Spleens entdecken im Theater im Depot. (Foto: © Mathias Schubert)

Verständnis für Spleens

[fruitful_alert type=“alert-success“]Spleens entdecken im Theater im Depot. (Foto: © Mathias Schubert) [/fruitful_alert]

Vermutlich kennt fast jeder einen Menschen, der einen Spleen, auch Marotte, Fimmel und fixe Idee genannt, hat. Doch ist man auch bereit zuzugeben, dass man vielleicht selber einen Spleen hat? Die Theaterwerkstatt am Theater im Depot unter der Regie von Barbara Müller stellt in ihrem neuen Programm „Spleens“ verschiedene Verhaltensmuster vor, die ein wenig absonderlich klingen, aber was ist schon normal? Ars tremonia war am 17. Juni 2017 im Depot bei der Premiere.

Wann hat man einen Spleen und wie geht man damit um? Das Stück orientiert sich grob am Konzept einer Spielshow, lässt aber den einzelnen Akteuren viel Raum auf der Bühne (Bühnenbild Mathias Schubert), um die jeweilige Eigenart zu präsentieren. Angefangen von der Fixierung auf die Zahl 6, ein strenges Leben nach dem Mondkalender, Putzfimmel, Bedürfnis zu Tanzen, Fussel sammeln oder Angst vor Nudeln: Die Bandbreite der Marotten war groß. Dabei wurden die Figuren liebevoll von den Schauspielern dargestellt, ohne dass sie zu einer Karikatur wurden. Das ist eine Leistung von Regisseurin Müller und natürlich auch der Akteure Christine Ates, Michél Belli, Sonja Berkemann, Doris Calovini-Brankamp, Dirk Leistenschneider, Anke Pidun, Alexandra Probst und Julian Sasse.

Bemerkenswert war auch eine kleine Putzmittelchoreografie mit Besen, Eimer und Handfeger, die mächtig Eindruck auf die Zuschauer machte. Humor brachte vor allem die Sprichwort-Liebhaberin, die ihre geliebten Sprichworte konsequent durcheinander schüttelte wie einen Cocktail.

Im Wesentlichen geht es bei „Spleens“ aber um die Frage: Was ist normal? Wer legt das fest? Und was ist, wenn ich mich in irgendwie nicht „normal“ verhalte? Werde ich dennoch akzeptiert? Nicht alles, was „unnormal“ ist, ist gleich krank und behandlungsbedürftig. Doch die Grenzen zwischen einem „Spleen“ und Angststörungen oder Zwangshandlungen sind schwer auszumachen. Wer sein Leben nach dem Mond ausrichten möchte, soll das gerne tun. Wer denkt, dass ihr die Zahl 6 Glück bringt, soll das ruhig glauben. Doch wenn man Menschen von der Straßenbahnhaltestelle vertreiben will, weil er/sie die Nummer 7 ist, dann wird es doch etwas problematisch. Wenn jemand keine Nudeln ist, kein Problem. Wer aber Angst hat, dass Nudeln ihn erwürgen, hat in meinen Augen eine Angststörung. Zumal ihn das im täglichen Leben behindert, da er sich nicht mit Frauen beim Italiener treffen kann.

Zu sehen ist das Stück noch am 23.06., 24.06. und 25. 06.2017 im Theater im Depot (www.depotdortmund.de)

Print Friendly, PDF & Email