Ars tremonia

Experimental Toppings 2024 – Neues aus der Szenischen Forschung

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Zum zweiten Mal findet im Theater im Depot das Festival „Experimental Toppings“ statt, eine Zusammenarbeit zwischen dem Studiengang Szenische Forschung an der Ruhr-Universität Bochum und dem Theater. Vom 02. bis 04. Februar 2024 wurden Forschungsstände, Wiederaufnahmen und Neuproduktionen präsentiert.

Leider war es mir nicht möglich, am Freitag die Arbeiten von Mira-Alina Schmidt und Camilia Scholtbach zu sehen, da ich leider auf einem anderen Termin war.

Da „Willkommend“ von Marina Fervenza & Viro sowie „cogito moves“ von Saskia Schalenbach das ganze Festival über liefen, hier ein paar Anmerkungen. Die Video-Installation „cogito moves“ zeigte Scans von menschlichen Gehirnen beim Denken. Lassen sich Gedanken nachweisen und wenn ja, sind sie ein Beweis für meine Existenz?

Für die Audioinstallation „Willkommend“ wurde im Theaterfoyer ein Tisch freigeräumt. Hier erzählten die beiden KünstlerInnen über ihre Erfahrungen in ihrer 3-wöchigen Residenz am Künstlerhaus Helleweg, dazu gab es Stimmen der Bewohner von Versmold und Bockhorst.

Kann man aus Müll Kunst machen? Sicher. Kann man daraus die Zukunft lesen? Vielleicht. Neele Ruckdeschel und Ruth Gordon bildeten das Duo „witches’wednesday“ und ermutigten die BesucherInnen aus dem sammelten Müll eine eigene Skulptur zu errichten, die Ruckdeschel dann interpretierte. Es konnte aber auch ein Sinnbild für die Beliebigkeit von Kunstexpertisen sein…

Nooshin Seifi führte uns BesucherInnen mittles Augenmasken in die Dunkelheit. Gruselige Geräusche, kaum hörbare Gesprächsfetzen brachten uns die Situation von Blinden und Sehbehinderten etwas näher. Seifi ging es im Besonderen um Personen, die durch Gummischosse ihr Augenlicht verloren.

Am Samstagabend überraschte uns Judith Grytzka mit einer frischen Inszenierung von „Lysistrata“. Der antiken Geschichte über einen Sexstreik von Frauen gegen ihre kriegslüsternen Männer. Ich musste erneut feststellen, dass die antiken griechischen Stücke immer noch eine große Relevanz für unser heute haben. An der Performance auf der Bühne waren beteiligt: Marina Fervenza, Lea Maline Hiller und Annalena Volk. Erstaunlich war, dass der Rant über die Lage der Frau (also wie sie zu sein hat) im Stück, fast gleich ist mit der Brandrede, die Gloria gegen Ende im „Barbie“-Film von sich gibt.  

Der Sonntagabend war eine Melange einer realen Figur, Andrew Tate und einer fiktiven Figur aus der Bibel, Samson. Cornelius Heuten und Christian Minwegen verschmolzen beide Figuren zu einer extremen misogynen Figur „Samson Tate“. Die Figure des biblischen Samson ist im laufe der Geschichte sehr unterschiedlich bewertet worden, durch seine letzte Tat, die Zerstörung eines Philistertempels mit Tausenden Toten gilt er auch als Prototyp des Selbstmordattentäters. Andrew Tate ist ein ehemaliger Kickboxer, der in den sozialen Medien durch seine chauvinistischen und frauenfeindlichen Äußerungen zu einer Berühmtheit geworden ist. Heuten und Minwegen verknüpfen beider Lebensläufe aus dem „Buch der Richter“ und dem realen Leben zu einer extrem unsympathischen Figur Samson Tate. Dabei ist ein wichtiger Punkt, dass das Gift, was diese Figur verspritzt, weitere Generationen vergiftet werden.