellschaftlichen Spannungen, wurden subtil eingebaut. So fiel beispielsweise der Begriff „Brandmauer“ im Zusammenhang mit der Abgrenzung gegenüber rechten Parteien – ein Ausdruck, auf den man sich ja eigentlich geeinigt habe.
Mareike Sieding überzeugte als Hauptfigur Biedermann, der trotz offensichtlicher Warnzeichen in der Hoffnung, selbst verschont zu bleiben, keinen Widerstand leistet. Die Rolle des Verdrängungsmeisters füllte sie stark und eindringlich aus. Lisa Goltzsche als Brandstifter Josef Schmitz und Levin Burghardt als sein Komplize Eisenring brillierten mit Frauenpower, Humor und einem feinen Gespür für Ironie. Besonders gelungen war ihre Darstellung, wie sie sich in Biedermanns Haus einschmeichelten und ihn für ihre Zwecke einnahmen.
Das Stück macht deutlich, wie notwendig Wachsamkeit, kritisches Denken und mutiger Widerstand gerade in unserer Zeit sind. Alle jungen Schauspielenden boten eine engagierte, frische Leistung und hinterließen einen bleibenden Eindruck.