Mit seinem Motto „Unter Tage“ wurde beim 6. Philharmonischen Konzert am 13. Und 14.02.2024 in Dortmund wieder ein Bezug von klassischer Musik und Bergbauvergangenheit des Ruhrgebiets hergestellt.
Für die beiden Abende im Dortmunder Konzerthaus wurde vom hiesigen Orchester unter der emphatischen Leitung des estnischen Dirigenten Mihhail Gerts das Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur op. 58 von Ludwig van Beethoven (1770 – 1827) sowie aus der Musik zu Peer Gynt vom norwegischen Komponisten Edvard Grieg (1843 – 1907): Im Hochzeitshof und die Suiten Nr. 1 plus 2 aufgeführt.
Für Beethovens lyrisches und dramatisches Klavierkonzert konnte der virtuose Schweizer Pianist Louis Schwizgebel (*1987) gewonnen werden.
Ungewohnt ist der Beginn des Soloinstruments mit einer lyrisch- träumerischen Klangfarbe, dem sich langsam anschließenden Streichern, Bläsern und am Ende zu einem grandiosen Tutti das gesamte Orchester anschließen. Der Satz biete aber nicht nur das sanft Pochende Motiv, sondern zudem konflikthaft zugespitzte und anspruchsvoll-virtuose Passagen.
Im Gegensatz steht der von seinen Kontrasten lebende zweite Satz. Er ist allein für das Solo-Klavier und die Streicher orchestriert. Auf der einen die Streicher mit ihren dramatisch-pulsierenden Klängen, auf der anderen Seite das mit seiner choralhaft-weichen Tönen flehend aufbegehrende Solo-Klavier. Das weckt durchaus Assoziationen zu dem Mythos des für die Befreiung von Eurydike flehenden Orpheus in der Unterwelt. Dieser verzauberte die Unterwelt mit der Macht seines Gesangs.
Mit einem überschäumenden Rondo wird das Publikum zum Schluss wieder zurück ins Jetzt geführt. Der Pianist begeisterte es mit seiner Virtuosität und Sensibilität am Klavier.
Nach der Pause stand Edvard Griegs Musik zu „Peer Gynt“ – beeinflusst von der Ausdruckskraft norwegischer Volkslieder und Sagen – im Mittelpunkt.
Nach dem Beginn mit der Ouvertüre „Hochzeitshof“ folgten die von ihm später aus rein musikalischen Gründen zusammengestellten Suite Nr. 1 op. 46 und Suite Nr. 2 op. 55
Zu Anfang der Suite Nr. 1 ist die bekannte (sogar zu werbezwecken benutzte) äußerst romantisch und eindrucksvolle „Morgenstimmung“ zu hören. Bei der Bühnenfassung erscheint diese erst im vierten Akt und ist in Marokko verortet.
Passenderweise lässt sie uns eher an den Sonnenaufgang im Norden denken. Es folgt eine musikalische Reise mit Peer Gynt. Unter anderem führt sie uns in „Die Halle des Bergkönigs“, der fantastischen Welt unter Tage ins Reich der Trolle, wo sich Peer Gynt der grotesken Töchter des Bergkönigs erwehren muss. Die Musik ist entsprechend dramatisch. Auch mit der Unausweichlichkeit des Todes (Ăses Tod) wird sich auseinandergesetzt. Der Satz endet mit Anitras Tanz.
Die Suite Nr. 2 bietet mit Arabischen Tanzrhythmus, Brautklau (Ingrids Klage) oder am Ende das sehnsuchtsvolle Lied von Solveig viel Abwechslung und variationsreiche musikalische Elemente.
Eindringliche und bildgewaltige Musik, die wie so oft starke aufspielende Dortmunder Philharmoniker mit einem für das Konzert passenden Dirigenten und grandioser Solo-Pianist sorgten für ein bewegendes Erlebnis.