Penthesilea, das Drama von Heinrich von Kleist, diente dem Theaterkollektiv Trafique unter der Leitung von Björn Gabriel als Vorbild für ihre Version von „Penthesilea“ mit dem Untertitel „Battle oft he Sexes“. Das zeigte schon von Anfang an, wohin die Reise in den kommenden 90 Minuten gehen wird. Ein Premierenbericht vom 22.09.2023 aus dem Theater im Depot.
Die Geschichte von Achill und der Amazonenkönigin Penthelisea geht auf Homers (der auch zu Beginn auf der Leinwand erschien) Erzählung über den Trojanischen Krieg zugrunde. Bei ihm nahm Penthelisea ein böses Ende, bei Heinrich von Kleist siegte die Amazonenkönigin.
Lassen wir mal die ganzen Überlegungen über das sagenumwobene Amazonenvolk (no evidence) beiseite, natürlich gab es, mehr als manche bis jetzt annehmen, Kriegerinnen zu allen Zeiten. Doch Trafiques „Penthelisea“ ist auch kein Stück über das weibliche Heldentum, sondern seziert die Beziehung zwischen Mann und Frau.
Diese Beziehung ist nicht einfach und geprägt und Ungleichbehandlungen. Im Stück träumt Penthelisea von einer Welt ohne Männer, die sie als „große Plage der Welt“ bezeichnet. Dieser Monolog, ich könnte ihn neudeutsch auch als „Rant“ bezeichnen, erinnert an einige Science-Fiction-Filme, in denen durch eine Katastrophe oder ähnliches, (fast) nur noch Frauen auf dem Planeten Erde leben. Die Serie „Y: The Last Man“ ist so ein Beispiel.
Wie hat sich Mann denn nun zu verhalten in der Welt, in der Frau ihren gerechten Anteil fordert? Bezeichnet er sich schnell als Feminist, um als „pinker Gockel“ eine Frau in Bett zu bekommen?
Und was wäre, wenn Achill und Penthelisea beide überlebt hätten? Trafique zeigt es uns gegen Ende des Stückes in all seiner Schönheit. Ehe, Kind, Alltagstrott. (K)Eine Alternative?
Eine weitere Figur hat in dem Stück Platz. Ein Namenloser, der anscheinend mit der strikten Einteilung von Mann und Frau bricht. Von der Gesellschaft ausgeschlossen, ist er aber jemand, der sexuelle Selbstbestimmtheit lebt.
„Penthesilea“ gibt keine Antworten auf die Kämpfe zwischen den Geschlechtern, sondern zeigt einen kleinen Einblick in die aktuellen Diskurse. Hervorzuheben sind die drei Darstellenden auf der Bühne: Nicolas Martin, Johanna Reinders und Tomasso Tessitori, die ihre Figuren mit Leben erfüllen. Hinzu kommt der typische Trafique-Stil mit einer Mischung von Film und Schauspiel und den obligatorischen Backgroundgesprächen der Schauspielenden.
Nicht zu vergessen: Trafique schafft es wieder, die Vorlage (hier Kleist) zu entstauben und für den aktuellen Diskurs aufzupeppen.