Ars tremonia

Jeeps: Erbschaftslos oder die Erbschaft los

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Die Komödie „Jeeps“ behandelt ein heikles Thema: Jedes Jahr werden Vermögenswerte im Umfang von rund 400 Milliarden Euro vererbt, vor allem in Form von Immobilien und Finanzanlagen. Gleichzeitig leben etwa 20 Prozent aller Kinder in Deutschland in Armut. Kritische Stimmen sehen in der Vererbung von Vermögen eine Untergrabung des Prinzips der Leistungsgerechtigkeit. Weil „Geburtsglück“ einen maßgeblichen Einfluss auf sozialen und wirtschaftlichen Erfolg nimmt. Die Premiere von „Jeeps“ fand am 9. November 2024 im Schauspiel Dortmund statt und widmete sich dieser Problematik auf humorvolle Weise.

Erbschaftslose beim Jobcenter: Die Handlung von Jeeps

In ihrer Komödie „Jeeps“ lässt die Autorin Nora Abdel-Maksoud das Jobcenter als Verteiler von „Erbschaftslosen“ auftreten – das Chaos ist vorprogrammiert. Arbeitssuchende sowie Menschen, die plötzlich auf ihr Erbe verzichten müssen, stürmen das Jobcenter und sorgen für erhebliche Verwirrung. Die Hauptrollen übernehmen vier Figuren: Silke (Marlena Keil), eine Start-up-Gründerin, die ihr Erbe zurückwill; Maude (Nika Mišković), eine Hartz-IV-Empfängerin; und die beiden Jobcenter-Mitarbeiter Gabor (Alexander Darkow) und Armin (Viet Anh Alexander Tran). Gabor fungiert als „Losverwalter“, der die Kontrolle über die Erbschaftslose ausübt.

Silke und Maude schließen sich zusammen, um gegen das System zu kämpfen. Silke möchte ihr Erbe für den Erhalt ihres Start-ups „Laptops in Stollenschuhen“ zurück, während Maude empört ist, weil ihr Flaschenpfand von der Grundsicherung abgezogen wurde. Gemeinsam stürmen sie das Büro von Sachbearbeiter Gabor, was zu chaotischen Verwicklungen führt, in die sich auch Armin, der sich für Gabors Vorgesetzten hält, einmischt.

Viet Anh Alexander Tran, Marlena Keil, Nika Mišković, Alexander DarkowFoto: (c) Birgit Hupfeld
Viet Anh Alexander Tran, Marlena Keil, Nika Mišković, Alexander Darkow
Foto: (c) Birgit Hupfeld

Humor und Kritik im „Jeeps“

Als absurde Komödie zieht „Jeeps“ zahlreiche gesellschaftliche Klischees durch den Kakao. Gabor ist ein pedantischer Beamter, der sich strikt an Vorschriften hält und damit seine „Kunden“ wie auch sich selbst vor Willkür schützen will. Gabors Liebe zu seinem Auto, einem Mercedes G 400-D – einem Geländewagen, der im Stück als „Jeep“ tituliert wird – verleiht der Komödie ihren Titel.

In der Wartehalle des Jobcenters tauchen zudem typische Elemente aus der Start-up-Welt auf, wie eine Boulderwand und Foodtrucks. Doch die Partnerschaft zwischen Silke und Maude zerbricht schnell, als Maude sich mit Armin verbündet, um an Erbschaftslose zu gelangen. Doch Gabor hat das letzte Wort und überrascht alle mit einer unerwarteten Wendung.

„Jeeps“ wechselt zwischen abgedrehtem Humor und Gesellschaftskritik und spielt mit Klischees rund um penible Beamte, SUV-Liebhaber und Start-up-Gründer. Die Darsteller*innen des Schauspiel Dortmunds wurden für ihre humorvollen Darbietungen vom Publikum gefeiert. Auch wenn die Komödie gelegentlich überdreht wirkt, hätte ihr etwas mehr politische Schärfe sicherlich gutgetan. Insgesamt bot „Jeeps“ jedoch eine gelungene Mischung aus Slapstick und Wortwitz, die zum Lachen einlud.

Weitere Informationen und Termine für „Jeeps“ gibt es auf der Webseite des Theaters unter www.theaterdo.de.