Wie umgehen mit der Opferrolle?

Funktioniert der Deal? Das Opfer will nicht immer Opfer bleiben. (Foto: © Hans Jürgen Landes)
Funktioniert der Deal? Das Opfer will nicht immer Opfer bleiben. (Foto: © Hans Jürgen Landes)

18 Stunden allein im Kartenraum der Schule, eingesperrt von seinen eigenen Klassenkameraden. Nur Karten, keine Toilette. Was tun? Es war der eindringlichste Moment im Klassenzimmerstück „Erste Stunde“, als Jürgen Rickert, eindrucksvoll gespielt von Götz Vogel von Vogelstein, seine damalige Notsituation schilderte.

Die Premiere von „Erste Stunde“ von Jörg Menke-Peitzmeyer fand am 3. Oktober unter der Regie von Johanna Weißert passenderweise in einem Klassenzimmer des Robert-Schuman-Berufskolleg statt, in der direkten Nachbarschaft des Kinder-und Jugendtheaters. Während für die Jüngeren im Publikum die Situation im Klassenzimmer nichts ungewöhnliches war, kamen bei den älteren Zuschauern einige Erinnerung an ihre vergangene Schulzeit hoch. Das Stück um das Thema Mobbing wird eigentlich vor Schulklassen ab Jahrgangsstufe 8 aufgeführt.

 

Wie ist die Ausgangssituation: Jürgen Rickert kommt als neuer Schüler in die Klasse. Er stellt sich sofort vor die Mitschüler/innen und konfrontiert und verblüfft sie mit einem Angebot. Seine neuen Mitschüler dürfen fünf Minuten lang alles mit ihn machen. Etwa seinen Rucksack klauen, oder ihn beschimpfen. Danach sollen sie ihn in Ruhe lassen. Das ist der Deal.

 

Mit dieser mutigen und riskanten Offensive spricht der Neue die Zuschauer direkt an, und greift in die Gruppendynamik der Klasse ein. Sie müssen sich gegenüber ihm aber auch untereinander verhalten. Was gibt es für Auswege?

 

Die Situation bei der Premiere war natürlich eine Besondere. Der Schauspieler hatte ja keinen Klassenverband mit festen Strukturen vor sich, sondern bunt zusammengewürfelte Menschen und mit unterschiedlichem Alter. Götz Vogel von Vogelstein alias Jürgen Rickert bot alles auf, um dem Publikum zu zeigen, weshalb er eventuell das geeignete „Mobbing-Opfer“ wäre. Schnell macht er aber auch deutlich, dass die Opfer eigentlich selbstsicher, mutig und schlau sein müssen, um in diesem Dschungel zu bestehen.

Jeden kann zum Opfer werden, denn jeder ist irgendwie anders. Ob zu klein, mit Segelohren, zu Schön, zu dumm, oder zu klug und für die Anderen ein Streber. Opfer können zu Tätern werden, und Täter zu Opfern. Ergebnis: Erst das Anderssein macht den Menschen zu etwas besonderen. Das sollte uns Selbstbewusst und stark genug gegen „Täter-Opfer“machen, die nur jemanden suchen, um von sich abzulenken und die eigenen Ängste zu kaschieren.

 

 

Die nächsten Termine sind der 18. und 25. November, interessierte Schulen können sich unter 0231- 50 22 416 melden.

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