Die Ausstellung „Grafik aus Dortmund“ im Kulturort Depot zeigt Arbeiten von 30 Künstler*innen und bietet einen breit gefächerten Einblick in die lokale Kunstszene. Von realistischen Zeichnungen bis hin zu abstrakten digitalen Arbeiten spiegelt sie die kreative Vielfalt der Dortmunder Kunstszene wider. Dennoch wirft die Veranstaltung auch Fragen auf – insbesondere in Bezug auf die Definition und den Schwerpunkt des Begriffs „Grafik“.
Verwässerung des Begriffs „Grafik“
Die Ausstellung integriert Arbeiten aus verschiedenen Techniken und Stilen, darunter Collagen, Installationen und digitale Werke. Dieser Ansatz betont zwar die Vielseitigkeit der teilnehmenden Künstler*innen, führt jedoch dazu, dass der Fokus auf die ursprüngliche Disziplin der Grafik verloren geht. Grafik als eigenständige Kunstform umfasst traditionell Techniken wie Zeichnung, Radierung, Lithografie oder Druckgrafik. Indem die Ausstellung eine breitere Palette an Medien zulässt, wird dieser spezifische Kernbegriff aufgelöst.
Kein gleichwertiger Ersatz: Die Grußkarten-Edition
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Einführung der Grußkarten-Edition, die den Kalender „Grafik aus Dortmund“ ablöst. Der Kalender, fast fünf Jahrzehnte ein fester Bestandteil der Dortmunder Kunstszene, war eine beliebte Plattform zur Förderung von Künstlerinnen und ein gefragtes Sammlerstück. Ob die Grußkarten, wenngleich hochwertig produziert, die gleiche Strahlkraft, die der Kalender haben wird, bleibt abzuwarten
Vielfalt und Individualität der Präsentation
Positiv hervorzuheben ist das neue Konzept der Präsentation. Jeder Künstlerin erhielt eine individuell gestaltbare Fläche von zwei mal zwei Metern, was Raum für persönliche Handschriften und kreative Freiheiten bot. Werke wie Teelke Limbecks „Papierfelsen“ oder die collageartigen Arbeiten von Anett Frontzek zeigen die Vielschichtigkeit der ausgestellten Werke
Fazit: Zwischen Fortschritt und Traditionsverlust
Die Ausstellung „Grafik aus Dortmund“ zeigt die lebendige Kunstszene der Stadt und bietet ein vielseitiges Erlebnis. Dennoch verwässert die Integration anderer Techniken den grafischen Fokus. Eine stärkere Rückbesinnung auf den Kern der Grafik als Kunstform könnte die Ausstellung inhaltlich und konzeptionell schärfen.
Besuchszeiten: Die Ausstellung läuft bis zum 8. Dezember 2024 und ist donnerstags bis sonntags kostenlos im Depot Dortmund zu sehen. Die Grußkarten-Edition kann während der Finissage erworben werden.