Verrückt nach Liebe

Intensives Solostück mit Sandra Schmitz im Fletch Bizzel

Diese Frau hat einiges durchgemacht. Paula Spencer war schon mit zwölf für alle die Schlampe. Jetzt ist sie 39, fünffache Mutter, vom Leben gezeichnet durch die Übergriffe des Vaters, abgestumpfte Lehrer, verrohte Mitschüler, ein Prügel-Opfer der verkorksten Verhältnisse und ihres brutalen Ehemanns Charlo. Paula ist „Die Frau, die gegen Türen rannte“, ihre Geschichte ist ausführlich nachzulesen in einem Roman des irischen Booker-Preisträgers Roddy Doyle. Der brisante Stoff wurde von Oliver Reese für die Bühne bearbeitet, der packende Monolog wurde seitdem von zahlreichen Bühnen sehr erfolgreich nachgespielt. Ab dem 4. Oktober ist das Stück in Dortmund im Theater Fletch Bizzel zu sehen. In einer Inszenierung von Hans-Peter Krüger spielt Sandra Schmitz die Paula Spencer als innerlich zerrissene Frau, die dennoch nie aufgibt und sich am Ende als bärenstarke Kämpferin in Stellung bringt.

Sandra Schmitz spielt die Figur der Paula Spencer in "Die Frau, die gegen Türen rannte" im Fletch Bizzel. (Foto: © Standout)
Sandra Schmitz spielt die Figur der Paula Spencer in „Die Frau, die gegen Türen rannte“ im Fletch Bizzel. (Foto: © Standout)

Auf verstörende Weise ist Paula fasziniert, von dem Mann, der sie grün und blau prügelt. Im Krankenhaus erklärt sie ihre Verletzungen stets damit, sie sei gegen eine Tür gelaufen. Nun ist Charlo tot, ein Opfer seiner kriminellen Seitensprünge, und seine Witwe beginnt zu sprechen. Auf der Probe geht es mitunter laut zu, weil DJ Joey Porner das dramatische Geschehen mit Pop-Songs von den Rubettes bis Rammstein mit einem musikalischen Soundteppich unterlegt, den er je nach der Situation durch verschiedene Effekte verfremdet. Dabei agiert er mit seinen Geräten live auf offener Bühne und ist auf diese Weise ein sprachloser und doch nicht stummer Dialogpartner von Paula Spencer. Zwischendurch wird er deshalb von ihr auch schon mal angeschnauzt, muss Requisiten anreichen und dient ihr so des Öfteren als kongenialer Punching-Ball. „Ich habe nicht geheiratet, um meinem Vater eins auszuwischen. Und ich war auch nicht schwanger. Es war Liebe“ , schreit Paula im Stück, „wir liebten uns. Ich war verrückt nach ihm, er war verrückt nach mir!“ Und der Sound korrespondiert mit diesem Wutausbruch, indem er der Frau auf irritierende Weise einen Loop des Rubettes-Hits „Sugar baby love“ immer wieder auf die Ohren knallt. So wird das Geschehen eben nicht nur untermalt, sondern geradezu kommentiert, wodurch, so die Idee des Regisseurs, eine zweite spannende Erzähl-Ebene entsteht.

Der Text ist pures Schauspielerfutter, er lotet alle emotionalen Höhen und Tiefen einer Frau wie Paula Spencer aus, einer Alkoholikerin, die inmitten der Trümmer ihres Lebens aufbegehrt und sich verrückt nach Liebe ihre Qual von der schwer verletzten Seele redet.

Termine: 4. Oktober (Premiere),

5., 18. Und 19. Oktober

29. November

Weitere Infos und Karten unter www.fletchbizzel.de

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