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Ausweglose Situationen im Künstlerhaus

Eine Arbeit von Christian Loenhoff.
Eine Arbeit von Christian Loenhoff.

Ein Schwitzkasten ist einerseits ein Holzkasten für Schwitzbäder, andererseits aber auch ein Würgegriff. Schwitzkasten steht für eine ausweglose Situation, aus der man nicht mehr hinauskommt. Zehn Künstlerinnen und Künstler zeigen vom 29. August bis zum 05. Oktober 2015 im Künstlerhaus Dortmund ihre Arbeiten zu diesem Thema. Kuratiert hat die Ausstellung Jörg Daniel mit Barbara Koch und Marco Wittkowski.

Zwangslage, Notlage, Gefängnis, Folter, Guantanamo. Das amerikanische Gefängnis in Kuba hat vor allem zwei Künstler zu ihren Arbeiten inspiriert. Die Installation von Frank Klöttgen heißt auch „Guantanamo“. Klöttgen hat das Gefängnis mit 1001 Büchern nachgebaut. Dazu benutzte er aber Exemplare seiner eigenen Werke.

Ein Problem in Guantanamo ist Folter. Kurt Fleckenstein hat sich künstlerisch damit auseinandergesetzt. In seiner Installation wird eine Person nackt hinter einer Glaswand anderthalb Stunden eingeklemmt. Durch die Aktion „No exit“ soll auf die Erniedrigung von Menschen hingewiesen werden. Jeden Sonntag findet eine Livepräsentation der Arbeit „No Exit“ statt.

Kate hers RHEE arbeitet in ihrer Performance, die per Video zu sehen ist, mit einer Maske, die im S/M-Bereich zu Hause ist. In dem Video dominiert ein schwarzer Darsteller seine asiatische Darstellerin und scheint ihr die Maske aufzunötigen und verlangt von ihr 10 Küsse. Der Künstlerin geht es hier und das Spiel mit Identitäten und wie Minderheiten gegeneinander ausgespielt werden.

Margund Smolka zeigt in ihrem Videoobjekt „Funnel“ (dt. Trichter) wie eine Bilderflut endlos in den Kopf hinein dringen. Dieser Bilderflut, die man nicht steuern kann, ist man hilflos ausgeliefert.

Fasziniert von Tanz und Theater ist Ilona Ottenbreit. In ihren teils großformatigen Arbeiten zeigt sie Bewegungsabläufe von Tänzern. Sie möchte in ihren Bildern zeigen wie Menschen sich verteilen, sich verschmelzen oder sich auf Zwangslagen lösen.

Hildegard Skowasch ist eines der Gründungsmitglieder des Dortmunder Künstlerhauses, lebt und arbeitet aber schon länger in Berlin. Sie zeigt figurative und abstrakte Elemente in ihren Installationen und anderen Arbeiten. Eine Faszination scheinen Münder auf die Künstlerin auszuüben. „Zähne sind natürliche Waffen“, so Skowasch. „Beim Lachen zeigt man die Zähne.“ Vielleicht kann man sich auch mit Zähnen aus so mancher Zwangslage befreien.

Mit der Spannung zwischen der Innen- und Außenwelt beschäftigt sich die Videoinstallation „Come to your Senses“ von Karin Kerkmann. Die Sinnesorgane sind in vier verschiedenen Monitoren zu sehen und alle in ungewöhnlicher Nahaufnahme.

Die Kunst der Augentäuscherei beherrscht die Pariser Künstlerin Dominique Ghesquiere. In ihrer Arbeit „Bios dormant“ (dt. Der schlafende Wald) präsentiert sie eine echte Efeupflanze. Doch der Efeu ist nicht mehr wiederzuerkennen. Er ist in seinem Wachstum gehemmt und wächst blattlos über zwei Etagen hinweg wie „im Schwitzkasten“.

Trotz seines Verstandes bringt sich der Mensch immer noch durch seine Entscheidungen in „Schwitzkästen“. Sei es im privaten Bereich oder auf globaler Ebene. Diese Widersprüchlichkeit behandelt Christian Loenhoff in seinen Arbeiten.

Die Videoarbeit „Outside Projection“ von Funda Özgünaydin behandelt das Thema Gentrifizierung. Das Video zeigt die Sprengung des Gebäudeturms der Goethe-Universität, die die Fachbereiche Pädagogik, Sozialwissenschaften und Psychologie beheimatete. Der Thinktank der „Frankfurter Schule“ musste einem Bau des Kapitalismus weichen.

Schwitzkästen – Ausweglosigkeiten und andere Zwangslagen
Künstlerhaus Dortmund
Sunderweg 1
Öffnungszeiten Donnerstag bis Sonntag 16 bis 19 Uhr

Künstlerische Zweierbeziehung

 

Die Arbeit von Frans van Tartwijk lautet "Dief", Acryl unf Wasserfarbe auf Papier auf Holz, 2011
Die Arbeit von Frans van Tartwijk lautet „Dief“, Acryl und Wasserfarbe auf Papier auf Holz, 2011

Es gibt einige berühmte Beispiele: Frida Kahlo und Diego Rivera, Paula Becker und Otto Modersohn. Manchmal gibt es Künstler auch im Doppelpack. Was passiert, wenn beide Partner künstlerisch aktiv sind? Inspiriert man sich gegenseitig? Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es? Diesen Fragen geht die Ausstellung „Artist Sweethearts“ im Dortmunder Künstlerhaus nach, die seit dem 25. April läuft und bis zum 14. Juni 2015 zu sehen ist. Elf Künstlerpaare stellen ihre Werke aus.

„Es durften keine Gemeinschaftsarbeiten dabei sein“, erklärte Kurator Cornelius Grau, „ansonsten war die Ausschreibung relativ frei gehalten. Grau interessierte die Frage:Wie arbeiten Paare zu- oder miteinander? Die elf ausgewählten Paare bieten den Zuschauern die Möglichkeit, sich selbst auf die Suche nach einer Antwort zu begeben. Laut Aussage von Grau hat sich kein homosexuelles Paar gemeldet. Dass Künstlerbeziehungen auch von temporärer Natur sein können, zeigte sich darin, dass sich ein Paar während der Vorbereitung zur Ausstellung getrennt hatte.

Im großen Raum im Erdgeschoss haben zwei Paare ihren Platz gefunden. Wobei die Videoarbeit von Susanne Kutter bereits im Treppenhaus zu sehen ist. Hier geht es ihr um die Zerstörung von Idylle. In ihrer Arbeit „I will kill you anyway“ von 2015 verwandelt sie eine harmlose Neonleuchtschrift wie sie zu Werbezwecken gebraucht wird, in eine tödliche Botschaft. Ihr Freund, Markus Willeke, malt Bilder in unterschiedlichen Formaten, aber immer direkt, ohne Korrekturmöglichkeiten.

Daneben sind Werke von Torben Laib und Madelaine Christin Leroy aus Kiel zu sehen. Laib hat eine Klanginstalltion (Reflex (Wo ist das Mikro versteckt?) von 2105 die mit knisternden Aluminumschnipseln arbeitet, Leroy verwandelt Fahrradschläuche in eine Installation, die in den Raum greift. Dabei verwandelt sie das Material, so dass etwas Neues entsteht.

Auch ein Paar aus den Niederlanden ist dabei. Guda Koster schafft durch ihre Arbeit mit Formen und Mustern neue Sehgewohnheiten in ihren Installationen, Photographien und Skulpturen. Frans van Tartwijk hingegen setzt seinen Fokus auf die eher peinlichen Momente im Leben. Betrunkene, tanzende Nackte malt er mit schnellem Pinselstrich.

Susanne Maurer, die auch in einer Einzelausstellung in der Galerie ART-Isotope zu sehen ist, zeigt ihre Landschaftsbilder, während ihr Partner Marc Taschowsky eine Art abstrakter Portraits malt.

Im selben Raum zeigen Michel Aniol und Meike Kuhnert ihre Arbeiten. Aniol präsentiert mit „Draft for an Okziriental Lounge“ eine Installation, die die Entstehung einer neuen Weltkultur durch die Globalisierung zum Thema hat. Kuhnert benutzt für ihre Malerei alltägliche Stoffe, die sie auf Keilriemen spannt und als Malfläche benutzt.

Auch im Keller gibt es etwas zu sehen und zu hören. Mandy Krebs und Marko Schiefelbein zeigen Videoarbeiten.

Die Künstlerpärchen sind:

Michel Aniol und Meike Kuhnert

Pascal Aperdannier und Anne Paschvoß

Klaus Erich Dietl und Stephanie Müller

Guda Koster und Frans van Tartwijk

Mandy Krebs und Marko Schiefelbein

Susanne Kutter und Markus Willeke

Torben Laib und Madeleine Christin Leroy

Katharina Maderthaner und Christian Schreckenberger

Susanne Maurer und Marc Taschowsky

Kihyu Park und Florian Rosier

Ein anderer Blick auf die Realität

Wiebke Bartsch, Meer, 2010, Inswtallation, 300x150x200 cm
Wiebke Bartsch, Meer, 2010, Inswtallation, 300x150x200 cm

Was ist Wirklichkeit? Was ist Realität? Man kann sich den Fragen aus naturwissenschaftlicher oder theologischer Sicht stellen? Oder aber aus der künstlerischen Warte betrachten. Das tut die Ausstellung „wirklich.wirklich. Spielarten der Realität“ im Künstlerhaus Dortmund. Sieben Künstlerinnen und Künstler zeigen vom 07. März bis zum 12. April Filme, Fotografien, Malerei und Skulpturen. Die Vernissage ist am Freitag, den 07. März um 20 Uhr.

Wiebke Bartsch aus Münster zeigt eine Installation, die aus einer Art Traum zu entspringen scheint. Eine (Meerjung-)Frau liegt am Boden und über ihr schwimmen Haie und Delphine. Die Tiere erinnern an Plüschtiere durch ihre weiche Oberfläche. Doch die Arbeit von Bartsch hat auch einen düsteren Hintergrund, denn sie will uns die Abgründe des Alltags zeigen.

Rachel Granofsky aus Boston erschafft Räume, die scheinbar für die Kamera geschaffen wurden. Denn die Perspektive ist sehr wichtig für einen Fotografen. Durch eine Verengung des Ausschnittes wird der Fokus wie ein Brennglas auf den gewählten Ausschnitt gelegt.

Ebenfalls aus Münster stammt Gertrud Neuhaus, die sich im Künstlerhaus mittels einer Installation „häuslich“ eingerichtet hat. Sie arbeitet mit Material, das sie findet, sei es Möbel, Gegenstände oder Waren. Ihre Rauminstallationen sind begehbare Bilder.

Eliane Paulino lebt und arbeitet in Düsseldorf, stammt aber aus Brasilien. In ihren Fotografien arbeitet sie mit einem speziellen Material: Kunststoff, der in PET-Flaschen enthalten ist. Das Material wird von ihr bearbeitet und geformt und bekommt so eine ganz neue Ästhetik, die Paulino mit inszenierter Fotografie in Szene setzt.

Evariste Richer aus Paris thematisiert Instrumente, die die Welt vermessen wie ein Maßband, eine Wasserwaage oder das Urmeter. Durch Verfremdung, beispielsweise ist die Wasserwaage mit Schweröl gefüllt und ist daher unbrauchbar, setzt der Künstler den künstlerischen Blick dem wissenschaftlichen entgegen.

Auch Filmemacher Stephan Sachs aus Kiel setzt in seinem Film „Translating the blue“ der wissenschaftlichen Sprache die Sprache der Poesie entgegen. Wo Wissenschaftler Zahlenkolonnen auswerten und so zu Ergebnissen kommen, setzt Schach auf die Sprache der Farben.

Shadman Shahid aus Dhaka setzt auf die Realitäten noch eine Art metaphysische Ebene drauf. Seine Fotografien wirken, als ob Shahid Geister und Gespenster fotografiert habe.

Künstlerhaus Dortmund

Sunderweg 1

44147 Dortmund

Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag von 16 bis 19 Uhr.

Zwischen Kuscheltier und Nutzvieh

Sebastian Meschenmoser zeigt in seinen Arbeiten eine fiktive Welt, in der Krieg zwischen Menschen und Tieren herrscht.
Sebastian Meschenmoser zeigt in seinen Arbeiten eine fiktive Welt, in der Krieg zwischen Menschen und Tieren herrscht.

Nicht nur das Museum Ostwall mit ihrer „Arche Noah“ Ausstellung, auch das Künstlerhaus Dortmund stellt mit „I wanna be your dog“ die Beziehung zwischen Mensch und Tier in der Kunst in den Mittelpunkt. Die Ausstellung läuft vom 17. Januar bis zum 22. Februar 2015 und wurde kuratiert von Barbara Koch und Marco Wittkowski.

Der Song „ I wanna be your dog“ von den „Stooges“ besingt die Entfremdung von Mensch und Arbeitswelt. In vielen Positionen der teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler geht es es um die Entfremdung zwischen Mensch und Tier, die entweder als Kuscheltier überhöht werden oder als Nutztier massenhaft in den Schlachthöfen verenden oder in Tierversuchen ihr Leben lassen müssen.

Mit utopischen Sujets arbeiten Hartmut Kiewert und Sebastian Meschenmoser. In ihrer Utopie haben sich die Tiere zu eigenständigen Individuen entwickelt. Bei Meschenmoser führen sie – ähnlich wie bei „Planet der Affen“ – sogar Krieg gegen die Menschen. Meschenmosers Bilder haben eine kitschig-romantische Anmutung eines Karl Mays Buches, während es bei Kiewerts Bildern eher um die Individualisierung des ehemaligen Nutztieres geht.

Dass das Verhältnis Mensch-Tier nicht immer spannungsbehaftet sein muss, zeigen beispielsweise die Arbeiten von Etta Gerdes. Ihre Fotografien zeigen Pferde in einer arkadischen Landschaft. Durch die Ausschnitte die sie wählt, scheint das Leben in der unendlichen Weite für die Tiere wie ein Paradies zu sein.

Auch auf eine ästhetische Weise geht Arno Schidlowski mit dem Thema „Mensch-Tier“ um, seine analogen Fotografien von Tieren sind überwiegend mit Restlicht gemacht und geben so ein schemenhaftes Bild von Tier und Landschaft.

Auch Yvonne Diefenbach arbeitet analog, aber ihre Arbeiten sind sogenannte Chemografien. Sie benutzt Fotopapier und Chemikalien, doch um ihre Bilder entstehen zu lassen, benutzt sie Stempel. Dadurch entstehen oft surreale Kompositionen, die durch die Chemikalien verändert wurden.

Dóra Zambó präsentiert Tiere aus Stoff ins Lebensgröße, die wie tot auf dem Boden liegen. Hier wird wieder auf die Extreme Kuscheltier und Nutztier hingewiesen. Ihre Stoffhühner sehen kuschelig aus wie Steiff-Tiere, sind aber durch ihre Position erkennbar „schlachtfertig“ aufgereiht.

Afke Golsteijn und Floris Bakker benutzen tierische Materialien, die sie vom Präparator bekommen. Ihre Objekte benutzen das Memento Mori- Motiv und zeigen die Beziehung von Tod und Leben. Beeindruckend ist vor allem ihr Objekt im ersten Stock des Künstlerhauses: Ein Kalb wird in einen Strudel von Kuhfellen gezogen. Es scheint sich verzweifelt zu wehren, kann aber dem Schicksal nicht entkommen.

Insgesamt sind elf Positionen von 14 Künstlerinnen und Künstlern zu sehen. Mit dabei sind: Karin Brosa, Yvonne Diefenbach, Etta Gerdes, Afke Golsteijn/Floris Bakker, Dietmar Hippler, Anne-Louise Hoffmann, Hartmut Kiewert, Sebastian Meschenmoser, Arno Schidlowski, Martin G. Schmid und Dóra Zambó.

Das Künstlerhaus (Sunderweg 1) ist von Donnerstag bis Sonntag von 16 bis 19 Uhr geöffnet.

Zeitgenössische Kunst aus Deutschland und der Türkei

"Wahlpflicht" von Özgur Demirci.
„Wahlpflicht“ von Özgur Demirci.

Der Ausstellungstitel „31 Kilo“ ruft zunächst Stirnrunzeln hervor. Was ist damit gemeint? Das Höchstgewicht für das Gepäck beim Flug in die Türkei? Damit liegt man schon fast richtig, denn 31 Kilo ist das Höchstgewicht eines Paketes, dass die Deutsche Post in die Türkei schickt. Acht Künstlerinnen und Künstler aus den beiden Ländern setzen sich im Künstlerhaus Dortmund (Sunderweg 1) mit dem Thema des Raumes und der Reduktion auseinander. Das Künstlerhaus wird auch zu einem Labor, in dem Ideen ausprobiert werden können. Die Ausstellung geht vom 01. November bis zum 21. Dezember 2014.
Wie von den früheren Ausstellungen im Künstlerhaus zu erwarten, werden sehr moderne Arbeiten junger Künstlerinnen und Künstler präsentiert. Von Video über Fotografie bis hin zu Installationen sind viele Positionen zu vertreten. Von allen ausgestellten Arbeiten vermittelt „Wahlpflicht“ von Özgür Demirci eine politische Dimension. Die Besucher sind aufgefordert, einen Wahlschein in die Wahlurne zu werfen, wobei sie die Frage „Wurden Sie schon einmal zu einer Entscheidung gezwungen“ beantworten sollen.

Ansonsten setzen sich die Werke der acht Künstlerinnen und Künstler mit den,beiden Räumen Istanbul und Dortmund auseinander. So hat David Kroell eine Gipskartonwand von Istanbul nach Dortmund transportiert, wobei die Spuren des Transportes zu sehen sind. Daniel Burkhardt präsentiert Detailaufnahmen des Dortmunder Stadtraumes, die sich mit der Hilfe eines Projektors zu einem großen Bild zusammenfügen. Can Kurucu bringt Istanbul nach Dortmund und zwar mittels der Green-Box-Technik. Die Projektion der Objekte schafft eine Verbindung zwischen zwei Orten. Bei Uygar Demoğlu werden Luftballons in seiner Videoinstallation „Heymatlos“.

Patrick Presch stellt den sozialen Raum in den Mittelpunkt seiner Arbeit „boundaries crossed (part 2)“. Hier wird ein Foto aus Istanbul einem Foto aus Dortmund gegenübergestellt. Thema ist die Kommunikation zwischen Jugendlichen.

Symbolischen Charakter hat die Installation „WE“ von Sümer Sayın. Gummiseile zwischen dem W und E zeigen solch eine Spannung, dass selbst die Wand zerstört wurde.

Letztendlich lädt die Ausstellung zur Auseinandersetzung mit dem Thema Raum in unterschiedlichen Kontexten ein. Eine deutsch-türkische Gemeinschaftsausstellung jenseits folkloristischer oder migrantischer Stereotypen.

Die ausstellenden Künstler: Daniel Burkhardt, Özgür Demirci, Uygar Demoğlu, David Kroell, Can Kurucu, Daniela Löbbert, Patrick Presch und Sümer Sayın.

Visionen und Wunschträume für die Zukunft

Eines der Raumelemente aus Katinka Theis' Arbeit "Losgelöste Raumstruktur".
Eines der Raumelemente aus Katinka Theis‘ Arbeit „Losgelöste Raumstruktur“.

„Prognosen sind schwierig, vor allem ,wenn sie die Zukunft betreffen“, ein Satz, der unterschiedlichen Personen in den Mund gelegt wird. Aber er hat einen wahren Kern. Wie leben wir in naher oder ferner Zukunft, welche Gesellschaft wird es geben? Die Ausstellung „Utopisten & Weltenbauer“ im Künstlerhaus Dortmund präsentiert seit dem 29. August 2014die Visionen von zehn Künstlerinnen und Künstlern. Sie ist bis zum 05. Oktober zu sehen.

 

Verwirklicht Barack Obama den Traum von Martin Luther King? In der Arbeit „Yes, we dream“ führt die Videokünstlerin Lucie Biloshytskyy die berühmten zwei Aussagen „I have a dream“ (King) und „Yes, we can“ (Obama) gegeneinander. So entsteht ein fiktiver Dialog über zwei Bildschirme hinweg. Wir wissen aus heutiger Sicht, dass die Realität diese Utopien verändert hat. Einerseits ist es sicher ein Fortschritt, dass mit Obama ein Farbiger US-Präsident geworden ist, auf der anderen Seite zeigen die jüngsten Ereignisse von Ferguson, dass es dennoch ein weiter Weg ist.

 

Ein ungewöhnliches Projekt präsentiert Susanne Bosch mit „Die mobile Werkstatt“. Ausgehend von dem Gedanken an die Konsum- und Wegwerfgesellschaft, will Bosch den Sperrmüll mit Hilfe von Anwohnern in der Nordstadt in neue nutzbare Objekte umwandeln. Dafür entwarf sie eine mobile Werkstatt, die vor Ort in Funktion gehen kann.

 

Wie kann man das Sterben eines Dorfes aufhalten? Vielleicht mit Kunst. Die Künstlerin barbara caveng zog von April bis Oktober 2013 in ein Dorf an der polnischen Grenze. Mithilfe von partizipativen Kunstprojekten entstand ein neues Gemeinschaftsgefühl, das vorher unter der geografischen und wirtschaftlichen Lage sowie der Abwanderung der jungen Menschen stark gelitten hatte.

 

Der Film von Hörner/Antlfinger „La nouveau OMIZA“ beschäftigt sich mit der Mensch-Maschine-Kommunikation. Werden wir in Zukunft von Robotern gepflegt? Die Firma Honda arbeitet bereits seit den 80er Jahren eines humanoiden Roboters. In der Arbeit sehen wir den Versuch einer Kontaktaufnahme eines Menschen und eines Roboters, ebenso den Unterschied zwischen einem Klavierstück, dass von einem Menschen sowie von einer Software gespielt wird.

 

Eine narrative Arbeit ist die Visualisierung der dystopischen Geschichte „The Machine Stops“ von E.M. Forsters aus dem Jahre 1909. Christine Niehoff erzählt in dem Video die Geschichte einer künstlichen Welt unter der Erde, die von einer Maschine organisiert wird.

 

Ein sehr kontroverses Thema hat sich Felix Reichenbach ausgesucht. Der Grafiker entwickelte eine fiktive „FleischCard“, die in Zukunft den Fleischkonsum regeln soll. So etwas gab es bereits in Notzeiten und nannte sich „Fleischkarte“. Reichenbach entführt den Betrachter in eine Parallelwelt seiner Comicfiguren „die Niedlichen“, die in einer fiktiven Medienlandschaft das Pro und Contra der FleischCard durchdiskutieren.

 

Fliegen – ein ewiger Traum der Menschheit. Seit den Flugmaschinen ist er wahr geworden. Gaby Taplick setzt ihnen mit der Wandinstallation „gute reise“ eine Art Denkmal. Auf jeder der vergilbten Karteikarten an der Wand klebt eine Briefmarke mit einem „Flugzeugs“. Angefangen von Montgolfièren bis hin zu Propellermaschinen. Da die Briefmarken aus unterschiedlichsten Ländern stammen, ist es auch eine Form einer Reise um die Welt. Am Boden davor steht auf einem Stapel anderer Karten eine Art Propellergebilde, bereit abzuheben.

 

Die Arbeit „Losgelöste Raumstruktur“ von Katinka Theis erinnert an architektonische Gebilde: Angefangen von alten Kultstätten bis hin zu Strukturen von modernen Hochhäusern kann der Betrachter in den Elementen aus abgebrannten Feuerwerkskörpern erkennen.

 

Eine bemerkenswerte technische Apparatur hat Jan Vormann geschaffen. Sein „SLEM 4b“ hat die Aufgabe, eine Seifenblase haltbar zu machen. Die Seifenblase steht einerseits für ein fragiles Elemente, andererseits für ein perfektes Objekt. Die Seifenblase steht ebenfalls für Utopien und Visionen, die auf die Realität treffen und dadurch nicht mehr funktionieren, also zerplatzen.

 

Utopisten & Weltenbauer

Vom 30. Ausgust bis zum 05. Oktober 2014

 

Teilnehmende KünstlerInnen:

Lucy Biloshytskyy

Susanne Bosch

barbara caveng

Stefan Eichhorn

Hörner/Antlfinger

Christine Niehoff

Felix Reidenbach

Gaby Taplick

Katinka Theis

Jan Voormann

 

Künstlerhaus Dortmund

Sunderweg 1

44147 Dortmund

 

Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag 16 bis 19 Uhr

 

Raum und Grenze in künstlerischer Darstellung

Die Rauminstallation Magnus Sönning, (2014, Holzlatten, Baufolie, Ventilatoren) ist in der Ausstellung "Zwitschern zwischen Zwischenräumen" im Künstlerhaus Dortmund zu sehen.
Die Rauminstallation Magnus Sönning, (2014, Holzlatten, Baufolie, Ventilatoren) ist in der Ausstellung „Zwitschern zwischen Zwischenräumen“ im Künstlerhaus Dortmund zu sehen.

Einen Zungenbrecher als Ausstellungstitel. „Zwitschern zwischen Zwischenräumen“ lädt vom 07. Juni bis zum 06. Juli ins Künstlerhaus Dortmund ein. Studenten und Alumni der Fachklasse von Prof. Monika Brandmeier aus Dresden präsentieren Arbeiten zum Thema „Grenzlinien“ über politische Sphären hinaus.

 

Eine kleine Auswahl der Arbeiten:

Grenzen sind fragil, nicht nur im politischen Sinn. Fabian Glass hat diese Fragilität auf die Spitze getrieben und in seiner Arbeit „Spannstück“ Holzleisten und ein Gummiband wurden miteinander kombiniert. Noch ist alles stabil, doch irgendwann wird das Gummiband seine Elastizität verlieren und das Gebilde in sich zusammenstürzen.

 

Anna Erdmann und Marit Wolters schränken die Wahrnehmung des Betrachters ein. In den Werken „fünfundsechzigfünfzig #2“ kann der Betrachter beispielsweise seinen Kopf in eine Art hohle Abzugshaube oder Kamin stecken und feststellen wie sich der Raum verändert.

 

Olga Grigorjewa visualisiert mit ihrer Skulptur „Plural trägt und es nie vergeht“ ein wenig das Sprichwort von „zwei Seiten einer Medaille“. Eine Seite wölbt sich mit allem was sie hat, während die andere Seite in der Sachlichkeit des Materials verharrt.

 

Eine unerreichbare Bank präsentiert Andreas Schliebenow in seinem Werk „Wohin“. Eine Bank lädt zum Sitzen ein, doch die Alufolie, die die Bank umgibt, darf nicht betreten werden. Wer also kein sehr guter Weitspringer ist, wird sich nie auf die Bank setzen können. Hier ist die Grenze auch gleichzeitig Barriere.

 

Kunst und Algorithmen verbindet Konstatin Kunath. Seine Klebebandarbeit basiert auf ein Zufallssystem. Erst werden die Regeln vorgegeben und dann wird gestartet. Kunath hat Einfluss auf die Parameter des Systems, aber nicht auf das Ergebnis.

 

Grenzen der Verständigung erforscht Soojung Kim in ihrem Video „andere Zunge“. Hier lesen Deutsche koreanische Gedichte in der Originalsprache vor, während Muttersprachlerinnen ihnen zuhören, ohne das sie es wissen.

 

Einen kompletten Raum nimmt die Arbeit von Magnus Sönning ein. Er entwickelte ein Belüftungssystem, dass mittels Ventilatoren und unterschiedlichen Kanalmodulen die Luft innerhalb des Raumes verlagert.

 

Lisa Pahlke verwandelt eine Skulptur in ein Bild. Mit „Spurensuche“ verarbeitet sie ein Holzmodell, das speziell für das Künstlerhaus entwickelt wurde. Zu einem Bild wieder zusammengefügt, das nur noch Spuren des ursprünglichen Einfalls aufwies.

 

Mit unsichtbaren Grenzen beschäftigt sich das Video von Maria Schwerdtner „Von Falksovce nach Dubravka“. Obwohl die Dörfer nur drei km voneinander entfernt liegen, gibt es kaum Kontakte untereinander. In einem Dokumentarfilm sollte Schwerdtner mehr über diese „Grenze“ wissen.

 

Alle Künstlerinnen und Künstler: Julia Boswank, Lisbeth Daecke, Anna Erdmann/Marit Wolters, Fabian Glass, Olga Grigorjewa, Theo Huber, Soojung Kim, Konstatin Kunath, Georg Lisek, Stephanie Meier, Paul Melzer, Lisa Pahlke, Charlotte Perrin, Andreas Schliebenow, Maria Schwerdtner und Magnus Sönning.

 

 

Zwitschern zwischen Zwischenräumen

07. Juni bis 06. Juli 2014

 

Künstlerhaus Dortmund

Sunderweg 1

44147 Dortmund

www.kh-do.de

 

Öffnungszeiten Donnerstag bis Sonntag 16 bis 19 Uhr

 

Gibt es noch Bilder aus dem Untergrund?

 

Norman Behrendt zeigt Bilder der Graffitti-Szene und wagte sich tatsächlich in den Untergrund.
Norman Behrendt zeigt im der Ausstellung Bilder der Graffitti-Szene und wagte sich tatsächlich in den Untergrund.

Im Künstlerhaus Dortmund findet vom 03. bis zum 25. Mai die Ausstellung „Fex – Experimentelle Fotografie und Bilder aus dem Untergrund“ statt. 10 Künstlerinnen und Künstler aus Deutschland wurden von sieben Juroren ausgewählt und zeigen ihre Werke. Dabei ist mit „Untergrund“ wohl eher der soziologische Begriff des „Underground“ als Gegenstück der „Mainstream-Kultur“ gemeint.

 

Hannes Woidich, Mitglied im Künstlerhaus Dortmund, hat die Ausstellung organisiert. „Zu Beginn stand ein deutschlandweiter Wettbewerb, an dem sich rund 250 Künstlerinnen und Künstler beteiligt haben“, erzählte Woidich. „Davon hat die siebenköpfige Jury zehn Künstlerinnen und Künstler ausgewählt.“

 

Die Auswahl der Werke ist variantenreich, sie reicht von sehr experimenteller Herangehensweise wie bei Beat Brogie, der hunderte Bilder zu einem Stichwort wie beispielsweise „Serienmörder“ sammelt, sie übereinanderlegt und durch einen Algorithmus am Computer bearbeiten lässt, so dass sie zu einem Bild werden.

Mit Algorithmen hat auch die Arbeit von Melanie Vogel zu tun, denn sie stürzt sich auf die unvorhergesehenen Effekte der berechneten Algorithmen, die sogenannten „jitter“. Sie entstehen durch die instabile digitale Verbindung zweier Sender. Vogel vergrößert Fotos von Skype-Bildern und macht diese Störungen sichtbar, so löst sich die Illusion des direkten physischen Kontakts auf.

Mit ähnlichen Störungen arbeitet Petra Arnold, die mit einer Retro-Ästhetik arbeitet. Sie fotografiert mit einer analgen Kamera Bilder von einem analogen Fernseher und anonymisiert ihre Motive durch einen schwarzen Balken. Denn zu sehen sind Prostituierte.

 

Daneben gibt es auch noch einige dokumentarische Arbeiten. Norman Behrendt porträtiert die Graffitti-Szene, Tobias Kruse die Ausgestoßenen im Alten Busbahnhof in Tel Aviv. Back to the roots gilt für die Arbeiten von Eric Pawlitzky. Er fotografierte Orte des Ersten Weltkriegs in Polen und benutzte dabei eine Kamera, Baujahr 1895. Nicht genug damit, arbeitete er mit Cyanotypien. Diese ganz aus Blau- und Weißtönen bestehenden Bilder wirken wie Aquarelle oder alte Stiche.

 

Während der Ausstellung werden der Magazin Salon und das Buchlabor zu gast sein. Sie werden Fotobücher, Magazine und raritäten aus aller Welt präsentieren.

 

Die zehn Künstler, sie zu sehen sind: Petra Arnold, Norman Behrendt, Beat Brogle, Fred Hüning, Tobias Kruse, Petra Muhr, Eric Pawlitzky, Torsten Schuhmann, Sabine Springer und Melanie Vogel.

 

Eröffnet wird die Ausstellung am 02. Mai 2014 um 20 Uhr. Zur Eröffnung wird auch der Katalog „FEX – Bilder aus dem Untergrund“.

Künstlerhaus Dortmund

Sunderweg 1

44147 Dortmund

 

Zeichnungen nicht nur auf Papier

Eine Vase voller Ameisen von Evelyn Bracklow.
Eine Vase voller Ameisen von Evelyn Bracklow.

Acht Künstlerinnen und Künstler präsentieren unter dem Titel „drop me a line „ im Künstlerhaus Dortmund vom 08. März bis 13. April unterschiedliche Positionen zum Thema Zeichnen. Dabei geht es nicht nur um Zeichnen auf Papier, sondern auch auf anderen Materialien wie Porzellan oder Wände. Manche Zeichnungen gehen in die Dreidimensionalität oder knüpfen Netze im Internet.

 

In den Arbeiten „Der Garten zum Quadrat“ beschäftigt sich Juliane Laitzsch mit floralen Mustern der porzellanen Schaustücke der Sammlung der Pfalzgalerie Kaiserslautern. Deren Muster und Ornamente greift sie auf und entwickelt sie weiter.

 

Mit Porzellan beschäftigt sich auf Evelyn Bracklow. Sie bemalt gebrauchtes Geschirr mit winzigen Ameisen. So hat der Betrachter den Eindruck, als sei das Geschirr mit Ameisen übersät. Bracklow benutzt bewusst gebrauchtes Geschirr, das Gebrauchsspuren aufweist, um den Charakter des Benutztwordenseins zu verstärken.

 

Matthias Reinhold wagt in seinen Arbeiten den Sprung vom Realen zum Virtuellen. Seit 2007 arbeitet er an seinem Projekt „Ikonolog“ (www.ikonolog.de) und hat für das Künstlerhaus eine Wandseite „analog“ dargestellt. So kann der Betrachter anhand gespannter Fäden beziehungen zwischen Fotos/Grafiken/Zeichungen des Künstlers ziehen.

 

Eine spannende Bild-Text-Kombination zeigt Barbara Wrede. Sie präsentiert 52 Blätter eines dreimonatigen Aufenthalts in Salzwedel (Sachsen-Anhalt). Ihre Blätter haben ein speziellen und manchmal lakonischen Blick auf das Alltägliche in diesem Städtchen.

 

Wie Pop-Up-Bücher wirken die Werke von Stephanie Brysch. Sie arbeitet mit Papier und faltet und schneidet es. In ihren Arbeiten unter dem Titel „Nimm das Boot“ hat sie Comicbücher bearbeitet und kombiniert die vorhandenen Figuren neu.

 

Bei Karen Scheper hat es die Zeichnung vom Blatt in den dreidimensionalen Raum geschafft. Ihr Werk „kwatsch kwatsch“ verknüpft dreidimensionale Elemente mit Wandzeichnungen. Inspirationen findet die Künstlerin in der Sciencefiction von Philipp K. Dick oder Stanislaw Lem. Daneben beschäftigt sich Scheper mit mathematischen Gebilden wie Fraktalen oder der Mandelbrot-Menge.

 

Mit dem Thema Kolonialismus und Flüchtlingen aus Afrika beschäftigt sich Jürgen Eisenacher. Afrikaner wie Europäer werden in seinen großformatigen Werken als Deformierte gezeigt. So möchte der Künstler auf die Problematik hinweisen und eine Diskussion anregen. Eisenacher beschäftigt sich schon seit einigen Jahren mit dieser Thematik.

 

Die Bilder von John Franzen sind wie eine Meditation zu vergleichen. Franzen konzentriert sich auf das Nichts neben der Linie. Jede Linie ist ein Atemzug.

 

Die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler:

Evelyn Bracklow (www.laphilie.com)

Stephanie Brysch (www.stephanie-brysch.de)

Jürgen Eisenacher (www.juergeneisenacher.de)

John Franzen (www.johnfranzen.com)

Juliane Laitzsch (www.juliane-laitzsch.de)

Matthias Reinhold (www.ikonolog.de)

Karen Scheper (www.karenscheper.de)

Barbara Wrede (www.olompia.de)

Die Ausstellung „drop me a line“ wird am 07. März um 20 Uhr eröffnet und geht bis zum 13. April 2014. Die Öffnungszeiten des Küsterhauses Dortmund sind Donnerstag bis Sonntag von 16 bis 19 Uhr).

 

Künstlerhaus Dortmund

Sunderweg 1

44147 Dortmund

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Kieler Monat im Künstlerhaus

Ute Diez, "Deine Gedanken gehören der Gemeinschaft", 2013, Lichtinstallation und Schriftzeichnung auf Wand.
Ute Diez, „Deine Gedanken gehören der Gemeinschaft“, 2013, Lichtinstallation und Schriftzeichnung auf Wand.

Fast einen Monat lang, vom 24. Januar bis zum 23. Februar 2014 zeigt das Künstlerhaus die Ausstellung „Im Kielwasser“. In einer Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Haus 8 e.V. in Kiel präsentieren 13 Künstler aus dem hohen Norden ihre Arbeiten in Dortmund. Danach werden Dortmunder Künstler in Kiel zu sehen sein. Ein kleiner Ausschnitt aus der Ausstellung.

 

Gleich zu Beginn der Ausstellung trifft der Besucher auf die Lichtinstallation „Deine Gedanken gehören der Gemeinschaft“. Aus der Ferne scheint es sich um eine Zeichnung zu handeln, geht man jedoch genauer hin wird ein Text erkennbar. Aus den kalligrafischen Zeichen ist einerseits eine Waschkaue oder einen Umkleidekabine samt künstlicher Heizung erkennbar, die Textgrundlage bildet Aristoteles‘ Gedanken über die Freundschaft.

 

Einige Künstler aus Kiel haben auch – naheliegenderweise – Werke mitgebracht, die maritime Themen zeigen. Wie beispielsweise die Installation „Gezeiten“ von Zuzana Hlinakova, deren geschnittene Findlinge wie bei Flut gerade mal eben sichtbar sind.

 

Ein riesiges Fernrohr hat Anka Landtau mitgebracht. Ihre Arbeit „Ein kleiner Matrose“ lädt den Besucher ein, durch das Fernrohr zu schauen, das ein wichtiges Instrument für die Seeleute ist. Gefährliche Klippen, andere Boote und natürlich das Ufer sind wichtige Marken im Leben eines Seemanns.

 

Nicht mit Kiel, aber mit Island beschäftigen sich die Tuschearbeiten von Elke Schweigart. Hier stehen die Landschaftsformen im Mittelpunkt, die stark abstrahiert sind und skizenhaften Charakter haben.

 

Tamer Serbay zeigt im Keller unter dem Titel „Moin, moin! Weg damit“ fluoreszierende „Brennelemente“. Künstlerisch wird so die Frage gestellt: Wohin mit dem Atommüll, der Jahrtausende weiterstrahlt.

Im Keller des Künstlerhauses ist eine Arbeit zu sehen, die beim Betrachter leichtes Frösteln hervorrufen könnte. Birgit Saupes „Laboratorium“ setzt sich mit einem Experiment auseinander, das 1940 in der Sowjetunion durchgeführt wurde. Die Blutzirkulation sowie die Herz- und Lungenfunktion eines verstorbenen Hundes sollte durch eine Maschine weiter aktiviert bleiben.

 

Eine „Tränenmelkmaschine“ konstruierte Anke Müffelmann. Ihrer Installation ging ein Traum voraus, in dem sie träumte, dass Frauen ihre Tränen „gemolken“ werden, um sie als Arznei für Männer zu benutzen. Sie beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit der gesellschaftlichen Realität von tief sitzenden Rollenklischees.

 

Das immer drängender Problem der Umweltverschmutzung in Asien zeigt Kerstin Mempel. In ihrer Zeichnung „steam asian 1“ fahren zwei Asiaten auf einem Motorrad mit einem riesigen schwarzen Schornstein durch die Gegend.