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Der Widersacher – eine theatraler Blick hinter menschliche Fassaden

Im Studio des Dortmunder Schauspiels hat am Sonntag, den 01.12.2019 um 18:00 Uhr „Der Widersacher“ von Emmanuel Carrère Premiere. Der Roman entstand nach einer ungeheuren wahren Begebenheit in Frankreich 1993. Die Regie führt Ed. Hauswirth, ars tremonia sprach im Vorfeld mit Dramaturg Matthias Seier.

Es ist die fast nicht zu glaubende Crime-Geschichte vom freundlichen, kompetenten Hochstapler Jean-Claude Romand. Um erfolgreich und gut dar zu stehen, behauptete er, eine hohe Position bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu bekleiden. Es fing harmlos mit einer Notlüge an. Als Student wollte er sein „Versagen“ nicht eingestehen, und behauptete, er habe eine Medizinklausur bestanden.

Seine Position bei der WHO, wichtige Geschäftsreisen mit berühmten Kollegen, alles erfunden. In Wahrheit verbrachte er seine Zeit auf Raststätten oder teuren Hotels in Genf. Das Geld für dieses Doppelleben erlog er sich mit angeblich perfekten Finanzkonditionen in der Schweiz aus seinem engsten Familienkreis. Alles nur Fassade.

Das mühsam mit Charisma aufgebaute Netz aus Lügen, zieht sich immer mehr zusammen und es kommt zur Eskalation. Romand ermordet seine Ehefrau, die beiden Kinder, seine Eltern und den Hund. Anschließend setzte er sein Haus in Brand.

Schriftsteller Carrère hatte den Aufsehen erregenden Fall für seinen persönlich vor Ort nachrecherchiert und sich auf Spurensuche begeben. Er besuchte auch den Täter im Gefängnis. Jetzt fängt das eigentlich Spannende an dieser Geschichte erst an.

Marlena Keil und Uwe Rohbeck sind im Stück "Der Widersacher" dabei. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Marlena Keil und Uwe Rohbeck sind im Stück „Der Widersacher“ dabei. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Die Stück versucht aus multiperspektivischer Sicht im übrig gebliebenem „Brandhaus“ den Fall zu rekonstruieren.Viele Fragen stellen sich: Wie konnte die Hochstapelei so lange unbemerkt bleiben? Wie zerbrechlich sind soziale Masken? Was ist mit dem Widersacher, der in uns steckt?

Wie Dramaturg Matthias Seier beim Gespräch mit ars tremonia verriet, faszinierte ihn vor allen die Diskrepanz zwischen der Banalität des Vorgangs auf der einen, und der Brutalität des Verbrechens auf der anderen Seite. Nach und nach verselbständigt sich die Lüge immer mehr, und es benötigt ungeheure Anstrengungen, Selbstzweifel und Angst vor „Enttarnung“ zu ertragen. Die Story ist in unserer öffentlichen-digitalen Zeit höchst aktuell. Jeder will sich ohne Makel und stark präsentieren.

Neben den vier Schauspieler*innen (Björn Gabriel, Caroline Hanke, Marlena Keil und Uwe Robeck) spielen noch Alina Bohnen, Berna Celebi und Max Ranft vom Schauspielstudio Graz auf der Bühne.

Für die Premiere am Sonntag gibt es noch Restkarten. Weitere Aufführungstermine sind am 6.,13. Dezember (jeweils 20:00 Uhr) und am 29. Dezember (18:00 Uhr)

Weitere Infos erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de und 0231/50-27222.

Die Dämonen – Wenn die Gesellschaft auseinanderbricht

Am 29. November 2019 feiert das Stück „Die Dämonen“ von Fjodor M. Dostojewski unter der Regie von Sascha Hawemann Premiere im Dortmunder Schauspielhaus. Dostojewskis Roman dreht sich um die Umbruchszeit in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Russland. Neue Ideen dringen ins Land, die Generationen sind gespalten. Am Alten festhalten oder sich kopfüber ins Neue stürzen? Dieser Kampf fordert Opfer.

Dostojewski schrieb das Stück 1873, in dieser Zeit spielt auch der Roman. Der Ort ist eine Kleinstadt in der Nähe von Sankt Petersburg. Die Hauptfiguren stehen für eine eine bestimmte Weltanschauung und agieren dementsprechend. Der alternde Stepan hängt den Ideen seiner Jugend nach, während seine Mäzenin Warwara zwischen dem Alten und dem Neuen hin und hergerissen ist. Piotr, Stepans Sohn, hingegen ist ein Revolutionär, der versucht als Strippenzieher zu agieren. Als Hauptopfer seiner Intrigen hat er Nikolaj, den Sohn von Warwara, erkoren. „Nikolaj wird von Piotr in eine Führungsrolle gedrängt“, so Dirk Baumann, der Dramaturg des Theaterstückes. „aber auch die anderen versuchen ihn zu instrumentalisieren.“ Eine weitere gewichtige Rolle spielt Ivan Pawlowich Shatow. Er ist der Sohn des verstorbenen Dieners von Warwara. Zum Zeitpunkt der Ereignisse im Roman hat Shatow seine sozialistischen Ideale völlig zurückgewiesen und ist ein leidenschaftlicher Verteidiger des christlichen Erbes Russlands geworden. Er wird von der Gruppe „Die Unsrigen“ ermordet.

Manche Schauspieler schlüpfen in verschiedene Rollen wie Christian Freund oder Annou Reiners. Alexandra Sinelnikova spielt die Lisaweta und Jakob Benkhofer gibt den Iwan. (Foto: ©Birgit Hupfeld)
Manche Schauspieler schlüpfen in verschiedene Rollen wie Christian Freund oder Annou Reiners. Alexandra Sinelnikova spielt die Lisaweta und Jakob Benkhofer gibt den Iwan. (Foto: ©Birgit Hupfeld)

Doch neben den politischen Irrungen und Wirrungen haben die meisten Charaktere auch noch private Geheimnisse, die im Laufe des Stückes herauskommen. Dabei spielen natürlich auch die komplizierten Liebesbeziehungen zu Frauen eine wesentliche Rolle.

Wie kann ein Buch von beinahe 1000 Seiten auf die Bühne gebracht werden? „Wir konzentrieren uns auf die Hauptfiguren“, erklärte Baumann beim Gespräch. Der Fokus liegt auf den menschlichen Abgründen.“ Und davon gibt es viele: Morde und Selbstmorde dezimieren die Protagonisten, ausgerechnet Piotr bleibt übrig.

Dostojewskis Monumentalwerk kann man nicht in 90 Minuten abhandeln. Dirk Baumann geht davon aus, dass „Die Dämonen“ inklusive Pause 4 ½ Stunden dauern wird. Es ist ein klassisches Stück für Schauspieler, so Baumann. Es gibt keine Videos oder ähnliches, dafür aber Live-Musik von Alexander Xell Dafov, der bereits in „Der Kirschgarten“ für die Musik gesorgt hat. Zu dem bekannten Ensemble gesellt sich ein Gast namens Jakob Benkhofer, der lange Jahre Mitglied des Schauspielhauses Hannover war.

Mehr Infos und Termine unter: www.theaterdo.de

Schimmelpfennigs „Das Reich der Tiere“ mit persönlicher Brisanz

Mit der Premiere von „Das Reich der Tiere“ (Roland Schimmelpfennig, * 1967 Göttingen) unter der Regie von Thosten Bihegue startete das Schauspiel Dortmund am 05.10.2019 in die neue Spielzeit 2019/20. Um es vorweg zu nehmen. Ja, die bissig-ironische Komödie „Das Reich der Tiere“ bekam natürlich durch den anstehenden Wechsel der Intendanz im Schauspiel ab der nächsten Spielzeit auch eine persönliche Note.

Das Schauspielmilieu mit seinen besonderen Gesetzen und Unsicherheiten für die Ensemble- Mitgliedern steht ja im Mittelpunkt dieser Parabel. Enthalten ist zudem eine viel weitergehende gesellschaftliche Kritik und Offenlegung der Mechanismen des kapitalistischen Systems.

Im Stück führen sechs Schauspielerinnen und Schauspieler seit sechs Jahren ein Tier-Musical auf.

Als Löwe (Christian Freund), Zebra (Ekkehard Freye), Ginsterkatze (Marlena Keil), Marabu (Frank Genser), Schildkröte (Bettina Lieder) und elegante Antilope (Alexandra Sinelnikova) erzählen sie vom Reich der Tiere. Hier regiert zunächst das Zebra, bis ihm der Löwe den Platz als Herrscher streitig macht. Beide müssen sich in brenzliger Situation vor einem Brannd und gegen das gefährliche Krokodil helfen und zusammenhalten. Aber hält der Friede lange an?

Nun soll das Stück abgesetzt werden, etwas Neues soll her. Die Unsicherheit, Neid und Missgunst, Vermutungen, eigene Träume und ganz persönliche Ängste machen sich unter den SchauspielerInnen breit. Jeder versucht, seine Chancen auszuloten und kämpft für sich. Bitter dabei ist, alle sind durch ihre langjährige Tierrolle zu namenlosen Darstellern degradiert, und keiner kennt sie wirklich als Person.

Solidarität oder Alle gegen Alle. Und die Frage: Lässt sich das Darstellerprekariat auf jeden Job ein? "Das Reich der Tiere" mit u.a.  Christian Freund, Alexandra Sinelnikova, Marlena Keil und Frank Genser. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Darstellerprekariat auf jeden Job ein? „Das Reich der Tiere“ mit u.a. Christian Freund, Alexandra Sinelnikova, Marlena Keil und Frank Genser. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Das Zebra, Schauspieler Frankie, versucht in seiner Wohnung Informationen zum neue Stück „Garten der Dinge“ von der Regisseurin (wunderbar gespielt von Bettina Lieder) zu bekommen und Vorteile für sich erlangen, indem er zur Lesung zu diesem Stück geht. Doch das geht schief. Ernüchtert spielt er später sogar in einem Werbespot mit

Obwohl eigentlich niemand (vor allem die Ginsterkatze) bei dem „Garten der Dinge“ mitmachen will, lassen sich am Ende als entpersönlichte „Dinge“ wie etwa eine Ketchupflasche, Toaster, Pfeffermühle oder Spiegelei in diesem surrealen Stück einsetzen.

Die Inszenierung stellte das Ensemble neben der schauspielerischen auch wieder einmal vor physische Herausforderungen. Choreografien und musikalische Anforderungen, ob punkig-rockig oder leiser, wurden von ihnen gemeistert. Das dieses Ensemble auch musikalische Qualitäten hat , bewies es ja schon öfter. Die verschiedenen Charaktere (Symbolhaft bei den Tieren) wurden mit großer Intensität und Körperlichkeit für die ZuschauerInnen auf die Bühne gebracht.

Künstliche Kakteen und andere Requisiten sorgten auf der Bühne für den passenden Hintergrund. Auf einer erhöhten Plattform spielen Serge Corteyn und Manuel Loos Live-Musik zur atmosphärischen Begleitung des Abends.

Die Kostüme waren sehr fantasievoll von Theresa Mielich gestaltet.

Ein komödiantisch-ironischer Theaterabend, der das Publikum trotz des ernsten gesellschaftlichen Hintergrund zum lachen brachte.

Wäre es doch besser für uns und die Gesellschaft allgemein, sich nicht spalten und gegeneinander ausspielen zu lassen. Wären Zusammenhalt und Solidarität gegen das „Krokodil“ eine Möglichkeit?

Informationen über weitere Aufführungstermin erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.. 0231/ 50 27 222.

Ein Fest für die Sinne – Im Irrgarten des Wissens

Mit „ Im Irrgarten des Wissens“ unter der Regie von Thorleifur Örn Arnarsson schenkt uns das Schauspiel Dortmund ein Sommerstück der besonderen Art. Zwar war die Hauptaktion auf der großen Bühne, doch es gab Installationen und Ausstellungen im ganzen Schauspielhaus. Was dort ablief, ist schwer in Worte zu fassen, aber hier ist der Versuch eines Premierenberichtes vom 25. Mai 2019.

Die Nebelmaschinen mussten ganze Arbeit leisten, bis sie die große Bühne eingehüllt hatten. Dann zog ein einsamer Gartenzwerg seine Bahnen, bis das Ensemble langsam auf die Bühne kam. Der erste Programmpunkt – wie sollte es anders sein – waren unterschiedliche Schöpfungsmythen aus verschiedenen Ländern wie Grönland, dem Benin oder Borneo. Dabei wurde eine immer lauter werdende infernalische Musik gespielt, die das Schauspielensemble letztendlich zu wilden Tänzen animierte.

Archaischer Beginn im "Irrgarten des Wissens". Foto: © Birgit Hupfeld)
EnsembleArchaischer Beginn im „Irrgarten des Wissens“. Foto: © Birgit Hupfeld)

Insgesamt dauerte das Spektakel fünfeinhalb Stunden. Jeden Programmpunkt einzeln zu beschreiben, würde gnadenlos den Rahmen sprengen, was Daniel Angermayr (Bühne) und Mona Ulrich (Kostüme) auf die Bühne zauberten, war schlichtweg atemberaubend. Hervorzuheben war der sehr persönliche Text „Danke, Deutschland“, gesprochen von Alexandra Sinelnikova, Die Schauspielerin, die in Russland geboren wurde, reflektiert ihren Bezug zu Deutschland. Marlena Keil war nicht nur als Sicherheitsexpertin eine Wucht, sondern präsentierte den Text von Terry Pratchett „Die Sommerfrau und der Wintermann“ gekonnt witzig. Uwe Schmieder konnte sich nicht nur mit Merle Wasmuth bei „Adam und Eva in der Wanne“ zu Genderrollen in Schöpfungsmythen unterhalten, sondern er dirigerte auch „4‘33‘‘“ von John Cage. Gabriel Cazes begleitete das Ensemble auf unterschiedlichen Tasteninstrumenten.

Danach gab es die Möglichkeit, sich im Foyer, im Studio und in den Zwischenetagen aufzuhalten. Im Foyer gab es die „Bibliothek des Wissens“ per Kopfhörer zu bestaunen, in Institut konnten die Besucher sich die Videoinstallation „In the beginning“ anschauen. Sehr meditativen Charakter hatte die Installation „Meet yourself“, bei der mann ubnter anderem Reis und Linsen zählen konnte.

Danach konnten die Besucher wieder zum großen Saal zurückkehren, um sich weiterhin im „Irrgarten des Wissens“ zu verlaufen, bei der auch der Dortmunder Sprechchor einen Auftritt hatte.

Alles in allem ist „Im Irrgarten des Wissens“ ein opulentes Fest für die Sinne, das auf jeden Fall den Rahmen eines „normalen“ Theaterabends sprengt. Nicht nur durch die Länge. Es ist in gewisser Weise vergleichbar mit der Wucht vom „Goldenen Zeitalter“ oder der „Borderline Prozession“, aber es ist ein eigenständiges Werk. Ich kann interessierten Besuchern nur empfehlen, sich auf diesen Irrgarten einzulassen und sich durch die Macht der Bilder und die Kraft der Musik auf eine Reise schicken zu lassen. Wo das Ziel ist? Das ist vermutlich bei jedem verschieden. Doch ist nicht schon der Weg das Ziel?

Infos zu Terminen und Karten unter www.theaterdo.de

Amüsanter Ruhrgebietsroman als Theaterstück im Schauspiel Dortmund

Seine Uraufführung im Schauspiel Dortmund hat am Samstag, den 16.02.2019 um 19:30 Uhr „Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte“ nach dem gleichnamigen Roman der in Essen geborenen Autorin Anna Basener. Regie führt die vor allem als Kabarettistin bekannte Gerburg Jahnke (Missfits, Ladies Night). Für„Omma“ wurde Anna Basener im letzten Jahr mit dem Pulitzer Preis (nicht der Amerikanische) in der neuen Sparte Roman für den amüsantesten deutschsprachigen Roman ausgezeichnet. Auch Jahnke begeisterte das Buch sofort.

Im Mittelpunkt des als Theaterstück gekürzten Stoffes stehen vor allem drei starke Frauen. Zum einen ist da die Ruhrpottikone und ehemalige Wirtschafterin in einem Essener Puff, genannt „Omma“ (Anke Zillich), die nach dem mysteriösen plötzlichen Tod der ehemaligen Hure und Vertrauten Mitzi (Friederike Tiefenbacher) fluchtartig alle Zelte in Essen abbricht und bei ihrer entsetzten Tochter Bianca (Caroline Hanke), einer bis jetzt noch erfolglosen Designerin von Damenschlüpfern, im hippen Berlin-Kreuzberg auftaucht. Diese ist nicht nur auf der Suche nach ihrer Bestimmung, sondern auch im Dauerclinch mit ihrer Mitbewohnerin Louise (Luise Kinner).

Diese ist nämlich über-korrekt. Als dann noch der junge Polizeikommissar Nils (Jens Kipper) dort auftaucht und unangenehme Fragen stellt, ist das Chaos groß. Bianca wundert sich, wie die vitale Mitzi so plötzlich sterben konnte…

Die Omma (anke Zillich) ist über Theos (Mario Lopatta) Anblick entzückt, ihre Enkelin Bianca (Caroline Hanke) ist skeptischer. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Caroline Hanke Anke Zillich Mario Lopatta

Diese urig-komische und musikalische Komödie mit zwei unerschrockenen Heldinnen, lässt das schroffe Rotlichtmilieu im Pott gegen das so hippe Berlin der Gegenwart antreten. Gleichzeitig zeigt es zudem zwei unterschiedliche Sichtweisen auf das älteste Gewerbe der Welt.

Eine besondere Herausforderung und Spaß für zwei der Schauspieler im Stück ist, dass sie sowohl eine männlicher Rolle als auch eine Hure spielen.

Außerdem muss das Ensemble sein musikalisches Können beweisen und singen. Die Liedtexte stammen von der Autorin des Buches, so das sich Tommy Finke (Musikalischer Leiter des Dortmunder Schauspiels) zu seiner Freude voll auf die Musik konzentrieren konnte.

Diese hat er den verschiedenen Figuren respektvoll und sensibel auf den Leib geschnitten.

Je nachdem, so viel wurde vorab verraten, wird Walzer, Gitarren- oder Akkordeon-Musik zu hören sein. Allgemein auch Musik, die mit Klischees spielt und zum Lachen anregt.

„Es geht in den Liedern immer um Gefühle und innere Befindlichkeiten mit einem oft lyrisch-poetischen Anklang “, so Jahnke.

Die Bühne wird zu einer Drehbühne und die Schauspielerinnen und Schauspieler sprechen das Publikum direkt an. Der Regisseurin ist wichtig, dass das Publikum auch wirklich angesehen wird.

Zu erwarten ist wohl eine unterhaltsam-freche, mal sexy oder sentimentale und „politisch unkorrekte“ Inszenierung.

Die Premiere am 16.02.2019 und die folgenden bis Ende März sind schon alle ausverkauft. Die Termine in den folgenden Monaten bieten aber noch Gelegenheit, die Aufführungen dieses Stückes zu erleben.

Informationen zu den genauen Aufführungsterminen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder telefonisch: 0231/ 50 27 222.

Es lohnt sich auch immer nachzufragen, ob eventuell noch Karten für einen eigentlich schon als ausverkauft geltenden Termin frei geworden sind!

Tartuffe oder der Wolf im Schafspelz

Eigentlich erstaunlich, wie aktuell Molièrs „Tartuffe“ immer noch ist. Immer noch lassen sich Menschen von anderen leicht übers Ohr hauen, trotz allen Warnungen der Umstehenden. Eine der realen Figuren war beispielsweise Rasputin, der die Familie des letzten russischen Zaren lange unter Kontrolle hatte. Was Rasputin und Tartuffe gemeinsam haben: Sie versuchen mit der Religion die Leute zu beherrschen. Das Schauspielhaus Dortmund präsentierte am 01.12. 18 eine frische und freche Variante von „Tartuffe“ unter der Regie von Gordon Kämmerer.

Ganz in Weiß: Tartuffe hat schon die gesamte Familie von Orgon unter seine Fittiche und hat sie wie damals die Bhagwans uniformiert, aber halt im unschulduigen Weiß. So stehen sie zusammen und proben tanzend ihren Aufstand: Mariane, die Tochter Orgons (Merle Wasmuth), Damis, sein Sohn (Christian Freund), Orgons Ehefrau Elmire (Bettina Lieder), Organs Bruder Cléante (Ekkehard Freye) und das Dienstmädchen Dorine (Marlena Keil).

Nur Orgons Mutter Pernelle (Uwe Schmieder) und natürlich Orgon (Uwe Rohbeck) selbst sind zu 1000 Prozent von Tartuffe (Björn Gabriel) überzeugt. Und so geht das Unglück seinen Gang, denn Orgon verspricht Tartuffe erst die Hand seiner Tochter und dann überschreibt er ihm auch noch sein Vermögen.

Während Orgon (Uwe Rohbeck oben auf dem Wohnwagen) zu lange an Tartuffe festhält, hat seine Familie (Kevin Wilke, Merle Wasmuth, Christian Freund, Marlena Keil) den bBtrüger längst durchschaut. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Während Orgon (Uwe Rohbeck oben auf dem Wohnwagen) zu lange an Tartuffe festhält, hat seine Familie (Kevin Wilke, Merle Wasmuth, Christian Freund, Marlena Keil) den bBtrüger längst durchschaut. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Es ist wohl die Angst vor dem Tod oder die Suche nach dem Sinn des Lebens, was Orgon leichtgläubig macht. Er erkennt nicht, dass die frommen Sprüche von Tartuffe nur dazu dienen, ihn zu benebeln, während er Tartuffes Taten ignoriert. Was nicht in sein neues Weltbild passt, wird ignoriert. Es wird es einem Heuchler leicht gemacht, macht und Besitz zu erlangen. Er muss sich nicht besonders anstrengen.

Dass Molièrs Theaterstück nicht in der Katastrophe endet, hat einem „deus exmachina“ zu verdanken, in der Realität sieht es aber anders aus.Ich mag mir nicht vorstellen, wie viele Existenzen ruiniert wurden durch Betrüger, die den Menschen ihr Geld aus der Tasche zogen oder sie in seelische Not brachten (und dann finanziell ruinierten).

Daher ist das Stück auch keine Komödie und so wird es glücklicherweise auch nicht dargeboten. Ja, es gab wirklich komische Szenen, als Elmire so tut, als ob die den Schmeicheleien von Tartuffe nachgibt. Meistens bleibt einem das Lachen im Halse stecken, weil man weiß, überall lauern Tartuffes, deren Motto „Jeden Tag steht ein Dummer auf“ ihnen ein üppiges Einkommen generiert.

Das Dortmunder Ensemble, mit seinen alten und neuen Mitgliedern, ist zu einer starken Einheit zusammengewachsen. Gemeinsam mit ihren drei Gästen aus Graz (Bérénice Brause, Frieder Langenberger und Mario Lopotta) sowie dem Dortmunder Sprechchor boten sie eine glanzvolle Leistung.

Besonders zu würdigen war die Abschlusschoreografie der von Tartuffe erlösen Familie, die zeigt, dass tänzerisch ein großes Potential im Ensemble ist.

Wie kommt man an Karten? Entweder unter www.theater.dooder telefonisch unter 0231 502722

Am Boden – Monolog um das Leben einer Kriegspilotin

Im Studio des Dortmunder Schauspiels findet am Freitag, den 30.11.2018 die Premiere von „Am Boden“ (George Brant) unter der Regie von Thorsten Bihegue statt.

Es ist der erste Soloabend von Alexandra Sinelnikova, seit der Spielzeit 2017/18 festes Mitglied im Ensemble am hiesigen Schauspielhaus. Ihr zur Seite steht der Musiker Manuel Loos live am Schlagzeug.

In Form eines inneren Monologes spielt Sinelnikova eine erfolgreiche und selbstsichere Air Force-Pilotin, die von sich in der „Ichform“ spricht. Nachdem sie ihren Traummann kennengelernt hat, wird sie schnell schwanger. Nach ihrem Schwangerschaftsurlaub wird sie zurück in ihre Heimat Nevada versetzt. Sie soll ab jetzt am Boden vor dem Bildschirm sitzen und Kampfdrohnen durch Afghanistan navigieren. Die Schießbefehle erfolgen anonym via Kopfhörer. Sie nimmt diese Bilder mit nach Hause, wo ihr zweites Leben als Mutter und Ehefrau wartet.

"Am Boden" ist ein Soloabend für Alexandra Sinelnikova. (Foto: © Birgit Hupfeld
„Am Boden“ ist ein Soloabend für Alexandra Sinelnikova. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Ihre berufliche Situation, die Überwachungssituation und die Einengungen durch ihre Kleinfamilie, so der Regisseur, hinterlassen bei der jungen Frau ihre Spuren. Der Krieg wird zum Berufsalltag, die Grenzen zwischen Freund und Feind, Heimat und Kriegsgebiet , Wahrheit und Illusion verschwimmen immer mehr. Die Situation wird allmählich immer surrealer und düsterer. Am Ende entsteht die Leere nach einem zerplatzten Traum.

Die Musik, zunächst noch an Soul und Hip-Hop angelehnt, wird dem sicherlich Rechnung tragen.

Es sollen aber, so Bihegue, durchaus auch lustige Momente zu Anfang eingestreut werden, bis die Stimmung zum Ende hin kippt.

Es ist ein knallhart recherchierter Monolog zwischen Kriegsdrama und Psychothriller. Die speziellen Video-Arts dazu stammen von Mario Simon. Zum einen ein ungewohnter Einblick in das Leben und Fühlen dieser jungen Kriegspilotin, und gleichzeitig in die moderne technologisch-virtuelle Kriegsführung unserer Gegenwart.

Für die Premiere am 30.11.2018 um 20:00 Uhr im Studio (Schauspiel Dortmund) gibt es noch Restkarten.

Nähere Informationen über weitere Aufführungstermine finden Sie wie immer unter www.theaterdo.de oderTel.: 0231/ 50 27 222

Molières „Tartuffe“ – zeitloses Theaterstück im Dortmunder Schauspiel

Das Dortmunder Schauspielhaus zeigt mit der Premiere von „Tartuffe“ (Molière)unter der Regie von Gordon Kämmerer (schon als Regisseur von „Biedermann und Brandstifter /Fahrenheit 451 oder„Kasimir und Karoline“ in guter Erinnerung) am Samstag, den 01.12.2018 um 19:30 Uhr ein Stück von zeitloser Aktualität. Erstaunlich, dass es schon über 350 Jahre alt ist! Die erste Version vom 12. Mai 1664 wurde danach sogar verboten, da sie zu Religionskritisch war und den Klerus erzürnte.

Es ist die aberwitzige Geschichte einer gut situierten Familie mit drei Generationen unter einem Dach und mehreren Dienstboten. Familienoberhaupt ist Orgon, der trotz allem eine Leere empfindet. Er sucht einen Sinn im Leben und vor allem Antworten auf seine Fragen nach Gott. Da bietet sich der selbstverliebte und betrügerische Tartuffe an und nistet sich beider Familie ein. Er ist ein raffinierter Stratege und guter Schauspieler, der behauptet, dass Leben der Familie zu ordnen. Während sich Orgon immer mehr von Tartuffe einfangen und beeinflussen lässt, ahnt der Rest der Familie nach und nach, dass der scheinbar so fromme und weise Tartuffe ein Heuchler ist, dem es nur Macht und Profit geht. Doch ihre ersten Versuche, Orgon die Augen zu öffnen, scheitern. Denn Orgon möchte unbedingt an den Himmel, die klare Trennung zwischen Gut und Böse und natürlich an Tartuffe glauben. Diesen Mann, der Ordnung, Sicherheit und Frieden auf Erden verspricht. Das geht so weit, das er sogar seine Tochter Mariane mit ihm verheiraten will, obwohl diese schon verlobt ist, und ihn schließlich als Alleinerben einsetzt. Die Spirale geht immer mehr ins Absurde.

Die Sehnsucht nach Sicherheit, Ordnung, der Glaube an „etwas Höheres“ ist tief in uns Menschen verwurzelt. Darin besteht aber auch die allgegenwärtige Gefahr, den scheinbar einfachen „Lösungen“ und Versprechungen von Populisten zu erliegen.

Da hat sich Orgon eine Laus in den Pelz gesetzt. Wie wird man Tartuffe wieder los? (v.l.n.r.) Uwe Rohbeck, Kevin Wilke, Marlena Keil und Uwe Schmieder. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Da hat sich Orgon eine Laus in den Pelz gesetzt. Wie wird man Tartuffe wieder los? (v.l.n.r.) Uwe Rohbeck, Kevin Wilke, Marlena Keil und Uwe Schmieder. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Mit zwölf Schauspielern ist ein große Anzahl des hiesigen Ensemble beteiligt. Mit dabei sind auch die vier Schauspielstudenten aus Graz, die in dieser Spielzeit Ensemblemitglieder am Schauspiel Dortmund sind.

Die passende Musik dazu kommt wieder von Max Thommes, der auch schon beiden anderen Produktionen von Kämmerer die Kompositionen übernommen hatte. Tobias Hoeft wird für die Video Art verantwortlich sein.

Für die Premiere am Samstag , den 01.12.2018 um 19:30 Uhr gibt es noch (Rest-) Karten.

Informationen zu den weiteren Aufführungsterminen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.: 0231/ 50 27 222.

Unterschiedliche Perspektiven auf Europa im Dortmunder Schauspiel

In der Uraufführung von „Ich, Europa“ am 13.10.2018 im Schauspielhaus Dortmund unter der Regie von Marcus Lobbes warfen elf SchauspielerInnen des hiesigen Ensembles mit Texten von elf Autorinnen und Autoren aus der arabischsprachigen Welt, Nord-Afrika und dem (alt-osmanischen) Balkan einen multiperspektivischen Blick von außen auf Europa. Eine ambivalente Geschichte mit exportierter Kultur, Gewalt (Waffen) und Nationalismus einerseits, und befruchtender Koexistenz zwischen Orient und Okzident andererseits.

Ausgangspunkt war ein Aufruf, der Figur „Europa“ aus der perspektivischen Außensicht dieser Autoren einen Raum zu geben. Nur ein Text stammt von dem Dramaturgen (Assistent) Matthias Seier.

Die SchauspielerInnen vom Dortmunder Ensemble haben vom Regisseur viele Freiheiten bekommen und die originalen Texte gekürzt und sich mit ihnen ganz individuell auseinander gesetzt.

Man hatte als Publikum öfter das Gefühl, die Texte wären extra für die jeweiligen Schauspielerinnen geschrieben worden. Alle drückten in ihrer 7 bis 12 minütigen Darstellung eindrucksvoll ihre ganz persönliche Vorstellung und Interpretation der jeweiligen Textvorlage aus und ließen sie lebendig werden.

Die Bühne war mit beweglichen Wänden, die gleichzeitig als Projektionsfläche für die unterschiedlichsten Hintergründe passend zu den Texten diente, meditativen Klangschalen und wenigen anderen Requisiten eher dezent ausgestattet. Die Videoprojektionen von Mario Simon und die klangliche Begleitung durch den musikalischen Leiter Tommy Finke sorgten für den starken atmosphärischen Backround.

Am Anfang stand der mythologische Hintergrund. Nach ihr war Europa eine phönizische Königstochter, die von Gott Zeus in Form eines Stieres nach Kreta entführt wurde Auf der Suche nach ihr gründete einer ihrer Brüder (Kadmos) das sagenumwobene Theben als den Beginn Europas.

Der Stier wird als großes Stoff-Exemplar bei der Darstellung der erstem Textvorlage von Nermina Kukic (aus Montenegro/ lebt in Düsseldorf) unter dem Titel „Europa Hipohondrija“ in schwerer Arbeit von Schauspielerin Friederike Tiefenbacher auf die Bühne gebracht. Sie stellt wunderbar Europa als etwas schlecht gealterte, etwas selbst mitleidige trunkene Figur dar.

Im weiteren Verlauf werden die verschiedenen Aspekte und Fragen der über 1400 Jahre währenden Liebes und Leidensgeschichte zwischen Morgenland und Abendland und Europa angesprochen.

Dabei werden unter anderem die bis in die Gegenwart dauernden Waffenlieferungen an die Türkei, mit denen die kurdische Bevölkerung mit Waffen (aus den ehemaligen NVA-Beständen der Ex-DDR) ermordet wurden und vieles mehr. Mal wütend laut oder auch fast poetisch eindringlich wurden aber auch Wünsche und Hoffnungen zu Europa dargestellt.

Darunter fällt etwa der eindrucksvolle Appell für mehr Empathie und Solidarität in Okzident und Orient, die der Text von Yasmina Khadra aus Kénadsa in Algerien (lebt in Aix-en-Provence).

Symbolhaft bringt Alexandra Sinelnikova den Text als eine Art „Kleiner Prinz“ vor der roten Rose dar.

Ekkehard Freye als Euopa in dem Stück "Ich, Europa". (Foto: © Birgit Hupfeld)
Ekkehard Freye als Euopa in dem Stück „Ich, Europa“. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Ein großes Kompliment an dieser Stelle an die Kostümbildnerin Pia Maria Mackert, die nicht nur hier wunderschöne und phantasievolle Kostüme für die Aufführung entwickelt hat.

Der Text „Die Friedensbraut“ von von Muzaffer Ötztürk (Banaz / Izmir) gibt die wahre Geschichte der italienischen Aktionskünstlerin Pippa Bacca wieder, die von Italien aus als Friedensbraut durch Europa reiste und so für ein friedliche miteinander warb. Lebendig wurde die Geschichte von Bettina Lieder auf die Bühne gebracht Mit ihrer guten Stimme sang sie auch noch live einen Song.

Dem anwesenden Autor scheint es auch gefallen zu haben.

Stark angesprochen wurden auch aktuelle Krisen und Probleme wie etwa die Not der Flüchtlinge, die nach Europa drängen.

Ekkehard Freye mußte sich im verschlissenen Kleid bei der Umsetzung des Textes „Ich bin Europa“ von Iman Humaydan (Ain Aaoub / Paris) tapfer als ängstliche Figur Europa den stürmischen Ansturm der vor Not und Krieg flüchtenden entgegenstellen, und trotz allem ihren Idealen folgen. Es wurde eine große Bandbreite an Fragen in einer eindrucksvollen und nachdenklich machenden Aufführung aufgeworfen. Was sind die eigentlichen Grenzen von Europa? Wo fängt es an und hört es eigentlich auf? Wie wollen wir es friedlicher gestalten und welche Werte sollen es bestimmen? Welche Verantwortung hat Europa?

Ab der zweite Aufführung am 27.10.2018 um 19:30 Uhr werden die arabischen Übertitel fertig gestellt sein!

Informationen zu den weiteren Aufführungsterminen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de und Tel.: 0231/ 50 27 222.

Studio-Stück mit sozialer Sprengkraft und Aktualität

Am Freitag, den 12.10.2018 gibt es um 20:00 Uhr im Studio des Dortmunder Schauspiels mit „Everything belongs to the Future“ von Laurie Penny (in einer Fassung von Laura N. Junghanns und in der deutschen Übersetzung von Anne-Kathrin Schulz) in mehrfacher Hinsicht eine Premiere.

Erleben kann das Publikum nicht nur eine Uraufführung, sondern auch vier Schauspiel-Studierende aus Graz (Österreich), die für ein Jahr Teil des Dortmunder Ensembles sind. Zu sehen und hören sind die Jung-Schauspieler Berenice Brause, Frieder Langenberger, Mario Lopatta und Kevin Wilke.

Sie stellen sich im Rahmen des neu am Schauspiel Dortmund beheimatete Schauspielstudio unter der Regie von Laura N. Junghanns mit diesem Stück auf der Basis der Novelle von der britischen Autorin und derzeit wichtigste feministischen Bloggerin Laurie Penny vor. Bezeichnet für sie sind vor allem ihre gesellschaftskritischen Werke voll Wut. Ihre 1. Novelle (2011) „Everything Belongs to the Future“ ist ein dystopisch-fiktionaler, in der Zukunft in Oxford (2098) spielender Stoff.

Worum geht es?

In Oxford (Großbritannien) des Jahres 2098 sorgt seit einiger Zeit eine besondere Erfindung des Wissenschaftlers Dave für Furore. Es geht um die blaue Super-Pille „The Fix“. Sie verspricht (da sehr teuer) den Reichen sozusagen „ewige Jugend“. Das Medikament hält den Alterungsprozess ab seiner täglicher Einnahme auf und verspricht den super-reichen 1% der Bevölkerung, eine nicht enden wollende Party und unbegrenzte Möglichkeiten. Die Übrigen vegetieren in immer prekärer werdenden Verhältnissen vor sich hin – und altern dagegen unaufhörlich weiter. Eine Gruppe, die gemeinsam in einer heruntergekommenen Wohngemeinschaft lebt, plant die Revolte. Wem ist aber in dieser Welt noch zu trauen?…

Die vier Schauspieler repräsentieren verschiedene Charaktere. Der Wissenschaftler, der Pharmazeut aus der reichen 1%-Welt und die beiden andern aus der Welt der restlichen 99 %. Mögliche Verlockungen und Seitenwechsel sind nicht ganz ausgeschlossen.

Dystopisches Theater in "Everything belongs to the future" von Laurie Penny. Mit NachwuchsschauspielerInnen aus Österreich. Zu sehen sind (v.l.n.r.) Mario Lopatta, Berenice Brause und Frieder Langenberger. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Dystopisches Theater in „Everything belongs to the future“ von Laurie Penny. Mit NachwuchsschauspielerInnen aus Österreich. Zu sehen sind (v.l.n.r.) Mario Lopatta, Berenice Brause und Frieder Langenberger. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Ohne schwarz-weiß Zuweisungen steckt viel Zündstoff in dem Stück und und drängt zu einer persönlichen Haltung. Obwohl fiktional in die Zukunft projiziert, steckt einiges in dem Stoff, dass es uns auch in der Gegenwart schon als vorstellbar erscheinen lässt, so Anne-Kathrin Schulz.

Die Inszenierung ist, wie die Regisseurin verriet, durchaus filmisch (entsprechend der modernen Sehgewohnheiten wie etwa Netflix) angelegt.

Eine schwierige Herausforderung war es, fünf verschiedenen Orte (darunter eine Apotheke, Wohnung der Gemeinschaft, Universität Oxford ) und zwei verschiedene Zeitebenen zu einem sinnvollen und für das Publikum verständlichem Ganzen zusammen zu bringen. Die Zeitebenen wechseln von der Gegenwart des Stückes (2098) in Rückblicken zu Ereignissen in der Vergangenheit.

Atmosphärisch begleitet wird die Aufführung von der Künstlerin Sonae mit experimenteller elektronischer Musik der modernen Pop-Kultur.

Behandelt werden Fragen nach dem Umgang mit dem Alter, der Kunst in diesem speziellen Kontext sowie natürlich das Thema sozialer Gerechtigkeit.

Für die Premiere am 12.10.2018 um 20:00 Uhr im Studio des Dortmunder Schauspiels gibt es noch Rest-Karten. Informationen zu weiteren Aufführungsterminen und karten gibt es wie immer unter tel: 50 27 222 oder unter www.theaterdo.de