Geschwisterpaar begeisterten im Konzerthaus

Das erste Wiener Klassik Konzert am 14. Oktober 2013 begann mit Ludwig van Beethovens (1770 – 1827) Ouvertüre zu Collins Trauerspiel „Coriolan“ op. 62 (1807). Teile der Dortmunder Philharmoniker wurden von Giuliano Betta, seines Zeichens erster Kapellmeister am Theater Basel, mit Charme und Temperament dirigiert. Das Geschwisterpaar Felicitas und Constantin Schiffer zeigten ein beachtliches Können auf ihren Instrumenten.

Inspiriert wurde das Stück vom Drama von Heinrich Joseph Edler von Collin: Eine Mutter und ihre Tochter bewahren die Stadt Rom vor einem Racheakt des verbannten Sohnes und Ehegatten. Beethoven gab dem Thema mit seinen Improvisationen eine musikalische feste Form. Dabei wechselt sich eine leisere Leitmelodie mit den lauteren aufbrausenden Klängen der Bläser und Streicher und Pauken ab, bis die Ouvertüre ein furioses Ende findet.

 

Danach folgte mit dem Konzert für Klavier, Violine und Orchester G-Dur op. 17 (1804) von Johann Nepomuk Hummel (17 -1837) eine Mischung von Sinfonie und Instrumentalkonzert. Dabei ist die Besetzung mit Violine und Klavier als Solo-Instrumenten äußerst selten. Für beide Instrumente konnten ein hochbegabtes Geschwisterpaar aus Lübeck gewonnen werden. Felicitas Schiffer (16 Jahre) spielte einfühlsam im Hintergrund die Violine, ihr Bruder Constantin Schiffer (14 Jahre) virtuos am Klavier.

Das der Klaviervirtuose Hummel ein Schüler von Wolfgang Amadeus Mozart war, ist unverkennbar herauszuhören. Hier dominierten Mozart musikalische Harmonien. Im ersten Satz dominierte zuerst das Klavier, dann übernimmt die Geige mit starker Präsenz. Beide Instrumente werden wirkungsvoll miteinander und dem Orchester kombiniert. Sie warfen sich sozusagen die Bälle zu. Der zweite Satz zeigt ein Thema, das etwas an die Musik von Haydn erinnert. Es folgen interessante musikalische Variationen für Oboe, Cello und Hörner. Einen heiteren Abschluss bildete im dritten Satz das finale Rondo im 6/8 Takt.

 

Ohne eine Zugabe kamen die jugendlichen „Wunderkinder“ nicht von der Konzertbühne. Sie spielten Beethovens Violinsonate Nr. 1 in D-Dur.

 

Nach der Pause folgte die Sinfonie Nr. 1 C-Dur op.21 (1799-1800) von Ludwig van Beethoven.

Ungewöhnlich und mutig für ein Erstlingswerk beginnt die Sinfonie gleich mit einer Überraschung: dissonante Akkorde ertönen. Diese werden natürlich aufgelöst, lassen den Zuhörer aber über das weitere Werk im Unklaren und die eigentliche Grundtonart C-Dur gerät dadurch etwas in den Hintergrund, und andere Tonarten werden festgeschrieben.

Nicht nur der mutige und provokante Beginn dieser ersten Sinfonie Beethovens ist hervorragend und beachtlich, auch das temporeiche Menuett des dritten Satzes. Es ist eigentlich ein Scherzo und weit davon entfernt, ein höfischer Tanz zu sein, was ein Menuett eigentlich entsprach. Vielleicht zeigte Beethoven so schon um 1800 seine Abneigung gegen höfische Etikette.

 

Dieser erste „Wiener-Klassik“-Abend macht Lust und neugierig auf die folgenden.

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