Das Stück „Fünf“ von Lina Mareike Wolfram, Seth Tietze und Sofie Neu erzählt das Schicksal von fünf eineiigen Mädchen, die am 28. Mai 1934 in Kanada geboren wurden. Die Weltsensation warf schnelle ihre Schattenseiten auf die Mädchen, die als Begaffungsobjekte in einem Vergnügungspark leben mussten und somit ihrer Kindheit beraubt wurden. Premiere hatte „Fünf“ im Rahmen des Summer up Festivals am 17. Oktober 2021.
Die Geschichte handelt von Yvonne, Annette, Cécile, Emilie und Marie Dionne. Entgegen aller Erwartungen überleben die Fünflinge und werden zur Sensation. In der Folge werden sie ihren Eltern weggenommen und in einer Art Vergnügungspark namens „Quintland“ zur Schau gestellt. Mit neun Jahren kehrten sie wieder zu ihren Eltern zurück, wurden dort nicht glücklich, weil sie unter anderem von ihrem Vater sexuell missbraucht wurden. Mit 19 Jahren zogen sie gemeinsam aus ihrem Elternhaus aus. Emilie starb schon früh mit 20 Jahren, Annette und Cécile sind noch am Leben.
Wolfram und Tietze erzählen die Geschichte der fünf Mädchen und Frauen mit sehr viel Humor, auch wenn sie aus heutiger Sicht sehr traurig ist. Die Mädchen werden im Prinzip wie Tiere im Zoo behandelt und von Eltern und anderen Menschen als Geldquelle missbraucht. Der Schwerpunkt des Stückes liegt deutlich auf die Jahre in „Quintland“.
Die Schauspielerinnen wechselten die Kostüme, benutzen Fotomasken, um beispielsweise den Hausarzt der Dionnes, Dr. Dafoe, darzustellen oder fuhren als die kleinen Fünflinge mit dem Dreirad über die Bühne des Studios. Gelungen war auch die Idee mit der Kamera und einem Puppenhaus manche Szenen auf die Leinwand zu bringen. Wie es sich für die damalige Zeit gehört, natürlich in Schwarz-Weiß.
Ein gelungener Geschichtsunterricht in Schauspielform über das Leben von fünf Mädchen, dessen Schicksal in Deutschland so gut wie unbekannt sein dürfte. Ihrer Kindheit und Jugend beraubt, wurden sie benutzt, um andere reich zu machen. Ob es heute anders wäre? Gut, in einen Vergnügungspark würde man die Kinder wohl nicht mehr stecken. Aber wir haben heute genug andere Vermarktungsmöglichkeiten, sodass es für skrupellose Eltern genug Gelegenheiten gäbe, die Kinder auf twitch, instagram oder youtube zur Schau zu stellen, um den berühmten Rubel rollen zu lassen.