Erst Anfang September 2023 hatte Puccinis Oper „La Bohéme“ unter der Regie von Gil Mehmert seine bewegende Premiere im Dortmunder Opernhaus.
Am 30.09.2023 startete nun das in den 1990-iger Jahren (New York) zur Weihnachts- und Silvesterzeit verlegte moderne Musical-Pendant „RENT“ (Miete) in der Inszenierung des Regisseurs am gleichen Ort. Buch, Musik und Liedertexte sind von Jonathan Larson, (Deutsch von Wolfgang Adenberg). Das Originalkonzept und die zusätzlichen Liedtexte stammen von Billy Aronso.
Hier werden (vordergründig) ähnliche Geschichten erzählt. Mehmert hat nicht nur das Bühnenbild mit dem Dach-Appartement übernommen, sondern auch einige kleine Anlehnungen an die „La Bohème“-Inszenierung übernommen.
Begleitet wird die Story musikalisch sensibel und rockig von einer Band unter der Leitung von Jürgen Grimm.
Junge Bohemiens kämpfen auch bei RENT um ihre nackte Existenz und Leben in einem schäbigen „Loft“ über den Dächern von New York. Ihnen wird hier jedoch unter anderem bewusst die Obdachlosen auf der Straße unten gegenübergestellt.
Beide Gruppen sind von den Plänen Vermieters und ehemaligen Mitbewohners des Appartements bedroht, der der die Mieter aus der Wohnung heraushaben will, um sie in eine Luxusimmobilie zu verwandeln. Der Filmemacher Mark (Christof Messner) und Musiker Roger (David Jacobs), beide noch Mieter des Appartements, bekommen Unterstützung von Marks Ex-Freundin Maureen (Bettina Mönch), deren neue Partnerin Joanne (Amani Robinson), dem arbeitslosen Universitätsprofessor Tom (Alex Snova) sowie dessen neue Liebe Drag-Künstler Angel ( Lukas Mayer). Dazu kommt die drogenabhängige und schwer kranke Mimi, in die sich Roger allmählich verliebt.
Die harte Lebenswirklichkeit holt die Paare bald ein….
Das Musical besticht durch rasante Choreografien, starken Stimmen der Darstellenden und eindringlichen geschickt wechselnden Bühnenbildern auf verschiedenen Ebenen.
Während bei Puccini Mimi an Tuberkulose leidet, spielt bei Larson Drogensucht und die in den 1990-iger Jahren akute Aids-Problematik eine Rolle. Viel ist aus seiner eigenen Lebenswirklichkeit entnommen. Ungleichheit, Armut, Gentrifizierung, Obdachlosigkeit, Homophobie werden ebenfalls schonungslos aufgezeigt.
Leider haben diese Probleme auch heutzutage nichts von ihrer Brisanz verloren.
Optisch am Auffallendsten war sicherlich Lukas Mayer in seiner Rolle als „Drag-Queen“. Bei all den tollen Stimmen beeindruckte mich persönlich besonders Amani Robinson.
Humorvoll unterstützt wurden die Hauptakteure von dem Rest des Ensembles in ihren verschiedenen Rollen.
RENT ist etwas für von Musical-Freunde wie auch Fans von romantischen Rockballaden und fetzigem Rock. Modern, aktuell, frisch und mit einer Prise Erotik.
Es ist eine musikalische Feier der Liebe („Seasons of Love“, einziger Song in englischer Sprache), der Bohème, und vor allem des „Leben im Jetzt“.
Die Premiere wurde vom Publikum stürmisch gefeiert. Weiter Aufführungstermine erfahren Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.: 0231/50 27 222