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tt#14 1. Tag – Tragik-komisches Sozialdrama

Auch Uwe Schmieder eröffnete das NRW Theatertreffen mit dem Dortmunder Sprechchor und gab einen kurzen Ausschnitt aus dem Stück "Die Hamletmaschine" zum besten.
Auch Uwe Schmieder eröffnete das NRW Theatertreffen mit dem Dortmunder Sprechchor und gab einen kurzen Ausschnitt aus dem Stück „Die Hamletmaschine“ zum Besten.

Nach der feierlichen Eröffnung des NRW Theatertreffen 2014 am 13. Juni im Dortmunder Schauspiel erwartete das Publikum mit „Das Mädchen aus der Streichholzfabrik“ nach dem gleichnamigen Film des Finnischen Regisseurs Aki Kaurismäki zum Anfang ein Beitrag des Bochumer Schauspielhauses.

Die Bühne wurde zu einer tristen, düsteren Streichholzfabrik mit Holzkisten als Sitzgelegenheiten und einfacher Schlafgelegenheit im Hintergrund.

Die Fabrikarbeiterin Iris führt neben ihrer eintönigen Arbeit in der Streichholzfabrik ein trostloses Leben bei einer im Morgenmantel mit Lockenwickler herumlaufenden Mutter und einem schweigend vor dem Fernseher sitzenden, mürrischen Stiefvater. Diese Geschichte könnte könnte auch einer der „Prekariatsfamilien“ zum Beispiel im Ruhrgebiet spielen. Iris lebt nur in der Traumwelt ihrer Groschenromane und sehnt sich nach der wahren Liebe mit der Hoffnung, dem trostlosen Leben zu entkommen. Sie erkämpft sich ein schönes rotes Kleid, lernt einen Mann (Aarne) kennen und lieben, der sie aber nur als Abenteuer betrachtet und sie im Stich lässt, als sie ein Kind erwartet. Enttäuscht von Aarne verliert sie auch noch ihr Kind bei einem Unfall und wird von ihren Eltern aus dem Haus geworfen. Verzweifelt vergiftet sie den ehemaligen Geliebten und die Eltern.

Bei dieser Geschichte wird nicht viel gesprochen. Es herrscht das Schweigen, wie es wohl in vielen Familien in prekären Familien üblich ist. Viel läuft über die nonverbale Schiene. Das ist auch die besondere Stärke der Inszenierung von David Bösch und seinen vier Schauspielern. Allen voran beeindruckt Maja Beckmann als Iris mit starker und vielseitiger Ausdrucksfähigkeit. Ob sie fröhlich verliebt ist, von einem besseren Leben träumt, oder aber verschüchtert, traurig und ängstlich ist.

In gleich drei Rollen, als Erzähler, Iris Bruder Simo und als ihr geliebter Aarne überzeugt Daniel Stock als ihr kongenialer Schauspielpartner.

Anne Knaak als Iris Mutter und Matthias Redlhammer spielen zwar mehr im Hintergrund, aber mit ausdrucksstarken Gesten.

Eine bedeutende Rolle spielte die passende gut ausgewählte Musik wie zum Beispiel Elvis Presleys „Love me tender“ und die die Accessoires wie das T-Shirt mit dem Aufdruck vom Titelbild aus „Vom Winde verweht“. Sie zeigen die Sehnsüchte von Iris. Schöne Effekte wie Golregen und passende Beleuchtung rundeten das positive Gesamtbild ab.

Ein gelungener Auftakt für das NRW-Theatertreffen.